St. Gallen: Literatur aus dem antiken Rom

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Augustus
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Stammrömer

Die Literatur der römischen Antike ist vielfältig, farbig, sinnlich. Auch nach zwei Jahrtausenden fasziniert sie noch. Das war im Mittelalter nicht anders. Antike Texte wurden abgeschrieben, gelesen, kommentiert. Mit ihrer Hilfe übten sich die jungen Mönche des Klosters St.Gallen im Latein. Was stilistisch Vorbild war, entsprach jedoch inhaltlich nicht immer den im Kloster herrschenden Werten.

Wie die Mönche mit dieser Spannung umgingen und welche antiken Texte sie im Kloster lasen, zeigt die Ausstellung anhand von Handschriften und Drucken aus der Zeit vom 5. bis ins 17. Jahrhundert.

Noch bis 12. März 2023


Zu sehen sind etwa Fragmente des «Vergilius Sangallensis», einer spätantiken Handschrift, die einst alle Werke des römischen Dichters Vergil (70 bis 19 v. Chr.) enthielt. Die Bruchstücke auf Pergament sind laut Stiftsbibliothekar Cornel Dora «wahrscheinlich das älteste überlieferte Schriftszeugnis» der St. Galler Bibliothek.
Die Fragmente datieren aus dem 4. oder 5. Jahrhundert und sind in einer sehr seltenen Grossbuchstabenschrift (Capitalis quadrata) geschrieben. Der Vergilius Sangallensis gilt als eine der ältesten erhaltenen Vergil-Handschriften. Die Fragmente wurden teilweise von Mönchen im Mittelalter mit anderen Texten überschrieben.
Ein Schaukasten ist Satiren von Horaz, Seneca und Juvenal gewidmet. Darin wurde das lasterhafte Leben im alten Rom zornig kritisiert oder auf subtile Art ins Lächerliche gezogen. Die Komödien von Terenz waren wegen ihres guten Alltagslateins bei den Mönchen beliebt, wie Franziska Schnoor, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Bibliothek, erklärte.
Die zum Teil recht freizügige Liebesdichtung von Ovid und Horaz wurde im Kloster St. Gallen im 10. und 11. Jahrhundert gelesen, «obwohl sie mit der christlichen Moral nicht vereinbar war», wie die Stiftsbibliothek schreibt. Zur Zeit der Gegenreformation im 17. Jahrhundert verfuhr man mit diesen Texten strenger.

Läßt sich gut mit einem Ausflug an den Bodensee kombinieren.
 
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