Rom: Vor 300 Jahren starb der Barockkünstler Andrea Pozzo

Simone-Clio

Augustus
Teammitglied
Moderator
Forum-Sponsor
Stammrömer
Das künstlerische Vorbild der Gebrüder Asam - Starter - domradio.de - Katholische Nachrichten - Köln Kirche Kardinal Kultur Inland Ausland

... schon Jahre zuvor war er in der römischen Jesuitenkirche San Ignazio tätig gewesen und hatte auf die Decke einen scheinbar riesigen Himmel gezaubert. Im Mittelpunkt eines Engelreigens findet sich die Heilige Dreifaltigkeit: Gottvater sendet aus den Höhen herab einen Lichtstrahl zu Ignatius, dem Gründer des Jesuitenordens und Quelle des Lichts, das über die Menschen der damals vier bekannten Erdteile flutet. Eine raumtrügerische und sinnestäuschende Malerei war Pozzo gelungen, die er nach der Maxime schuf, zum frommen Zweck „die Augen zu betrügen“.
Ihm ging es um die perfekte Inszenierung einer Raumillusion, in der reale und gemalte Architektur, die sichtbare Kirche und ihre unsichtbare Erfüllung zu einer Einheit verschmelzen. Ersten Ruhm hatte Pozzo als Bühnenbildner geerntet, als gefeierter Dekorationskünstler der „Theatra sancta“ während der großen christlichen Festtage in Mailand und Rom. Seine vielseitige Kunst stellte der Jesuit ganz in den Dienst des Ordens. Um Gefühle anzusprechen und auch Analphabeten die Heilige Schrift nahe zu bringen, setzte er die Heilsgeschichte mit künstlerischen und theatralisch-dynamischen Mitteln um.

Die großartige Raumvorstellung in San Ignazio in Rom wurde Modell für Europa. Aber das dortige Deckengemälde erschließt sich dem Betrachter in seinem streng perspektivischen Aufbau nur, wenn er in der Mitte des Kirchenschiffs auf einer Marmorplatte seinen Standort bezieht. Ansonsten beginnen die hochragenden Säulen zu kippen, der Himmel droht zu stürzen, die Raumillusion zerbricht. Die zugrunde liegenden Gesetze der Perspektive hat Pozzo in einem zweibändigen Werk beschrieben, das sogar ins Chinesische übersetzt wurde.

Vergleiche:
Andrea Pozzo - Wikipedia
und
Andrea Pozzo - Wikipédia
Mit Bild des Deckengemäldes in Sant'Ignazio
 
Ein weiterer aktueller Link:
Deutschlandradio Kultur - Kalenderblatt - Meister der Täuschung

Wer die römische Jesuitenkirche Sant Ignazio betritt, ist beeindruckt von ihrer Pracht und Herrlichkeit. Sie gehört zu den größten Gotteshäusern Roms. Die vergoldeten Inkrustationen im Altarraum funkeln im Kerzenlicht, marmorne Doppelpilaster führen den Blick himmelwärts. Über Langhaus und Chor erhebt sich ein mächtiges Tonnengewölbe, reich geschmückt mit frommen Bildern. Die Ausmalung von Sant Ignazio zählt zu den Meisterwerken Andrea Pozzos. Unmerklich gehen die echten Pilaster oben in gemalte über, verlieren sich in einem Labyrinth von Bogen, Simsen und Gewölk. Allerlei heiliges Personal flattert hier, pausbäckige Putten, trompetende Heroen. Und wer nicht genau hinsieht, der glaubt, das Sant Ignazio von einer riesigen Kuppel mit Laterne gekrönt sei. Auch dies ist Tromp-l'oeil, Augentäuschung aus Malerei und Perspektive. Zeitgenossen sahen darin höchste Meisterschaft, Nachgeborene fühlten sich getäuscht und reagierten ablehnend. In seinem berühmten, 1855 erschienenen Standardwerk "Der Cicerone" tadelte der Kunsthistoriker Jacob Burckhardt die spätbarocke Gewölbemalerei als "Tummelplatz aller Gewissenlosigkeit"
 
Zurück
Oben