Romreise zu Pfingsten 1862

Gaukler

Caesar
Stammrömer
Dass eine Romreise nicht immer so bequem war wie im Zeitalter von ICE, EUROSTAR und (Billig-)Flieger, weiß natürlich jeder; zudem dürften nicht wenige hier auch schon Berichte über Romfahrten in früheren Jahrhunderten gelesen haben. Und so ist dies hier auch kein Reisebericht; sondern es handelt sich einfach um einige Tagebuchauszüge, die einen Eindruck davon vermitteln, wie lange und wie umständlich man seinerzeit unterwegs war.8O :D (Ich bearbeite gerade das Personenregister für Band 2 der Edition.) Tagebuchschreiber war der Kölner Glasmaler und Kommunalpolitiker Friedrich Baudri KOLUMBA :: Geschichte :: Friedrich Baudri=; Romreisender sein älterer Bruder, Weihbischof Johann Baudri KOLUMBA :: Geschichte :: Johann Baudri. Anlass der Reise: Zum Pfingstfest 1862 hatte Papst Pius IX. (= Giovanni Maria Mastai-Ferretti) alle Bischöfe zur Seligsprechung japanischer Märtyrer des 16. Jh. nach Rom eingeladen. Für den Kölner Kardinal Geissel Johannes von Geissel - Wikipedia war es zugleich der Termin des ad-limina-Besuchs Ad-limina-Besuch; - Wikipedia jedoch musste er sich aus gesundheitlichen Gründen vertreten lassen durch seinen Weihbischof Johann Baudri. Dieser reiste zusammen mit Bischof Martin von Paderborn. Der erwähnte Rektor Kolping ist selbstverständlich der „Gesellenvater“ und Begründer des Kolpingwerks; die weiteren Personen muss man nicht kennen.



Friedrich Baudri: Tagebuch 1862

April
16. Mittwoch
(...) Der Herr Kardinal hat meinen Bruder ersucht nach Rom - statt seiner - zu reisen. Mitte Mai.


Mai
15. Donnerstag
Abreise meines Bruders nach Rom über Paris u. Marseille mit ¼ 10 Uhr Zug. Bischof Martin, Dechant Halm, Domkapitular Vill, Dechant Schnepper, Rektor Kolping u. Pfarrer Kayser als Begleiter.


Juni
2. Montag
Brief von meinem Bruder aus Rom den dato 26. Mai. Alles gut, ohne Seekrankheit in 29 Stunden von Marseille nach Civitá Vecchia. (...)

6. Freitag
(...) Morgens bei Vikar Dumont, der einen Brief von meinem Bruder aus Rom, am Donnerstag Audienz beim Heiligen Vater c. ½ Stunde; ausgezeichnet. (...)

10. Dienstag
Brief von meinem Bruder aus Rom. Wird wohl nächsten Sonntag abreisen u. in 14 Tagen hier sein. Stets gesund. (...)

12. Donnerstag
(...) Brief meines Bruders an Seine Eminenz u. Louise [= jüngere Schwester des Tagebuchschreibers und des Weihbischofs, führte letzterem den Haushalt] dato Rom 6. Juni.

19. Donnerstag. Fronleichnam
(...) Mein Bruder heute in Frankfurt wie Hennes in Mainz erfahren und geschrieben. (...)

20. Freitag
Rückkehr meines Bruders aus Rom 5 ¼ Uhr; morgens aus Frankfurt.

24. Dienstag. Johannes der Täufer
Morgens mit den Kindern ½ 9 Uhr auf die Burgmauer [dort wohnte Weihbischof Baudri]. Gratulation [zum Namenstag]; mein Bruder schon fort, kam später zu mir u. brachte den Kindern Andenken aus Rom. (...)
 
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Sehr interessant.
Also über Paris nach Rom ...
Du hast es erfasst :nod: :)... genau dies sind die Umständlichkeiten 8O, die ich anhand dieser authentischen Aufzeichnungen uns heutigen komfortverwöhnten Romreisenden mal ein wenig zu Bewusstsein bringen wollte. :D

Wie tröstlich, daran zu denken, wenn man das nächste Mal 2 Stunden anstehen muss am Gepäckband! :lol:
 
Sehr interessant.
Ich hätte nicht gedacht, dass die Schwierigkeiten der Alpenüberwuerung so groß waren, dass man über Paris-Marseille anreiste. Aber im Jahre 1862 gab es weder Deutschland noch Italien, so war es vermutlich wichtig, möglichst wenige Grenzen zu passieren, denn eine direttissima zu nehmen.

Da lob ich mir die Autobahnen in Deutschland, der Schweiz und Italien ;)
patta
 
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