Italien: Kioske: Italien sagt Addio

Simone-Clio

Augustus
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Italien sagt Addio, mit einer Träne im Knopfloch. Wo die Tageszeitungen mit ihren Schlagzeilen im Aushang der Kioske prangten, gähnt nun das große Nichts. Die Kioske, die typisch dunkelgrünen Edicole in den Zentren der Städte, die neben Zeitungen und Illustrierten auch allerlei Arten Dolce im Angebot haben, die mitunter zum Dolce far niente beitragen, sind vom Aussterben bedroht. Nur ein Drittel ist noch übrig geblieben, und als Zeichen der Trauer zündeten ihre Besitzer in der „Nacht der Kioske“ eine Laterne an.

Das ist wirklich sehr bedauerlich!

Vgl.: Edicole, insegne accese per 3 notti contro la crisi delle vendite
 
Das ist wirklich sehr bedauerlich!
Ja! Und nicht zuletzt darum, weil damit ein Stück italienischer Lebensart aufgegeben wird. :(

Aus dem verlinkten italienischen Artikel:
La situazione che si è venuta a creare nella filiera editoriale nell’ultimo decennio in particolare, impone una svolta decisa ed un cambio di rotta, anche alla luce del totale disinteresse degli editori ad affrontare i problemi di quella che ad oggi, è una rete dedicata (...). La chiusura di chioschi ed edicole è uno stillicidio solo in parte dettato dalla diffusione degli abbonamenti on line.
Die Situation der Lieferkette, die man geschaffen hat während der letzten zehn Jahre, oktroyiert eine entschiedene Wende und eine Änderung des Kurses im Lichte des totalen Desinteresses der Verleger gegenüber den Problemen des bis heute bestehenden engagierten Verteilernetzes. (...) Die Schließung der Zeitungskioske ist ein Versickern, das nur teilweise diktiert ist durch die Verbreitung von Online-Abos.


Wobei übrigens diesen "Schuh" ich mir in gewisser Weise auch selbst anziehen muss. Denn 2006 oder 2007 habe ich begonnen, auch in Rom italienische Zeitungen nur noch online zu lesen - wohingegen ich zuvor (also seit Mai 2000) nahezu täglich den Corriere della Sera am Kiosk gekauft habe. Und zwar meistens an diesem hier, gelegen an der Ecke Via Carini/Via Livraghi: Edicola Carini angolo Livraghi.
Wie man sieht: Noch kennt Google Maps diese Koordinaten ... aber wie lange noch?
 
Zusatz: Vom Kiosk zur Ramschbude – Italien verliert seine Zeitungsstände
Fast ein Vierteljahrhundert haben sie durchgehalten, die beiden Schwestern Pisano. Sommers wie winters, jeden Morgen um halb sechs. Nur im August nicht, wenn sich Italien fast geschlossen im Urlaub befindet, und sonntags nicht, dem Tag des Herrn. Ansonsten haben Alessandra und Patrizia Pisano, seit 2002 jeden Morgen um 5.30 Uhr ihren Zeitungskiosk an der Piazza Vittorio Emanuele II aufgesperrt, einem von Roms schönsten Plätzen. Um 15.00 Uhr gingen die Rollläden wieder herunter. Bis Alessandra, mit ihren 59 Jahren die um ein Jahr jüngere, schwer krank wurde. «Allein schaffe ich das nicht mehr», sagt Patrizia. «Und eine Nachfolge finden wir nicht.» (...) Zusammen mit vielen anderen Händlern machte sie kürzlich mit einer «Nacht der Kioske» auf den Niedergang ihres Gewerbes aufmerksam. Zu Einbruch der Dunkelheit zündeten alle Laternen oder Kerzen auf ihren Ständen an. Damit appellierte die Branche auch an die rechte Dreier-Koalition von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, mit Steuererleichterungen und anderen Subventionen die Kioske als Kulturgut zu retten – bislang ohne grossen Erfolg.
Vgl.: Aus für bekannte Edicola: Italien verliert seine berühmten Zeitungsstände
Mit Fotos
 
Die Behauptung, dass die Piazza Vittorio Emanuele II "einer von Roms schönsten Plätzen" sei, ist reichlich kühn. Wir haben mehrfach ziemlich direkt an diesem Platz gewohnt und eine solche Behauptung wäre uns beim besten Willen nie eingefallen. Man hat ihn in den letzten Jahren etwas aufgehübscht, aber das war auch nötig, denn zuvor war er ein von Obdachlosen aufgesuchter Schandfleck in Roms "Chinatown".
 
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