kleine Vorbereitungsreise (28.2.-5.3.) zu 2: Der Bericht

Das linke Relief auf der Rückseite ist am besten erhalten. Sicherlich gehört es zu den bekanntesten Kunstwerken der Antike überhaupt. Trotzdem und gerade deshalb will ich es näher betrachten:

Das Relief zeigt eine majestätische Frauengestalt, die auf einem Felsen thront. Sie ist mit einer leichten Tunika bekleidet und hat ihr Manteltuch wie einen Schleier über den Kopf gezogen. Im Haar trägt sie einen üppigen Kranz aus Blumen und Früchten. Auf ihrem Schoß sitzen zwischen verschiedenen Früchten zwei kleine Kinder, die an putti erinnern. Der eine reicht ihr einen Apfel und sucht ihren Blick, der andere tatscht in kindlicher Manier auf ihre Brust und ist ebenfalls um ihre Aufmerksamkeit bemüht. Die Mutter hält beide liebevoll fest und ist um sie besorgt. Das Untergewand ist ihr von der rechten Schulter herabgeglitten. Bauchnabel und Busen zeichnen sich unter dem dünnen Stoff deutlich ab.
Im Hintergrund sprießen Getreide, Mohnkapseln und Blumen aus dem Felsen empor, im Vordergrund befinden sich zu ihren Füßen Schaf und Ochs, verkleinert wiedergegeben.
Seitlich der Mittelgruppe sind, ebenfalls in etwas kleinerem Maßstab, zwei auf Tieren sitzende junge Frauen angeordnet. Ihre Oberkörper sind nackt, ihre Mäntel blähen sich über ihnen bogenförmig wie Segel im Winde, beide Frauen halten einen Zipfel des Mantels fest. Die linke Frau reitet auf einem großen Schwan. Sie ist umgeben von Schilf und anderen Uferpflanzen, darin ein kleiner Reiher und eine liegende Kanne, aus der sich ein Wasserstrahl ergießt. Die rechte Frau hingegen reitet auf einem Seeungeheuer über Meereswogen. Dies sind die Aurae, die Lüfte, die milden, günstigen Winde, die sich zu Land und Wasser erheben und die Fruchtbarkeit garantieren.

Die Hauptfigur wurde verschiedenen interpretiert: meist wird sie als Tellus oder Italia gedeutet, Verkörperung der fruchtbaren, lebensspendenden Erde im allgemeinen bzw. Italiens im besonderen.

Die gesamte Darstellung vermittelt ein Bild des Friedens und der Fruchtbarkeit und symbolisiert die Segnungen des saeculum aureum, des durch Augustus auf die Erde zurückgebrachten Goldenen Zeitalters. Dessen Grundlage bildet die Pax Augusta, der durch Augustus wiederhergestellte Weltfrieden, der Erde, Meer und Himmel erfüllt und dem die Ara Pacis gewidmet ist.
Die komplexe Ikonographie ist Ausdruck einer religiösen Haltung, welche sich auf die Erinnerung an das Göttliche beruft, ohne jedoch einem wirklichen Götterbild Raum zu geben.


Einem Foto von dieser Reliefplatte stelle ich ein Foto zur Seite, das ich von einer Schautafel abfotographiert habe. Wie all die antiken Statuen waren auch diese Reliefplatten bemalt. Winckelmanns "edle Einfalt und stille Größe" war jedenfalls hinsichtlich der Farbigkeit der Skulpturen ein Irrtum.
 
Vielen Dank für den Bericht über die Vorbereitungsreise! Die Ara Pacis besuche ich auch immer wieder gerne.

Die Tre a Roma hatten einst das Vergnügen, den Altar in einer Farbversion anschauen zu können, als am Abend bis 24 Uhr geöffnet war:

Hier gibt es noch mehr Farbbilder.

Liebe Grüße
Claude
 
Liebe Claude,

mit großer Aufmerksamkeit habe ich den verlinkten Bericht über die Farbigkeit der Ara pacis gelesen. Danke für den Hinweis! Ich bin ganz baff, was man noch alles über diesen Altar kennenlernen kann. Meine Beschreibungen sind dagegen nur bescheidene Anfänge 8O

LG

Rik
 
Soll ich, wenn ich Zeit habe, auf diese detaillierte Weise fortfahren oder doch eher allgemein von der Reise berichten? Wie ist das Interesse :?:

Doch, mache auf jeden Fall so weiter. :nod:

Das ist es doch, was unser Forum ausmacht. Jeder hat seine ganz eigene Art zu berichten und so wird es nie langweilig und man lernt ständig etwas dazu.
 
In gleicher Weise wie die Ara Pacis ein politisches Programm verkündet,finden wir die augusteische Propaganda auch im Bereich der Literatur. Im Jahre 17. v. Chr. ließ Augustus ein Saekularfest veranstalten, das den Beginn der neuen Zeit feiern sollte. Hierzu dichtete Horaz das Festlied, das carmen saeculare. Es wurde auf dem Palatin von einem Chor aus je 27 strahlend weiß gekleideten Knaben und Mädchen vorgetragen und auf dem Kapitol wiederholt wird:

Phoebus und du, der Wälder Herrin, Diana,
leuchtende Himmelszier, o ihr, zu verehren
stets und stets verehret, gewährt, was wir erbitten
zu heiliger Festzeit,
(…)
Wohltätige SONNE, die auf leuchtendem Wagen den Tag du
Heraufführst und wieder verbirgst, die du eine andere stets und stets doch dieselbe
verjüngt entstehst, mögest du neben der Stadt Rom nichts können
erblicken Größeres.
(…)
Reich an Frucht und Vieh möge Tellus
zieren Ceres mit dem Ährenkranz,
nähren mögen die Keime heilsame Wasser
und Jupiters Lüfte.

(…)
Ihr Götter, schenkt Redlichkeit der Jugend, die zu lernen bereit,
ihr Götter, schenkt dem ruhigen Alter Stille
dem Volke des Romulus gewährt Gedeihen und Nachwuchs
und jegliches Heil.

Und was erfleht von euch mit weißer Rinder Weihung
des Anchises und der Venus edler Spross,
mög er´s erlangen, dem Gegner übermächtig, dem überwundenen
Feinde mild.

Schon zu Meer und zu Land unsere mächtigen Scharen
der Meder fürchtet und auch die Beile von Alba;
schon bitten die Skythen um Antwort, die stolzen
Inder nun auch;

schon TREUE und FRIEDE und EHRE und SCHAM
wie in alter Zeit und auch die verschmähte TUGEND wiederzukehren
wagen, und es erscheint segensreich mit vollem
Füllhorn der REICHTUM.
(…)

[Üs. B. Kytzler]
 
Nach der beglückenden Besichtigung der Ara pacis :)thumbup:) beschlossen wir, uns einfach treiben zu lassen. So gelangten wir unverhofft zu Giolitti. Leider war es mir aufgrund des nassen und kühlen Wetters aber einfach zu kalt, um draußen im Stehen oder Gehen ein Eis zu genießen, und drinnen war es mehr als voll. :uhoh: So zwängten wir uns nur durch die Menschentraube, die drinnen anstand, warfen einen Blick auf die leckeren Eissorten und auf der anderen Seite auf die feinen Pralinen und gingen weiter.


Ich war überrascht, als wir auf die Piazza di Montecitorio kamen und einen Obelisken vor uns sahen - und doch ist es total logisch, hier auf diese schlanke „monolithische Pyramide“ zu treffen:

Die Ara pacis stand in der Antike ja nicht auf dem Platz, an dem sie heute aufgestellt ist, sondern weiter südlich. Eine großangelegte Sonnenuhr, deren Zeiger ein fast 30m hoher Obelisk aus Ägypten bildete, war in der Nähe angelegt. Sie konnte die Jahres- und Tageszeiten anzeigen.

Plinius d. Ältere (nat. hist. 36,15) gibt folgende Beschreibung: „Den auf dem Marsfeld stehenden Obelisken bestimmte der Kaiser Augustus zu einem merkwürdigen Zweck, nämlich, durch seinen Schatten die Dauer der Tage und Nächte anzuzeigen. Der Schatten nämlich, welchen derselbe am Mittag des kürzesten Tages warf, wurde auf dem Boden durch ein Steinpflaster angedeutet und auf diesem durch eingelegte metallene Streifen die Zunahme und dann auch wieder die Abnahme der Tage bezeichnet - in der Tat eine merkwürdige und dem Genie des Mathematikers zur Ehre gereichende Erfindung. Dieser Gelehrte ließ auf der Spitze des Obelisken eine vergoldete Kugel anbringen, deren Schatten sich im Scheitel sammelt, während der Schatten einer Spitze nicht so regelmäßig ist: Die Form des menschlichen Kopfes soll ihn auf die Idee gebracht haben.“

Der Obelisk war so platziert gewesen, dass der Schatten seiner Spitze am 23. September - Augustus' Geburtstag - auf den Eingang der Ara Pacis fiel. Dies sollte zeigen, dass Augustus der geborene Friedensherrscher war.

Hier findet man eine schöne Skizze zur Anordnung der Monumente: http://orpheuskijktom.files.wordpress.com/2012/03/l_ara_pacis_au_champ_de_mars_large.jpg

Folgende Inschrift war eingemeißelt:


Imperator Caesar Augustus (…) hat (den Obelisken), nachdem Ägypten in die Gewalt des römischen Volkes gebracht war, der Sonne zum Geschenk gegeben.

Der Obelisk war ein sichtbares Symbol der Eroberung Ägyptens durch Augustus. In den Jahre 12/10 hat Augustus erstmals zwei Obelisken nach Rom gebracht; der zweite, ursprünglich im Circus Maximus aufgestellt, steht heute auf der Piazza del Popolo. Die Widmung an Sol verweist auf die ursprüngliche Funktion als Weihgeschenk für den ägyptischen Sonnengott Re. Augustus behielt diese Widmung bei, da er die Sonnengottheit mit Phoebus Apollon gleichsetzte, welcher sozusagen sein persönlicher Schutzgottheit war. Außerdem war vielleicht die uns nun schon bekannte politische Aussage intendiert: Wie Sol einen neuen Tag heraufbringt, so begründet der Princeps eine neue Zeit.

Der Obelisk wurde im 18. Jahrhundert in mehreren Trümmern wiederentdeckt und aufgestellt. Auch das Liniennetz der Sonnenuhr wurde wiederentdeckt: Es erstreckte sich zwischen der Piazza des Parlamento und der Piazza die S. Lorenzo in Lucina etwa 50m nach Norden und 150m nach Westen und Osten.

Ich betrachtete zwar etwas ratlos die jetzigen Linien im Boden (kenne ich doch die Symbole nicht 8O), ging da aber doch irgendwie beglückt, per Zufall auf diesen Obelisken gestoßen zu sein, weiter. :lol:
 
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Einscannen wäre eh nicht erlaubt und die Quelle muss eigentlich auch immer gleich verlinkt werden.

 
Die Diskussion lohnt nicht. Das sind nun mal die Regeln in diesem Forum. Recht des Hausherren, der sich natürlich über Eigentumsrechte schlau gemacht hat.
 
Wo ist eigentlich der Unterschied zwischen dem Abfotographieren einer irgendwo (nähere Angaben machst Du auch nicht) aufgestellten Schautafel und dem Einfügen einer dutzendfach online vorhandenen Skizze?
Das Problem ist einfach, dass der Urheber der Skizze nicht bekannt ist. Dieser könnte theoretisch Ansprüche gegenüber dem Forenbetrieber geltend machen. Das geht dann in Form einer Abmahnung, die ziemlich viel Arbeit und auch Kosten aufwirft. Auch hier im Forum eingebettete externe Fotos und Bilder sind da problematisch. Ein Link zum Foto hingegen i.d.R. eher nicht.

Du kannst folgenden direkten Link in Deinem Berichtsteil verwenden: http://orpheuskijktom.files.wordpress.com/2012/03/l_ara_pacis_au_champ_de_mars_large.jpg
 
Sichtbar ist es nur noch im Zitat.

Für euch hatte ich das Bild eingestellt. Ich kenne es ja aus meinem Buch.

Noch was: Den bisher erfahrenen freundliche Umgangston im Forum schätze ich sehr, umso erstaunter war ich über diese "pampige Anmache", zumal sie von einer Leserin geäußert wurde, die sich in diesem Thread noch nie zu Wort gemeldet hat.
 
Du hast es ja auch gut erklärt.; dagegen habe ich ja nichts gesagt.

Im übrigen ist im besagten Schulbuch auch keine Quellenangabe gemacht, weder bei der Skizze selbst, noch im Abbildungsverzeichnis. Die online präsentierten Skizzen können aber nicht eine eingescannte Variante aus diesem Buch sein, da dort ein Teil abgeschnitten ist.

Und nochmals die Frage, denn das habe ich nicht verstanden: Wie verhält es sich beim Abfotographieren und Einstellen von Schautafeln? Die hat ja auch irgendwer entworfen?
 
Und nochmals die Frage, denn das habe ich nicht verstanden: Wie verhält es sich beim Abfotographieren und Einstellen von Schautafeln? Die hat ja auch irgendwer entworfen?
Das ist sicher ebenfalls ein Grenzbereich, wobei diese Schautafeln ja in der Öffentlichkeit stehen und Du dann das Foto, was Du hier hochlädst, auch selbst gemacht hast. Juristen könnten sich über dieses Thema sicher trefflich streiten. Was aber häufig ebenfalls problematisch ist, sind Fotos aus Museen, Austellungen oder sonstigen Sehenswürdigkeiten, wo eigentlich Fotografierverbot herrscht.
 
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