Bericht: Verträumtes Bornholm und "Wonderful Copenhagen"

gengarde

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So, damit ich es auch wirklich mal mache, poste ich hier und heute den ersten Teil unseres kleinen Reiseberichts über unseren Sommerurlaub.

Diesmal waren wir (meine Frau, mein 18 jähriger Sohn und ich), Italienfans, im Sommer in der entgegen gesetzten Richtung unterwegs und haben unseren „nur“ gut zweiwöchigen Urlaub in Dänemark verbracht. Sicher nicht die schlechteste Entscheidung in diesem heißen Juli.
Vierzehn Tage haben wir auf Bornholm verbracht und dort eine Ferienwohnung im Nordosten der Insel in Teijn-Sandkaas bewohnt, angegliedert an ein Hotel mit der Nutzungsmöglichkeit von Hallenbad und Sauna (letztere blieb unbenutzt). Bornholm stand schon lange auf unserem Wunschzettel. Wage Loblieder im Hinterkopf auf das besonders milde Klima, exotische Vegetation und tolle Strände hatten uns neugierig gemacht. Und ganz am Rande, man glaubt gar nicht, wie viele Menschen in unserer Umgebung Bornholm mit dem Golfstrom in Verbindung brachten. Das ist natürlich (?:roll: !) Quatsch, denn der Golfstrom hat schon genügend mit der Erwärmung des Atlantiks zu tun und kann sich nicht auch noch um die vergleichsweise als Tümpel anzusehende Ostsee kümmern.

Planung, An- und Abreiseweg
Wir hatten uns für unsere Verhältnisse relativ früh, bereits im Februar, um Unterkunft und Fähren gekümmert. Ein wichtiger Hinweis für eher spontanere Forumsnutzer in diesem Zusammenhang ist, dass dies eher spät ist, wenn man Bornholm als Reiseziel ins Auge fasst.
Immerhin erfolgt auch in der Hochsaison der obligatorische Bettenwechsel nicht in allen Ferienhäusern nur samstags. Eine ganze Reihe von Anbietern haben auch Unterkünfte mit Wechsel am Sonntag und einige auch Donnerstag im Angebot. Aber auch uns, die am Sonntag an- und abreisen wollten, gelang es schon nicht mehr die gewünschten Fährplätze zu ergattern. Für die Anreise mussten wir auf die Nachtfähre ab Sassnitz/Rügen ausweichen (Abfahrt Sonntag früh um 3.30h) auf der Rückreise machten wir dann die Not zur Tugend und einen zunächst merkwürdig anmutenden Abstecher über Schweden. Von Bornholms „Hauptstadt“ Rönne fahren die schnellsten und meisten Fähren nämlich nach Ystad (Einsatzort von Kommissar Wallander). Von dort sind es nur knapp 60km nach Malmö, der größten Stadt in Südschweden. Die beeindruckende, neue Öresundbrücke katapultiert einen dann in lediglich 30 Minuten nach Kopenhagen, ideales Zwischenziel für (dann auch noch ausgeruhte) Metropolenliebhaber wie wir. Nach nur 170km weiteren unkomplizierten Autobahnkilometern und einer im halbstündigen Rhythmus verkehrenden Fährüberfahrt von Rödby nach Puttgarden auf Fehmarn erreicht man deutschen Boden.

Begrüßung
Unsere erste Tuchfühlung mit der Insel Bornholm an einem Sonntagmorgen um ca. 7.30h war beispielgebend für den ganzen Aufenthalt. Im Hotel wurden wir nicht vor 14 h erwartet. Zeit war genug bis dahin. Also entschieden wir uns zur langsamen Annäherung. Quer über die Insel sollte es zunächst nach Svanneke einer pittoresken kleinen Handelsstadt am Meer gehen, wo wir frühstücken wollten. Von dort arbeiteten wir uns dann langsam an der Küste Richtung Norden vor fast bis nach Allinge an der Nordostspitze. Mit Tempomat auf 90km/h schnurrten wir vorbei an satten goldgelben Feldern, Wald und einsamen Höfen im sanften Morgenlicht, der langsam an Kraft gewinnenden Sonne. Wir waren quasi die einzigen, die um diese Zeit mit dem Auto unterwegs waren. Lediglich die Vögel zeugten vom Vorhandensein weiterer Lebewesen. Sie genossen den warmen Asphalt für ein erstes Sonnenbad und waren dabei so träge, dass wir ständig Angst haben mussten sie umzufahren. Es schien so, als ob sie Autos noch nicht als gefährlich kennen gelernt hatten. Ein kleiner Piepmatz musste tatsächlich dran glauben. Es tat uns wirklich leid, uns gleich als Festlandsterroristen in der Idylle einzuführen.

Insel-Eindrücke
In Svanneke angekommen, war von städtischem oder nur touristischem Treiben auch noch nichts zu spüren. Eine fast unwirkliche Stille herrschte zwischen den hübschen, in warmen Gelb- und Rottönen leuchtenden Häusern. Immerhin war die Sonne schon mindestens zweieinhalb Stunden lang am Scheinen. Hier herrschte trotzdem Ruhe wie in der Vorsaison, dabei war es doch Mitte Juli. Nach einem ersten Fotoshooting in diesem tollen Licht gab es dann das ersehnte Frühstück in der Konditorei am Marktplatz, wo immerhin die Frühstücksbrötchenkäufer für Bewegung und Geschäftigkeit sorgten. Der heiße Kaffee gab uns endlich das Gefühl angekommen zu sein.
Über die 14 Tage, die dann kamen, will ich mich nicht in Einzelheiten auslassen. Nur soviel: es waren die entspannendsten Ferien, die ich lange Zeit gehabt habe und wir alle haben das genossen. Auch unser Sohn hat Trubel und Action nicht wirklich vermisst, vielleicht dadurch begünstigt, dass er einen Tag vor unserer Abfahrt erst von einer 12-tägigen Klassenfahrt nach Florenz und Viareggio zurück gekehrt war, die sicher im krassen Gegensatz zu unserem Familientrip gestanden hat.
Bornholm ist ideal zum Abschalten und Auftanken. Die Anzahl der Sehenswürdigkeiten ist überschaubar und besteht im Wesentlichen aus vier (übrigens in ihrer 800 jährigen Schlichtheit beeindruckenden und gleichermaßen wehrhaften) Rundkirchen und bemerkenswert abwechslungsreicher Natur mit Wackelsteinen :nod: (sich bewegenden tonnenschweren Eiszeitfelsbrocken), Klippen und feinsandigen Superstränden. Auch das bereits architektonisch interessante Kunstmuseum ist einen Besuch wert.
Jedes Dorf an der Küste hat eigene Fischräuchereien. „Der Bornholmer“, ein golden geräucherter Hering, ist das allgegenwärtige essbare Wahrzeichen und schmeckt mir zumindest immer wieder. Viele Künstler bieten hübsche, oft zu teure Glas-, Keramik- und sonstige Handwerkskunst. Selbst in der Hochsaison findet jeder seinen Lieblingsstrandplatz mit reichlich Abstand zum Nachbarn, wenn gewünscht. Nur das allgemein teure Preisniveau trübt den Gesamteindruck. Achtung Radfahrer: es gibt sehr schöne Strecken und Radfahren ist eine verbreitete Form sich die Insel zu erschließen, aber man bedenke, dass es ständig auf ab geht. So viele steile Anstiege haben zumindest wir der Insel nicht zugetraut.
 
AW: Verträumtes Bornholm und "Wonderful Copenhagen"

Hallo und Moin, Moin gengarde!

Vielen Dank :) für Deinen wirklich sehr schönen Reisebericht - ich habe ihn sehr gerne gelesen und bin schon auf die Fortsetzung gespannt!
Man merkt Deinem Bericht richtig an, dass ihr gut erholt wiedergekommen seid ( irgendwie schwingt es mit )


Gruß - Asterixinchen :)
 
AW: Verträumtes Bornholm und "Wonderful Copenhagen"

Danke Asterixinchen! Dein Lob motiviert immer wieder.

Deshalb kommt hier bereits der zweite Teil, dem noch ein dritter folgen soll.

Malmö
Am Sonntag, 30.7.06 machten wir uns auf den Weg nach Kopenhagen. Die Fährüberfahrt verlief unspektakulär. Auch in Schweden wurden wir mit Sonnenschein begrüßt. Wir fanden problemlos die Schnellstraße nach Malmö und waren am späten Vormittag bereits in der drittgrößten Stadt Schwedens an der Südspitze des Landes. Wir hatten uns aufgrund der Reiseunterlagen des ADAC, die ich als Mitglied obligatorisch als Zusatzinformationsmaterial immer besorge, zu einem Kurzabstecher entschieden. Erstes Ziel war die Innenstadt mit Stortorget (Großer Markt), Rathaus, Lilla Torget (Kleiner Platz) und Reiterstandbild eines der vielen Gustavs auf dem schwedischen Thron. Größtes Problem war für uns das Parken. In der gesamten City ist das nämlich auch sonntags gebührenpflichtig, und wir hatten keine schwedischen Kronen und konnten uns auch nicht dazu durchringen, nur dafür etwas am Geldautomaten abzuheben. Da lernt man erst wieder die einheitliche Eurowährung vieler anderer EU-Staaten zu schätzen (z.B. Italien!). Wir entschieden uns zu einem Halt an einer kostenfreien Kurzparkstelle und ließen es darauf ankommen, ob die Polizei schneller am Auto sein würde als wir. Die Stadt machte einen noch ziemlich verschlafenen Eindruck. Rund um den mittelalterlichen Lilla Torget hatten nur wenige der allgegenwärtigen Kneipen geöffnet, dort dösten wenige schlapp in der Wärme. Na ja, die Stadt entfaltete jedenfalls kein besonderes Flair, so dass wir nach kurzer Zeit zurück zum Auto gingen und das zweite Ziel ansteuerten.
„BO 01 City of Tomorrow“ war eine intenationale Bauaustellung im Jahr 2001 gewesen. Mittlerweile hat sich am alten Westhafen, auf ehemaligem Werftgelände, ein neuer Stadtteil mit interessanter, vielfältiger neuer Architektur, Kanälen und Grünanlagen entwickelt. Weithin sichtbares Markenzeichen des neuen Viertels ist der jüngst fertig gestellte „Turning Torso“ vom Stararchitekten Calatrava. Ein Hochhaus, dass sich förmlich in den Himmel schraubt: echt beeindruckend! Bald soll es dort ganz oben ein Panoramarestaurant geben. Nach einem Spaziegang durch das Viertel und an der Uferpromenade ging es dann unproblematisch über die gewaltige Öresundbrücke, und schwupps, war man in Kopenhagen, der Hauptstadt von Dänemark.

Kopenhagen, 1.Tag
Im Hotel kauften wir uns die Copenhagen Card (CC), die für 24 Stunden und satte 33€ pro Person alle Öffis und viele Sehenswürdigkeiten gratis zugänglich macht und ließen sie ab 19h beginnen. Zunächst ging es zu Fuß zu einem ersten Reinschnuppern durch die Fußgängerzonen in Richtung Ströget, der Hauptschlagader des Einkaufsparadieses Kopenhagen (Sonntagsöffnung in vielen größeren Geschäften bis 17 Uhr). Am Runden Turm vorbei ließen uns zunächst die Design-Ikonen Georg Jensen (Uhren, Silber, Wohnaccessoires) und Königlich Kopenhagen (Porzellan) die Zeit vergessen (Verkauf und Museum auch sonntags geöffnet), selbst wenn vieles nicht unserem Geschmack entsprach. Wir tranken Kaffee im Kirchgarten der Helligaandkirken und verspeisten in mediterran anmutender Umgebung von freundlichen, mehrsprachigen Frauen der Gemeinde selbst gebackenen dänischen Käsekuchen, schlenderten weiter zum Rathausplatz und durch einen der vielen schönen Parks mit See zurück zum Hotel.
Nach einer kleinen Rast ging es dann abends per Bus zum Tivoli. Der Eintritt von ca. 12€ ist in der CC enthalten. Der berühmte Freizeitpark ist eine große Parkanlage mit vielen Blumen, Teichen, aber eben auch Fahrgeschäften, Schieß- und Eisbuden sowie sonstigen Jahrmarkts-(Kirmes-)buden und einer großen Zahl von Restaurants (mind. 20). In einer Sonderausstellung von Grönländern über Grönland streichelten wir einen schmelzenden Block Polareis und probierten Bier von der eisigen Insel. Dann begann der bei uns immer sehr schwierige Entscheidungsprozess der passenden Restaurantwahl. Schließlich landeten wir dann typischerweise beim Italiener:] , aßen eine gute aber teure Pizza (ca 15€) und zahlten auch für das Bier einen fürstlichen Preis (wie fast überall in DK: das ist kein Tivoliprivileg!). Wir ergötzten uns an den Schreien der Passagiere in den aufregenden Karussells (z.B. das höchste Kettenkarussell der Welt), das reicht uns bereits und freuten uns später an der üppigen Illumination. Alle Belustigungen kosten übrigens extra, es gibt aber eine Flatrate für diejenigen, die auf diese Art von Belustigung stehen.
Unser erster Eindruck von der Stadt war sehr positiv. Eine lebendige Metropole mit Flair und weltläufiger Prägung, vom Wasser geprägt. Wir fühlten uns teilweise an Hamburg und an Amsterdam erinnert. Viel Bausubstanz aus dem 19. und vom Beginn des 20. Jahrhunderts kennzeichnet das Stadtbild, aber auch neue Akzente werden gesetzt. Das Fahrrad ist ein wichtiges Transportmittel. Breite Extra-Fahrspuren säumen auch größere Straßen.

Der 2. Tag folgt bald
Gruß von gengarde
 
AW: Verträumtes Bornholm und "Wonderful Copenhagen"

Hallo und Moin, Moin gengarde!

Auch diesen Teil Deines sooo schön geschriebenen Reiseberichtes habe ich wieder sehr gerne gelesen - ich warte mit Spannung auf den noch folgenden Part !!!

DANKE !!! :) :) :)


Gruß - Asterixinchen :)
 
AW: Verträumtes Bornholm und "Wonderful Copenhagen"

Vogelmörder ;) !!!
Aber nichtsdestoumso ein sehr schöner Bericht mit einer stellenweise schon fast poetischen Sprache, weiter so :)
 
AW: Verträumtes Bornholm und "Wonderful Copenhagen"

@aurelia
:blush: ja, du hast ja so Recht! Der Piepmatz verfolgt mich durch meine Träume und kommt nicht umsonst hiermit wenigstens zu literarischen Ehren.

So, jetzt noch der Schlussteil:

Kopenhagen, 2.Tag
Am nächsten Morgen war unser erstes Ziel die kleine Meerjungfrau. Wir wussten zwar, dass die kleine Bronzefigur nicht wirklich beeindruckend ist, aber der Besuch bei ihr gehört nun mal zu Kopenhagen wie die Münze im Trevibrunnen zu Rom. Wir kriegten dann auch richtig etwas geboten. Wirklich witzig, wie Chinesen und Spanier über die schlüpfrigen Felsen klettern, um sich mit der kleinen Meerfrau ablichten zu lassen und sich dabei ins Gehege kommen. Es gab Gott sei Dank keine Verletzten und größere diplomatische Komplikationen. Ganz in der Nähe, vor dem Maersk-Verwaltungsgebäude, am anderen Ende des großen Kastells beeindruckte uns der Gefion-Brunnen. Ein gewaltiges Monument, kräftige Stiere die einen Wagen mit einer Göttin ziehen. Das rauschende Wasser scheint unter den Rädern nur so weg zu stieben und aus den Nüstern der Stiere steigt es dampfend auf, als wenn die Tiere unter der Anstrengung tatsächlich schnauben.
Auf der anderen Wasserseite ist das neue Opernhaus der Blickfang, ein nicht unumstrittenes Geschenk des Herrn Möller, Gründer der Maersk Reederei, der heute größten der Welt. Wir nahmen den, dank CC nichts kostenden, Wasserbus und genossen den Blick auf Oper und City vom Wasser aus. Spontan entschieden wir uns am Nyhavn auszusteigen. Eine wunderschöne Kneipenmeile am Kanal, die stark an Amsterdam erinnert
Am Kongens Nytorv bremste uns dann eine Ausstellung mit genialen Tierfotografien auf Riesenpostern vom WWF, bevor ein Besuch im Magasin du Nord, dem größten Kaufhaus Nordeuropas, unsere Zeitplanung endgültig über den Haufen warf. Dort gibt es nämlich eine ganze Etage mit Produkten skandinavischen Designs, Glas, Porzellan, Tischwäsche, Lampen, Wohnaccessoires jeglicher Art. Wir waren begeistert. Sogar unseren Sohn erfasste das Interesse an den coolen Dingen, die hier en masse zu finden waren. Und was kauften wir? Eine Toilettenbürste und ein geniales (wirklich geniales!) Kehrblech!!! So etwas hätten wir in Deutschland niiiiieee gefunden.
Wärend unser Sohn sich auch noch die anderen Etagen vornahm, ließen wir wieder die Kultur zu ihrem Recht kommen. Die Marmorkirken, mit Dutzenden von bedeutenden Männern monumental aus Stein gehauen im Garten (!) und an der Fassade und das kleine Museum im Schloss Amalienborg gefielen uns. Das Schloss selbst, in der die Königin Margarete wohnt, kann man nicht besichtigen. Das kleine Museum gibt einen guten Einblick in die Geschichte des Königshauses und in das Leben der letzten Generationen. Die total unterschiedlich und sehr persönlich eingerichteten Arbeitszimmer der letzten Könige sagen viel über ihre Persönlichkeiten aus. Das hat auch uns gefallen, beide keine Royalisten und nicht sattelfest, wenn es um den Zustand der königlichen dänischen Familie geht. Irgendwie gibt es dort eine australische Prinzenfrau (gut) und einen fremd gehenden Prinzen (schlecht), aber ist das der Kronprinz? Gibt es Thronfolgerkinder oder nur vom kleinen Bruder? Na ja, nicht so wichtig.
Nachmittags war Christiania unser Ziel, endlich! Ein Mythos. „Christiania“ hieß auch in meiner Heimatstadt eine „unserer“ Kneipen in 30 Jahre zurück liegender Jugend, zugegeben ein wenig schmuddelig und manchmal von reichlich süßlich duftendem Qualm vernebelt, aber wir gingen gerne hin. Der Name stand für ein Symbol. Eine Insel der Freiheit! Der immer noch existente Versuch, eine basisdemokratische Freistadt zum Leben zu erwecken und am Leben zu erhalten. Ich hatte es nie geschafft, mir einen persönlichen Eindruck zu verschaffen. Nun ja, dann eben jetzt. Es war ja nicht zu spät! Oder doch?
Ich bin gewiss nicht pingelig, aber gelinde gesagt war unser Besuch eine Enttäuschung. Die eigenwillige Architektur der selbst gebauten Häuser, die Werkstätten und Projektläden waren unser Hauptinteresse. Aber was wir zumindest an diesem Tag antrafen, warf vor allem ein Schlaglicht auf die schlecht im Zaum zu haltende Drogenproblematik. Während wir in einer großen Gartenkneipe einen (übrigens guten) Capuccino aus Plastikbechern tranken, wurde an allen Tischen ringsum intensiv gekifft. Der Gipfel war ein junger Kerl, der sich eine riesige Tüte mit einigen Kumpels teilte, und nach jedem Zug zum Busch neben unserem Freilufttisch kam, um dort zu spucken. Uns nahm er gar nicht wahr. Das Ideal der Drogenfreiheit spielte sich nicht nur hier unangenehm mit seinen negativen Auswirkungen in den Vordergrund. Schade, der Drogenhype in vielen der Geschäfte, die wandelnden Leichen als abschreckende Beispiele über die Folgen von Drogenmissbrauch in mehreren Häusern und Kneipen verdarben uns nicht nur den Appetit sondern auch die Freude an den sonstigen „Errungenschaften“, wie den tollen Fahrrädern in Pedersens Fahrradladen.
Wir waren jedenfalls ganz bürgerlich irgendwie erleichtert, als wir Christiania verlassen hatten und an einem nahen Kanal in Christianshavn unter netten, meist jungen Menschen ein Nachmittagsbier tranken.
Unsere familieninterne Diskussion über die Fortsetzung unseres Besuchsprogramms fiel außergewöhnlicherweise auf einen Zoobesuch. Das gehört für mich eigentlich nicht zu einer Stadttour, schon gar nicht, wenn man nur zwei Tage Zeit hat. Aber an dieser Stelle half uns die wichtige Grundsatzentscheidung, das Kopenhagen auf jeden Fall einen baldigen zweiten Besuch wert ist. Da waren wir uns einig. Also, warum sich nicht Zeit nehmen für den als sehr schön geltenden Zoo und einige Schlösser und Museen für den zweiten Kopenhagentrrip aufsparen, zumal der Eintritt mit der CC-Card noch umsonst (bei meinen Kostenbewusstsein kriegten sie mich endgültig) und es auch bereits 17 Uhr war: zu spät für viele Besichtigungen, während der Zoo bis 21.00h geöffnet war. Aber ganz allgemein gesprochen gilt immer, dass weniger oft mehr ist. Wenn man nicht nur Highlights „abarbeitet“, hat man mehr von jeder Einzelattraktion und der Stadt an sich(Dieser Grundsatz hilft auch in Rom). Und was sag ich, der Zoo ist wirklich sehr schön. Jetzt am frühen Abend taten uns viele Tiere zudem den Gefallen, sehr aktiv zu sein. Wir hatten also nichts zu bereuen.
Der Runde Turm wartete geduldig auf unseren Besuch. Um 20.45h schraubten wir uns auf der „Straße“ im Turm, breit genug für eine Kutsche (siehe auch Engelsburg in Rom), nach oben auf die Aussichtsplattform dieses fast 400jährigen Multifunktionsbaus der Uni. Sie diente früher als Observatorium und war gleichzeitig Kirchturm der Trinitatiskirche, die im Obergeschoss über dem Kirchenschiff außerdem die Unibibliothek beherbergte. Sehr weitsichtig geplant! Wir genossen das Panorama über die Stadt und machten uns anschließend mit runden Füßen auf die Suche nach einer Futterkrippe, möglichst in der Nähe unseres Hotels. Nach dem bekannten Entscheidungsstündchen saßen wir dann endlich in einem netten Lokal im Univiertel und wurden mit hübsch designten, trotzdem schmackhaften und ausreichend sättigenden Speisen und kühlen Getränken ruhig gestellt.

3. Tag
Nach dem Einkauf merkwürdiger dänischer Nationalprodukte, die sich bei uns teilweise bereits in weit zurück liegender Zeit einen Mythos erarbeitet hatten, wie z.B Dorschrogen in Dosen (Brotaufstrich nur für mich, kennt bestimmt kein anderer, oder?!), bunte Kopenhagener Boljer (Bonbons), Pflaume in Madeira von Anthon Berg (sündhaft gute Schokoleckerei) und diverse Salzlakritz ging es dann auch schon wieder auf die Piste. Übrigens, für Lakritzfans ist Dänemark ein El Dorado. Sogar das Eis des Jahres „Super-Piratos“ hat einen Kern aus Salzlakritz (übrigens von Haribo).

Auf der Autobahn ließen wir sehr schnell das quicklebendige und großstädtische Kopenhagen hinter uns. Bald rauschten wir wieder vorbei an Feldern und Wiesen durch ländliche Idylle, man könnte unnetter auch Pampa sagen. Der Unterschied ist wirklich sehr stark spürbar. Nach nur 170km über die Inseln Seeland, Falster und Lolland erreichten wir gegen Mittag Rödby und waren bereits eine halbe Stunde später (es war Dienstag!) auf der Fähre nach Puttgarden.

Eigentlich ist Kopenhagen gar nicht weit weg. Wer Interesse hat, sollte den Trip unbedingt in die Tat umsetzen. Wir fanden, es lohnt sich. Und wir werden wieder kommen!

Gruß an alle Reisefans
von gengarde
 
AW: Verträumtes Bornholm und "Wonderful Copenhagen"

Hallo und Moin, Moin gengarde!

Schade, dass der Bericht schon zu Ende ist - wirklich schade - ich könnte immer noch weiterlesen ............Vielen Dank, dass Du uns an Deinen / Euren Erlebnissen hast teilhaben lassen - ich habe es sehr, sehr gerne gelesen!!!
Welches Urlaubsziel steht als nächstes an ??? Ich hoffe, dass wir dann wieder einen soooo schönen Reisebericht lesen dürfen .........


Gruß - Asterixinchen :)
 
AW: Verträumtes Bornholm und "Wonderful Copenhagen"

Moin zurück,
danke für die Blumen.

Ja, die nächsten Taten lassen tatsächlich nicht allzu lang auf sich warten. Zweimal Italien ist schon klar, einmal geschäftlich Sardinien Anfang Oktober (kommt leider (?) auch nicht oft vor) und eine Woche Toskana Ende Oktober zum Genießen.

Keine schlechten Perspektiven, nech? Mit den Berichten will ich noch nicht zuviel versprechen, aber wenn du, asterixinchen, und die anderen gut vorlegen, kann man ja kaum zurückstehen.

Gruß gengarde
 
AW: Verträumtes Bornholm und "Wonderful Copenhagen"

Hallo und Moin, Moin gengarde!

Jau ---> das hört sich doch so richtig gut an !!!

Ja, ich werde mich bemühen mit guten Beispiel voranzugehen und verspreche einen Bericht aus Rom ( und umzu - wenn es denn möglich ist ) zu liefern........

Ich wünsche noch einen schönen Abend!!!



Gruß - Asterixinchen :)
 
AW: Verträumtes Bornholm und "Wonderful Copenhagen"

Auch von mir herzlichen Dank für Deinen Bericht - habe mich an vieles erinnert, das ich schon wieder halb vergessen hatte. Wir waren vor nunmehr 11 Jahren auf Abifahrt in Kopenhagen, mit Abstecher nach Malmö und zu einigen anderen Zielen auf Seeland.

Herzlichen Gruß
Sven
 
Danke für diesen ausführlichen Bericht. Bin auch ein großer Dänemark Fan seit ich vor 2 Jahren dort war. Es ist ein wundervolles Land und einfach perfekt für einen Familienurlaub.
Wir haben allerdings erst ziemlich spät gebucht was zur Folge hatte, dass viele Ferienhäuser schon ausgebucht waren. Zum Glück fanden wir dann doch noch einen dänischen Ferienhaus Anbieter der uns noch ein einigermaßen gutes Angebot machen konnte. Das Haus war super gelegen und wirklich toll ausgestattet. Das Haus war übrigens auch in der Nähe von Bornholm - wie du sagst du perfekt Gegend zum Abschalten.
Kopenhagen hat mir aber auch sehr gut gefallen. Ich möchte auf jeden Fall wieder hin um mir andere Regionen anzusehen.
 
922Andreas schrieb:
Das Haus war super gelegen und wirklich toll ausgestattet. Das Haus war übrigens auch in der Nähe von Bornholm -
Hallo Andreas,

was heißt denn in der Nähe von Bornholm, eine andere Insel8O:?:

Fragt der neugierige gengarde
 
Ach Blödsinn! Was hab ich da schon wieder geschrieben?! :)
Gemeint hab ich eigentlich: auf Bornholm in der Nähe von Ronne.
 
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