Italien: Bauernproteste: Mit Traktoren nach Rom


„Es wird zwar keine Straßenblockaden geben, aber sicherlich Unannehmlichkeiten: Wir erwarten Tausende von Bauern mit ihren Traktoren aus ganz Italien. Die grüne Politik der EU ist verheerend für unseren Sektor“, betonte Danilo Calvani, der Anführer der Bewegung.

Mehr als 100 Traktoren versammelten sich am Wochenende auf dem Platz vor der Autobahnmautstelle „Orte“ nördlich von Rom. Dabei kam es zu Spannungen mit der Polizei, als einige Demonstranten riesige Heuballen in die Mitte der Straße legten und versuchten, den Verkehr erneut zu blockieren.

Die Bauernproteste richten sich gegen Entscheidungen der Regierung in Rom und der EU, die laut den Landwirten die Agrarwirtschaft benachteiligen. Auch gegen den Anstieg von Rohstoffpreisen wird protestiert, genauso wie gegen die Zulassung von Laborfleisch und Insektenmehl in Europa. Themen sind wie in Deutschland und in Frankreich der Preis des Agrardiesels, Energiekosten im Allgemeinen und die Einkommenssituation in der Landwirtschaft.

Zu Bauernprotesten kam es vorgestern auch nahe Mailand, in Pavia (500 Traktoren fuhren auf), in Orvieto und in den Abruzzen. Unter dem Druck der Proteste scheint die Regierung in Rom zu Konzessionen bereit.So versprach Premierministerin Giorgia Meloni, dass die Ressourcen aus dem Konjunkturplan PNRR für die Landwirtschaft von 5 auf 8 Milliarden Euro erhöht werden.
 

Als Maskottchen führen die Bauern eine Ziege namens Lea mit:
... Italy, sfilerà in testa al corteo."
... spiega il suo padrone Fabrizio Prosetto.
Die Ziege Lea, Maskottchen des Protests der Landwirte: "Das ist unser Made in Italy, sie wird an der Spitze unseres Zuges laufen."

Erstmals tauchte sie auf vergangenen Samstag in Orte, als 400 Bauern die Mautstelle blockierten. "Sie wird mit uns nach Rom ziehen", erklärt ihr Eigentümer Fabrizio Prosetto.

Der an seinem Traktor befestigte Slogan Terreni incolti, piatti vuoti bedeutet: Unbearbeitete Äcker, leere Teller.

Das Tier ist übrigens 8 Monate alt und kommt aus Viterbo:
Lea, una capra di 8 mesi di Viterbo.
 
Mittlerweile wurde der heutige Protest in Rom einigen Einschränkungen unterworfen:
... tour nei 'punti più belli’ della città (...)
Traktoren in Rom, keine Protestveranstaltung an S. Giovanni; Freitag eine Rundfahrt zu den "schönsten Orten" der Stadt. Daran wird nur eine Abordnung von maximal 10 Fahrzeugen teilnehmen: "Um den Bürgern möglichst wenig Unannehmlichkeiten zu bereiten; denn die öffentliche Meinung ist auf unserer Seite."
Arriverà solo una delegazione con massimo dieci mezzi: "Per creare il minor disagio possibile ai cittadini, perché l'opinione pubblica ci è stata a fianco."

(...) e la sera, se autorizzati, corteo dei trattori sul Gra, su una sola corsia.
Und am Abend ein Zug aller Traktoren, sofern er genehmigt wird, über Roms Autobahnring (GRA = Grande Raccordo Anulare), aber auf nur einer Fahrspur.
 
Übrigens traue ich der sprichwörtlichen Bauernschläue ;) zu, die Ziege Lea lediglich bei der Stadtrundfahrt laufen zu lassen an der Spitze des Zuges, nämlich als durch die Menschen am Straßenrand wahrnehmbaren Sympathieträger; hingegen ihr den Autobahnring zu ersparen.
Aber das natürlich nur nebenbei.
 

forderten ein Treffen mit der Regierung. Sie drohten mit massiven Protesten in Rom, sollten sie nicht von Regierungsmitgliedern zu Gesprächen eingeladen werden.

Die Regierung von Premierministerin Giorgia Meloni signalisiert indes Dialogbereitschaft. Sie will den italienischen Landwirten eine Befreiung von der Einkommenssteuer gewähren, um einigen Forderungen der seit Tagen demonstrierenden Bauern entgegenzukommen. Diese Maßnahme soll ein Omnibus-Dekret eingebaut werden, das derzeit von der Abgeordnetenkammer geprüft wird, kündigte Wirtschaftsminister Giancarlo Giorgetti an.

Meloni traf am Freitagnachmittag eine Delegation der Bauernverbände in Rom und versprach Maßnahmen, um sicherzustellen, dass die Landwirte faire Preise für ihre Produkte erhalten. „Wir wollen das sehr wichtige Thema der Produktionskosten ansprechen. Wir wollen verhindern, dass Produkte unter den Produktionskosten verkauft werden und den Landwirten ein fairer Preis gezahlt wird“, sagte Meloni. Ihre Regierung werde die Kontrollen der Strafverfolgungsbehörden in Bezug auf unlautere Handelspraktiken verstärken und die Überwachung der Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse verbessern.
 
Diese Kundgebung hatte vorwiegend symbolischen Charakter und fand direkt vor dem Kolosseum mit zwei Traktoren aus Kampanien statt. Auf einem Transparent war die Aufschrift „Te lo do io il made in Italy“ (Ich gib dir das „Made in Italy“) zu lesen. Damit spielen die Bauern auf das, unter der Regierung Meloni, neu eingerichtete, gleichnamige Ministerium an. Vom Kolosseum aus zogen sie dann unter dem Beifall von Passanten zum römischen Rathaus auf den Kapitol weiter.
 
"Mit großer Überraschung haben wir heute eine E-Mail und einen Anruf vom Sekretariat des Papstes erhalten mit der Genehmigung, am Angelus Gebet auf dem Petersplatz teilzunehmen", hieß es in einer Mitteilung der Landwirte. Vorangegangen war der Einladung ein Schreiben der Bauern an Papst Franziskus.
"Mit dem Segen des Papstes können wir die Kraft finden, unseren Protest weiterzuführen. Dies ist eine einmalige Einladung, die wir vom Papst erhalten haben", zeigen sich die Bauern erfreut.

 
Der Papst begrüßte die Demonstranten, bevor er das Angelusgebet begann: „Ich grüße die auf dem Platz anwesenden Landwirte und Züchter“, wie Sky TG24 berichtet. Als Dank für die Unterstützung bekam der Papst einen Traktor der Bauern geschenkt. Im Brief der Landwirte heißt es am Ende: „Wir schenken ihnen einen Traktor, ein Symbol unseres Einsatzes.“ Die Kuh, die ebenfalls als Symbol der Proteste dabei war, gehört Cristian Belonni, Besitzer einer Getreideproduktionsfirma.
Sie soll stellvertretend für die Notlage der Bauern stehen, wie The Guardian berichtet. Zudem ist die Kuh eine kleine Berühmtheit. Sie ist nämlich der Nachwuchs Ercolinas, die bereits während den 1990er-Jahren Symbol der Proteste gegen die EU-Milchquoten war.
 
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