Angelo Secchi: 200. Geburtstag

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Über Angelo Secchi wurde schon mehrfach hier im Forum berichtet. Siehe: Das Ergebnis der Suchanfrage: Angelo Secchi

Ein paar Schritte weiter setzte ich mich auf eine Steinbank und genoss die warmen Strahlen der Mittagssonne. Dabei fiel mein Blick auf diese Büste:


Dargestellt ist Padre Angelo Secchi (1818 bis 1878) über den ich bereits an zwei Stellen hier im Forum berichtet habe. Zuerst hier: Spaziergänge im römischen Grün und dann hier: Spaziergänge im römischen Grün - Seite 13

Nun stand ich diesem studierten Theologen und Philosophen, Wissenschaftler, Astronomen und Meteorologen gegenüber. ;) Die Büste, die einen sehr lebensechten Eindruck auf mich machte, ist das Werk des italienischen Bildhauers Giuseppe Prinzi (1825 bis 1895) und stammt aus dem Jahr 1879.

Die Büste unterscheidet sich von den meisten anderen Büsten in den Gärten des Pincio dadurch, dass sie auf einem besonderen Sockel steht. Auf den ersten Blick fallen das kleine Mosaik mit dem schachbrettartigen Muster und das Loch darunter auf. Beides hat mit der Tätigkeit Angelo Secchis als Direktor des Osservatore del Collegio Romano zu tun. Secchi untersuchte die Position Roms in Bezug auf die Meridiane der Erde, um exakt Mittag zu schlagen. Vom Collegio Romano aus richtete er ein Fernrohr auf ein von ihm über einem Baum auf dem Pincio angebrachtes Schachbrett. Auch nachts kontrollierte er, ob sich das Ziel unverrückt an seiner Position befand. Zwei Zuaven mussten es dazu mit einer Laterne beleuchten. Später wurde das schwarz-weisse Brettchen auf einer Säule montiert und schliesslich Teilbestand der Büste für Secchi. Durch das Loch geht der Meridian von Rom hindurch!

Der Meridian von Rom wurde 1870 von dem Jesuitenpater und Astronom Angelo Secchi festgelegt. Als zentralen geodätischen Punkt wählte man den Monte Mario, wo man noch im selben Jahr mit dem Bau eines acht Meter hohen Turms begann. Nachdem im September 1870 der Kirchenstaat vom Königreich Italien beseitigt worden war, führte Letzteres das Projekt fort und schloss den Bau 1871 ab. Wegen der Errichtung des Forte Monte Mario wurde der Turm 1877 abgerissen und dann ab 1882 am selben Ort wieder aufgebaut. Ab 1872 richteten sich alle Karten des Militärgeographischen Instituts nach dem Meridian von Rom. Im Oktober 1884 stimmte Italien auf der Internationalen Meridian-Konferenz für den Greenwich-Meridian, verwendete aber weiterhin überwiegend den Meridian von Rom. Diesen gab das Militärgeographische Institut erst zwischen 1964 und 1974 auf.

Gestern vor 200 Jahren wurde der Jesuit geboren.

Der Jesuit, der nach den Sternen griff

Dass Glaube und Naturwissenschaft sich nicht ausschließen, zeigt die Vatikanische Sternwarte seit Jahrhunderten. Heute wird ihr ehemaliger Direktor 200: Der Jesuit Angelo Secchi war ein Pionier der Astrophysik – seine Forschungen sind auch heute noch Grundlagen der modernen Astronomie.
 
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