Windige Woche in Rom: zwischen Legenden, Geschichten und Wirklichkeit

Isola Tiberina

Isola Tiberina
Wir überquerten die Ponte Fabricio, die das linke Tiberufer mit der Tiberinsel verbindet. Selbstverständlich gibt es auch zur Entstehung der Insel eine Legende: Als das römische Volk den König Tarquinius Superbus vertrieb, plünderte es die Getreidevorräte des Königs. Die Ähren wurden in den Tiber geworfen und sammelten sich an der Stelle, wo sich heute die Insel befindet.

Wir Vier bestaunten zunächst die Ponte Fabricio, die im Jahre 62 v. Chr. errichtet wurde.


Aufmerksam lasen wir die Hinweistafel, die über die Geschichte der Brücke Auskunft gab, dann enteckten wir die Hausmadonna der Tiberinsel.


Umberto und ich hatten Kaffeedurst und gingen ein in eine kleine Bar, während Sorella und Maestro die Kirche San Bartolomeo all'Isola besuchten. In dieser Kirche befinden sich die Reliquien des Apostels Bartolomäus, zudem wird in ihr der Martyrer des 20. Jahrhunderts gedacht. So ist auf den Seitenaltären zum Beispiel ein Messbuch von Oscar Romeo, eine Reliquie vom sel. Kardinal von Galen oder ein Brief von Franz Jägerstätter zu sehen. Unsere beiden Turteltäubchen blieben nicht lange in San Bartolomeo, da in Kürze dort eine Trauung stattfinden sollte. Die ersten Hochzeitsgäste waren bereits vor der Kirche und alles deutete auf ein großes Spektakel hin. So beschlossen wir, diesem etwas beizuwohnen und setzten uns an die Säule, die vor der Kirche steht und schauten erwartungsvoll zum Eingang der Kirche.


Es trafen immer mehr Gäste ein. Jeder wurde von jedem stürmisch begrüßt, besonders der jüngste Gast, ein etwa 16 jähriger junger Mann, der sichtlich genervt die Küsserei und das Tätscheln über sich ergehen ließ. Sorellas Augenmerk galt hauptsächlich den weiblichen Gästen und im Besonderen deren Higt Heels. Einige Damen bewegten sich geradezu graziös über das holprige Kopfsteinpflaster, andere wiederum tapsten äußerst unsicher herum. Sorella klärte uns auf, was diese Damen beim Gehen falsch machten und so bekamen wir Männer einen intensiv Kurs im Umgang mit Stöckelschuhen. Inzwischen waren die meisten Gäste in der Kirche, die Fotografen warteten auf den ersten Höhepunkt: das Eintreffen der Braut. Die Glocken läuteten und eine stattliche Limousine fuhr vor und kurz bevor der Wagen anhielt überfuhr er eine Taube. Sorella deutete dies als ein schlechtes Omen für das junge Glück! Die Braut stieg aus dem Auto heraus, wurde von den Fotografen umringt und dann entschwand sie unseren Blicken, ohne dass wir sie uns genauer anschauen konnten. Wir gingen über die Ponte Cestio weiter nach Trastevere.
 
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Auf diese Madonna machte eine Römerin mich 2008 aufmerksam als ich ein Motiv in der Nähe photographierte. Es war ihr offensichtlich wichtig, dass ich mich dieser zuwandte.


Dazu gibt es eine kleine Geschicht, die gut in Deinen Reisebericht passt:

Die "Madonna della Lampada" an der Fassade der Kirche S. Giovanni Calibita


ist die Kopie eines Freskos aus dem 13. Jh., das in die Kirche gebracht wurde. Das Bild wurde berühmt, weil das Licht, das davor brannte während einer Tiberüberschwemmung 1577, als die ganze Insel unter Wasser stand, nicht ausging.

Die Kirche ist einem jungen Römer aus vornehmer Familie geweiht. Der spätere Heilige, Giovanni Calibita, lebte im 5. Jahrhundert und verliess heimlich sein Elternhaus um ein Dasein als Eremit zu führen. Erst nach sechs Jahren kehrte er als Bettler zurück, lebte ohne sich zu erkennen zu geben in einer armseligen Hütte in der Nähe des Elternhauses. Erst als er im Sterben lag, gab er sich seiner Mutter zu erkennen. Aber diese Geschichte kennst Du vielleicht schon.
 
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Simone-Clio schrieb:
Dazu gibt es eine kleine Geschichte, die gut in Deinen Reisebericht passt ...

Liebe Simone,
herzlichen Dank für die Geschichte, die ich bisher nicht kannte - und für die Bilder!

Herzlich Gruß
Padre
 
Bitte sehr, gerne geschehen. Eben habe ich noch gelesen, dass die Kirche mit dem Madonnenbild zum Krankenhaus auf der Tiberinsel gehört. Die Geschichte in italienischer Sprache findest Du daher auch auf dieser Website:

Fatebenefratelli San. Giovanni Calibita - Isola Tiberina

Sul primo altare a destra è collocato un affresco del Trecento raffigurante la Madonna della Lampada. Questa venerata immagine è un magnifico affresco del sec. XIII, chiamata precedentemente “Santa Maria Cantu Fluminis”, fu detta “Madonna della Lampada” e ritenuta miracolosa, allorché nel 1557 secondo la tradizione, trovandosi ancora nella nicchia di origine, vicino al Ponte Quattro Capi, fu coperta dalle acque del Tevere, senza che ne soffrisse il dipinto e si smorzasse la lampada, prodigiosamente rimasta accesa sul posto. In seguito fu staccata e collocata dove ora si trova.
 
Trastevere

Trastevere
Wir bummelten durch die Straßen und Gassen Trasteveres und standen bald darauf auf dem Hauptplatz des Viertels, der Piazza di Santa Maria in Trastevere. Nun war es Zeit für einen Aperitif. Wir setzten uns an einem der Tische, die vor dem Caffe di Marzio standen, und schauten dem Treiben auf der Piazza zu.


Danach besuchten wir die Kirche Santa Maria in Trastevere. Zu dieser Kirche, die Sorella und ich sehr mögen, gibt es, wie sollte es auch anders sein, eine Legende: Die Legende berichtet von einem Ölwunder, das sich dort im Jahr 30 v. Chr. zugetragen haben soll. Damals stand dort ein Gasthaus bzw. ein Legiornärshospiz, eine „taberna meritoria“. Auf ihrem Gelände, da wo sich heute der Hochaltar der Kirche befindet, sprudelte für einen Tag und eine Nacht eine Ölquelle, die in den Tiber floss. Die in Rom lebenden Juden sahen darin eine Ankündigung auf den Messias, den mit Öl gesalbten. Diese Deutung wurde von den frühen Christen übernommen und so bauten sie an der Stelle, wo das Wunder geschah, eine Kirche.


Wir schauten uns in der Kirche um, hatten aber leider nicht sehr viel Zeit dafür, da in Kürze die Vorabendmesse beginnen sollte. Ich blieb zu Messe dort und der Rest der Gruppe begab sich zu dem Ristorante, dass wir für unser Abendessen gewählt hatten. Nach der Messe machte ich mich zu Fuß auf den Weg dorthin.


Wir wollten den Abend im La Frusta verbringen, das nur einen Steinwurf weit von unserer äußerst bescheidenen Casa entfernt war. Als ich das La Frusta betrat, saßen Sorella, Umberto und Maestro bereits am Tisch und waren froher Dinge. Der Oberkellner kam und nahm unsere Bestellung auf. Er erinnerte sich, dass wir vor ein paar Tagen dort zu Gast waren und ermunterte uns einige kleine Vorspeisen zu nehmen. Auf Maestros Frage, was man uns dann bringen würde, antworte er: von jedem etwas. Wir machten es so. Als der Kellner mit einem Kollegen und zwei Servierwagen auftauchte und 10-15 Teller auf unserem Tisch aufbaute, auf dem Leckereien angerichtet waren, staunten wir nicht schlecht. Unsere Aufmerksamkeit erregte ein Teller auf dem Parmesanstücke lagen auf der eine grüne Flüssigkeit geträufelt war. Maestro und ich probierten die Sauce und stellten fest, dass es sich eindeutig um Waldmeister handelt. Nun kosteten wir den Käse mit Sauce: lecker, himmlisch, einmalig! Wir verlebten einen wunderschönen Abend im La Frusta.
 
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Da in diesem Reisebericht weiterhin so schön erzählt :thumbup::thumbup: wird, kann ich ja auch noch eine kleine erhellende Ergänzung (das läuft dann unter der Titel-Komponente "Wirklichkeit" ;)) beisteuern:
Danach besuchten wir die Kirche Santa Maria in Trastevere. (...) Die Legende berichtet von einem Ölwunder, das sich dort im Jahr 30 v. Chr. dort zugetragen haben soll. Damals stand dort ein Gasthaus bzw. ein Legionärshospiz, eine „taberna meritoria“.
Wobei das Wort "Hospiz" besagt, dass es sich hier um ein Gasthaus in dem Sinne handelte, wie man auch bei uns in Deutschland den Begriff ursprünglich verstand - d.h. abweichend von seiner heutigen Bedeutung "Speiselokal, evtl. mit Übernachtungsmöglichkeit, für zahlende Gäste": Ein Gasthaus, betrieben von der Kommune, einem Orden oder einer anderen caritativen Gemeinschaft, war ein Hospital bzw. Hospiz für arme Leute, die alt und/oder krank waren; vgl. etwa hier: Apollonia Radermecher, die Gründerin des Elisabethinnen-Ordens. - Im vorliegenden Fall also offenbar ein Gasthaus für Legionäre, die aufgrund ihrer früheren Meriten in Alter und/oder Krankheit dort betreut wurden.
 
Gaukler schrieb:
Wobei das Wort "Hospiz" besagt, dass es sich hier um ein Gasthaus in dem Sinne handelte, wie man auch bei uns in Deutschland den Begriff ursprünglich verstand - d.h. abweichend von seiner heutigen Bedeutung "Speiselokal, evtl. mit Übernachtungsmöglichkeit, für zahlende Gäste": Ein Gasthaus, betrieben von der Kommune, einem Orden oder einer anderen caritativen Gemeinschaft, war ein Hospital bzw. Hospiz für arme Leute, die alt und/oder krank waren; vgl. etwa hier: Apollonia Radermecher, die Gründerin des Elisabethinnen-Ordens. - Im vorliegenden Fall also offenbar ein Gasthaus für Legionäre, die aufgrund ihrer früheren Meriten in Alter und/oder Krankheit dort betreut wurden.

:thumbup: Ganz herzlichen Dank für Deine Ergänzungen! :thumbup:
 
Santa Maria della Grazie alle Fornaci: Fatima-Madonna

Santa Maria della Grazie alle Fornaci: Fatima-Madonna
Bevor ich mit meinem Bericht fortsetze, muss ich noch einmal auf den Vormittag des Tages zurückspringen: Neben unserer bescheidenen Casa befindet sich die Pfarrkirche Santa Maria della Grazie alle Fornaci, die von den Padre Trinitari versorgt wird, die auch die Casa unterhalten. Als wir uns dort eingerichtet hatten, standen Umberto und ich vor der Casa und schauten auf die Fassade der Kirche. Ich musste Umberto gestehen, dass ich trotz meiner zahlreichen Aufenthalte, noch nie in die Kirche hineingeschaut habe. Die Tür stand offen und wir betraten das Gotteshaus. Es waren erstaunlich viele Menschen dort, alle Altersgruppen waren vertreten und es herrschte eine ungewöhnlich andächtige Stille. Wir blieben am Eingang stehen und schauten in den Innenraum. An den Altarstufen stand eine mit Blumen geschmückte Marienstatue. Ich fragte Umberto: Ist das nicht die Fatima-Madonna? Er bejahte es. Nun gibt es viele Kirchen die eine Kopie diese Marienstatue besitzen und verehren - zudem war Mai, in diesem Monat wird Maria in der Katholischen Kirche besonders verehrt. Also nichts ungewöhnliches, so dachten wir jedenfalls. Erst als wir die Kirche wieder verlassen wollten, entdeckten wir an der Kirchtür ein Plakat auf dem zu lesen war, dass sich die Madonna von Fatima auf Pilgerreise durch Italien befindet und das eine Station dieser Pilgerfahrt auch eben diese Kirche ist. Wir schauten uns an und begriffen, das ist die Originalfigur. Wir gingen wieder in die Kirche hinein und näherten uns der Madonna. Erst jetzt sahen wir zwei Männer, die neben der Statue standen und sie bewachten.


Normalerweise reisen Gläubige in einen kleinen Ort, der sich ca. 130 km nördlich von Lissabon befindet, um vor dieser Figur zu beten – und nun stand sie ganz unverhofft vor uns. Obwohl Umberto und ich, eine für norddeutsche Verhältnisse eher nüchterne Marienfrömmigkeit unser Eigen nennen, waren wir uns bewusst etwas ganz besonderes zu erleben. Wir erzählten Sorella, die eine große Beziehung zur Gottesmutter hat, von unserer Entdeckung und sie war total happy.


Hier ein ganz kleiner Exkurs zu Fatima:
Am 13. Mai 1917 erschien die Madonna drei Hirtenkinder auf freiem Feld in der Nähe des portugiesischen Ortes Fatima. Diese Erscheinungen wiederholten sich in den Folgemonaten, immer an einem 13. des Monats. Bei der letzten Erscheinung hat die Gottesmutter den Kindern drei Geheimnisse offenbart. 1941 schrieb eines der damaligen Kinder, inzwischen war sie Ordensfrau, die Geheimnisse auf. Zwei der Geheimnisse wurden sofort veröffentlicht, das dritte Geheimnis sollte, so die Ordensfrau, ungelesen in den Vatikan gebracht werden und frühstens 1960 geöffnet und bekannt gemacht werden. Im Jahr 1960 entschied der damalige Papst Johannes XXIII., dass das Geheimnis weiterhin geheim bleiben sollte. Erst im Heiligen Jahr 2000 gaben Joseph Kardinal Ratzinger und Erzbischof Tarcisio Bertone das dritte Geheimnis von Fatima bekannt.

Am 13. Mai 1981 wurde Papst Johannes Paul II. auf dem Petersplatz niedergeschossen, dem Jahrestag der Erscheinung von Fatima. Dass der Papst dieses Attentat überlebte, schrieb er der Madonna zu. Aus Dankbarkeit überreichte der Papst im Jahr 2000 die Kugel, die in fast tötete, der Fatima-Madonna. Seitdem befindet sie sich im Inneren ihrer Krone.

Als wir das Ristorante La Frusta verließen, war die Kirche noch geöffnet.


Nun war eine noch größere Anzahl von Menschen in der Kirche, aber es war immer noch eine totale Stille in der Kirche und jeder von uns Vier ließ sich von dieser Atmosphäre anstecken. So hatte dieser Abend einen wunderschönen spirituellen Ausklang.
 
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Hallo padre,
sehr schön, Dein Erlebnis in der Kirche S. Maria alle Fornaci. Das glaube ich Dir gerne, dass das für Euch ein würdevoller Abschluss dieses Tages in Rom war. Auch wir haben vor Jahren in dieser Kirche Ähnliches erlebt. Zwar nicht mit der Fatima-Madonna, sondern am Karfreitagabend mit dem sogenannten Hl. Grab, das ja an diesem Abend in vielen römischen Kirchen aufgebaut wird. Auch damals waren relativ viele Menschen in der Kirche, es war ein Kommen und Gehen und trotzdem war irgendwie eine fast feierliche Stille, um nicht zu sagen: Stimmung, über dem Ganzen. Mich hatte damals beeindruckt, wie in dieser Kirche in so unmittelbaren Nähe zu St. Peter, Gemeindeleben stattfand: das Hl. Grab war wunderbar geschmückt und viele Menschen hielten dort Grabwache.

Du siehst, Deine mitgeteilten Erlebnisse rufen eigene Erinnerungen wach :nod:.
Gruß
Pasquetta
 
Pasquetta schrieb:
Mich hatte damals beeindruckt, wie in dieser Kirche in so unmittelbaren Nähe zu St. Peter, Gemeindeleben stattfand.

Liebe Pasquetta,
vielen Dank für deine Rückmeldung! Bei meinen früheren Auftenhalten, war ich immer erstaunt, wie viele junge Menschen am Gemeindeleben teilnehmen.

Herzliche Grüße
Padre
 
Sant'Ivo alla Sapienza

Sant'Ivo alla Sapienza
Nach dem Frühstück, das in unserer neuen Unterkunft wesentlich besser war, als in der ersten Bleibe - und meine Mitreisenden etwas versöhnte, zerschlug sich unser Quartett. Sorella und Maestro wollten die Via Appia unsicher machen, während Umberto das Hochamt in St. Peter besuchen wollte. Ich hatte geplant, die Messe in Sant'Ivo alla Sapienza zu besuchen, diese Kirche ist sicher die architektonisch originellste in Rom. Sie liegt am Corso del Rinacimento, zwischen der Piazza Navona und dem Pantheon. Besonders auffällig an dieser Kirche ist ihre spiralförmige Kuppellaterne.


Es ist nicht einfach, sich diese Kirche anzuschauen, da sie nur am Sonntag von 9.00 Uhr bis zu Beginn der Messe, um 9.30 Uhr zu besichtigen ist. Nach der Messe ist sie dann bis 12.00 Uhr geöffnet. Im letzten Jahr konnte ich mir dieses von Francesco Borromini erbautes Gotteshaus anschauen – und es hat mich total fasziniert. Nun wollte ich diesen Raum nicht als „Museum“ wahrnehmen, sondern als Kirche. Ich machte mich auf den Weg und genoss ein fast menschenleeres Centro Storico. Als ich den Innenhof von Sant'Ivo betrat,


standen eine Menge Leute vor der offenen Kirchtür, die anscheinend am Einlass gehindert wurden. Als ich näher kam, sah ich, dass es sich bei den Wartenden um Touristen handelte, die nur den Kirchraum besichtigen wollten, aber kein Interesse an dem Gottesdienst hatten. Ich war gespannt, ob ich ohne größere Probleme in die Kirche gelangen würde? In diesem Augenblick fiel mir auf, dass ich meinen Fotoapparat nicht dabei hatte. Das war nicht weiter schlimm, da ich im Vorjahr genug Aufnahmen gemacht hatte! Ich ging an die Wartenden, die alle mit Kameras bewaffnet waren vorbei und der Wächter ließ mich ungehindert in die Kirche eintreten – er schaute mir aber skeptisch hinterher, erst als ich mich in die Bank begab, war er zufrieden.


Bald darauf begann der Gottesdienst, der von einem südamerikanischen Priester zelebriert wurde: Einfach und schnörkellos. Ein bisschen Schade war es, dass es keine Ministranten und keinen Weihrauch gab. Aber irgendwie passte diese Schlichtheit zu dem Raum, der ja erst beim zweiten Anschauen seinen ganzen Glanz entfaltet. Mir fiel auf, dass die kleine und überschaubare Gemeinde aneinander sehr zugewandt war. Man sprach (natürlich vor Beginn der Messe) miteinander, erkundigte sich nach Nachbarn und Familienangehörigen und es war eine große Herzlichkeit zu spüren, die ich auch im Verlauf der Messe, beim Friedensgruß, erfahren durfte. Nach dem Schlusssegen blieb ich noch eine kleine Weile in der Bank sitzen, die Gemeinde ging auseinander und nun gehörte die Kirche den Touristen und Fotografen. Ich ging zurück in Richtung Petersplatz, machte noch Halt in einer Bar, bevor ich mich mit Umberto traf. Wir wollten gemeinsam dem Regina coeli beiwohnen, das österliche Mittagsgebet, dass der Papst vom Fenster seines Arbeitszimmers aus, gemeinsam mit den Gläubigen auf dem Petersplatz, betet.

Hier ein paar fotografische Eindrücke die, wie die obigen, aus dem letzten Jahr stammen:



 
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Regina coeli mit Papa Benedetto XVI.

Regina coeli mit Papa Benedetto XVI.
Kurz vor 12.00 Uhr traf ich mich mit Umberto am „mobilen Postamt“ auf dem Petersplatz. Bei diesem Postamt handelt es sich um einen Autobus, indem man vatikanische Postwertzeichen erwerben kann und von dem man aus seine Ansichtskarten in die weite Welt verschicken kann. Ob dieser Bus wirklich nötig ist, vermag ich nicht zu beurteilen, aber er ist schon irgendwie störend. Als Treffpunkt ist er dennoch ideal. Der Petersplatz war voll – richtig voll. Ich habe schon so manchen Angelus und einige Regina coeli miterlebt, aber der Andrang der Besucher war an diesem Sonntag enorm. Kurz vor 12.00 Uhr hängte Prälat Gänswein, der Privatsekretär des Papstes und ein weiter Geistlicher, den Gobelin mit dem Wappen des Papstes, aus dem Fenster des päpstlichen Arbeitszimmer.


Kurz darauf trat der Papst an das Fenster und legte den Gläubigen das Evangelium des Sonntags kurz aus, dann folgte das eigentliche Gebet und im Anschluss daran, grüßte der Papst die Teilnehmer in verschiedenen Sprachen und gab eine knappe Zusammenfassung seiner Ansprache und den apostolischen Segen. Nach dem sich der Papst zurückgezogen hatte, begannen die Glocken von St. Peter zu läuten. Zwei junge Frauen schauten zur Fassade der Basilika hin und entdeckten, dass die beiden Uhren unterschiedliche Zeiten anzeigen. Die linke Uhr zeigt die korrekte Uhrzeit an. Die beiden Frauen rätselten, was es mit der rechten Uhr auf sich hat. Ob, sie vielleicht die Jerusalemer Zeit anzeigt? Ich konnte weiterhelfen. Die Zeit auf der rechten Uhr ist wahllos eingestellt und soll den Teufel irritieren, damit er nicht weiß, wann die heilige Messe beginnt ....


Ich finde diese kurzen Begegnungen mit dem Papst inzwischen viel intensiver, als die Generalaudienzen, die Mittwoch vormittags stattfinden. Mit dem Segen von Papa gingen Umberto und ich unsere Wege. Er machte sich auf, um Santa Prassede und Santa Pudenziana zu besichtigen und ich wollte mir zwei Museen anschauen.
 
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Zunächst ohne Zitat: Man mag ja zu Fatima und der dortigen Madonna stehen, wie man will - aber dies war dennoch sicherlich ein schönes Erlebnis. Denn zumindest tritt dabei - Ähnliches gilt für mein Empfinden im Hinblick auf die Reliquienverehrung - das lebendige Glaubenszeugnis unzähliger Menschen zu Tage, was allemal ein großer Wert in sich ist. :thumbup::thumbup:


Nach dem Frühstück, das in unserer neuen Unterkunft wesentlich besser war als in der ersten Bleibe - und meine Mitreisenden etwas versöhnte (...)
Nachdem ich mich vor etlichen Tagen eindeutig auf die Seite eurer Kritiker gestellt habe, was das Haus bzw. Zimmer betrifft, soll nun allerdings auch gesagt werden: In der Tat ist gegen das Frühstück dort absolut nichts einzuwenden; im Gegenteil!

Außer, dass ich dabei die ganze Zeit über meine Mitesser :] musterte, weil ich einen ganz bestimmten zu identifizieren hoffte ... der jedoch nicht auftauchte. :twisted: :~



Ich hatte geplant, die Messe in Sant'Ivo alla Sapienza zu besuchen, diese Kirche ist sicher die architektonisch originellste in Rom.
In gleicher Weise trennten sich an Pfingsten 2010 die Wege der Tre a Roma:
Während Gaukler in der Kirche Santa Maria della Pietà am Campo Santo Teutonico die Pfingstmesse besuchte, hatten Claude und ich uns dazu entschlossen, dasselbe in der selten geöffneten Kirche Sant'Ivo alla Sapienza, erbaut 1642-1664 von Francesco Borromini, zu tun.
In dem dergestalt zitierten Beitrag finden sich (ganz obenan) auch weitere schöne Bilder der Kirche :thumbup: von Claude und Simone, die hier als Ergänzung dienen können. ;)






Kurz vor 12.00 Uhr traf ich mich mit Umberto am „mobilen Postamt“ auf dem Petersplatz. Bei diesem Postamt handelt es sich um einen Autobus, in dem man vatikanische Postwertzeichen erwerben und von dem man aus seine Ansichtskarten in die weite Welt verschicken kann. Ob dieser Bus wirklich nötig ist, vermag ich nicht zu beurteilen, aber er ist schon irgendwie störend.
Möglicherweise finden nicht so viele Leute den Weg zum deutlich weiter hinten gelegenen Postamt ... :idea:

Was den Bus als Störfaktor :twisted: angeht, so bin ich mal gespannt, ob er auch nach Abschluss der Kolonnaden-Restaurierung bleiben wird. Jedenfalls bin ich mir ziemlich sicher, bislang folgendes Phänomen beobachtet zu haben: Er stand jeweils vor dem ohnehin verhüllten Teil der Kolonnaden, weswegen ich persönlich ihn nicht als störend empfunden habe ... bis jetzt jedenfalls nicht.
 
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„Museumstour“
Für den Nachmittag hatte ich mir vorgenommen die Galleria Spada, die sich im gleichnamigen Palazzo befindet, und das Museo Nazionale del Palazzo di Venezia anzuschauen. Da ich an diesem Tag Geburtstag hatte, hoffte ich, gratis in die betreffenden Museen zu kommen. Im letzten Jahr gewährte der italienische Staat allen Geburtstagskindern einen freien Eintritt in den staatlichen Museen. So stand ich dann vor der Kasse der Galleria Spada,




sagte mein Verslein auf, dass mir im vorigen Jahr einige Türen öffnete und musste feststellen, dass es nun nicht so war! Die Dame an der Kasse sagte mir, die Aktion sei vor ein paar Tagen ausgelaufen. Sie war begrenzt auf das Jubiläumsjahr 150 Jahre vereintes Italien. Ich zog wieder ab, da ich die Galleria im vorigen September bereits besucht hatte. Also machte ich mich zum Palazzo Venezia auf, dieses Museum hatte ich bisher noch nicht besucht und war durchaus bereit auch das Eintrittsgeld zu zahlen. Als ich dort ankam, sagte mir die Kassiererin, dass das Museum in ca. 45 Minuten geschlossen wird, da am Abend dort eine geschlossene Veranstaltung stattfindet. Nun waren all meine Pläne dahin … Was nun? Es hätte sich angeboten, die Galleria Doria Pamphilij anzuschauen, aber dazu hatte ich irgendwie keine sonderliche Lust, aufs Forum Romanum auch nicht so richtig. So entschied ich mich für einen letzten Spaziergang durch Rom.
 
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