Vatikan: Papst erhält Urfassung seiner Habilitationsschrift
Nach mehr als 50 Jahren hält Papst Benedikt XVI. die Urfassung seiner Habilitationsschrift gedruckt in Händen: Am Sonntag überreichte der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller dem Papst in Castelgandolfo den gut 900 Seiten starken zweiten Band der „Gesammelten Schriften“ Joseph Ratzingers/Benedikts XVI. Er umfasst die seinerzeit nur im Fragment erschienene Habilitationsstudie über den heiligen Bonaventura in voller Länge. Ebenfalls aus der Hand Müllers erhält der Bruder des Papstes, Georg Ratzinger, am Montag in Regensburg sein Exemplar. Ihm hat Benedikt XVI. zu dessen 85. Geburtstag die Ausgabe „in Dankbarkeit für die Weg- und Denkgemeinschaft eines ganzen Lebens“ gewidmet. Joseph Ratzinger selbst sprach im Rückblick auf seine damalige Arbeit einmal vom „Drama der Habilitation“. Nachdem der hoch angesehene Münchener Dogmatiker Michael Schmaus (1897-1993) als Zweitgutachter das Skript wegen eines „gefährlichen Modernismus“ abgelehnt hatte, stand die akademische Karriere Ratzingers 1956 kurz vor dem Scheitern. Schließlich reichte er den von Schmaus unbeanstandeten Schlussteil der Untersuchung ein.