Zum sechsten Mal in Rom

congresso

Legionär
Wie im Fluge vergingen die fünf Tage in Rom und nachdem ich in den vergangenen Jahren immer wieder von den Beiträgen in diesem Forum profitiert habe und wertvolle Tipps bekam, möchte ich nun doch einmal selbst einen Reisebericht verfassen.

Im ersten Teil werde ich ein paar Eindrücke zu einigen Sehenswürdigkeiten zusammen fassen. In einem 2. Teil kommt dann noch die fabelhafte römische Gastronomie zu ihrem Recht, denn ohne das eine oder andere kulinarische Erlebnis würde einer Romreise doch auch etwas fehlen.

Es war meine sechste Romreise. Dies bedeutet, es gibt noch jeden Tag viel Neues zu entdecken, denn viele interessante Orte und Plätze wurden noch nicht besucht. Gleichzeitig heißt dies aber auch, das „Pflichtprogramm ist abgearbeitet“ und es bleibt Zeit, bestimmte Dinge besonders ausführlich ein zweites oder drittes Mal zu sehen. So haben wir uns dieses Jahr beispielsweise besonders viel Zeit genommen, die Lateransbasilika und die Basilika Maria Maggiore besonders intensiv zu betrachten. Alleine die Mosaiken in Maria Maggiore könnten einen einen ganzen Tag beschäftigen. Auch Santa Maria del Popolo stand wieder einmal auf dem Programm.


Auch für einen ausgedehnten Bummel durch den Borghese-Park reichte die Zeit am späten Sonntagnachmittag endlich mal wieder. Es ist einfach wunderschön, hier das geballte Freizeitvergnügen der Römer in ihrem kollektiven Garten zu betrachten – von der beschaulichen Ruderpartie bis zum heißen Inline-Rennen.


Erstmals besucht habe ich in diesem Jahr die Trajansmärkte mit dem Museo dei Fori Imperiali. Zur Vorbereitung auf die Reise hatte ich vor kurzem „Ein Tag im alten Rom“ von Alberto Angela gelesen und so wirkte das Areal natürlich besonders lebendig. Aber auch ohne Vorbereitung dürfte dieser Komplex zu den Orten gehören, die heute noch einen besonders guten Eindruck des Lebens in der antiken Stadt vermitteln können. Vermisst habe ich lediglich die Bibliotheksgebäude, die vor rund 1.900 Jahren die Trajanssäule umrahmten und so aus den verschiedenen Etagen heraus einen Blick aus der Nähe auf das wunderschöne Relief der Säule ermöglichten.


Leider zeigte sich auch in diesem Museum wieder deutlich, wie sich selbst in absoluten Tourismusmetropolen die Hauptbesucherströme auf relativ wenige Stellen, Plätze und Straßen konzentrieren. Einen Punkt, den ich immer wieder mit meinen Studenten herausgearbeitet habe. Fast menschenleer präsentierte sich das antike Marktzentrum an einem späten Samstagvormittag.

Gemütlich ging es dann durch den Stadtbezirk Monti (absolut einen ausgedehnten Spaziergang wert) über San Pietro in Vincoli zum Esquilin und Santa Maria Maggiore.
Und zehn Minuten weiter östlich erwartete uns der Palazzo del Freddo Goivanni Fassi. Italienische Freunde hatten uns den Tipp gegeben, dass diese seit 1880 bestehende Gelateria den Vergleich mit Giolitti nicht zu scheuen braucht. Und die Freunde hatten Recht. Der Weg lohnt sich. Aber Vorsicht, montags ist geschlossen, wie wir leidvoll feststellen mussten, als wir ein zweites Mal hin wollten.

Ebenfalls erstmals hatte ich bei dieser Reise Zeit und Gelegenheit, die Kirche Sant‘ Agnese in Agone an der Piazza Navona zu besichtigen. Viele Kirchen in Rom habe ich schon gesehen, hier hatte es nie geklappt. Entweder war sie gerade geschlossen oder es war keine Zeit. Das Raumerlebnis überwältigte mich. Ebenso die Harmonie zwischen Raum und Schmuck. Ein echtes Meisterwerk Borrominis.
Bei jeder Reise dabei ist dagegen ein kurzer Moment in der Maddalena. Diese kleine und harmonische Kirche gehört sicher nicht zu den bedeutendsten Kunstdenkmälern Roms. Aber ich mag sie einfach. Und der Innenraum wurde in den letzten Jahren sehr gut restauriert.


Für die Casa Goethe am Corso hatte dagegen die Zeit bisher nie gereicht. Und auch hier lohnte der Besuch. Einrichtung aus der Zeit Goethes ist keine mehr vorhanden, aber verschiedene Zeichnungen Tischbeins geben ein gutes Gefühl für die Künstlerwohngemeinschaft vor 200 Jahren. Und beim Blick aus dem Fenster auf den pulsierenden Corso kommen natürlich Tagträume auf, wie schön es wäre, einfach auch dem Alltag für über ein Jahr adieu zu sagen und in Rom zu bleiben. Nur studieren und schreiben……
Die Dauerausstellung zum Thema „Goethe in Rom“ ist zur Zeit übrigens um eine sehr schöne Wechselausstellung mit Fotografien von Christoph Brech ergänzt. Er präsentiert Rom aus sehr ungewöhnlichen Perspektiven und schafft spannende Bildkompositionen. Nur ein kleiner Teil der Bilder findet Platz in der Ausstellung. In seinen Bildbänden, die ausliegen, zeigt sich dann die gesamte Vielfalt. Da spiegeln sich Paläste in Schaufenstern, durch den Vierströmebrunnen auf der Piazza Navona taucht der Weihnachtsmarkt und auf der Campo de Fiori konkurrieren die Spitzen zusammengeklappter Sonnenschirme mit der Kapuze von Giordano Bruno. Die Ausstellung läuft wohl noch bis 26. Mai.


Am Sonntag führte der Weg natürlich zum Petersdom und Petersplatz. Die Gelegenheit, den „neuen“ Papst persönlich zu erleben, wollten wir uns nicht entgehen lassen. Ein unglaubliches Erlebnis, wie Papst Franziskus beim Angelus mit wenigen Worten die Menschen für sich einnahm und welche Wärme den Platz erfüllte. Auch wenn ich nicht ganz verhehlen kann, dass ich noch mit etwas Wehmut an die vertraute Stimme „unseres“ Papstes Benedikt denken musste.
 
Zum sechsten Mal in Rom - Teil 2

Nun noch ein paar Anmerkungen zur Gastronomie:

Vom Petersplatz ging es am Sonntag direkt zur Piazza Navona. Den Wunsch des Heiligen Vaters nach einem „buono pranzo“, einem guten Mittagessen, mit dem er das Angelusgebet beendet hatte, nahmen wir uns zu Herzen. Wir zogen auf die Piazza Navona ins Tre Scalini. Und hatten ein wahrlich gutes Mittagessen. Alleine die gemischten Vorspeisen waren den Besuch wert. Der Eindruck des vergangenen Jahres bestätigte sich: Das Traditionshaus hat seine Schwächephase, die es für einige Jahre wohl hatte, komplett überwunden und präsentiert mitten in den Touristenströmen wieder Qualitätsküche zu absolut angemessenen Preisen. Beim Dessert verzichteten wir übrigens auf die Spezialität des Hauses, das Tartufo. Stattdessen bestellten wir analog der Vorspeisen eine gemischte Platte. Auch diese Entscheidung war richtig. Vor allem Tiramisu klassisch und Tiramisu klassisch begeisterten.


Eine erstklassige Entdeckung war die Osteria dell Anima, direkt gegenüber der deutschen Nationalkirche. (Hier gehen die Restaurierungen zügig gut voran. Stück für Stück erscheint diese Kirche wieder in vollem Glanz.) Diese Osteria entdeckten wir zufällig. Ich habe selten eine so gute Pizza gegessen. Ganz dünner, knuspriger Teig und ein erstklassiger Käse.

Schon mehrmals waren wir im Antico Forno Roscioli. Auf diese Bäckerei wurde ich vor einigen Jahren durch Hans-Josef Ortheil aufmerksam, der sie in seinem Buch „Rom eine Ekstase“ vorstellt. Und für das Stück Pizza zwischendurch, ist dieser Platz einfach herrlich. An den kleinen Stehtischen am Rande des Geschäfts mit Blick in die Backstube im hinteren Bereich und auf die prall gefüllte Brottheke an der Seite schmeckt die frische Pizza einfach doppelt gut.

Nur wenige Häuser entfernt betreibt die gleiche Familie ihr Feinkostgeschäft. Im hinteren Teil des Geschäfts haben sie ein kleines Restaurant (Roscioli) eingerichtet. Mit den traditionellen Zutaten der italienischen Küche servieren sie hier sehr originelle und feine Menüs. Wir haben dieses Lokal erstmals ausprobiert. Ein großartiges Geschmackserlebnis und wer es etwas moderner mag (Speisekarte, Design des Lokals, Service), ist hier genau richtig platziert.

Der letzte Abend war dann unserem römischen Lieblingsrestaurant vorbehalten. Bei keinem Rombesuch darf es fehlen: Das Abendessen im Giarrosto Fiorentiono. Oberhalb der bekannten Hotels liegt dieses sympathische Restaurant in der Via Sicilia, einer Seitenstraße der Via Veneto. Seit vielen, vielen Jahren bietet es Spitzenqualität zu absolut fairen Preisen. Das Bistecca Fiorentina ist einfach umwerfend, die Atmosphäre gemütlich und der Service persönlich-perfekt. Ganz bewusst verzichtet der Inhaber darauf, sich zur „In-Location“ hochschreiben zu lassen. Sein Hauptwerbeträger ist die Mund-zu-Mund-Propaganda. Und oft fällt der Name des Giarrosto Fiorentiono wenn ein Gast den Empfangschefs oder Concierge seines Hotels um einen Restauranttipp bittet.

Und dann waren die Tage schon wieder vorbei. Beglückt ging es auf den Heimweg. Und doch auch wehmütig. So vieles gibt es noch zu entdecken. Da ist es doch gut, dass die Münze sicher im Trevi-Brunnen landete. Damit auf Arrivederci Roma ein sicheres „Benvenuti a Roma“ folgt.

 
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VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für Deinen Bericht

:thumbup::thumbup::thumbup:


Ich persönlich mag die Trajansmärkte sehr und in der Casa di Goethe war ich bei mehreren Besuchen immer der einzige Besucher (oder meine Begleitung und ich)

Jaaaa, die Eisdiele Fassi ist recht nett und hat eine etwas "andere" Atmosphäre ...
 
Hallo congresso,

vielen Dank für Deinen spannend zu lesenden Bericht!
Schön, dass auch die sechste Romreise Neues bieten konnte. ;)
Wir nehmen uns auch jedes Mal etwas vor, was wir noch nicht kennen, aber es gibt einfach Lieblingsorte, da muss man immer wieder hin.

Viele Grüße

Angela
 
Danke

Ein herzliches Dankeschön an Asterixinchen und Angela für Eure netten Kommentare.
Eure Berichte lese ich auch immer gerne, wobei ich mir ehrlich eingestehen muss, so detailliert und ausführlich, wie Ihr immer berichtet, war mein Bericht nicht. Eure vielen Fotos waren mir manchmal auch schon eine gute Hilfe bei der Reisevorbereitung (z.B. haben die Fotos von Asterixinchen aus der Casa Goethe vom November letzten Jahres zusätzlich Lust auf diese Besichtigung gemacht).

Und gerade bei Euch beiden bewundere ich auch immer, wie viele Punkte Ihr in einem Tag in Rom unterbringt. Da bin ich noch ein Anfänger.
Also, viele Grüße!
 
Hallo congresso,
herzlichen Dank für Deinen schönen Reisebericht! Was das antike Rom angeht, so bin ich auf diesem Gebiet eher ein Banause (bin aber durchaus lernwillig). Daher hat die folgende Passage Deinen Berichts mein Interesse geweckt:

Erstmals besucht habe ich in diesem Jahr die Trajansmärkte mit dem Museo dei Fori Imperiali. Zur Vorbereitung auf die Reise hatte ich vor kurzem „Ein Tag im alten Rom“ von Alberto Angela gelesen und so wirkte das Areal natürlich besonders lebendig. Aber auch ohne Vorbereitung dürfte dieser Komplex zu den Orten gehören, die heute noch einen besonders guten Eindruck des Lebens in der antiken Stadt vermitteln können. Vermisst habe ich lediglich die Bibliotheksgebäude, die vor rund 1.900 Jahren die Trajanssäule umrahmten und so aus den verschiedenen Etagen heraus einen Blick aus der Nähe auf das wunderschöne Relief der Säule ermöglichten.


Nun sollte ich die Besichtigung der Trajansmärkte wirklich mal in Angriff nehmen!

Herzliche Grüße
Padre
 
Und gerade bei Euch beiden bewundere ich auch immer, wie viele Punkte Ihr in einem Tag in Rom unterbringt. Da bin ich noch ein Anfänger.
Also, viele Grüße!

Vielen Dank für diese netten Worte! :nod:
In Rom gibt es einfach so viel Interessantes zu sehen, dass die Tage immer zu kurz sind und deshalb meist sehr angefüllt.
Wobei wir dennoch mit zunehmendem Alter ;) auch das Dolce Vita mehr zu schätzen wissen und diesem immer wieder Platz einräumen.

Deinen Tipp des "Girarrosto Fiorentino" habe ich mir für den nächsten Besuch notiert. :nod:

Viele Grüße

Angela
 
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DANKE für das DANKE

Freut mich sehr, dass meine Bilder der Casa di Goethe Euch für einen Besuch dort interessieren konnten ...


Übrigens: wenn die Trajanssäule Euch interessiert -> da lohnt sich ein Besuch in EUR im Museo della civiltà romana ... dort kann man sie sich genau ansehen ohne sich "den Hals zu verrenken"

http://www.roma-antiqua.de/forum/posts/96094
(->ein paar Bilder der Trajanssäule - in "Blöcken - immer hübsch nebeneinander)
 
vielen Dank für Deinen schönen Bericht! Die Fotos sind auch fantastisch!

LG

Qing
 
War ein paar Tage unterwegs. Deshalb melde ich mich erst heute. Nochmals herzlichen Dank für Eure Kommentare. Dir Angela wünsche ich guten Appetit im Girarrosto Fiorentino. Bin auf Deinen Kommentar gespannt.
Und Padre wünsche ich, dass er wirklich Freude an den Trajanischen Märkten hat.
 
Hallo Congresso,
heute erst wurde ich auf Deinen Bericht aufmerksam, der während meines Urlaubs verfasst wurde. Du bist ja romerfahren. Schön, dass auch Du immer wieder Neues suchst und findest. Deinen Restauranttipps werde ich mal nachgehen. Auch das Goethehaus wird wohl jetzt dran glauben müssen. Besonders die Sonderausstellung reizt mich.

Herzlichen Dank für Deinen Bericht.
 
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