Madonna del Parto in Sant'Agostino

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Der Legende nach hat Jacopo Sansovino mit der Madonna del Parto (Madonna der Geburt) kein völlig neues Werk geschaffen, sondern ein Bildnis der Kaiserin Agrippina mit dem kleinen Nero verändert. Tatsache ist, dass Sansovino die "Madonna mit Kind" um 1518 im Auftrag der Familie Martelli geschaffen hat.


Sant'Agostino (Dezember 2011)


Kindersegen - Italienerinnen mit Kinderwunsch schwören auf die Madonna von Sansovino

Der Bildhauer Sansovino wählte eine geradezu weltliche Darstellung: keine mitleidige oder entrückte Maria, sondern eine glückliche und stolze junge Mutter, auf deren Schoß ein lebhaftes kleines Kind turnt. Verständlich, dass dieser ungewöhnliche Bildtyp der Gottesmutter einen stärkeren Bezug zur Realität, zu Freude und Leid der Mutterschaft und Kinderaufzucht herzustellen wusste und Objekt der Volksfrömmigkeit wurde. Maria gleicht einer Frau aus dem Volk! Der Fuß der Statue ist von den vielen Küssen und Berührungen ganz abgenutzt und wurde daher mit einer edlen Silberumhüllung geschützt. Silbern leuchtet auch die Windel des Christuskindes. (...)

Die zahlreichen Widmungen, Danksagungen und Fürbitten gewähren einen überraschend rührenden Einblick in Hoffnung, Freude und Leid der Frauen unserer Zeit. Neben der Freude über den Kindersegen werden die Sorgen und Nöte der Kinderaufzucht nicht verschwiegen. Kranke oder behinderte Kinder werden dem Schutz Mariens unterstellt genauso wie die Moped fahrenden pubertierenden Söhne. Andere Eltern wiederum vertrauen der verständigen Gottesmutter ihre Erziehungsprobleme an. So betet eine Mutter dafür, dass ihre magersüchtige heranwachsende Tochter ihre Depression übersteht und wieder isst.
 
Eben habe ich folgenden Artikel der Repubblica gelesen:


Die Madonna del Parto ist frisch restauriert. Die Marmoroberfläche des zwischen 1516 und 1521 entstandenen Werks war stark nachgedunkelt, was auf den alten Brauch der Gläubigen zurückzuführen ist, es mit ihren in heiliges Öl getränkten Händen zu berühren. Das Werk, das als Madonna der Geburt bekannt ist, ist ein Objekt der Verehrung für Mütter und Wöchnerinnen, die noch heute Ex-Voten zu seinen Füßen niederlegen. Vor allem der untere Teil des Madonnenmantels sowie der Körper des Kindes waren durch großflächige orange-braune Flecken verunstaltet. Nun ist die Qualität des Carrara-Marmors wieder zu erkennen. Siehe Photos im Artikel.

Interessant auch dies: Bei der Restaurierung wurde beschlossen, den aus dem 20. Jahrhundert stammenden Gürtel der Muttergottes und die Windel des Jesuskindes aus Silberfolie zu entfernen.
In fase di restauro si è anche deciso di rimuovere la cinta e il gonnellino in lamina d'argento, di epoca novecentesca, che ornavano, rispettivamente, la Vergine e il Bambino.

Vgl.: «Madonna del parto»: batteri affamati per il bio-restauro dell'opera cinquecentesca di Jacopo Sansovino
 
Bei der Restaurierung wurde beschlossen, den aus dem 20. Jahrhundert stammenden Gürtel der Muttergottes und die Windel des Jesuskindes aus Silberfolie zu entfernen.

Das scheint keine dauerhafte Entscheidung gewesen zu sein, denn inzwischen sehen Madonna und Jesuskind wieder so aus:

Beide tragen wieder ihre Kronen und Gürtel resp. Lendentuch.
Seit Jahrhunderten wird die Madonna als Beschützerin der Gebärenden und ihrer Neugeborenen angerufen und mit Votivgaben beschenkt. Ihr linker Fuß ist von den zahllosen Küssen und Berührungen so stark abgerieben, dass er mit einem Silberüberzug geschützt werden musste.​
Quelle: Die Mutter aller Geburten – Jacopo Sansovinos „Madonna del Parto“

Auf den Vogel in der Hand des Jesuskindes werde ich bei Gelegenheit besser achten! Hier kann man ihn relativ gut erkennen.
Der Vogel in der Hand des Christusknaben ist ein Passionssymbol: Wahrscheinlich handelt es sich um einen Stieglitz, auch Distelfink genannt. Er ist durch mehrere rote Flecken am Kopf gekennzeichnet; nach der Legende stammen diese Flecken vom Blut Christi. Ein Stieglitz soll dem kreuztragenden Sohn Gottes einen Splitter aus der Augenbraue entfernt haben, wobei die herabfallenden Blutstropfen das Gefieder des Vogels rot färbten.
Quelle: wie oben

Als ich diesen Satz gelesen habe, musste ich sofort an dieses moderne Fresko im Kreuzgang von S. Pietro in Montorio denken:

Siehe: Römische Kreuzgänge - ein Bilderbogen
 
Also, wir waren am 14. Oktober in S. Agostino ( allerdings mehr wegen des Caravaggios) - und da war der Gürtel des Madonna ohne jede Verzierung und auch das Jesuskind hatte keine Windel an, sondern war nackt. Marmor pur. ;)
Auf den Stieglitz habe ich leider nicht geachtet. Schade.
Auch dürfte es jetzt merklich schwieriger sein, das Bildnis anzufassen, denn es ist quasi "verbarrikadiert". Der Marmor wird es danken!
 
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