Bericht: Norderney 2013 - Ein Kurzbericht

Padre

Censor
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Stammrömer



Anreise
Die Freude auf den Urlaub war groß – und ich war im wahrsten Sinne des Wortes „reif für die Insel“. So freute ich mich auf eine Woche Norderney. Es sollte meine zweite Reise zu dieser ostfriesischen Insel werden. Als kleiner Junge, ich muss damals 8 Jahre alt gewesen sein, war ich für sechs Wochen dort, zur „Kinderkurverschickung“, wie es damals hieß. Mit diesem ersten Aufenthalt verbinde ich nur sehr wenige gute Erlebnisse. So war ich schon gespannt, ob ich bereits Gesehenes wiederentdecken würde und hoffte natürlich, dass der erneute Besuch in besserer Erinnerung bleiben würde.

Von Hannover ging es mit dem Regional-Express nach Norddeich/Mole. Vom Bahnsteig waren es nur wenige Schritte bis zum Fährableger. Schnell war das Ticket für die Fähre besorgt und bald darauf legte die Fähre auch schon ab. Nach einiger Zeit zeigte sich mein Ziel aus der Ferne.


Nach einer etwa 50 minütigen Überfahrt, legte die Fähre im Norderneyer Hafen an.

Hafen




Mit dem Taxi ging es dann zur Ferienwohnung. Sie hielt alles, was das Internet über sie versprach: Die Wohnung lag in der Nähe des Zentrums, war dennoch ruhig gelegen, geräumig und modern eingerichtet. Ein Ort zum Wohlfühlen!

 
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Moin Padre,

vielen Dank für den Beginn!
Die FW sieht sehr modern und groß aus, ich bin gespannt auf die Fortsetzung.
Frage: darf ein 8-jähriges Kind für 6 Wochen alleine auf eine Kur geschickt werden, schon hart.
Für mich gab es auch eine "schlechte" Erinnerung für Insel Norderney, ich habe auf dem großen Parkplatz Norddeich meinen Badanzug verloren, war auf der Insel ohne Badanzug, toll.

schönen Sonntag!

LG von Qing
 
Spaziergang durch die Fußgängerzone

Die erste Sehenswürdigkeit, die mir begegnete war das Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Es erinnert an Kaiser Wilhelm I. und an die Reichsgründung von 1871. Das Denkmal besteht aus Felsblöcken, die aus 75 deutschen Städten stammen. Dieses Sammelsurium wird von den Norderneyern „Klamottendenkmal“ genannt. Anstelle der kaiserlichen Büste, sie wurde 1918 für Kriegszwecke eingeschmolzen, befindet sich heute eine steinerne Möwe.



Direkt neben dem Denkmal steht die Katholische Kirche St. Ludgerus. Dieser 1884 errichtete Backsteinbau besticht durch seine Schlichtheit. 2008 wurde der Innenraum völlig neu gestaltet.







Kirche und Denkmal befinden sich am Beginn der Fußgängerzone. Hier findet man eine Fülle von Lokalen und Andenkenläden.




In der Fußgängerzone befindet sich das ehemalige Postamt. Heute ist es eine Einkaufspassage.



Immer wieder entdeckt man stattliche Häuser aus der Gründerzeit.


Etwas abseits der Fußgängerzone steht die von wilden Wein berankte Evangelische Inselkirche. Gerade in dieser Zeit eine reine Augenweide.


Auf der Nordseite der Kirche befindet sich der alte Friedhof von Norderney. Auf der Rasenfläche befinden sich noch einige alte Seemannsgräber.


Die Kirche wurde 1879 geweiht, allerdings gab es einen Vorgängerbau.


Das Altarbild stammt noch aus der alten Kirche und ist im 17. Jahrhundert entstanden.


Von der Decke hängen drei Votivschiffe herab.



Interessant sind auch die modern gestalteten Fenster in der Apsis.


Hier gibt es noch echte Klingelbeutel.


Auf der Südseite der Kirche steht seit dem Jahr 1883 ein Martin-Luther-Denkmal, das zum 400. Geburtstages des Reformators errichtet wurde. Schräg gegenüber der Kirche sieht man das Gemeindehaus.


Hier endete mein Spaziergang durch die Fußgängerzone.
 
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Hallo Tizia, hallo Qing,
ganz herzlichen Dank für Eure Rückmeldungen. Schön, dass es hier noch andere Fans dieser Insel gibt.

Qing schrieb:
Frage: darf ein 8-jähriges Kind für 6 Wochen alleine auf eine Kur geschickt werden, schon hart.

Ja, das war damals hart - für fast alle Kinder in dieser Altersklasse. Ich bin an das "Kinderkurheim" vorbeigekommen. Es existiert schon seit vielen Jahren nicht mehr und wenn ich es richtig verstanden habe, gibt es diese Art von Kinderkuren auch gar nicht mehr.

Herzlichen Gruß
Padre
 
Seit Tagen suchte ich nach dem Wort "Kinderlandverschickung"! Auf Gaukler ist verlass :~

Nun, es war halt eine andere Zeit - auch für Kinder. Und schon glücklich darf sich schätzen, wer nicht mehr der Maßnahme Kinderlandverschickung unterworfen wurde. :idea:

Oh ja! Meine Kinderlandverschickung fand gegen Ende der 70er Jahre statt und der "Veranstalter", so sagte es mir meine Mutter heute, war die Rentenversicherung. Eine Schikane, die mir noch in lebendiger Erinnerung ist die, dass wir unsere Briefe nicht verschließen durften, bevor die Erzieher sie gelesen hatten - und wenn etwas negatives über das Heim darin stand - musste es umgeschrieben werden. Aber nun genug davon! Norderney 2013 war schön, sehr schön!
 
Danke für den interessanten Bericht, Padre. Ich war noch nie an der Nordsee, bin also auf Deine weiteren Eindrücke gespannt. :nod:
 
Ich war noch nie an der Nordsee, bin also auf Deine weiteren Eindrücke gespannt. :nod:

Ich mag das Rauhe und die Herbheit der Nordsee. Zugegeben, ich kenne auch nur einen kleinen Teil dieses Landstrichs, die Menschen dort sind sehr freundlich, herzlich und aufgeschlossen - ganz anders, als wir Landratten es vermuten!

Meint
Padre
 
Danke für den interessanten Bericht, Padre. Ich war noch nie an der Nordsee, bin also auf Deine weiteren Eindrücke gespannt. :nod:


Das sollteste Du aber unbedingt mal nachholen!

Die Nordsee ist einfach wunderbar, wild und wunderschön!

Die West- und Ostfriesischen Inseln sind so individuell.

Am Besten gefällt mir die Nordsee im südlichen Dänemark (Blavand, Henne Strand), tolle Dünen!
 
Rund um das Conversationshaus

Das 1837 im klassizistischen Stil errichtete Conversationshaus ist das zentrale Gebäude des Kurplatzes und ist Treffpunkt der Norderneyer Kurgäste.




Im Foyer befindet sich die Tourist-Information und eine Bar.


Hier hat auch die Stadtbibliothek ihren Sitz sowie die Spielbank. Wer gerne einmal an einem Roulettetisch sein Glück versuchen möchte, ist hier allerdings falsch, denn seit ein paar Jahren ist das Casino eine reine Automatenspielbank. Außerdem gibt es einen großen Veranstaltungssaal.


Der schönste Raum ist aber der Leseraum, der mit englischen Klubsesseln möbliert ist und indem über 60 verschiedene Tageszeitungen ausliegen, wenn ich richtig gezählt habe, die man nach Lust und Laune kostenlos lesen kann. Hier überwiegt ein Geräusch - das Rascheln von Papier. Ein idealer Aufenthaltsort für Schietwetter ...


Neben dem Conversationhaus steht das Badehaus, heute eine Wellness-Oase.


Auf dem Kurplatz sah ich diesen historischen Badewagen, der in vergangenen Zeiten als umkleidekabine diente.


Einige Meter vom Kurplatz entfernt steht ein wahres Juwel der Insel, das Kurtheater. Das aus den 70er Jahren stammende Foyer verschandelt das Äußere schon gewaltig, ist aber nicht die einzige Bausünde auf der Insel. Ich betrat das Foyer und sah, dass eine Tür zum Zuschauerraum geöffnet war und fragte, ob ich einen Blick hineinwerfen dürfte. Ich durfte und war verblüfft. Leider war es zum Fotografieren zu dunkel, aber hier findet man einige Bilder. Gelegentlich finden hier noch Theateraufführungen statt, hauptsächlich wird das Kurtheater aber als Kino genutzt.


Vor dem Theater steht das Heinrich-Heine-Denkmal und erinnert an einen der berühmtesten Inselgäste. Heine verweilte zwischen 1825-27 mehrmals auf Norderney.


Mein weiterer Weg führte mich zu einem Kuriosum der Insel: Ein im Jahr 1896 errichtetes Gebäude, das ursprünglich als Gepäckabfertigungshalle und als Fahrkartenverkaufsstelle der Eisenbahn erbaut wurde. Zwar nimmt heute eine Reederei den größten Teil des Gebäudes ein, aber hier hat die Deutsche Bahn immer noch ein Reisezentrum und so findet man auf Norderney Deutschlands einzigen Bahnhof der keine Gleise hat.


Ich machte dann einen kleinen Abstecher zum Kurpark.


Mein nächstes Ziel war die Windmühle. Sie ist die einzige Windmühle, die auf einer Ostfriesischen Insel errichtet wurde. Bis in den 1960er Jahren war sie in Betrieb. Heute befindet sich in ihr eine nette Teestube bzw. ein Restaurant.



Nicht weit von der Windmühle entfernt steht auf einer Düne das Kap – das Wahrzeichen von Norderney. Bevor der Leuchtturm gebaut wurde, war das Kap das wichtigste Seezeichen der Insel. 1930 war ursprüngliche Kap so marode, dass es abgerissen werden musste. Damals hatte es als Seezeichen bereits ausgedient. Da das Kap aber auf dem Norderneyer Wappen zu sehen ist, beschloss man einen Neubau in gleicher Form.


Vom Kap hat man einen schönen Blick zu Wasserturm.


Nun ging es weiter zum Strand.
 
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VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für die ersten Eindrücke Deines Norderney-Aufenthaltes

:thumbup::thumbup::thumbup:

Jaa, da werden nette Erinnerungen wach ...

... obwohl ich Langeoog und Wangerooge als Vertreter der Ostfriesischen Inseln weitaus besser kenne


Ich mag das Rauhe und die Herbheit der Nordsee.

Jaaaaa, die Nordsee kann einen sehr gefangen nehmen :!:

[...] die Menschen dort sind sehr freundlich, herzlich und aufgeschlossen - ganz anders, als wir Landratten es vermuten!

... wobei m.E. die "Inselfriesen" "anders" sind als die "Küstenfriesen"
 
vielen Dank Padre für die zwei Berichte, es ist die Insel Norderney, die ich auch kenne. Anna hat gesagt, der letzte Möve ist ein Königmöve.

schönes Wochenende!

LG Qing
 
Nun. ich kenne lediglich Sylt und habe eigentlich nur gute Erinnerungen an guten Fisch und Strandspaziergänge.​
 
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Zugegeben, Sylt ist bis jetzt meine Lieblingsinsel, aber die Ostfriesichen Inseln sind wirklich nicht zu verachten. Jetzt, wo mein PC wieder arbeitet, werde ich gerne von Norderney weiterberichten.
 
Entlang der Strandpromenade


Nach all den Besichtigungen in der Stadt, wurde es langsam Zeit für einen Spaziergang am Meer. Mein Weg führte mich entlang der Strandpromenade. Der erste Blick auf das Meer war wunderschön! Einer, der wenigen Krabbenkutter, die noch im Norderneyer Hafen liegen, schipperte vorbei und im Schlepptau war ein beachtlicher Mövenschwarm, der ganz schön Radau machte.


Eine Möwe hatte anscheinend keine Lust dem Kutter hinterher zu fliegen.


Ich genoss die Weite des Meeres.


Als nächstes kam ich an der „Giftbude“ vorbei, ein traditionsreiches Strandrestaurant, das mich aber nicht lockte. Lag wohl am Namen des Lokals...


Gleich daneben steht das Haus am Weststrand, eine ehemalige Strandvilla, hinter der man eine Luxusherberge vermuten könnte, aber heute dient das Gebäude der evangelischen Kirche als Tagungs- und Erholungshaus.


Es gibt leider auch Bausünden.



Es war Zeit für einen Tee und den gab es auf der Marienhöhe. Ein geschichtsträchtiger Platz, denn auf dieser Düne dichtete schon Heinrich Heine und Königin Marie von Hannover erhob ihn zu ihrem Lieblingsort und ließ dort im Jahr 1856 eine Schutzhütte errichten. Später entstand ein achteckiges Café, indem die Prominenz ein- und ausging. Hier nur einige Beispiele: Otto v. Bismarck, Wilhelm II. und Gustav Stresemann genossen von der Terrasse der Marienhöhe aus einen herrlichen Blick auf die Nordsee, den ich mir nicht entgehen lassen wollte.




Wenn man das Innere des Café betritt, dann könnte man wirklich meinen, dass man sich in früheren Zeiten befindet.


Nach einem leckeren Tee ging es ein Stück weiter zur Georgshöhe. Auf ihr befindet sich ein Stockanker, der „zum Gedenken an die auf See gebliebenen Norderneyer Seefahrer“ dort aufgestellt wurde. Von dort hat man einen wunderbaren Blick auf den Badestrand.


Ich verließ den Strand und stattete der zweiten katholischen Kirche Norderneys einen kleinen Besuch ab. Die Kirche Stella Maris wurde Anfang der 30er Jahre erbaut und dient als „Sommerkirche“. Sie ist die größte katholische Kirche Ostfrieslands und bietet 700 Menschen Platz.


Auf dem Weg zur Wohnung begegnete mir Fernando – der etwas andere Seehund.


„Viel Zeit und Arbeit“ › Norderneyer Morgen Online
 
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