Fernweh nach Rom - ein Reisebericht

Patty

Optio
... hier ist schon mal der erste Teil meines Reiseberichtes....

Sonntag, 10.06.2007

Um 5 Uhr morgens klingelt der Wecker. Ich springe direkt aus dem Bett. Endlich! Der Tag ist endlich angebrochen, an dem ich wieder nach Rom komme!

Nach dem Frühstück und einem etwas hektischen Rest-Packen des Trolleys und Rucksackes mache ich mich auf den Weg zu meinen Eltern, um meine Mutter abzuholen, denn sie fliegt ja mit mir nach Rom. Mom ist auch schon ganz aufgeregt und macht sich wieder mal Gedanken übers Fliegen. Um 8 Uhr sind wir auf der Autobahn. Herrlich! Fast kein Auto unterwegs, alles war frei, kein Regen, keine größeren Baustellen, keine Staus...

Auf der A57 drückt dann doch mal die Blase vom Kaffee morgens, so sind wir an der nächsten Tankstelle raus. Ist ja schon unverschämt, 50 Cent müssen wir fürs Klo bezahlen! Mit dem Bon kann man sich aber dann im Restaurant einen Kaffee ziehen :?

Um 09:30 Uhr sind wir bereits in Weeze am Flughafen angekommen, das Wetter ist recht diesig und frisch. Gut, dass ich doch noch meine Strickjacke mithabe! Am Abend vorher hatte ich noch in der Wettervorhersage für Rom gelesen, dass für Sonntag dort Regen angesagt wäre.

Der Schalter macht erst um 10 Uhr auf, so sind wir die ersten, die dort stehen. So nach und nach wird die Schlange immer länger; Mom meint: Fliegen die alle mit uns???

Direkt nebenan kaufe ich die Hin- und Rückfahrtickets für den "Terravision"-Bus. Durch die Schleuse (diesmal haben die mich von oben bis unten und kreuz und quer abgetastet, hmm, ich bin wohl dran) und im Raucherbereich erst Mal eine qualmen...

Wir schauen immer wieder nach draußen, und, siehe da, um kurz vor 12 Uhr landet die Maschine aus Rom (von Weeze fliegt täglich eine Maschine nach Rom und wieder zurück). Ja, dann kann es ja nicht mehr lange dauern, bis wir dran sind! Mom fragt mich, ob ich auch an ihre Reiseübelkeitkaugummis gedacht habe, jaa, sage ich, mach dir mal keine Sorgen...

Der Flug verläuft sehr angenehm; es ist nur recht bewölkt, nur die schneebedeckten Spitzen der Alpen schauen mal hervor. Kurz vor der Landung in Ciampino umfliegen wir noch eine sehr dunkle Wolkenwand, das war bestimmt der für Nachmittags angekündigte Regen. Aber dann reißt die Wolkendecke auf, und ich kann doch noch ein paar schöne Fotos von Rom aus dem Fenster schießen.

Wie erwartet ist das schönste Wetter, als wir aussteigen. Nachdem wir unsere Koffer geholt haben, sind wir direkt raus und auf den Terravision-Bus zu. Jetzt ist es doch recht warm, und ich muss meine Strickjacke ausziehen. Ab in den Bus und auf gehts nach Termini!

Nach ca. einer halben Stunde sind wir dort angekommen, direkt runter in die Metro und für jeden von uns schon mal 5 Tickets holen, die wir für die nächsten Tage brauchen werden.

Dann mit den Trolley wieder raus und nach Stadtplan laufen wir zu unserer Unterkunft in die Via Carlo Alberto. Dort soll sich unser Domizil "Il Girasole" befinden. Da wir die Gegend ja schon von letztem Jahr kennen (wir waren eine Parallelstraße weiter), finden wir uns gut zurecht.

Das Viertel kommt uns vor wie "Chinatown", hier wohnen alles Asiaten, es gibt alle paar Meter einen Chinaladen, Restaurants usw.

Aber die Unterkunft liegt in einem schönen alten Haus, halt auch auf der Straße. Wir sind hoch in den 2. Stock mit Aufzug, dort empfängt uns eine sehr nette, sympathische Vermieterin, die uns in einem sehr guten Englisch willkommen heißt und uns die Räumlichkeiten zeigt. Wir sind sehr angenehm überrascht, alles super sauber, wir haben ein großes Zimmer mit Fenster zur Straße; es gibt sogar drei Einzelbetten (ich weiß, meine Mutter würde wieder auf jedem Probeliegen), ein großes, geräumiges Bad mit allem Schnickschnack, auch hier sehr sauber!

Die Vermieterin fragt mich dann auch, was wir uns so alles ansehen möchten und kommt direkt mit einem Stadtplan von Rom, den ich behalten darf. Sie erzählt von allen möglichen Sehenswürdigkeiten, bis ich sie freundlich unterbreche und ihr meine Reiseplanung zeige. Sie sagt: "Oh, very professional", was sie aber nicht davon abbringt, weiter zu erzählen, was wir unbedingt sehen müssen! Ich frage sie, wie man am besten von hier aus zur Kirche San Pietro in Vincoli geht, den Weg erklärt sie mir dann bis ins kleinste Detail. Die ist ja echt nett!

Nachdem wir uns dann frischgemacht haben, ziehen wir, bewaffnet mit Rucksack, Wasserflaschen, Äpfeln, Stadtplan, meinem Reiseführer und Kamera, los.

Aus der Haustüre raus gehen wir direkt nach rechts (20 m weiter ist die Metro-Haltestelle "Vittorio Emanuele"), dann wieder rechts, sozusagen einmal um den Block herum, und wir sind auf der Via Giovanni Lanza, die uns durch kleine Gässchen, zur Kirche San Pietro in Vincoli führt, recht versteckt, ohne Stadtplan fast kaum zu finden. Die Kirche steht auf einem kleinen Platz. Ein paar Stufen führen hinauf. An der Kirchentüre ein Bettler, der uns die Türe aufhält.

Im Inneren wirkt die Kirche eher unscheinbar, auf den ersten Blick. Wir werden jedoch magisch angezogen von Michelangelos "Moses", der sich auf der rechten Seite neben dem Altar befindet. Wenn man das Buch "Michelangelo" von Irving Stone gelesen hat und nach Rom kommt, der muss dieses bedeutende Werk gesehen haben.

Der Marmor, in einem weiß/bräunlichen Ton, der wahrscheinlich vom Alter herrührt, wird auch noch sanft von der Sonne angestrahlt.

Die Figur des Moses lädt ein zum Innehalten, immer wieder muss ich sagen, Michelangelo war ein Genie...

Unter dem Altar befindet sich ein Schrein, in dem die Fesseln von Petrus zu sehen sind. Angeblich sind die Fesseln aus Jerusalem und Rom, und, als sie sich berührten, auf wundersame Weise zusammengeschmolzen.

Nach unserem Rundgang durch die Kirche sind wir wieder raus auf den sonnenüberfluteten Vorplatz. Wir müssen zig Treppen hinuntergehen, um auf die Via Frangipane zu gelangen; ist uns gar nicht aufgefallen, dass wir auf solch einer Anhöhe sind. Wir kommen auf der Via dei Fori Imperiali aus, die Sonntag nachmittag herrlich verkehrsberuhigt ist, die Via ist für Autos gesperrt. Wir spazieren auf der breiten Prachtstraße hoch zum Denkmal Vittorio Emanuele, nicht ohne den einen oder anderen Blick auf die Ausgrabungen zu werfen.

Auf der Piazza Venezia fällt uns die große Baustelle auf, die rundum mit einem Banner verdeckt ist. Hier wird an der Metro-Linie C gebaut und gleichzeitig ist dies -wie sollte es auch anders sein- eine Ausgrabungsstätte. Die beiden großen Brunnen links und rechts des Denkmals sprudeln nicht, sind nackig und leer. Die Säulen des Denkmals sind komplett verhangen, so als wollte Christo sein Werk tun. Wir gehen weiter rechts herum, da entdecke ich den offenen Seiteneingang des Denkmals. Ich überrede meine Mutter, mit mir hinaufzusteigen.

Puh, ein Marmortreppenabsatz reiht sich an den nächsten, man kommt aus der Puste. Immer wieder denkt man, so, das war es jetzt, aber die Ecke herum erstreckt sich der nächste Absatz, bis man auf einmal doch ins Freie tritt und auf der mittleren Balustrade auskommt. Hier haben wir einen herrlichen Blick über das Colosseum, die Ausgrabungen, die Trajansmärkte, bis hin zur Trajanssäule. Wir gehen einmal herum und sehen dann an der Seite den neuen gläsernen Aufzug, der einen auf die höchste Ebene bringt. 7 Euro kostet die Fahrt, aber ich kann Mom nicht überreden, mit mir hochzufahren...

Wir steigen wieder hinab, müssen jedoch nicht alle Stufen hinuntergehen, sondern kommen irgendwie an der Seite aus, so dass wir wieder das Denkmal umrunden müssen, um unseren Weg fortzusetzen.

Wir spazieren weiter zur Piazza di Campidoglio, wieder Stufen hochlaufen... Vor uns wird ein großes Brimborium veranstaltet, Hochzeitsfotos auf den Stufen der Piazza. Mit einem riesen Fotoapparat bewaffnet, gibt der Fotograf lautstark Anweisungen; das Paar küsst sich ellenlang, bis der Fotograf zufrieden ist. Viele bleiben stehen und gucken. Als sie dann weiterrauschen, fällt mir auf, dass die Schleppe des Brautkleides ganz schmutzig ist, wer weiß, wo die schon überall Fotos gemacht haben?

Oben angekommen, sind wir direkt in die Kapitolinischen Museen. Etwas unübersichtlich, wie und wo man die Eintrittskarten kaufen muss. "One ticket for me and one for free" ist meine Bestellung, die zwei Verkäufer gucken sich gegenseitig etwas perplex an. "My mother is 67, so the ticket is free, or not?" frage ich nochmals nach, als keine Reaktion kommt. Sie wollen den Ausweis meiner Mutter sehen und geben dann mit einer murmelnden Bemerkung zur Kollegin die Tickets heraus.

Egal, was sie sagen, mein Ticket kostet 8,50 €, Mom hat ein Freiticket.

Den Rucksack muss ich noch in einem anderen Raum abgeben und dann stehen wir im Innenhof und bewundern die Überreste der Kolossalfigur Kaiser Konstantins. Wir gehen rechts durch die unscheinbare Türe, die in das Museum führt. Sehen will ich unbedingt die Originale der Kapitolinischen Wölfin und die Reiterstatue Marc Aurels.

In den Räumen, die überladen sind mit Figuren und Gemälden, sitzen in der Ecke meist miteinander schwatzende Museumsdiener. Es ist schon spät, wir sind fast die einzigen hier. Wir können in Ruhe alles ansehen. Was ich allerdings arg vermisse, ist eine übersichtliche Beschilderung, wir gehen mehrmals durch die gleichen Räume, alles ist sehr verwinkelt. Auf die erste Etage, wieder Treppen laufen, ich weiß schon nicht mehr, wo die Figur des Dornausziehers stehen soll, wahrscheinlich sind wir dran vorbeigelaufen. Auf der Etage sehe ich plötzlich einen Aufzug, so fahren wir hinauf in die zweite Etage. Überall nicht minder übersichtlich, wir verlieren die Orientierung. Zwei Mal werden wir angesprochen und müssen unsere Tickets zeigen.

Auf Englisch spreche ich eine Mitarbeiterin an und frage, wo es denn hoch zum Café geht. Sie sagt, dass es um 19 Uhr schließt, aber ich könnte doch noch raus, um Fotos zu machen. Wir gehen hoch auf die 3. Etage (scheint mir), dort schwatzen drei Italienerinnen, die ich frage, wo ich denn hier auf die Terrasse komme. "No, no, is closed" gestikulieren sie mir entgegen. Ich habe keine Lust mehr zu sagen, dass ihre Kollegin unten etwas anderes gesagt hat.

Wir wieder runter, ich will unbedingt den Dornauszieher finden! Auf dem Weg nach unten treffen wir wieder auf die Dame, die uns fragt, ob wir die Terrasse gefunden haben. Ich verneine und sage ihr, was die Kolleginnen gesagt haben und sie will mit uns zusammen hochgehen. Aber, danke, wir verzichten.

Wir gehen nochmals durch die Räume und endlich finde ich den Dornauszieher! Ich schaue mich um und stelle fest, dass wir durch diesen Raum schon einmal gegangen sind, toll, die Figur steht in der Mitte des Raumes und sie ist uns nicht aufgefallen!

Wir verlassen das Museum, nicht ohne uns ein wenig zu ärgern, dass wir nicht alles gesehen haben, in den Katakomben rüber zum anderen Teil des Museums gehen wir gar nicht mehr.

Ich weiß gar nicht mehr, ob das mit den Etagen so alles stimmt, wir sind doch ein wenig planlos herumgelaufen...

Wasser! Ich will kaltes, frisches Wasser trinken! Meine Wasserflasche ist schon leer und ich habe so einen Durst. Aber, ich weiß, wo "mein" Brunnen ist, wo ich auftanken kann. Wir gehen -vor dem Rathaus stehend- links die Ecke herum, da sehe ich schon den Brunnen. Die Flasche beschlägt direkt, als ich sie befülle. Dio mio, es gibt nichts Schöneres im Moment, als dieses herrliche Wasser zu trinken. Ich komme mir echt vor wie ein Kamel, die Flasche fast in einem Zug leer trinken und nochmal füllen. Mom ergeht es nicht anders.

Wir wandern zurück über die Piazza und gehen seitlich die Treppen herunter. Links die Straße hoch, dann stehen wir vor dem Marcellus-Theater. Sieht im ersten Moment wie eine Miniaturausgabe des Colosseum aus, ist aber älter. Um sich das Ganze von Nahem anzugucken, muss man Tickets kaufen, was wir aber nicht tun.

Wir gehen durch das Gassengewirr, immer dem Stadtplan nach, bis wir auf der Piazza Mattei stehen. Oh, wie hübsch ist dieser Brunnen! Diese kleine Piazza! Ein wenig noch von der Abendsonne sind die Häuser angestrahlt. Der Schildkrötenbrunnen ist wirklich putzig, ein paar Bars drumherum, das Sprudeln des Wassers, man möchte hier wohnen!

Wir gehen weiter bis zur Via Arenula, wo wir rechts abbiegen und zur Torre Argentina kommen, dem Katzenforum. Das Forum ist eine kleine Ausgrabungsstätte. Welchen Göttern diese Tempel geweiht waren, ist noch nicht zweifelsfrei geklärt. Wir kommen von der unteren Seite zum Forum, uns fällt auf, dass es hier ziemlich dreckig ist. Zig Zeitungen liegen herum, es stinkt nach Urin und der Abfall häuft sich in der Ecke. Hier liegen drei Penner und schlafen.

Oben auf dem Corso Vittorio Emanuele angekommen, erschlägt uns fast der Krach. Hier tobt der Verkehr, ein Gewusel auf der Straße, ein Hupen und Dröhnen, nach der Ruhe der kleinen Gässchen, die hinter uns liegen, fast ein Schock. Wir gehen auf der rechten Seite sehr zielstrebig, will heißen, wir schauen nicht nach links oder rechts, wir wollen so schnell wie möglich weg von dem Krach. Auf der Piazza Pantaleo rechts abbiegen, ein paar Schritte die Straße hoch, schon wird es ruhiger, schon meint man, das eben war nur ein Albtraum.

Ein paar Meter weiter stehen wir dann auf der Piazza Navona. Herrlich, diese Ruhe! Herrlich, dieser Platz! Diese in der Abenddämmerung so schön anzuschauende Gemütlichkeit! Hier sitzen wir auf einer gerade frei gewordenen Bank und atmen langsam aus, als wollen wir die Lauferei der letzten Stunden, die Hitze und die schweren Beine so vergessen machen. Dieser Platz strahlt so eine Ruhe aus, da muss man einfach selber zur Ruhe kommen. Ich weiß auch nicht, warum ich dieses Gefühl habe, man ist ja schließlich nicht alleine auf dem Platz, aber trotz der ganzen Menschen, trotz der vielen fliegenden Händler, die einen ab und an ansprechen, dieser Platz hat was.

Wir sitzen bestimmt eine halbe Stunde genau am Mohrenbrunnen und machen uns dann auf, ein Restaurant zu suchen.


... der nächste Teil folgt....

LG, Patty
 
Sehr schön Patty! Das alles erinnert mich an die erste Rom-Reise mit meiner Mams (nächste Woche 71).

Muttern:Nein, diese Treppen gehe ich jetzt nicht hoch, ich bleibe hier unten sitzen.
Tochter: Aber das hat man einen tollen Blick auf´s Forum....
Muttern: Egal! x(

Zwischenzeitlich hat sie aber alle Treppen am Kapitol bezwingen müsse....:twisted:

Freue mich auf mehr!:nod:
 
Ja, Sira, genauso ging's mir auch mit meiner Mom, ich musste sie regelrecht hochlocken :D

Mom: "Ich gehe nicht mehr weiter! Wie weit ist das denn noch?!?!"

Ich: "Ich glaube, das war der letzte Treppenabsatz" ;)

Wieder die Ecke rum, und eine neue Treppe!

Mom: "Das glaube ich ja nicht, DU hast gesagt, das war die letzte Treppe!!!x("

(ich war im Leben noch nie dort hochgegangen)

Ich: "Öhm, hab ich auch gedacht, aber die schaffen wir auch noch" (mit vertrauenerweckender Stimme...)

So ging das ein paar Mal; oben angekommen, hat die Aussicht alles wettgemacht :nod:
 
... heute geht's weiter...

Wir schlendern die Piazza hoch, vorbei am trockenen, mit Holz und Plexiglas verkleideten Vier-Ströme-Brunnen, der trotz allem ausgiebig von den Touristen fotografiert wird.

Nördlich des Platzes biegen wir links ab in die kleinen Gassen und schauen uns nach einer netten Einkehr um. Wir finden dann endlich etwas, wo wir draussen sitzen können. Eine kleine Trattoria mit wackligen Tischen draussen, aber recht nett. Wir bestellen Bruschetta pomodori, einen gemischten Salat und Penne mit leckeren Tomaten, Thunfisch und Kapern für mich, Mom wählt Penne mit Lachs. Dazu trinken wir einen süffigen Roten des Hauses. Wir sitzen ganz gemütlich und lassen und das Essen schmecken, beobachten das bunte Treiben drumherum. Ein Abschluss mit einer Eiswaffel darf natürlich nicht fehlen; das Eis kaufen wir in einer hoffnungslos überfüllten Eisdiele und es schmeckt einfach köstlich!

So langsam macht sich doch eine angenehme Schwere breit, was bestimmt an dem leckeren Wein liegt. Wir gehen quer über die Piazza durch das Sträßchen, wo wir auf den Corso del Rinascimento treffen. In dem Sträßchen haben alle paar Meter die Wahrsager, Handleser und Tarotkartenleger ihre Stände aufgebaut. Teilnahmslos und auf Kundschaft wartend stieren einige vor sich hin.

Auf dem Corso -das habe ich vorher schon ausbaldowert- fährt der Bus Nr. 70 (Richtung Giolitti), der uns zurück zu unserer Unterkunft bringen soll. Die Haltestelle ist schnell gefunden. Dort fahren etliche Linien, es stehen einige Leute und warten. Unser Bus kommt nach ca. 10 Minuten. Zwar gut gefüllt, aber wir finden auf der letzten Bank noch Platz. Ich versuche, die Haltestellen mitzuzählen, 11 sollen es an der Zahl sein, bis zur Santa Maria Maggiore. Aber ich gebe schnell auf, da er auch einige Haltestellen gar nicht anfährt, da keiner raus oder rein will. Aufmerksam beäuge ich die Außenwelt, immer begleitet von den Kommentaren meiner Mom: "Bist du sicher, dass das der richtige Bus/Weg/Richtung ist?" "Wann müssen wir denn raus?" "Hoffentlich verfahren wir uns nicht." "Wer weiß, wo wir landen?!"

Plötzlich sehe ich die Santa Maria Maggiore, die wir gerade umfahren. Ich springe auf und drücke den Stopp für den nächsten Halt. Der Bus hält auch kurz darauf, direkt an der Ecke, wo die Via Carlo Alberto beginnt, wo wir wohnen. Aus dem Bus raus, Mom im Schlepptau. "Na, ist das nix? Noch nie mit dem Bus gefahren und direkt die Haltestelle abgepasst... und das im Dunkeln!!!" Mom brummt sich was in den Bart.

Erschöpft aber glücklich kommen wir dann in der Pension an. Trotz der Lautstärke von der Straße her lassen wir das Fenster offen, das wird sich schon in der Nacht beruhigen...


Montag, 11.06.2007

... was es sich aber nicht hat! Gott, was ein Krach! Gegen 3 Uhr kam die Müllabfuhr, ich dachte, die reißen gleichzeitig ein paar Häuserreihen mit ab, wenn sie schon mal hier sind und den Müll holen. Irgendwann haben wir dann doch das Fenster geschlossen, obwohl ich nicht schlafen kann, wenn die Fenster zu sind, aber, egal, der Lärm ist doch zu ville...x(

Leicht gerädert, aber doch voll der Vorfreude über den neuen Tag und auf alles, was er uns heute bringt, stehen wir um 8 Uhr auf. Ich hole das Wägelchen mit dem Frühstück vom Gang und decke unser kleines Tischchen, welches vor dem Fenster steht.

Das Frühstück hat unsere gute Laune dann wieder ein wenig gedämpft. In einer kleinen Thermoskanne befindet sich lauwarmer, abgestandener Kaffee, in einer Tupperdose liegen vier Scheiben Weißbrot und zwei süße Brötchen. Zwei weiche Butterstückchen und angebrochene Marmeladengläser runden das Ganze ab. Puh, schon wieder nix besonderes, was das Frühstück anbelangt, den Kaffee und die Butter hat die Vermieterin wohl schon abends fertiggemacht... Wir finden im Zimmer noch ein halbvolles Glas Kaffee zum Aufgießen und schmeißen den Wasserkocher an. So trinken wir wenigstens einen heißen Kaffee, der aus der Thermoskanne ist nicht genießbar. Mom und ich sind halt zwei Kaffeetanten, ohne Kaffee geht morgens nix. Deshalb hatte ich ja wieder mit Frühstück gebucht, aber das war wieder mal ein Reinfall, der dritte übrigens. Das leere Kaffeeglas stellen wir mit auf das Wägelchen, vielleicht kriegen wir ja ein neues?

Bis wir endlich fertig sind, ein bisschen Trödelei mit eingerechnet, ist es halb 10. Wir wollen als Erstes heute mit dem 110er fahren und uns die Stadt vom Bus aus ansehen. Wir kommen zum Termini, wo davor der riesige Busparkplatz liegt, an dem auch der 110er fährt. Ist auch nicht zu übersehen, eine lange Schlange steht vor den Bussen. Wir gucken uns das Ganze an und werden prompt von jemandem angesprochen, der uns eine Tour mit einem anderen Bus verkaufen will. Ich verneine, ich möchte mit dem 110er fahren!

Die Schlange ist mir aber doch zu lang, so lange warten und das im schönsten Sonnenschein, das ist doch verschwendete Zeit. Mom guckt auch ganz bedröppelt, darauf hat sie auch offensichtlich keine Lust. Ich studiere meinen Reiseplan und werfe dann schnell das Tagesprogramm um. Das, was ich nach der Rundfahrt geplant habe, wird vorgezogen, der 110er steht hintenan.

Erleichtert verlassen wir den Busparkplatz und machen uns zu Fuß auf zur Piazza della Repubblica. Wir möchten in die Kirche Santa Maria degli Angeli, welche in die Ruinen der Diokletiansthermen unter der Leitung von Michelangelo gebaut wurde.

Eine hübsche Kirche! So viele unterschiedlichste Marmorarbeiten, die riesige Kirchenorgel, die Apsis! Bemerkenswert ist der in den Fußboden eingelassene Meridian, der sich über 45 m durch die Kirche zieht....

... nächstens mehr...:)Grüße, Patty
 
Hallo und Moin, Moin Patty!

VIELEN DANK für Deinen Reisebericht .... ich lese ihn sehr gern und freue mich schon auf die Fortsetzung !!!


Gruß - Asterixinchen :)
 
Ich schließe mich sira und asterixinchen an, ein schöner Bericht!:thumbup::nod:

Bisher..;)

Wann geht es weiter?

fragt gengarde
 
Hallo ihr Lieben,

sorry, wenn's im Moment nicht weitergeht, habe ein bisserl Stress :uhoh:

Nächste Woche komme ich -so hoffe ich- endlich wieder dazu, an meinem Bericht weiterzuschreiben, versprochen!!!

Grüße, Patty
 
Hallo Patty,

ich habe Deinen Bericht mit großem Interesse gelesen. Besonders haben mir Deine emotionalen Beschreibungen gefallen. Das macht Deinen Bericht so lebendig.

Ich bin schon auf die Fortsetzung gespannt, streß Dich aber nicht rein.

Gruß aus der Pfalz

Lara
 
Danke erstmal für eure netten Kommentare :nod:

Habe einen weiteren kleinen Teil meines Berichtes fertig, hier geht's weiter...

Nach der ausgiebigen Besichtigung gehen wir zur Metrostation der Linie A, die sich rechts auf der Piazza befindet. Wir fahren in Richtung Anagnina und steigen an der Haltestelle San Giovanni aus. Die Treppe hoch, und wir stehen direkt vor dem Kaufhaus "Coin". Einen Abstecher da rein müssen wir machen, wir wollen doch mal sehen, was es hier so zu Kaufen gibt. Komisch, wir finden hier nichts unverkennbar Italienisches, keine Servietten mit Oliven drauf, keine mediterranen Dekoartikel, glaube fast, so etwas gibt's nur in Deutschland. Damit hatte sich der Wunsch meiner Schwester (bring mir doch was Schönes mit!) quasi erledigt...

Wieder draußen, spazieren wir linker Hand über den Markt, der sich dort die ganze Straße entlangzieht. Ein Stand reiht sich an den nächsten, alle sind mit Zeltplanen überdacht. Taschen, Gürtel, Bekleidung wechseln sich in immer bunteren Farben ab, man weiß gar nicht, wo man hingucken soll. Der Gang ist so eng, man traut sich nicht, etwas anzufassen, dann müsste man ja seine Tasche loslassen, die man fest im Griff hat.

Der Markt macht eine Biege nach rechts und man kommt in ein fast undurchdringliches Gewirr von immer weiteren Ständen, jetzt fühlt man sich wie in einer riesigen, dunklen, schweißtreibenden Markthalle, es ist so eng und warm und die Klamotten hängen bis zur Decke... wir drehen uns auf dem Absatz herum und versuchen hier so schnell wie möglich rauszukommen! Puh, das ist nicht mein Fall, ich gehe ja gerne auf den Markt, aber das ist einfach zuviel des Guten!

Die Straße gehen wir wieder zurück und biegen nach links ab, wo sich auf der Ecke eine nette Snack-Bar befindet. Hier kehren wir ein und bestellen uns jeder ein leckeres Panini, dazu eine eisgekühlte Cola. Wir müssen erst das Essen auswählen, was ganz gut mit Fingerzeig klappt, an der Kasse bezahlen und der Kassierer sagt uns, dass wir das draussen im Garten serviert bekommen.

Herrlich, dort im Schatten zu sitzen, das leckere Panini (meins war mit Rucola, Schinken und Käse, Mom hatte eins mit Tomaten, Schinken und Käse) zu essen, die eiskalte Cola zu schlürfen und das direkt an der Stadtmauer der Piazza di Porta!

Wir schlendern durch die wunderschöne alte Stadtmauer, in deren Schatten uns eine alte, auf der Erde hockende Bettlerin mit einstudiert gequältem Blick ihre offene Hand entgegenstreckt, und stehen kurz darauf auf dem Platz der Kirche San Giovanni in Laterano. Was für ein erhabener Anblick! Die Kirche steht so schön frei auf diesem Platz, dass man sie sogar aus dem Flugzeug sehen kann.

Ich stehe mitten auf dem Platz und suche auf meinem Stadtplan die Scala Santa. Die hatte ich doch letztes Jahr -weil ich nicht mehr auf meine Reiseplanung geguckt hatte- einfach vergessen. Die Scala Santa ist recht versteckt, ich muss wirklich ganz genau gucken und drehe mich nach dem Stadtplan in die Richtung, in die das Heiligste aller christlichen Heiligtümer liegen soll.

Wir gehen rechts an der San Giovanni vorbei, an der Ampel rüber über die vielbefahrene Via (nicht ohne das uns ein Bettler einen verknitterten Pappbecher von Mc Donald's unter die Nase hält, als wir bei Rot warten müssen), und da ist das Gebäude auf einem winzig kleinen Platz. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, ich wäre daran vorbei gelaufen, so unscheinbar ist das Gebäude.

Wir gehen hinein, es ist kurz vor 12 Uhr mittags. Die Atmosphäre ist unbeschreiblich, draussen der Verkehr, hier drinnen die absolute Stille, die Einkehr, die man regelrecht spüren kann, stellen einem die Nackenhaare auf. Es ist so, als wäre man in einer anderen Welt, man sieht die Gläubigen, die auf der heiligen Treppe knien und beten, absolute Stille. Kein lautes Geräusch, man hört mal ein Wispern, aber sonst... nichts...

Punkt 12 Uhr werden die Türen geschlossen, wir verlassen die Scala Santa und sind ein wenig atemlos ob der Atmosphäre...

Der Bettler kommt uns wieder entgegen, als wir zur San Giovanni rübergehen, als er uns erkennt, zieht er ab. Die Kirche ist uns von letztem Jahr noch gut in Erinnerung, dieses Mal wollen wir uns den Kreuzgang ansehen. Der Eintritt kostet 4 Euro, egal, wir wollen hinein.

Ich fühle mich nach Spanien versetzt, als ich den Kreuzgang betrete. Mom ruft aus: "Das sieht ja aus wie in Andalusien!" Genauso kommt er mir vor, dieser formvollendete Kreuzgang. Diese wunderschön mit Mosaiksteinchen versetzten, zum Teil gedrehten Säulen, der hübsche Innenhof, die ganzen Überbleibsel, die den Gang rundum verschönern... Alte, nicht zu entziffernde Schriften auf einem Stein, verwitterte Löwenskulpturen an jeder Mitte des Ganges, diese abgeschiedene Ruhe, traumhaft. Ich verstehe, dass dies einer der schönsten Kreuzgänge ist, die es gibt.

Wir machen noch einen Rundgang durch die Kirche und schlendern durch die Mittagshitze wieder zurück zur Metrostation...

... ich schreibe fleißig weiter...;)

Liebe Grüße, Patty
 
Hallo und Moin, Moin Patty!

VIELEN DANK auch für diesen Teil Deines Berichtes - ich habe ihn sehr, sehr gerne gelesen und bin in Gedanken neben Euch hergelaufen .... in dieser oder ähnlicher Reihenfolge haben wir es auch schon häufiger gemacht ..... ist schon sehr beeindruckend !!!

Ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung .....


Gruß - Asterixinchen :)
 
Liebe Patty,

in Reiseberichten lese ich natürlich oft vom Lateran und auch vom einen oder anderen Markt. Dank DEINES Schreibstils ist es mir möglich mit allen Sinnen zu Folgen. Einfach schön, na dann mal weiter ... :thumbup:

Gruß Lara
 
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