Weihnachtliches Rom um die Jahreswende

Da war ich nun einige Male in der Engelsburg und kann mich an diesem pikanten Raum gar nicht erinnern.


Zum Schluss fragten wir uns noch, ob die Päpste der Neuzeit wie seinerzeit Papst Paul III. Farnese auch noch in solch einem Bett schlafen würden:


Es steht ja immerhin in der Sala di Amore e Psiche und hängt voller Bilder mit pikanten Details...




Da hast du echt was versäumt :twisted:
 
30. Dezember - 13. Tag

Ganz verschämt :blush: muss ich gestehen, dass wir bis dato zwar schon fünfmal in Rom, aber noch nie in den Vatikanischen Museen gewesen waren - das sollte sich an diesem Tag nun endlich ändern.
Wir hatten Eintrittskarten und Audioguides von zuhause aus vorbestellt und waren sehr froh, an der Schlange vorbeiziehen zu können.
Um 10 Uhr begannen wir unseren Rundgang und ließen uns auch zuerst zu den Hauptattraktionen - Stanzen und Sistina - mitziehen.
(Später habe ich das bereut, weil ich den vielen anderen sehenswerten Objekten auf dem Weg dorthin kaum einen Blick gegönnt hatte.)

In den Stanzen war es schon recht voll, und bei meiner geringen Körpergröße war es mir kaum möglich, Fotos ohne fremde Schultern, Hinterköpfe und Selfiestangen zu machen. Hier nur das Fresko der Befreiung des Apostels Petrus aus dem Kerker mit seinem wunderbaren Licht:


Und als Aachenerin musste ich natürlich Karl den Großen bei seiner Krönung ablichten:


Wie so viele andere auch waren wir von der Atmosphäre in der Sixtinischen Kapelle total erschlagen - voll, laut, stickig... Wir blieben nicht lange dort, wohl auch, weil wir vor einigen Jahren mal in einer rekonstruierten Sistina mit Fotoprojektionen in Originalgröße waren und deshalb uns hier nicht die Hälse verrenken wollten.

Beim langen Weg durch die Gänge gab es ab und zu einen schönen Blick nach draußen:


Sehr gut gefallen hat uns die Abteilung "Collezione d'Arte Religiosa Moderna", die Paul VI. 1973 gegründet hat. Er wollte damit dokumentieren, über welche Möglichkeiten die moderne Kunst verfügt, religiöse Inhalte darzustellen. Und das ist hier auch sehr gut gelungen.

Von der Vielzahl der Kunstwerke eine (sehr) kleine Auswahl:

Marc Chagalls "Jakobsleiter":


Salvador Dalis "Kreuzigung" und "Rätsel der Engel":


Ernst Barlachs "Lesende Mönche":


von Mimmo Palladino "Sorgente":


die "Gavroche" von Medardo Rosso:


und mein absoluter Favorit, die "Reise zum ökumenischen Konzil" von Fernando Botero:


Das ist natürlich eine sehr subjektive Auswahl; aber ich glaube, sie zeigt ein bisschen, welches Spektrum einen in dieser Abteilung erwartet.

Sehr gefreut hat sich vor allem mein Mann über die Sala Matisse, die es erst seit 2011 gibt. Darin werden einige Werke gezeigt, die Matisse für eine Marienkapelle in Vence/ Frankreich entworfen hat:


Wir machten eine längere Pause in den Außenanlagen - allein die Architektur der Museen ist eine Augenweide:




Und auch der Pinienzapfen darf nicht fehlen:


Anschließend ging es hinunter in den Museumsteil, in dem die päpstlichen Kutschen, Sänften und auch die neuzeitlicheren Staatskarossen ausgestellt waren - leider sind die Fotos von dort nichts geworden. Beim Papamobil von Johannes Paul II. lief ununterbrochen ein Bericht über das auf ihn verübte Attentat.

Als nächstes betraten wir das fast menschenleere Museo Pio Cristiano - dort haben wir die meiste Zeit verbracht.
Hier kann man eine schier unglaubliche Fülle von Sarkophagen und Grabplatten bewundern, z. B. den Sarkophag des Junius Bassus:





Details von anderen Sarkophagen:



Der dargestellte auf dem unteren Bild - sieht er nicht ein bisschen wie Elvis aus?

Natürlich habe ich sogar aus den Vatikanischen Museen eine Krippe mitgebracht ;)


Ein anderer Teil dieses Museums beschäftigt sich mit Symbolen und Inschriften von christlichen und jüdischen Gräbern:


Diese ganze Abteilung ist didaktisch ganz hervorragend aufgebaut - wir haben hier sehr viel gelernt.

Zum Abschluss besuchten wir noch den Braccio Nuovo und den Cortile Ottogono. Die Laokoongruppe, der Apollo usw. sind ja ein Muss; aber ich zeige lieber ein paar kleinere Werke, die mir mindestens genauso gut gefallen haben (vielleicht gerade, weil sie nicht so umzingelt wurden):


Ein kleiner Disko-Gruß zum Abschluss:


und wir verließen die Vatikanischen Museen über die schöne Doppeltreppe:


Es wird nicht unser letzter Besuch gewesen sein...

Nach diversen Einkäufen und einer etwas längeren Nachmittagssiesta gingen wir am Abend in der Nachbarschaft essen, in die Osteria Nuvolari in der Via degli Ombrellari 10.
"Klein, aber fein" kann ich nur sagen. Ein herzlicher, sehr aufmerksamer Kellner, eine schöne Weinauswahl, gemütliche Atmosphäre und auf der Karte feine römische Spezialitäten.
Ich hatte gefüllte Zucchiniblüten und Fettuccine mit Artischocken und Speck, mein Mann eine Kichererbsensuppe und Baccalà - es hat alles sehr gut geschmeckt bei absolut moderaten Preisen. Sehr zu empfehlen!


 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank für die schönen Fotos aus den Museen die nicht so überfüllt sind. Und die Außenanlage ist wirklich wunderschön und gibt einem Gelegenheit zum "Verschnaufen".

Die Vatikanischen Museen sind schon etwas ganz besonderes!
 
Schade - aber irgendwann wird der Braccio Nuovo hoffentlich tatsächlich wieder zu besichtigen sein, ein Moment, den ich mit Ungeduld erwarte!
 

Sehr gut gefallen hat uns die Abteilung "Collezione d'Arte Religiosa Moderna", die Paul VI. 1973 gegründet hat. Er wollte damit dokumentieren, über welche Möglichkeiten die moderne Kunst verfügt, religiöse Inhalte darzustellen. Und das ist hier auch sehr gut gelungen.


Das habe ich mit Freude gelesen, denn auch mir gefällt die "moderne Abteilung" sehr gut, auch wenn ich sie bisher immer nur mehr oder weniger im Schnelldurchgang besichtigt habe. Ich finde es gut, das auch in den VM die (religiöse) Kunst von heute ihren Platz hat. Ihr gegenüber war Papst Paul VI. ja sehr aufgeschlossen.
 
Sehr gut gefallen hat uns die Abteilung "Collezione d'Arte Religiosa Moderna", die Paul VI. 1973 gegründet hat. Er wollte damit dokumentieren, über welche Möglichkeiten die moderne Kunst verfügt, religiöse Inhalte darzustellen. Und das ist hier auch sehr gut gelungen.

Von der Vielzahl der Kunstwerke eine (sehr) kleine Auswahl:

Marc Chagalls "Jakobsleiter":




und mein absoluter Favorit, die "Reise zum ökumenischen Konzil" von Fernando Botero:


Das ist natürlich eine sehr subjektive Auswahl; aber ich glaube, sie zeigt ein bisschen, welches Spektrum einen in dieser Abteilung erwartet.


Diese Abteilung der VM mag ich auch besonders gern. Danke für die beiden Bilder die ich besondes in meinen Herzen geschlossen habe. :thumbup: :thumbup:
 
Es freut mich sehr, dass Euch die Fotos gefallen, liebe Tizia, Pasquetta, pehda, Padre.
Ich habe auch immer noch Freude daran.
 
31. Dezember - 14. Tag: Silvester!

Den letzten Tag des Jahres wollten wir ruhig angehen lassen, um Kräfte für die lange Silvesternacht zu sparen. Aber dann hat es uns doch kreuz und quer durch die Stadt getrieben.

Nach dem Frühstück und dem Einkauf fürs Abendessen beschlossen wir, als erstes der Santa Maria dell'Anima einen Besuch abzustatten. Obwohl sie die Nationalkirche der deutschsprachigen Katholiken ist, hatten wir sie bisher immer links liegen gelassen.
Schon an der seitlichen Außenwand wird man freundlich begrüßt:


und über dem Hauptportal kann man im Giebel die Maria mit den zwei armen Seelen (animae), woher die Kirche ihren Namen hat, bewundern:


Aber im Gegensatz zum Jesuskind sind die armen Seelen noch im Besitz all ihrer Gliedmaßen. ;)
Sehr "goldig" wirkt die Kirche:



und sie verfügt über sehr schöne Fenster, wie ich finde:


Der letzte nicht-italienische Papst bis Johannes Paul II., der zur Deutschen Nation zählende Holländer Hadrian VI, ist hier begraben.


Er war nur knappe zwei Jahre Papst und nicht sonderlich beliebt, u. a. weil er versuchte, der Verschwendung Einhalt zu gebieten. Sein Grabmal allerdings ist auch recht prunkvoll geraten:




Die Kirche ist sehr stolz auf das von Jakob Fugger in Auftrag gegebene Hochaltarbild von Giulio Romano, "Die Heilige Familie":


Eine weitere Heilige Familie hängt in der Kapelle der Heiligen Anna:



Außer der obligatorischen Krippe


befand sich in der Anima auch ein Friedenslicht:


das, aus Bethlehem kommend, von Österreich aus am 4. Adventssamstag in vielen Städten Italiens verteilt wird.

Wir nahmen Abschied von diesem schönen Engel:


und verließen die Kirche in Richtung Campo de' Fiori, auch mit Blick auf die eher unscheinbareren Schätze am Wegesrand:




Nach einer Pause auf dem Campo schauten wir uns den traurigen Rest der Eiche auf der Piazza della Quercia an:


Simone hat gestern hier:

Rom: Trauriges Schicksal einer jahrhundertealten Eiche

darüber berichtet, dass es dort wieder Hoffnung gibt.

Nur wenige Schritte weiter stand das Portal der Santissima Trinità dei Pellegrini auf:

und unter den Augen der Evangelisten Lukas und Markus


betraten wir die Kirche für einen kurzen Besuch.
Dies ist eine Bodenplatte mit dem Wappen der Bruderschaft, die früher im Umkreis der Kirche bis zu 500 Pilgern Unterkunft bieten und täglich bis zu 1000 Pilgern verpflegen konnte:


Ein Blick in die Kuppel:


und auf das leider zu einem großen Teil von Kerzenhaltern verdeckte Altarbild von Guido Reni von der "Allerheiligsten Dreifaltigkeit":


Eine recht einfache Krippe gab es hier auch:


Unser nächstes Ziel war - oh Wunder! - mal keine Kirche, sondern die Galleria Spada, in der wir die einzigen Besucher waren und das Gefühl hatten, die Kassiererin aus einer Art Tiefschlaf zu holen.
Auch die zwei Aufseher hatten sichtlich Freude daran, endlich mal wieder auf jemanden aufpassen zu dürfen, und folgten uns auf Schritt und Tritt.
Die Lichtverhältnisse waren ziemlich katastrophal an diesem sehr sonnigen Tag, so dass ich von den vielen sehenswerten Bildern nur diese zwei zeigen kann:

"Porträt eines Violinisten" von Tizian


"Kardinal Bernardino Spada" von Guido Reni


Ein Highlight ist meiner Meinung nach der Laokoonkopf von Bernini:


und auch diesen liegenden Putto finde ich sehr schön:


Natürlich ist es ein Muss, vom Innenhof des Gebäudes aus einen Blick auf die Kolonnade von Borromini zu werfen:


Und schon verließen wir die Galleria wieder:


Unser Weg führte uns nun über den Tiber, um einen zweiten Versuch mit Santa Maria in Trastevere zu machen.
Dort ist im Portikus eine große Krippe hinter Glas zu sehen, die das Viertel Trastevere nachbildet; aber das Licht war auch hier nicht gut zu unseren Kameras:


Ansonsten ist der Vorraum mit schönen alten Fresken geschmückt, mehr oder weniger gut erhalten:


Leider fand in der Kirche eine Messe statt, so dass mir nur noch ein Foto möglich war von diesem Bild:


Da scheint jemand eine Krippenszene vor einem alten Foto aufgenommen zu haben.

Wir spazierten ein bisschen kreuz und quer durch Trastevere und gelangten in die viel ruhigere Gegend von San Francesco a Ripa.

Die Kirche ist dem Heiligen Franziskus von Assisi gewidmet, dessen "Kopfkissen" - ein Stein, den er bei einem Rombesuch als solches benutzt haben soll - hier aufbewahrt wird. (Den haben wir aber irgendwie verpasst :cry:)
Die Hauptattraktion hier ist die Figur der Seligen Ludovica Albertoni, die von Bernini geschaffen wurde und einigen Autoren zufolge noch erotischer wirken soll als die Heilige Teresa in Santa Maria della Vittoria:


Ich bin mir nicht mehr sicher; aber ich glaube, dies hier soll der Heilige Franziskus sein:


Ein Altardetail:


San Francesco a Ripa leistet sich gleich zwei Krippen:



Im Anschluss wollten wir - nach einem Blick auf den Campanile von Santa Cecilia:

- die kleine Kirche San Benedetto in Piscinula besuchen, die hier im Forum schon öfter empfohlen wurde.
Sie sollte eigentlich um 16 Uhr geöffnet werden; aber wir warteten leider vergeblich - vielleicht, weil Silvester war?

Also machten wir uns mit nun doch ziemlich müden Füßen auf den langen Heimweg den Corso Vittorio Emanuele II entlang.

Ein kurzer Blick in die Kirche San Lorenzo in Damaso, die jedoch restauriert wurde und wegen der Verkleidung ganz dunkel war. Nur dieses Memento Mori kann ich anbieten:


Wir verbrachten dann einen ruhigen Abend zuhause bis halb zwölf; dann zog es uns auf die Engelsbrücke, wo wir gemeinsam mit sehr vielen anderen Menschen dann den Countdown rückwärts zählten und das Neue Jahr begrüßten:


Das war schon eine ganz besondere Atmosphäre, um in ein neues Jahr zu starten; aber mit weitaus weniger Feuerwerk als hierzulande.

 
Zuletzt bearbeitet:
Herzlichen Dank für den Bericht vom Sylvestertag mit den schönen Bildern und auch dem Auge für Details. Besonders interessant für mich, da ich keines Deiner Ziele bisher besucht habe (und manche nicht einmal kannte!), von Santa Maria in Trastevere einmal abgesehen. :thumbup::nod:
 
Unser nächstes Ziel war - oh Wunder! - mal keine Kirche, sondern die Galleria Spada (...)

Über Deine Bilder aus der Galleria Spada habe ich mich gefreut, denn im Herbst 2010, als ich zum ersten und bislang einzigen Mal dort war, herrschte leider noch Fotografierverbot. Um die Erfahrung des Jahrewechsels in Rom beneide ich Euch fast ein wenig!
 
Einen schönen Abend,

zu San Francesco a Ripa:

Nach dieser Beschreibung handelt es sich um St. Franziskus in Exstase, begleitet von zwei Engeln. Die Statue wurde danach von dem Franziskaner Diego da Careri geschaffen und stammt von 1550.
 

Die Lichtverhältnisse waren ziemlich katastrophal an diesem sehr sonnigen Tag, so dass ich von den vielen sehenswerten Bildern nur diese zwei zeigen kann:
Ich glaube, dass das gar nicht so sehr am Sonnenschein lag, sondern an der allgemeinen Konstruktion. Schließlich sind gerade in Raum 1 und 4 große Fensterfronten direkt gegenüber der Gemälde, wodurch diese und auch die glänzenden Rahmen quasi immer "angestrahlt" werden. Dagegen ist es in Raum 2 und 3 eher zu dunkel. Trotzdem sind dir die Schnappschüsse sehr gut gelungen.
 
Viele schöne bekannte Wege seid ihr an diesem letzten Tag des Jahres gegangen , danke fürs mitnehmen.

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Hallo ColleMarina,

ganz ähnliche Wege bin ich an Silvester 2014 gegangen nur dass San Franceso a Ripa verschlossen war. Ein schöner Spaziergang für den letzten Tag eines Jahres.

Liebe Grüße

Tizia
 
Unser nächstes Ziel war - oh Wunder! - mal keine Kirche, sondern die Galleria Spada (...)

Über Deine Bilder aus der Galleria Spada habe ich mich gefreut, denn im Herbst 2010, als ich zum ersten und bislang einzigen Mal dort war, herrschte leider noch Fotografierverbot. Um die Erfahrung des Jahrewechsels in Rom beneide ich Euch fast ein wenig!

Ja, das war für uns auch überraschend. Aber wie gesagt: Die Lichtverhältnisse waren leider nicht so toll.
Zwei hätte ich noch (ohne etwas darüber sagen zu können):

 
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