Vatikan/Papst: Unbekanntes Dokument zur Baugeschichte des Petersdomes entdeckt

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Wissenschaftler entdeckten den Vertrag, mit dem Papst Urban VIII. (1623-44) im August 1625 den Bildhauer und Architekten Gian Lorenzo Bernini (1598-1680) mit der Errichtung des berühmten Baldachins in St. Peter beauftragte. Der 29 Meter hohe Baldachin über dem Papstaltar zählt mit seinen Spiralsäulen zu den berühmtesten Kunstwerken des Petersdoms. Er wurde von 1624 bis 1633 erbaut.
 
Dazu heute Radio Vatikan:
Baldachin von St. Peter - Ein Triumph für Bernini und die Päpste

Der Bernini-Experte der Humboldt Universität, Arne Karsten, der selbst einige Jahre in Rom tätig war, erklärt gegenüber Radio Vatikan, was dieser Fund für die Kunsthistoriker bedeutet:

„Wir wussten, dass 1624 die Planungen begonnen hatten. Aber erst jetzt können wir sagen, dass der Auftrag an Bernini genau 1625 erfolgt. Es wird deutlich, dass Bernini schon sehr früh von Urban VIII. mit großen Projekten beauftragt wurde. Das ist insofern bemerkenswert, als Bernini bis dahin lediglich als Bildhauer renommiert war. Mit dem Baldachin, der eine Höhe von über 28 Metern hat, wird ihm eine neue Qualität an Aufträgen erteilt. Das zeigt, dass Urban VIII. den Künstler Bernini mit besonderem Nachdruck förderte. Bernini wird also von Pontifikatsbeginn an mit Aufträgen versehen, die die Wertschätzung dieses Papstes zeigen und verdeutlichen, dass Urban VIII. Bernini Aufträge zutraute, für die er eigentlich von seinen bisherigen Leistungen her gar nicht prädestiniert war.“ Unmittelbar über dem Petrusgrab, direkt unter der prächtigen Kuppel Michelangelos, setze der Baldachin einen bildstarken Akzent, der zugleich das Selbstverständnis der Päpste zeige, so Karsten. Der Baldachin spreche eine Bildsprache, die den Nachfolgeanspruch der Päpste und die theologische Basis des Papstamtes deutlich werden lasse. Bernini habe, beschreibt der Kunsthistoriker, eine sehr selbstbewusste Tonlage gewählt:

„Man muss sich vor Augen führen, dass sich das Selbstverständnis der Päpste und deren Selbstdarstellung über die Jahrhunderte trotz aller Kontinuität stark gewandelt haben. Diese triumphalistische, suggestive, verherrlichende Formensprache, die ja auch mit enormen Ausgaben verbunden ist, würde man heute nicht mehr wählen. Heute sind ganz andere Töne gefragt. Auch der glaubenskämpferische Ansatz, der die barocke Formensprache prägt, ist ja heute abhanden gekommen. Man darf aber nicht vergessen, dass die Päpste sich im 17. Jahrhundert als oberste Glaubenshirten anders gesehen haben als ihre heutigen Amtsnachfolger - und dazu auch ganz andere Aufgaben hatten. Die Päpste des 17. Jahrhunderts sind eben nicht nur Oberhäupter der katholischen Kirche, sie sind zugleich Landesherren des Kirchenstaates und agieren als Souveräne mit im Konzert der europäischen Mächte. Deshalb haben sie auch eine Rolle auszufüllen, bei der ihnen die visuelle Verherrlichung ihres Amtes zustatten kommt. Hier haben sich die Rollen über die Jahrhunderte hinweg sehr stark gewandelt.“
 
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