Als Pius XII. drei deutschen Bischöfen die Kardinalswürde verlieh

Simone-Clio

Augustus
Teammitglied
Moderator
Forum-Sponsor
Stammrömer
Wobei, mit Verlaub, in diesem Zitat eine Kleinigkeit mir sofort auffällt; denn nach über 30 Jahren im Kölner Diözesanarchiv kenne ich diese Geschichte natürlich sehr gut: "Ich kann leben, ohne Kardinal zu sein" - so sagte Frings damals. Also ohne das "auch".
 
Danke für diese kleine aber feine Präzisierung im Sinne des Kardinals.
Mir waren die Details dieser abenteuerlichen Reise neu und ich finde sie sehr interessant.
 
Mir waren die Details dieser abenteuerlichen Reise neu und ich finde sie sehr interessant.
Ja, das sind sie in der Tat.

En detail nachlesen kann man sie auf S. 144 der Frings-Biographie (Bd. 1) von Prof. Dr. Msgr. Norbert Trippen, Paderborn-München-Wien-Zürich 2003:
Am 10. Februar wurde die Reisegesellschaft nach Karlsruhe gefahren, von wo sie ein Urlauberzug aus Calais nach Villach in Kärnten befördern sollte. Als der Zug ausfiel und die Herren nach Frankfurt zurückgebracht wurden, verließ Erzbischof Frings nach den nun bereits vier Tage währenden Irrfahrten die Geduld:
"Der Erzbischof von Köln erklärte darauf Brigadier Sedgwick, er danke ihm persönlich für die überaus große Sorge, die er um uns getragen, aber er lasse sich nicht weiter herumschleppen; es sei offensichtlich, dass die Reise der deutschen Bischöfe verhindert oder zum wenigsten gehemmt werde. Wenn bis morgen Mittag keine sichere Reisemöglichkeit geboten sei, so bitte er, ihn nach Köln zurückzubringen. Der Bischof von Münster nahm den gleichen Standpunkt ein." Nach seinen Erinnerungen hatte Frings außerdem gesagt: "Herr General, ich kann leben, ohne Kardinal zu sein."
Seit seiner ersten Begegnung mit den Briten wusste Frings, dass eine so klare Sprache verstanden wurde. "Am Morgen des 11. Februar erschien Brigardier Sedgwick mit Cpt. Kerry, amerikanisches Mitglied der Kontrollkommission für religiöse Angelegenheiten. Sie erklärten, es sei möglich, über Paris nach Rom zu kommen. Der französische Verbindungsoffizier in Frankfurt sei bereit, uns Pässe auszustellen. Wir gingen auf diesen Vorschlag ein und erhielten die Pässe."

Vgl. dazu auch online: Frings-Gesellschaft: 60 Jahre Kardinal. Darin nachzulesen (und natürlich noch ausführlicher in der bereits zititerten Frings-Biographie) etwas zu den Hintergründen:
Bischof Preysing kam mit einem amerikanischen Flugzeug nach Paris und von dort aus mit der Bahn recht unproblematisch in die Ewige Stadt. Frings und Galen hatten weniger Glück. Sie wohnten in der britischen Besatzungszone. Die Engländer aber schienen wenig begeistert zu sein, dass die beiden kirchlichen Würdenträger eine so bedeutende Rangerhöhung erfuhren. Schon als Bischöfe hatten sie ihren Einfluss als Fürsprecher des Volkes geltend gemacht. Sie nutzten dabei ihre protokollarische Stellung und traten durchaus selbstbewusst auf, womit die königlichen Offiziere nicht immer gut umgehen konnten, was sie aber wohl oder übel respektieren mussten. Als Kardinäle der heiligen römischen Kirche würden sie wohl noch offensiver werden.
So ließen sich die Besatzungsbehörden Zeit, bis Frings endlich erfuhr, wann es endlich losgehen sollte.

Genau dies erfasst auch der im Eingangs-Beitrag dieses Threads verlinkte Artikel mit seiner Zwischenüberschrift:
Früher Akt der Rehabilitation in der Völkergemeinschaft
Denn genau so hat Papst Pius XII. es damals gemeint.
Hingegen der britischen Besatzungsmacht war das ein Dorn im Auge.
 
Zuletzt bearbeitet:
Genau dies erfasst auch der im Eingangs-Beitrag dieses Threads verlinkte Artikel mit seiner Zwischenüberschrift:
Früher Akt der Rehabilitation in der Völkergemeinschaft
Denn genau so hat Papst Pius XII. es damals gemeint.
Hingegen der britischen Besatzungsmacht war das ein Dorn im Auge.

Vielleicht bestanden diese Animositäten nicht nur, weil es sich um Deutsche handelte, die so kurz nach dem Krieg geehrt werden sollten, sondern um katholische Würdenträger. Da waren/ sind die anglikanischen Briten durchaus antipapal....
 
Wobei, mit Verlaub, in diesem Zitat eine Kleinigkeit mir sofort auffällt; denn nach über 30 Jahren im Kölner Diözesanarchiv kenne ich diese Geschichte natürlich sehr gut: "Ich kann leben, ohne Kardinal zu sein" - so sagte Frings damals. Also ohne das "auch".
Dazu hätte ich mal eine Frage. Und Gaukler kennt sich als langjährige Archivarin da bestimmt gut aus. Wie belastbar ist die Aussage um das Wörtchen " auch"? Es herrschte doch bittere Nachkriegszeit, sind die Herren da mit ihren Privatsekretären gereist? Hat da einer mit stenographiert oder ist das mündlich weiter erzählt worden. Oder hat Frings später diese Version nacherzählt? Macht der Gebrauch des Wortes " auch" denn einen Bedeutungswandel des Satzes aus?
Auf jeden Fall schmunzelt man auch noch 74 Jahre später über diese Aussage. Frings ist ja auch über den Kölner Raum hinaus als sehr bodenständiger, humorvoller Mensch bekannt geworden und vielen durch die volkstümliche Verbalisierung seines Nachnamens in " fringsen" in Erinnerung.
 
Zurück
Oben