Via Triumphalis - hochinteressant, aber für manche gesundheitlich ein Problem ...

arator

Tribunus Militum
Stammrömer
Rom-Reise
30.07.2023-06.08.2023
Die letzten 7 Tage durfte ich nach Corona-Zwangspause wieder mal in unserer Lieblingsstadt weilen. Einen kompletten Reisebericht werde ich dieses Mal nicht schreiben, den letzten habe ich noch nicht beendet, vae mihi... Stattdessen will ich von einem, von meinem Hightlight, berichten, dem Besuch der Via Triumphalis im Vatikan. Die Jahre zuvor war mir ein Besuch leider nicht möglich, da diese Ausgrabungsstätte in der Regel im Spätherbst geschlossen ist, zudem ist sie nur an wenigen Tagen geöffnet und oft nur (was ja nicht schlecht sein muss), in Kombination mit den Vatikanischen Gärten.

Ein weiteres Highlight war in diesen sommerlichen Romtagen das zweifache Gipfeltreffen mit @Schwarzwaldgirl vor Ort! Aber das ist eine andere nette Geschichte :) ...

Am Samstag, 28.08.21, war es soweit. Die italienische (Auswahl anderer Sprachen ist begrenzt bzw. begrenzt die Terminauswahl noch mehr) Führung begann um 10.30 Uhr in den Gärten. Dann haben wir einen mir bisher unbekannten Teil des Vatikans beschritten, vorbei an einem herrlichen Brunnen in Schiffsform


Gegen 12.30 Uhr ist unsere 25-köpfige Gruppe am unspektakulären Zugang zu dieser Nekropole, eingetroffen - genau mit einsetzendem Gewitterregen hat uns ein Vatikanpolizist? die Metalltüre zur "Unterwelt" geöffnet.
Wow! Über Gangways und Treppen aus Metall bewegt man sich zunächst über die Grabhäuschen und Gräberfelder hinweg. Dann gelangt man über eine Treppe eine Ebene tiefer auf die Höhe einiger Grabhäuschen, die allesamt entlang der antiken Via Triumphalis liegen, die vom Vatikan aus zum Monte Mario führt und im Prinzip senkrecht zur Via Cornelia verläuft, an der ja die Grabstätte von Petrus liegt oder liegen könnte und die eher bekannt ist und auch besucht werden kann.

In der Via Triumphalis sieht man sowohl Erdbestattungen, teilweise sind Skelette aus späterer Zeit neben den Grabhäuschen freigelegt als auch Urnenbestattungen und natürlich Sarkophage, die natürlich wiederum der Bestattung ganzer Körper dienten. Daneben gibt es hinter Vitrinen oder auch so ausgestellt verschiedene Exponate.
In einigen Grabhäuschen sind reiche Verzierungen enthalten bzw. erhalten, man sieht an einigen Stellen auch die Löcher in denen die Angehörige den Verstorbenen Nahrung dargebracht haben. Wenn man bedenkt, dass bei der Totenfeier am Grab gegegessen wurde und am 9. Tag mit der Beendigung der Trauerzeit auch und jedes Jahr am Sterbtag bzw. an Feiertagen die Gräber besucht wurden, dann war alleine bei einer Familie mit 20 Personen in einem Grabhaus einiges an Festivitäten geboten. Ganz zu schweigen von Grabhäusern in denen die Reste von bis zu 200 Menschen beigesetzt waren, da ging es dann vermutlich zu wie auf dem Stachus.

Alles in allem eine herrliche antike Stätte!

Kommen wir zu den gesundheitliche Problemen. Eine der beliebtesten Fragen von Rom-Novizen, wenn es um den Besuch von unterirdischen Ausgrabungs- bzw. Grabstätten geht, ist die Frage, nach dem unterirdischen Klima. Aus der Nekropole von Sankt Peter habe ich für mich in den letzten 15 Jahren mitgenommen, dass es dort nicht viel anders ist als vor dem Grabungsbüro, vielleicht 2 oder 3 Grad kälter und etwas feuchter und dass mir persönlich eher die engen Gänge etwas Beklemmungen verursachen als das Klima.

In den Katakombem, ich kann dieses Jahr für Sankt Sebastian reden, ist das Klima weder besonders kalt, warm oder feucht.

In der Via Triumphalis ist es schrecklich. Schrecklich warm und dämpfig. Hinzu kommt die Maskenpflicht, die die Sache deutlich erschwert Ich würde das mit sehr feuchtem und heißen Klima in Südamerika vergleichen und man muss das wirklich ertragen können. Neben mir ist eine junge Italienierin auf einmal orientierungslos ein paar Schritte gewankt, bevor sie in die Arme ihrer Angehörigen ohmächtig umgefallen ist - ein Glück, dass diese in der Nähe standen, sonst hätte sie sich schwer auf dem Metallgitterboden verletzt. Der Wächter oder Polizist kam dann sofort hinzugeeilt und rund 7-10 Personen von 25 haben die Szenerie noch deutlich vor Ende der Führung sofort verlassen und sind quasi ins Freie an die frische Luft geflüchtet. Mir geht es dann dabei so, dass man sich selbst reinsteigert und ich hatte auch - wie alle anderen - Schweißperlen an allen unbedeckten Körperstellen, leergetrunkenen Trinkvorrat und im Kopf, dass ich das womöglich auch nicht aushalten könnte, wenn es noch lang geht. Es ging aber letztendlich dann alles gut. Ich musste unsere Führerin bewundern, die ja die ganze Zeit noch geredet hat und wie eine Grazie vor uns hergestelzte - sempre bella figura.

Am Ende waren dann alle froh, als sie wieder das Tageslicht erblickten und sich die Masken (illegalerweise, denn auch im Freien ist im Vatikan Maskenpflicht, zumindst im Backstagebereich) von den Gesichtern zu reißen. Achso, dem armen Mädchen ging es wieder besser, bleich und noch den Schrecken in den Gliedern saß sie draußen mit ihren Eltern und den anderen.

Ob das Klima in dieser Grabungsstätte immer so ist oder ob es an den August-Temperaturen lag - ich weiß es nicht. Komisch ist nur, dass man uns am Petersgrab in der Nekropole klar gemacht hat, dass Luftfeuchtigkeit absolut tödlich für die Denkmale sei und man da genau darauf achten würde, währen ein paar Meter weiter in der Via Cornelia Kondenswasser teilweise an den Wänden uns sonst wo erkennbar war. Es war zwar ein riesiges Entlüftungssystem aus Rohren vorhanden, das an einigen Stellen auch Kaltluft ausblies, aber es war wirkungslos und nicht wahrnehmbar - außer man hat direkt die Hand an den Auslass gehalten. Wer also dort in die Unterwelt eintaucht möge sich auf eine herrliche archäologische Stätte aber auch auf widriges Klima gefasst machen. Natürlich hat am Ende meine Freude überwogen, nachdem ich jahrelang auf diese Gelegenheit gewartet hatte.

So nun einfach ein paar Eindrücke:
 
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Wie schön, dass du die Ausgrabungen der Via Triumphalis besuchen konntest und es trotz der Widrigkeiten für dich ein interessantes Erlebnis war. Ich denke, die Schwierigkeiten waren tatsächlich der Augusthitze geschuldet - und eure Gruppe war auch recht groß. Ich habe vor einigen Jahren im Mai die Ausgrabungen besucht und habe sie nur in bester Erinnerung - ohne Schweißperlen auf der Stirn. Danke für deinen Bericht!
 
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