Patty
Optio
... hier ist schon mal der erste Teil meines Reiseberichtes....
Sonntag, 10.06.2007
Um 5 Uhr morgens klingelt der Wecker. Ich springe direkt aus dem Bett. Endlich! Der Tag ist endlich angebrochen, an dem ich wieder nach Rom komme!
Nach dem Frühstück und einem etwas hektischen Rest-Packen des Trolleys und Rucksackes mache ich mich auf den Weg zu meinen Eltern, um meine Mutter abzuholen, denn sie fliegt ja mit mir nach Rom. Mom ist auch schon ganz aufgeregt und macht sich wieder mal Gedanken übers Fliegen. Um 8 Uhr sind wir auf der Autobahn. Herrlich! Fast kein Auto unterwegs, alles war frei, kein Regen, keine größeren Baustellen, keine Staus...
Auf der A57 drückt dann doch mal die Blase vom Kaffee morgens, so sind wir an der nächsten Tankstelle raus. Ist ja schon unverschämt, 50 Cent müssen wir fürs Klo bezahlen! Mit dem Bon kann man sich aber dann im Restaurant einen Kaffee ziehen :?
Um 09:30 Uhr sind wir bereits in Weeze am Flughafen angekommen, das Wetter ist recht diesig und frisch. Gut, dass ich doch noch meine Strickjacke mithabe! Am Abend vorher hatte ich noch in der Wettervorhersage für Rom gelesen, dass für Sonntag dort Regen angesagt wäre.
Der Schalter macht erst um 10 Uhr auf, so sind wir die ersten, die dort stehen. So nach und nach wird die Schlange immer länger; Mom meint: Fliegen die alle mit uns???
Direkt nebenan kaufe ich die Hin- und Rückfahrtickets für den "Terravision"-Bus. Durch die Schleuse (diesmal haben die mich von oben bis unten und kreuz und quer abgetastet, hmm, ich bin wohl dran) und im Raucherbereich erst Mal eine qualmen...
Wir schauen immer wieder nach draußen, und, siehe da, um kurz vor 12 Uhr landet die Maschine aus Rom (von Weeze fliegt täglich eine Maschine nach Rom und wieder zurück). Ja, dann kann es ja nicht mehr lange dauern, bis wir dran sind! Mom fragt mich, ob ich auch an ihre Reiseübelkeitkaugummis gedacht habe, jaa, sage ich, mach dir mal keine Sorgen...
Der Flug verläuft sehr angenehm; es ist nur recht bewölkt, nur die schneebedeckten Spitzen der Alpen schauen mal hervor. Kurz vor der Landung in Ciampino umfliegen wir noch eine sehr dunkle Wolkenwand, das war bestimmt der für Nachmittags angekündigte Regen. Aber dann reißt die Wolkendecke auf, und ich kann doch noch ein paar schöne Fotos von Rom aus dem Fenster schießen.
Wie erwartet ist das schönste Wetter, als wir aussteigen. Nachdem wir unsere Koffer geholt haben, sind wir direkt raus und auf den Terravision-Bus zu. Jetzt ist es doch recht warm, und ich muss meine Strickjacke ausziehen. Ab in den Bus und auf gehts nach Termini!
Nach ca. einer halben Stunde sind wir dort angekommen, direkt runter in die Metro und für jeden von uns schon mal 5 Tickets holen, die wir für die nächsten Tage brauchen werden.
Dann mit den Trolley wieder raus und nach Stadtplan laufen wir zu unserer Unterkunft in die Via Carlo Alberto. Dort soll sich unser Domizil "Il Girasole" befinden. Da wir die Gegend ja schon von letztem Jahr kennen (wir waren eine Parallelstraße weiter), finden wir uns gut zurecht.
Das Viertel kommt uns vor wie "Chinatown", hier wohnen alles Asiaten, es gibt alle paar Meter einen Chinaladen, Restaurants usw.
Aber die Unterkunft liegt in einem schönen alten Haus, halt auch auf der Straße. Wir sind hoch in den 2. Stock mit Aufzug, dort empfängt uns eine sehr nette, sympathische Vermieterin, die uns in einem sehr guten Englisch willkommen heißt und uns die Räumlichkeiten zeigt. Wir sind sehr angenehm überrascht, alles super sauber, wir haben ein großes Zimmer mit Fenster zur Straße; es gibt sogar drei Einzelbetten (ich weiß, meine Mutter würde wieder auf jedem Probeliegen), ein großes, geräumiges Bad mit allem Schnickschnack, auch hier sehr sauber!
Die Vermieterin fragt mich dann auch, was wir uns so alles ansehen möchten und kommt direkt mit einem Stadtplan von Rom, den ich behalten darf. Sie erzählt von allen möglichen Sehenswürdigkeiten, bis ich sie freundlich unterbreche und ihr meine Reiseplanung zeige. Sie sagt: "Oh, very professional", was sie aber nicht davon abbringt, weiter zu erzählen, was wir unbedingt sehen müssen! Ich frage sie, wie man am besten von hier aus zur Kirche San Pietro in Vincoli geht, den Weg erklärt sie mir dann bis ins kleinste Detail. Die ist ja echt nett!
Nachdem wir uns dann frischgemacht haben, ziehen wir, bewaffnet mit Rucksack, Wasserflaschen, Äpfeln, Stadtplan, meinem Reiseführer und Kamera, los.
Aus der Haustüre raus gehen wir direkt nach rechts (20 m weiter ist die Metro-Haltestelle "Vittorio Emanuele"), dann wieder rechts, sozusagen einmal um den Block herum, und wir sind auf der Via Giovanni Lanza, die uns durch kleine Gässchen, zur Kirche San Pietro in Vincoli führt, recht versteckt, ohne Stadtplan fast kaum zu finden. Die Kirche steht auf einem kleinen Platz. Ein paar Stufen führen hinauf. An der Kirchentüre ein Bettler, der uns die Türe aufhält.
Im Inneren wirkt die Kirche eher unscheinbar, auf den ersten Blick. Wir werden jedoch magisch angezogen von Michelangelos "Moses", der sich auf der rechten Seite neben dem Altar befindet. Wenn man das Buch "Michelangelo" von Irving Stone gelesen hat und nach Rom kommt, der muss dieses bedeutende Werk gesehen haben.
Der Marmor, in einem weiß/bräunlichen Ton, der wahrscheinlich vom Alter herrührt, wird auch noch sanft von der Sonne angestrahlt.
Die Figur des Moses lädt ein zum Innehalten, immer wieder muss ich sagen, Michelangelo war ein Genie...
Unter dem Altar befindet sich ein Schrein, in dem die Fesseln von Petrus zu sehen sind. Angeblich sind die Fesseln aus Jerusalem und Rom, und, als sie sich berührten, auf wundersame Weise zusammengeschmolzen.
Nach unserem Rundgang durch die Kirche sind wir wieder raus auf den sonnenüberfluteten Vorplatz. Wir müssen zig Treppen hinuntergehen, um auf die Via Frangipane zu gelangen; ist uns gar nicht aufgefallen, dass wir auf solch einer Anhöhe sind. Wir kommen auf der Via dei Fori Imperiali aus, die Sonntag nachmittag herrlich verkehrsberuhigt ist, die Via ist für Autos gesperrt. Wir spazieren auf der breiten Prachtstraße hoch zum Denkmal Vittorio Emanuele, nicht ohne den einen oder anderen Blick auf die Ausgrabungen zu werfen.
Auf der Piazza Venezia fällt uns die große Baustelle auf, die rundum mit einem Banner verdeckt ist. Hier wird an der Metro-Linie C gebaut und gleichzeitig ist dies -wie sollte es auch anders sein- eine Ausgrabungsstätte. Die beiden großen Brunnen links und rechts des Denkmals sprudeln nicht, sind nackig und leer. Die Säulen des Denkmals sind komplett verhangen, so als wollte Christo sein Werk tun. Wir gehen weiter rechts herum, da entdecke ich den offenen Seiteneingang des Denkmals. Ich überrede meine Mutter, mit mir hinaufzusteigen.
Puh, ein Marmortreppenabsatz reiht sich an den nächsten, man kommt aus der Puste. Immer wieder denkt man, so, das war es jetzt, aber die Ecke herum erstreckt sich der nächste Absatz, bis man auf einmal doch ins Freie tritt und auf der mittleren Balustrade auskommt. Hier haben wir einen herrlichen Blick über das Colosseum, die Ausgrabungen, die Trajansmärkte, bis hin zur Trajanssäule. Wir gehen einmal herum und sehen dann an der Seite den neuen gläsernen Aufzug, der einen auf die höchste Ebene bringt. 7 Euro kostet die Fahrt, aber ich kann Mom nicht überreden, mit mir hochzufahren...
Wir steigen wieder hinab, müssen jedoch nicht alle Stufen hinuntergehen, sondern kommen irgendwie an der Seite aus, so dass wir wieder das Denkmal umrunden müssen, um unseren Weg fortzusetzen.
Wir spazieren weiter zur Piazza di Campidoglio, wieder Stufen hochlaufen... Vor uns wird ein großes Brimborium veranstaltet, Hochzeitsfotos auf den Stufen der Piazza. Mit einem riesen Fotoapparat bewaffnet, gibt der Fotograf lautstark Anweisungen; das Paar küsst sich ellenlang, bis der Fotograf zufrieden ist. Viele bleiben stehen und gucken. Als sie dann weiterrauschen, fällt mir auf, dass die Schleppe des Brautkleides ganz schmutzig ist, wer weiß, wo die schon überall Fotos gemacht haben?
Oben angekommen, sind wir direkt in die Kapitolinischen Museen. Etwas unübersichtlich, wie und wo man die Eintrittskarten kaufen muss. "One ticket for me and one for free" ist meine Bestellung, die zwei Verkäufer gucken sich gegenseitig etwas perplex an. "My mother is 67, so the ticket is free, or not?" frage ich nochmals nach, als keine Reaktion kommt. Sie wollen den Ausweis meiner Mutter sehen und geben dann mit einer murmelnden Bemerkung zur Kollegin die Tickets heraus.
Egal, was sie sagen, mein Ticket kostet 8,50 €, Mom hat ein Freiticket.
Den Rucksack muss ich noch in einem anderen Raum abgeben und dann stehen wir im Innenhof und bewundern die Überreste der Kolossalfigur Kaiser Konstantins. Wir gehen rechts durch die unscheinbare Türe, die in das Museum führt. Sehen will ich unbedingt die Originale der Kapitolinischen Wölfin und die Reiterstatue Marc Aurels.
In den Räumen, die überladen sind mit Figuren und Gemälden, sitzen in der Ecke meist miteinander schwatzende Museumsdiener. Es ist schon spät, wir sind fast die einzigen hier. Wir können in Ruhe alles ansehen. Was ich allerdings arg vermisse, ist eine übersichtliche Beschilderung, wir gehen mehrmals durch die gleichen Räume, alles ist sehr verwinkelt. Auf die erste Etage, wieder Treppen laufen, ich weiß schon nicht mehr, wo die Figur des Dornausziehers stehen soll, wahrscheinlich sind wir dran vorbeigelaufen. Auf der Etage sehe ich plötzlich einen Aufzug, so fahren wir hinauf in die zweite Etage. Überall nicht minder übersichtlich, wir verlieren die Orientierung. Zwei Mal werden wir angesprochen und müssen unsere Tickets zeigen.
Auf Englisch spreche ich eine Mitarbeiterin an und frage, wo es denn hoch zum Café geht. Sie sagt, dass es um 19 Uhr schließt, aber ich könnte doch noch raus, um Fotos zu machen. Wir gehen hoch auf die 3. Etage (scheint mir), dort schwatzen drei Italienerinnen, die ich frage, wo ich denn hier auf die Terrasse komme. "No, no, is closed" gestikulieren sie mir entgegen. Ich habe keine Lust mehr zu sagen, dass ihre Kollegin unten etwas anderes gesagt hat.
Wir wieder runter, ich will unbedingt den Dornauszieher finden! Auf dem Weg nach unten treffen wir wieder auf die Dame, die uns fragt, ob wir die Terrasse gefunden haben. Ich verneine und sage ihr, was die Kolleginnen gesagt haben und sie will mit uns zusammen hochgehen. Aber, danke, wir verzichten.
Wir gehen nochmals durch die Räume und endlich finde ich den Dornauszieher! Ich schaue mich um und stelle fest, dass wir durch diesen Raum schon einmal gegangen sind, toll, die Figur steht in der Mitte des Raumes und sie ist uns nicht aufgefallen!
Wir verlassen das Museum, nicht ohne uns ein wenig zu ärgern, dass wir nicht alles gesehen haben, in den Katakomben rüber zum anderen Teil des Museums gehen wir gar nicht mehr.
Ich weiß gar nicht mehr, ob das mit den Etagen so alles stimmt, wir sind doch ein wenig planlos herumgelaufen...
Wasser! Ich will kaltes, frisches Wasser trinken! Meine Wasserflasche ist schon leer und ich habe so einen Durst. Aber, ich weiß, wo "mein" Brunnen ist, wo ich auftanken kann. Wir gehen -vor dem Rathaus stehend- links die Ecke herum, da sehe ich schon den Brunnen. Die Flasche beschlägt direkt, als ich sie befülle. Dio mio, es gibt nichts Schöneres im Moment, als dieses herrliche Wasser zu trinken. Ich komme mir echt vor wie ein Kamel, die Flasche fast in einem Zug leer trinken und nochmal füllen. Mom ergeht es nicht anders.
Wir wandern zurück über die Piazza und gehen seitlich die Treppen herunter. Links die Straße hoch, dann stehen wir vor dem Marcellus-Theater. Sieht im ersten Moment wie eine Miniaturausgabe des Colosseum aus, ist aber älter. Um sich das Ganze von Nahem anzugucken, muss man Tickets kaufen, was wir aber nicht tun.
Wir gehen durch das Gassengewirr, immer dem Stadtplan nach, bis wir auf der Piazza Mattei stehen. Oh, wie hübsch ist dieser Brunnen! Diese kleine Piazza! Ein wenig noch von der Abendsonne sind die Häuser angestrahlt. Der Schildkrötenbrunnen ist wirklich putzig, ein paar Bars drumherum, das Sprudeln des Wassers, man möchte hier wohnen!
Wir gehen weiter bis zur Via Arenula, wo wir rechts abbiegen und zur Torre Argentina kommen, dem Katzenforum. Das Forum ist eine kleine Ausgrabungsstätte. Welchen Göttern diese Tempel geweiht waren, ist noch nicht zweifelsfrei geklärt. Wir kommen von der unteren Seite zum Forum, uns fällt auf, dass es hier ziemlich dreckig ist. Zig Zeitungen liegen herum, es stinkt nach Urin und der Abfall häuft sich in der Ecke. Hier liegen drei Penner und schlafen.
Oben auf dem Corso Vittorio Emanuele angekommen, erschlägt uns fast der Krach. Hier tobt der Verkehr, ein Gewusel auf der Straße, ein Hupen und Dröhnen, nach der Ruhe der kleinen Gässchen, die hinter uns liegen, fast ein Schock. Wir gehen auf der rechten Seite sehr zielstrebig, will heißen, wir schauen nicht nach links oder rechts, wir wollen so schnell wie möglich weg von dem Krach. Auf der Piazza Pantaleo rechts abbiegen, ein paar Schritte die Straße hoch, schon wird es ruhiger, schon meint man, das eben war nur ein Albtraum.
Ein paar Meter weiter stehen wir dann auf der Piazza Navona. Herrlich, diese Ruhe! Herrlich, dieser Platz! Diese in der Abenddämmerung so schön anzuschauende Gemütlichkeit! Hier sitzen wir auf einer gerade frei gewordenen Bank und atmen langsam aus, als wollen wir die Lauferei der letzten Stunden, die Hitze und die schweren Beine so vergessen machen. Dieser Platz strahlt so eine Ruhe aus, da muss man einfach selber zur Ruhe kommen. Ich weiß auch nicht, warum ich dieses Gefühl habe, man ist ja schließlich nicht alleine auf dem Platz, aber trotz der ganzen Menschen, trotz der vielen fliegenden Händler, die einen ab und an ansprechen, dieser Platz hat was.
Wir sitzen bestimmt eine halbe Stunde genau am Mohrenbrunnen und machen uns dann auf, ein Restaurant zu suchen.
... der nächste Teil folgt....
LG, Patty
Sonntag, 10.06.2007
Um 5 Uhr morgens klingelt der Wecker. Ich springe direkt aus dem Bett. Endlich! Der Tag ist endlich angebrochen, an dem ich wieder nach Rom komme!
Nach dem Frühstück und einem etwas hektischen Rest-Packen des Trolleys und Rucksackes mache ich mich auf den Weg zu meinen Eltern, um meine Mutter abzuholen, denn sie fliegt ja mit mir nach Rom. Mom ist auch schon ganz aufgeregt und macht sich wieder mal Gedanken übers Fliegen. Um 8 Uhr sind wir auf der Autobahn. Herrlich! Fast kein Auto unterwegs, alles war frei, kein Regen, keine größeren Baustellen, keine Staus...
Auf der A57 drückt dann doch mal die Blase vom Kaffee morgens, so sind wir an der nächsten Tankstelle raus. Ist ja schon unverschämt, 50 Cent müssen wir fürs Klo bezahlen! Mit dem Bon kann man sich aber dann im Restaurant einen Kaffee ziehen :?
Um 09:30 Uhr sind wir bereits in Weeze am Flughafen angekommen, das Wetter ist recht diesig und frisch. Gut, dass ich doch noch meine Strickjacke mithabe! Am Abend vorher hatte ich noch in der Wettervorhersage für Rom gelesen, dass für Sonntag dort Regen angesagt wäre.
Der Schalter macht erst um 10 Uhr auf, so sind wir die ersten, die dort stehen. So nach und nach wird die Schlange immer länger; Mom meint: Fliegen die alle mit uns???
Direkt nebenan kaufe ich die Hin- und Rückfahrtickets für den "Terravision"-Bus. Durch die Schleuse (diesmal haben die mich von oben bis unten und kreuz und quer abgetastet, hmm, ich bin wohl dran) und im Raucherbereich erst Mal eine qualmen...
Wir schauen immer wieder nach draußen, und, siehe da, um kurz vor 12 Uhr landet die Maschine aus Rom (von Weeze fliegt täglich eine Maschine nach Rom und wieder zurück). Ja, dann kann es ja nicht mehr lange dauern, bis wir dran sind! Mom fragt mich, ob ich auch an ihre Reiseübelkeitkaugummis gedacht habe, jaa, sage ich, mach dir mal keine Sorgen...
Der Flug verläuft sehr angenehm; es ist nur recht bewölkt, nur die schneebedeckten Spitzen der Alpen schauen mal hervor. Kurz vor der Landung in Ciampino umfliegen wir noch eine sehr dunkle Wolkenwand, das war bestimmt der für Nachmittags angekündigte Regen. Aber dann reißt die Wolkendecke auf, und ich kann doch noch ein paar schöne Fotos von Rom aus dem Fenster schießen.
Wie erwartet ist das schönste Wetter, als wir aussteigen. Nachdem wir unsere Koffer geholt haben, sind wir direkt raus und auf den Terravision-Bus zu. Jetzt ist es doch recht warm, und ich muss meine Strickjacke ausziehen. Ab in den Bus und auf gehts nach Termini!
Nach ca. einer halben Stunde sind wir dort angekommen, direkt runter in die Metro und für jeden von uns schon mal 5 Tickets holen, die wir für die nächsten Tage brauchen werden.
Dann mit den Trolley wieder raus und nach Stadtplan laufen wir zu unserer Unterkunft in die Via Carlo Alberto. Dort soll sich unser Domizil "Il Girasole" befinden. Da wir die Gegend ja schon von letztem Jahr kennen (wir waren eine Parallelstraße weiter), finden wir uns gut zurecht.
Das Viertel kommt uns vor wie "Chinatown", hier wohnen alles Asiaten, es gibt alle paar Meter einen Chinaladen, Restaurants usw.
Aber die Unterkunft liegt in einem schönen alten Haus, halt auch auf der Straße. Wir sind hoch in den 2. Stock mit Aufzug, dort empfängt uns eine sehr nette, sympathische Vermieterin, die uns in einem sehr guten Englisch willkommen heißt und uns die Räumlichkeiten zeigt. Wir sind sehr angenehm überrascht, alles super sauber, wir haben ein großes Zimmer mit Fenster zur Straße; es gibt sogar drei Einzelbetten (ich weiß, meine Mutter würde wieder auf jedem Probeliegen), ein großes, geräumiges Bad mit allem Schnickschnack, auch hier sehr sauber!
Die Vermieterin fragt mich dann auch, was wir uns so alles ansehen möchten und kommt direkt mit einem Stadtplan von Rom, den ich behalten darf. Sie erzählt von allen möglichen Sehenswürdigkeiten, bis ich sie freundlich unterbreche und ihr meine Reiseplanung zeige. Sie sagt: "Oh, very professional", was sie aber nicht davon abbringt, weiter zu erzählen, was wir unbedingt sehen müssen! Ich frage sie, wie man am besten von hier aus zur Kirche San Pietro in Vincoli geht, den Weg erklärt sie mir dann bis ins kleinste Detail. Die ist ja echt nett!
Nachdem wir uns dann frischgemacht haben, ziehen wir, bewaffnet mit Rucksack, Wasserflaschen, Äpfeln, Stadtplan, meinem Reiseführer und Kamera, los.
Aus der Haustüre raus gehen wir direkt nach rechts (20 m weiter ist die Metro-Haltestelle "Vittorio Emanuele"), dann wieder rechts, sozusagen einmal um den Block herum, und wir sind auf der Via Giovanni Lanza, die uns durch kleine Gässchen, zur Kirche San Pietro in Vincoli führt, recht versteckt, ohne Stadtplan fast kaum zu finden. Die Kirche steht auf einem kleinen Platz. Ein paar Stufen führen hinauf. An der Kirchentüre ein Bettler, der uns die Türe aufhält.
Im Inneren wirkt die Kirche eher unscheinbar, auf den ersten Blick. Wir werden jedoch magisch angezogen von Michelangelos "Moses", der sich auf der rechten Seite neben dem Altar befindet. Wenn man das Buch "Michelangelo" von Irving Stone gelesen hat und nach Rom kommt, der muss dieses bedeutende Werk gesehen haben.
Der Marmor, in einem weiß/bräunlichen Ton, der wahrscheinlich vom Alter herrührt, wird auch noch sanft von der Sonne angestrahlt.
Die Figur des Moses lädt ein zum Innehalten, immer wieder muss ich sagen, Michelangelo war ein Genie...
Unter dem Altar befindet sich ein Schrein, in dem die Fesseln von Petrus zu sehen sind. Angeblich sind die Fesseln aus Jerusalem und Rom, und, als sie sich berührten, auf wundersame Weise zusammengeschmolzen.
Nach unserem Rundgang durch die Kirche sind wir wieder raus auf den sonnenüberfluteten Vorplatz. Wir müssen zig Treppen hinuntergehen, um auf die Via Frangipane zu gelangen; ist uns gar nicht aufgefallen, dass wir auf solch einer Anhöhe sind. Wir kommen auf der Via dei Fori Imperiali aus, die Sonntag nachmittag herrlich verkehrsberuhigt ist, die Via ist für Autos gesperrt. Wir spazieren auf der breiten Prachtstraße hoch zum Denkmal Vittorio Emanuele, nicht ohne den einen oder anderen Blick auf die Ausgrabungen zu werfen.
Auf der Piazza Venezia fällt uns die große Baustelle auf, die rundum mit einem Banner verdeckt ist. Hier wird an der Metro-Linie C gebaut und gleichzeitig ist dies -wie sollte es auch anders sein- eine Ausgrabungsstätte. Die beiden großen Brunnen links und rechts des Denkmals sprudeln nicht, sind nackig und leer. Die Säulen des Denkmals sind komplett verhangen, so als wollte Christo sein Werk tun. Wir gehen weiter rechts herum, da entdecke ich den offenen Seiteneingang des Denkmals. Ich überrede meine Mutter, mit mir hinaufzusteigen.
Puh, ein Marmortreppenabsatz reiht sich an den nächsten, man kommt aus der Puste. Immer wieder denkt man, so, das war es jetzt, aber die Ecke herum erstreckt sich der nächste Absatz, bis man auf einmal doch ins Freie tritt und auf der mittleren Balustrade auskommt. Hier haben wir einen herrlichen Blick über das Colosseum, die Ausgrabungen, die Trajansmärkte, bis hin zur Trajanssäule. Wir gehen einmal herum und sehen dann an der Seite den neuen gläsernen Aufzug, der einen auf die höchste Ebene bringt. 7 Euro kostet die Fahrt, aber ich kann Mom nicht überreden, mit mir hochzufahren...
Wir steigen wieder hinab, müssen jedoch nicht alle Stufen hinuntergehen, sondern kommen irgendwie an der Seite aus, so dass wir wieder das Denkmal umrunden müssen, um unseren Weg fortzusetzen.
Wir spazieren weiter zur Piazza di Campidoglio, wieder Stufen hochlaufen... Vor uns wird ein großes Brimborium veranstaltet, Hochzeitsfotos auf den Stufen der Piazza. Mit einem riesen Fotoapparat bewaffnet, gibt der Fotograf lautstark Anweisungen; das Paar küsst sich ellenlang, bis der Fotograf zufrieden ist. Viele bleiben stehen und gucken. Als sie dann weiterrauschen, fällt mir auf, dass die Schleppe des Brautkleides ganz schmutzig ist, wer weiß, wo die schon überall Fotos gemacht haben?
Oben angekommen, sind wir direkt in die Kapitolinischen Museen. Etwas unübersichtlich, wie und wo man die Eintrittskarten kaufen muss. "One ticket for me and one for free" ist meine Bestellung, die zwei Verkäufer gucken sich gegenseitig etwas perplex an. "My mother is 67, so the ticket is free, or not?" frage ich nochmals nach, als keine Reaktion kommt. Sie wollen den Ausweis meiner Mutter sehen und geben dann mit einer murmelnden Bemerkung zur Kollegin die Tickets heraus.
Egal, was sie sagen, mein Ticket kostet 8,50 €, Mom hat ein Freiticket.
Den Rucksack muss ich noch in einem anderen Raum abgeben und dann stehen wir im Innenhof und bewundern die Überreste der Kolossalfigur Kaiser Konstantins. Wir gehen rechts durch die unscheinbare Türe, die in das Museum führt. Sehen will ich unbedingt die Originale der Kapitolinischen Wölfin und die Reiterstatue Marc Aurels.
In den Räumen, die überladen sind mit Figuren und Gemälden, sitzen in der Ecke meist miteinander schwatzende Museumsdiener. Es ist schon spät, wir sind fast die einzigen hier. Wir können in Ruhe alles ansehen. Was ich allerdings arg vermisse, ist eine übersichtliche Beschilderung, wir gehen mehrmals durch die gleichen Räume, alles ist sehr verwinkelt. Auf die erste Etage, wieder Treppen laufen, ich weiß schon nicht mehr, wo die Figur des Dornausziehers stehen soll, wahrscheinlich sind wir dran vorbeigelaufen. Auf der Etage sehe ich plötzlich einen Aufzug, so fahren wir hinauf in die zweite Etage. Überall nicht minder übersichtlich, wir verlieren die Orientierung. Zwei Mal werden wir angesprochen und müssen unsere Tickets zeigen.
Auf Englisch spreche ich eine Mitarbeiterin an und frage, wo es denn hoch zum Café geht. Sie sagt, dass es um 19 Uhr schließt, aber ich könnte doch noch raus, um Fotos zu machen. Wir gehen hoch auf die 3. Etage (scheint mir), dort schwatzen drei Italienerinnen, die ich frage, wo ich denn hier auf die Terrasse komme. "No, no, is closed" gestikulieren sie mir entgegen. Ich habe keine Lust mehr zu sagen, dass ihre Kollegin unten etwas anderes gesagt hat.
Wir wieder runter, ich will unbedingt den Dornauszieher finden! Auf dem Weg nach unten treffen wir wieder auf die Dame, die uns fragt, ob wir die Terrasse gefunden haben. Ich verneine und sage ihr, was die Kolleginnen gesagt haben und sie will mit uns zusammen hochgehen. Aber, danke, wir verzichten.
Wir gehen nochmals durch die Räume und endlich finde ich den Dornauszieher! Ich schaue mich um und stelle fest, dass wir durch diesen Raum schon einmal gegangen sind, toll, die Figur steht in der Mitte des Raumes und sie ist uns nicht aufgefallen!
Wir verlassen das Museum, nicht ohne uns ein wenig zu ärgern, dass wir nicht alles gesehen haben, in den Katakomben rüber zum anderen Teil des Museums gehen wir gar nicht mehr.
Ich weiß gar nicht mehr, ob das mit den Etagen so alles stimmt, wir sind doch ein wenig planlos herumgelaufen...
Wasser! Ich will kaltes, frisches Wasser trinken! Meine Wasserflasche ist schon leer und ich habe so einen Durst. Aber, ich weiß, wo "mein" Brunnen ist, wo ich auftanken kann. Wir gehen -vor dem Rathaus stehend- links die Ecke herum, da sehe ich schon den Brunnen. Die Flasche beschlägt direkt, als ich sie befülle. Dio mio, es gibt nichts Schöneres im Moment, als dieses herrliche Wasser zu trinken. Ich komme mir echt vor wie ein Kamel, die Flasche fast in einem Zug leer trinken und nochmal füllen. Mom ergeht es nicht anders.
Wir wandern zurück über die Piazza und gehen seitlich die Treppen herunter. Links die Straße hoch, dann stehen wir vor dem Marcellus-Theater. Sieht im ersten Moment wie eine Miniaturausgabe des Colosseum aus, ist aber älter. Um sich das Ganze von Nahem anzugucken, muss man Tickets kaufen, was wir aber nicht tun.
Wir gehen durch das Gassengewirr, immer dem Stadtplan nach, bis wir auf der Piazza Mattei stehen. Oh, wie hübsch ist dieser Brunnen! Diese kleine Piazza! Ein wenig noch von der Abendsonne sind die Häuser angestrahlt. Der Schildkrötenbrunnen ist wirklich putzig, ein paar Bars drumherum, das Sprudeln des Wassers, man möchte hier wohnen!
Wir gehen weiter bis zur Via Arenula, wo wir rechts abbiegen und zur Torre Argentina kommen, dem Katzenforum. Das Forum ist eine kleine Ausgrabungsstätte. Welchen Göttern diese Tempel geweiht waren, ist noch nicht zweifelsfrei geklärt. Wir kommen von der unteren Seite zum Forum, uns fällt auf, dass es hier ziemlich dreckig ist. Zig Zeitungen liegen herum, es stinkt nach Urin und der Abfall häuft sich in der Ecke. Hier liegen drei Penner und schlafen.
Oben auf dem Corso Vittorio Emanuele angekommen, erschlägt uns fast der Krach. Hier tobt der Verkehr, ein Gewusel auf der Straße, ein Hupen und Dröhnen, nach der Ruhe der kleinen Gässchen, die hinter uns liegen, fast ein Schock. Wir gehen auf der rechten Seite sehr zielstrebig, will heißen, wir schauen nicht nach links oder rechts, wir wollen so schnell wie möglich weg von dem Krach. Auf der Piazza Pantaleo rechts abbiegen, ein paar Schritte die Straße hoch, schon wird es ruhiger, schon meint man, das eben war nur ein Albtraum.
Ein paar Meter weiter stehen wir dann auf der Piazza Navona. Herrlich, diese Ruhe! Herrlich, dieser Platz! Diese in der Abenddämmerung so schön anzuschauende Gemütlichkeit! Hier sitzen wir auf einer gerade frei gewordenen Bank und atmen langsam aus, als wollen wir die Lauferei der letzten Stunden, die Hitze und die schweren Beine so vergessen machen. Dieser Platz strahlt so eine Ruhe aus, da muss man einfach selber zur Ruhe kommen. Ich weiß auch nicht, warum ich dieses Gefühl habe, man ist ja schließlich nicht alleine auf dem Platz, aber trotz der ganzen Menschen, trotz der vielen fliegenden Händler, die einen ab und an ansprechen, dieser Platz hat was.
Wir sitzen bestimmt eine halbe Stunde genau am Mohrenbrunnen und machen uns dann auf, ein Restaurant zu suchen.
... der nächste Teil folgt....
LG, Patty