[TV] Das Erste: Der Katakombenpakt

tacitus

Magnus
Stammrömer
Das Erste, Montag, 26.11.2012, 23:30 - 00:15 Uhr:
Der Katakombenpakt - Das geheime Vermächtnis des Konzils
Die Szene hat etwas Geheimnisvolles: Am 16. November des Jahres 1965 steigen in Rom rund 40 Bischöfe - Teilnehmer des Zweiten Vatikanischen Konzils - in die Domitilla-Katakomben hinab, feiern einen Gottesdienst und unterzeichnen eine radikale Selbstverpflichtung. Auf teure Dienstwagen, auf Bischofspaläste, prunkvollen Ornat und selbst auf ihre Ehrentitel wollen sie verzichten. Stattdessen machen sie es sich zur Aufgabe, arm zu leben und für die Rechte der Armen zu streiten. 500 Konzilsväter werden am Ende diesen Katakombenpakt unterschrieben haben. Der Text wird in Lateinamerika die "Theologie der Befreiung" und die "Option für die Armen" befeuern. Papst Paul VI. bekommt ihn überreicht - dann scheint seine Spur plötzlich zu verschwinden.
 
Nun ... also wie ich es sehe: Der Film wirft sicherlich eine Reihe sehr berechtigter Fragen auf :nod: - scheut aber auch nicht zurück vor verkürzenden (bis zuweilen polemischen) Antworten, die zudem z.T. auch etliche populäre Klischees bedienen.

Und warum? - Nun, weil er sich anders nicht verbreiten bzw. verkaufen ließe.

Man könnte dazu - mit etwas Gegen-Polemik ;) - auch so sagen: Umberto Eco hat uns vor 32 Jahren das im wesentlichen gleiche schöne Märchen schon einmal erzählt ... nur spannender. :]
 
Ohne diese spezielle Doku gesehen zu haben, teile ich Deinen Eindruck, Gaukler. Häufig scheint es so, als dass sich kirchliche Themen nur noch in Zusammenhang mit Verschwörungstheorien, wilden Spekulationen oder auch moderner Polemik bzw. Atheismus verkaufen lassen. Schon die Inhaltsangabe hier schlägt genau in diese Kerbe. Sicherlich gibt es auch Gegenbeispiele, aber die werden meiner Meinung nach allzu gerne in den dritten Programmen versteckt.
 
Aus unter anderem genau diesem Grund sind die dritten Programme meine Lieblingssender. :nod: :thumbup:

Bin gerade gewaltig auf dem Sprung - aber das muss doch rasch noch sein: Natürlich, wie schon gesagt, handelt es sich hier duchaus nicht nur um die ach so beliebten :] ;) "Verschwörungstheorien" (übrigens findet man Sendungen dieser Art leider zuweilen auch in den Dritten :~). Sondern es wird auch das, was ich hier "Verkürzungen" genannt habe, der Sache nicht gerecht; so z.B. an diesen beiden Stellen:
Wer im Konzil zuerst gegen etliche der von der Kurie vorgelegten Schemata protestiert und auf Alternativen aus der Mitte der Versammlung hingearbeitet hat, das war nicht Dom Helder Camara (so sagt es aber der Film), sondern das waren die Kardinäle Liénart (Lille) und Frings (Köln) - letzterer maßgeblich auch aufgrund einer Vorlage von seinem Konzilsperitus ... nein, nicht Ratzinger diesmal :]; sondern Hubert Jedin, dem großen Konzilstheologen.
Dass Bischöfe sich auch außerhalb der Konzilsaula trafen, war nicht etwa "verboten", wie der Film sagt - sondern es gab mehrere Kreise solch' informeller Treffen; für die Deutschen mit Treffpunkt Anima. Ob einigen Kurienkardinälen das mehr oder weniger :twisted: gefiel, steht auf einem anderen Blatt - aber selbstverständlich waren die Konzilsväter frei, sich auch außerhalb der Aula nach Belieben untereinander zu beraten.
 
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