Ein Land geht baden - Nachrichten welt_print - Vermischtes - WELT ONLINE
Wer am Wochenende nicht ans Meer fährt, gilt in Rom als Sonderling oder armes Schwein. Der italienische Schriftsteller Luigi Malerba beschrieb diese Alternativlosigkeit einmal mit den Worten: "Alle am Meer, sagte die Zeitung. Ich ging ans Meer, ich langweilte mich, ich wusste, dass ich mich langweilte und ging doch weiter ans Meer ... Ich machte, dass ich wegkam, bevor der Verkehr zum Stocken kam, aber er stockte immer schon, wenn ich am Bahnhof von Trastevere war. Meine Nachbarn in ihren Autos schienen mir alle zufrieden, und ich fühle mich in der Mitte zufriedener Leute wohl, weil ich sicher bin, dass sie nichts gegen mich haben. Alle am Meer, sagte die Zeitung."
Die Italiener müssen ans Meer, sie können nicht anders, schließlich umfängt das Meer buchstäblich das ganze Land und seine Geschichte sowieso. Übers Meer kam Aeneas aus den Trümmern von Troja, um Alba Longa zu gründen, die Mutterstadt Roms, übers Meer kamen die Karthager, die Sarazenen und die Amerikaner, und aufs Meer hinaus fuhren Genuesen und Venezianer, wurden groß und reich.