Zeitenwende in Palermo – Die Mafia wittert Morgenluft
Leoluca Orlando hört auf: Palermos langjähriger Bürgermeister war ein Frühlingsmacher gegen die Mafia – brillant, leidenschaftlich und eitel. Nun hofft Cosa Nostra auf ein Comeback.
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und Kommunalwahlen in Italien: Salvinis sinkender Stern
Von besonderer Bedeutung sind die Bürgermeisterwahlen in Palermo. Dort endet die Ära von Leoluca Orlando, der 1985 im Alter von 38 Jahren erstmals zum Rathauschef gewählt wurde. Mehr als 22 Jahre, verteilt auf vier Amtszeiten, herrschte Orlando im Palazzo delle Aquile. Zwischendurch war er Abgeordneter in den Parlamenten Siziliens und Italiens sowie im Europaparlament. Wo immer er war und was immer er tat, sein Nimbus als Kämpfer gegen die sizilianische Mafiaorganisation Cosa Nostra in den achtziger Jahren brachte ihm großen Respekt ein. Vor allem in Deutschland, denn der Jurist Orlando hatte auch in Heidelberg studiert und spricht gut Deutsch. (...)
Orlando kann sich zugutehalten, dass heute nicht mehr die Cosa-Nostra-Bosse das Geschehen im Rathaus bestimmen, sondern die gewählten Volksvertreter. Auch die Revitalisierung Palermos ist unter Orlandos Führung gut vorangekommen, wenngleich der Verkehr, die Müllabfuhr und die öffentliche Verwaltung insgesamt verbesserungsfähig bleiben. Im Immigrationsstreit, zumal mit dem rechtspopulistischen Widersacher Salvini, war und ist Orlando einer der prominentesten nationalen Fürsprecher für die Willkommenskultur in Italien. Als weithin respektierter Stadtvater geht Orlando nun in den Ruhestand.