Unsere 3. Romreise: Missing Roma!

Paganus

Aedilis
Stammrömer
Römerinnen! Römer!


Wieder werfe ich meinen Ipitzl (EeePC) an und komme sogleich zu unserer 3. Romreise.
Dabei fällt mir auf, dass so ein Ipitzl wohl nicht viel größer sein kann als eine römische Schreibtafel. Naja.

Unsere 3. Romreise: Missing Roma!
5.4. bis 9.4.2009 (Karwoche 2009)


1. Tag: Am Palmsonntag (5.4.2009) kommen wir gerade rechtzeitig (noch in Begleitung unserer Trolleys) in der Kirche Santa Maria del Popolo an, um am Gottesdienst teilzunehmen. Schöne Orgelmusik empfängt uns, nach der Messe holen wir uns wie alle Römer einen geweihten Olivenbaumzweig (anstelle der pannonischen Palmkätzchen). Und vor dem Kirchentor ist es warm, warm, warm! Welche Wohltat!


Rauf auf den Pincio, die Aussicht genießend, die Spanische Treppe runter, mit der Metro zu unserem Hotel, das diesmal doch ein wenig außerhalb in der Nähe der Metrostation Numidio Quadrato liegt. Ein relativ neues kleines Hotel, Ikea-Einrichtung, ein wenig hellhörig, aber durchaus in Ordnung, allerdings ohne den Charme des Hotel d’Este mit seiner alten Einrichtung und den hohen Räumen. Aussicht diesmal auf italienisches „Balkonien“, auch nicht ohne Reiz, nicht aber mit Santa Maria Maggiore zu vergleichen …


Missing Roma: Schon die ganze Zeit geht mir das Lied nicht aus dem Kopf, das ich auf you tube von D. Glas (Douglas Stambler) gefunden habe. Anfangszeilen: We were sitting in a kittchen when I realized what was missing, it was: Roma! Wie wahr! Es gibt also auch jenseits des großen Wassers Romsüchtige!


Schon einige Zeit und immer wieder: Missing Roma! Jetzt aber ist ja alles gut, wir versorgen uns mit köstlichen Oliven, mit Käse und Brot, und finden uns schnell auf der Piazza Barberini wieder, vor dem Fontane del Tritone. Wir lassen uns nieder, kosten die Oliven. Die offenen Rombusse umrunden uns, wir werden fleißig fotografiert, natürlich aber nur als „Beigabe“. Touristen fotografieren Touristen fotografieren Touristen. Römisches Schicksal!


Weiter zum Palazzo Barberini und dann zum Präsidentenpalast. Dort wartet gerade eine große Menschenmenge auf die Wachablösung, wir gliedern uns ein. Da kommen sie auch schon, die mutigen Krieger, Trommelschlag, Marschmusik, Aufstellung wird genommen, die italienische Hymne wird gesungen, was heißt: voll Inbrunst geschrien !! Auch in meiner pannonischen Seele ruckt und zuckt es, auch des Paganus‘ Herz weitet sich:


Fratelli d'Italia,
l'Italia s'è desta,
Dell'elmo di Scipio
S'è cinta la testa.
Dov'è la vittoria?
Le porga la chioma,
Che schiava di Roma
Iddio la creò.



Beim näheren Hinsehen bemerken wir, dass nicht wenige Frauen unter den „fratelli d’Italia“ sind, was uns doch sehr erstaunt, weil wir es nicht erwartet hätten. Auch die Töchter Italiens marschieren und singen tapfer mit, die Gewehre stolz vor sich hertragend. Auch sie sind offenkundig bereit, ihr Leben für das Vaterland zu geben. O du glücklicher Vater Italiens, der du von Töchtern und Söhnen wohlbehütet, deinen Amtswegen nachgehen kannst …

Ein älterer Herr bedeutet uns, wir sollen noch bleiben, es werde ein Konzert geben. Und richtig: die Militärkapelle formiert sich vor dem Eingang und swingt so richtig schön los. Bella Italia!


Runter die Treppen zum Trevi-Brunnen, dann weiter zum Pantheon. Im Inneren wieder Massen, Massen, Massen. Da eine vernünftige Besichtigung unter diesen Umständen kaum möglich ist, beschließe ich, ein Experiment zu starten: Ich hänge meinen schönen „italienischen“ Sommerhut auf eines der Absperrungsgestänge und warte, was wohl passiert. Einladend baumelt er vor sich hin, ich hingegen lege mich mit meiner Filmkamera auf die Lauer.

Nach einiger Zeit stürzen japanische Touristinnen und Touristen auf meinen Hut zu und fotografieren, was das Zeug hält. Ich allerdings filme sie, was sie nicht wissen. Schließlich kommt noch eine (italienische?) Profifotografin hinzu (ihre Ausrüstung lässt auf diesen Beruf schließen). Von allen Seiten nimmt sie die „paganische“ Kopfbedeckung ins Visier. Also: Solltet ihr irgendwann und irgendwo in Rom eine Ansichtskarte mit original italienischem Sommerhut finden, dann ist’s mit großer Wahrscheinlichkeit meiner aus Pannonien! :lol::lol::lol:


Still und fröhlich in mich hineinlächelnd nehme ich ihn an mich, setze ihn vor dem Heiligtum wieder an seinen angestammten Platz, nur um ihn vor Berninis Elefanten höflich zu ziehen. Ein Bub in der Kleidung des AS Roma trischt seinen Ball voll Begeisterung quer über den Platz.

Wir besuchen noch S.Agnese in Agone, der 4-Flüsse–Brunnen davor ist diesmal leider eingerüstet. Dann kommt S.Andrea della Valle dran, um unsere Tosca-Plätzesammlung vollständig zu machen. Herrlich die Decke und die Kuppel, die man beide auch im Spiegelbild bewundern kann. Trastevere erreichen wir über den Ponte Sisto, wo wir bei Carlo Menta ausspannen und unseren “irdischen“ Hunger stillen.



2. Tag: In der Nacht, genau um 3:32 werden unsere Betten hin- und hergerüttelt. Erschrocken fahren wir hoch. Jetzt ist es vorüber. Ich rase zum Balkon, überall gehen Lichter an. Es scheint nichts mehr nachzufolgen. Was ist das gewesen? Verunsichert sehen wir uns an. Erst am übernächsten Tag werden wir den Zeitungen entnehmen (zuerst spähen wir in der Metro einem Mitreisenden über die Schulter) , dass das Erdbeben das Städtchen L’Aquila in den Abruzzen dem Erdboden gleichgemacht hat. In Rom wird das Kolosseum gesperrt, um sicherzustellen, dass die Besucher nicht gefährdet sind. Es bleibt aber nur kurze Zeit geschlossen. Es wird uns bewusst: Wenn die Stöße so stark sind, dass die Decke einstürzt, hat man keine Chance zu entkommen. Bis du es merkst, ist ohnedies alles vorbei. Das Unglück der Menschen aus L’Aquila geht der ganzen Welt nahe, man selbst wird wieder ein wenig dankbarer für all das, was man hat, die größeren und kleineren persönlichen Unwägbarkeiten treten zurück …

Dennoch und allem Übel zum Trotz: strahlendes Blau am Himmel. So beschließen wir, uns heute im Freien unter Roms gütiger Sonne zu ergehen. Die Museen und Kirchen müssen diesmal zunächst warten.

Es wird ein Tag, wie ich ihn liebe: Wir fahren mit dem Bus hinauf zum Leuchtturm am Gianicolo. Wir sitzen auf den Stufen, hinter uns ragt sein weißer Finger hinein in einen wolkenlosen Himmel. Vor uns Rom in all seiner Herrlichkeit!


Wir schlendern weiter zu Garibaldi, die Sträucher blühen, es riecht nach Frühling und Leben. Außer uns hat wohl nur Giuseppe auf seinem hohen Ross einen besseren Aus- und Überblick. Wir hingegen genießen den Vorteil, noch unter den Lebenden zu weilen (falls das ein Vorteil sein sollte, wer weiß schon), kehren dem bronzenen Befreier den Rücken zu und blicken Richtung Vatikan. Die Peterskuppel hat eindeutig noch zu unserem Glück gefehlt – und jetzt haben wir sie.


Weiter geht es die Stufen hinab nach Trastevere. Enge Gassen beglücken uns mit individuellen Einblicken, auch hier duftet und blüht es wie verrückt, die über die Straßen gespannten Wäscheleinen sind gut bestückt.


An Roms ältester Marienkirche vorbei finden wir Nahrung im Überfluss und fahren nach geglücktem Mittagessen mit der Metro und der Regionalbahn hinaus nach Ostia, bis zur Endhaltestelle.

Ich muss einfach zum Meer hinaus, wenn es möglich ist – und hier in Rom ist es möglich, und das zum sagenhaften Preis von 1 Euro, denn der Metrofahrschein gilt bis an den Lido! Wir gehen zum Aussichtspunkt in der Nähe des „Shilling“. Das ist jenes Lokal, in dem „unser“ Markus Rogan (der Starschwimmer von pannonia superior) während der Schwimm-WM Ende Juli 2009 so unglimpflich behandelt werden wird.

Il mare! Endlich! Ich kann es riechen, fühlen, alles in mir weitet sich, in Pannonien fahre ich mitunter nach Podersdorf an den Neusiedler See, mache ihn zum Meerersatz. Auch dort gibt es einen Leuchtturm, von dem aus man die Sonne untergehen sehen kann. Oft sitze ich dort und stille vorübergehend meine Sehnsucht nach dem „Mehr“ des Meeres.

Zu unserem Glück hat der „Shilling“ offen und wir müssen nicht wie Rogan eine Absperrung übersteigen (die Versionen, was da Ende Juli wirklich passiert ist, gehen naturgemäß weit auseinander). Das Gelände wird für die Hauptsaison hergerichtet, sodass wir einen Strandsparziergang unternehmen können. Die nackten Füße im Sand, umspült vom thyrennischen Meer, die Sonne im Gesicht, eine Gnade sondergleichen.

Anschließend serviert man uns im „Shilling“ einen Cappuccino, meine teure Gefährtin kann ohne nicht sein. Aber auch ich genieße ihn, lasse Sonne, Wind und Meer noch einmal tief in mich eindringen.


Bei unserer Rückfahrt halten wir bei San Paolo fuori le mura. Wieder nimmt uns diese Basilika gefangen. Der Gefährtin meiner schlechten und guten Tage gelingen ein paar wunderbare Aufnahmen, Gold und tiefes Blau machen sich doch ausnehmend gut!


Diesmal kommen wir zu der Messfeier einer spanischen Jugendpilgergruppe zurecht und hören ihren Liedern zu. Weihrauchwolken steigen zur Apsis hoch, der Duft erreicht auch uns in den hinteren Reihen (Sessel sind diesmal aufgestellt).


Das ist es, was wir an Rom so lieben: Sonne, Wärme, duftende Büsche, enge Gassen, das Meer, Liebe liegt in der Luft, veredelt durch die tiefe Spiritualität der zahllosen Kirchen und Basiliken. Wo sonst auf der Welt könnte ich das alles finden? Zählt mir aber bitte jetzt ja nicht alle Orte auf, wo das auch möglich sein könnte, denn:

Rom, ich bin verliebt in dich!

(wird fortgesetzt)
 
Zuletzt bearbeitet:
Schön sind diese Reiseberichte aus der Erinnerung. Sie förderten gerade eine Idee zu tage, die ich wohl noch einige Male überschlafen werde. Im Augenblick reizt mich der Gedanke meine ganz subjektiven Romeindrücke aus 36 Jahren niederzuschreiben und evtl. auch (wohl eher in Auszügen) zu veröffentlichen. Was ist im Gedächtnis haften geblieben? Was fühle ich bei diesen Erinnerungen? Es wird dann wohl nicht ein Bericht meiner Romreisen sondern wohl eher eine Abfolge meiner ganz persönlichen Romnotizen.

Zunächst bin ich gespannt, wie es im April 2009 weiter geht.

Gruß Ludovico
 
Moin - Moin Paganus!


VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:


Ich hab doch bei der "Hutgeschichte" sehr, sehr grinsen müssen ...



Gruß - Asterixinchen :)
 
Paganus, die Hutgeschichte ist wirklich köstlich. Vielen Dank, dass Du sie uns mitgeteilt hast.

Beste Grüße aus der Gallia Lugdunensis
Claude
 
Unsere 3. Romreise: Missing Roma! (Fortsetzung)

3.Tag: Da wir in der Nähe von Numidio Quadrato wohnen, suchen wir das in der Nähe gelegene Freigelände auf, durch das die alten Auqädukte verlaufen. Eines davon ist noch in Betrieb (soll das Wasser zum Trevi-Brunnen anliefern). Die Wiesen strotzen, kleine gelbe Blütenküpfe lugen überall aus dem Grün hervor, Jogger sind unterwegs, Hundebesitzer mit ihren Lieblingen, eine Gruppe von Malern hat ihr Motiv gefunden.




Dann geht es zurück „in die Stadt“. Nach Besichtigung der Kirche S.Cosma e Damiano mit der wunderschönen Apsis und dem Blick in den „Tempel des Romulus“, gelingt es uns, ohne uns viel anstellen zu müssen, ins Forum vorzudringen. Zunächst der Rundgang im Tal (besonders interessiert uns der Titusbogen) ...


... dann der Aufstieg auf den Palatin, mit wunderbarem Rundblick.


Wir kosten eine der Orangen, die am Boden herumliegen, sie ist aber bitter und gänzlich ungenießbar.

Vor dem kleinen Museum rasten wir im Gras. Die Bäume blühen, es ist eine Freude, in Rom zu sein. Im Museum bezaubert uns diese antike Dame. Gerne hätten wir ihr Angesicht auf uns wirken lassen, so aber müssen wir mit ihrem verführerischen Körper Vorlieb nehmen ...


Der abendliche Schlussgang führt uns über das Kapitol und die Tiberinsel nach Trastevere zu Carlo Menta. Dort essen wir fürstlich und wirklich preisgünstig. Zunächst hatten wir eine gewisse Scheu vor dem Lokal, weil so viele Touristen dort waren, aber schließlich probierten wir es und waren wirklich zufrieden. Professionell die Bedienung, das Essen gut und günstig (selbst das sonst so geschmähte „Touristenmenu“ ist dort wirklich ausgezeichnet), eine duftende Pizza Napoli etwa gibt es um 3 (!) Euro, und sie ist so dünn, wie man es sich nur wünschen kann (im Gegensatz zu den EST EST EST – Pizzen). Nach und nach bemerkten wir, dass auch viele italienische Gäste die Dienste von Carlo Menta in Anspruch nahmen. Wir jedenfalls waren in diesem Urlaub mit denselben durchaus zufrieden – und wurden dem EST EST EST für diesmal untreu …

4. Tag: Der Morgen – strahlend wie immer in diesem Urlaub – bringt uns zur Via Appia Antica. Wir marschieren wohlgemut am Bogen und der Ausgrabung des Capo di Bove vorbei und bewundern das Pflaster unter unseren Füßen. Es ist dermaßen schönes Wetter, dass man endlos dahinwandern möchte. Wir drehen aber nach geraumer Zeit um und genehmigen uns einen Cappuccino, während wir auf den Bus zurück ins Zentrum warten.


In San Clemente rutschen wir gerade noch hinein, bevor unerbittlich zur Mittagszeit geschlossen wird. Wirklich interessant, dieser „Abstieg“ in die Geschichte. Hinunter zur Mutter Erde.

Beim Kolosseum reicht die Warteschlange bis weit hinter den eigentlichen Eingangsbereich zurück, wir aber gehen erhobenen Hauptes an allen Wartenden vorbei, denn wir haben ja schon unser Ticket vom Vortag. Auch das Kolosseum beeindruckt „naturgemäß“ (copyright für diesen Ausdruck bei Thomas Bernhard), macht aber auch nachdenklich: Wie viele Schmerzen und Ängste wurden hier ausgestanden, wie viele Tode erlitten, inmitten einer jubelnden Menge. Das Kreuz erinnert uns daran. Wie sieht es mit all dem heute aus? Was ersetzt uns diese Spiele? Was befriedigt unsere Sensationsgier?

Die Villa Borghese empfängt uns müde Wanderer mit freundlichen Wiesen, Schatten spendenden Bäumen, Ruderern, Büsten, friedlich „grasenden“ Tauben.


Wir werfen die Schuhe von den schmerzenden Füßen, strecken uns aus und beginnen zu träumen …

Nach der Rast suchen wir noch einmal den Petersdom auf. Diesmal herrscht hier allerdings (im Gegensatz zur Ruhe und Stille, die im Februar zu finden war) ein geradezu beängstigendes Gedränge, Geschiebe und auch Geschreie. Die Sessel für die Papstmessen sind bereits „installiert“, so schieben sich die zahllosen Besucher gegenseitig durch die verbleibenden Korridore. Ich will beten, versuche einen der Sessel zu okkupieren, die in der Nähe der Beichtstühle stehen. Nichts da, wird mir von einem Aufsichtsorgan beschieden, hier wird nicht gesessen, hier wird nur gebeichtet. Ich will aber heute nicht beichten, nur beten sage ich. Darf ich das nicht? Hier wird nicht gebetet, nur nach dem Beichten (auch die für das stille Gebet üblicherweise vorgesehene Kapelle bleibt an diesem Tag wegen der bevorstehenden Osterfeierlichkeiten geschlossen). Herr Jesus im Himmel! Ich als gläubiger Katholik, der die gemeinsame Sache wirklich einiger Maßen wichtig nimmt und der immer brav seine Kirchensteuer entrichtet, darf im Haus des Herrn nicht beten! Ich werde richtig unleidlich. Die Gefährtin meiner würdigen und weniger würdigen Tage fürchtet einen meiner seltenen, dafür umso schrecklicheren „Ausbrüche“ und schiebt mich sanft weiter. Hier darf also laut gelacht, gestritten, diskutiert, sogar geschimpft werden (es ist dermaßen laut hier, wie in einer Markthalle), gebetet werden aber darf nicht. Seltsame Welt, von Paganus bezeugt und erlebt in der Karwoche des Jahres 2009! Ich denke an den Herrn im Tempel, allerdings fehlt mir die Kraft zur Peitsche. So schimpfe ich also auch lauthals vor mich hin (das darf ich ja, denn das stört die Aufsicht haltenden vatikanischen Beamten nicht), bin laut und ungestüm wie alle anderen, statt still zu beten. So habe ich mir das nicht vorgestellt! Paganus, den es in seinem Leben schon in manchen heidnischen Tempel verschlagen hat (siehe Romreise 2), kann bestätigen, dass dort mehr Ruhe und Ehrfurcht eingefordert wurde, als hier in Rom, im Herzen des Vatikanstaates.

Schließlich besänftigt mich der Anblick der vor dem Heiligen Stuhl hingebreiteten „Justitia“ (vermutlich Giulia Farnese) mit ihrem erotisch-fraulichen Liebreiz. Das Gewand wurde ihr erst im Nachhinein „übergeworfen“, im Originalzustand sei sie nackt gewesen, lässt sich lesen. Nicht wenige junge Männer sollen ihretwegen beinahe den Verstand verloren haben. Seltsame vatikanische Welt: Der dumbe „Paganer“ darf also eine zutiefst sinnliche und erotische Darstellung im Haus der Päpste bewundern (man sehe nur genauer hin, diese Frau hat wirklich eine immens verführerische Ausstrahlung, wie sie dort liegt, die Schenkel Richtung „Publikum“, unglaublich eigentlich; ich habe gehört, man konnte früher einmal gegen Bezahlung eine Entkleidung „arrangieren“ lassen!), beten darf er aber nicht. Wo kämen wir denn da hin, wenn jeder in der Peterskirche betete, wie es ihm gerade einfällt! Na wirklich! Alles muss seine Ordnung haben! Freies Beten? So einfach und still vor sich hin? Nein, wirklich nicht! Zumindest nicht in der Karwoche (im Februar hatten wir damit kein Problem)!

Beim Rückweg zu unserer Unterkunft läuft uns auf der Via della Conciliazione noch ein süßer, kleiner Drache über den Weg:



Und damit für diesen Tag Schluss!

PS: Paganus hat des Abends, in seinem stillen Kämmerlein, seinen Frieden mit dem Herrn wieder gemacht, Abendgebet nennt man so etwas.

5.Tag: Santa Maria degli Angeli überrascht uns mit einer unglaublichen Fülle. Von außen unscheinbar (alte Thermen eben), innen ein Juwel. Pracht, Herrlichkeit, Licht. Santa Maria in Cosmedin folgt, der berühmteste Abflussdeckel der Geschichte (Bocca della Verità) bleibt uns verwehrt, aufgrund anstürmender asiatischer Horden. An San Teodoro vorbei gelangen wir zum wiederholten Male zum Kapitol, um via Tiberinsel Trastevere und Carlo Menta zu beglücken. Davor steht wie immer ein braver Cinquecento, vermutlich Baujahr 1952 bis 1954, wie ich dem Link von Ludovico entnehmen kann. Die Bilder dieses lieben Gefährtes lasse ich als letzten Gruß an alle Foristi zurück!



„Servus“
aus der Provinz pannonia superior

Paganus
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin - Moin Paganus!


VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für die Fortsetzung

Gerne habe ich Euch wieder ein Stückchen auf Euren Wegen begleitet



Gruß - Asterixinchen :)
 
Guten Morgen Paganus,

vielen herzlichen Dank auch von mir für diesen schönen und lebendigen Reisebericht.
Ich bin heilfroh, für nächstes Wochenende einen Flug nach Rom gebucht zu haben- wie sonst sollte ich dem akuten Romitisschub begegnen, den Deine Worte auslösten ;).

Einige Worte noch zur nachträglich bekleideten Justitia.
Es gibt zwei Damen, die erst später zu ihrem Kleid kamen.

Zum einen auf dem Grabmal Pauls III. von Giugliemo della Porta mit der Schwester des Papstes.

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Schließlich besänftigt mich der Anblick der vor dem Heiligen Stuhl hingebreiteten „Justitia“ (vermutlich Giulia Farnese) mit ihrem erotisch-fraulichen Liebreiz. Das Gewand wurde ihr erst im Nachhinein „übergeworfen“, im Originalzustand sei sie nackt gewesen, lässt sich lesen. Nicht wenige junge Männer sollen ihretwegen beinahe den Verstand verloren haben.

Zu diesem Grabmal gibt es auch ein Buch von Zapperi.
Legende und Zensur | Literaturbeilage/politisches buch | ZEIT ONLINE
Clemens VIII. aus dem aufstrebenden Hause Aldobrandini verlangte vom etablierten Clan der Farnese-Nachkommen, daß der nackten Justitia nachträglich ein Metallkleid geschneidert wurde. Später wurden Pax und Abundantia aus dem Petersdom entfernt und in den Palazzo der Familie Farnese überführt. Die nachträglich bekleidete Justitia blieb zusammen mit der Prudentia bis heute im Petersdom.

Zum anderen die Veritas auf Berninis Grabmal Alexander VII. .
drhoette schrieb:
Wenn wir schon mal beim Thema nachträglich verhüllter Nacktheit sind: Im hochehrwürdigen Petersdom gibt es etwas Vergleichbares.

Am Grabdenkmal Alexanders VII. befinden sich vier allegorische Figuren, zwei im Hintergrund, zwei im Vordergrund. Die rechte Figur im Vordergrund ist Veritas. Bernini stellte sie nackt dar, ihr linker Fuß ruht auf der Erdkugel, ihr Blick geht demütig nach unten.

Die nackte Figur muß wohl eine ziemlich starke sinnliche Wirkung gehabt haben. Man erzählt sich Geschichten von verwirrten jungen Klerikern, die Hand an sich legten. Veritas mußte von Bernini selbst bekleidet werden, nicht mit Stoff, sondern mit einem Bronzegewand.

Gruß
dentaria
 
Liebe dentaria!

Danke für die weiterführenden Informationen - und möge das Wetter in Rom sich wenigstens einigermaßen deinen Erwartungen "annähern"!

wünscht aus einem eisigen Pannonien

Paganus
 
Paganus, die Hutgeschichte ist wirklich köstlich. Vielen Dank, dass Du sie uns mitgeteilt hast.

Beste Grüße aus der Gallia Lugdunensis
Claude

"Servus" Claude!

Danke für die guten Grüße, in Paris war ich als Student das letzte Mal, es wäre also eigentlich an der Zeit, sich wieder einmal nach der Provinz Gallia Lugdunensis aufzumachen ...

Paganus
 
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