Milde für unbeugsame Mafiosi?

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Augustus
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Stammrömer

Der EuGH drängt Italien zur Abschaffung der lebenslänglichen Haft. Der Großteil der Italiener will daran festhalten. Denn ohne das Risiko, für immer hinter Gittern zu bleiben, hätten einige der grausamsten Mafia-Bosse wahrscheinlich niemals mit der Justiz zusammengearbeitet.

Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte traf die italienische Öffentlichkeit tief. Am Dienstag verkündeten die Richter in Straßburg, dass die Verurteilung zu lebenslänglicher Haft menschenunwürdig sei und forderten Italien zu deren Abschaffung auf. Der Großteil der Italiener reagierte entrüstet auf das Urteil. Jetzt also sollen Mafiabosse, die aufs Brutalste gemordet und gefoltert, die jeden, der sich ihnen in den Weg stellte, erschossen, erdrosselten oder in die Luft gesprengt haben, vom Staat Milde erfahren? Und das ohne jegliche Gegenleistung?

Zur lebenslangen Inhaftierung bietet das italienische Strafgesetz eine Alternative: eine Freiheitsstrafe von bis zu 30 Jahren. Der Betroffene kann bei guter Führung im Laufe der Zeit auch mit Vergünstigungen rechnen, zum Beispiel tagsüber außerhalb des Gefängnis arbeiten, und in manchen Fällen auch vorzeitig entlassen werden. Voraussetzung dafür ist, dass der Verurteilte mit den Ermittlern kooperiert und ein "Collaboratore di giustizia" (Mitarbeiter der Justiz) wird.

Es ist genau dieser Ausweg, der es den Sicherheitsbehörden im Laufe der Jahre ermöglichte, wichtige Informationen und Hinweise über das System Mafia zu sammeln.
 
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