Warten auf den Brennerbasistunnel

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Augustus
Stammrömer
Rom-Reise
20.05.2025-20.05.2025
Handelspartner Italien: Warten auf den Brenner-Basistunnel | BR24

Italien und Bayern verbindet vieles, auch eine stolze Geschichte gegenseitiger Wirtschaftsbeziehungen mit Wohlstand und Wachstum für beide Seiten. Mit Ausfuhren von rund 12,5 Milliarden Euro hielten bayerische Unternehmen auch 2019 die Spitzenposition in der deutschen Exportstatistik nach Italien, noch vor Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Mit zwölf Milliarden Euro fast ebenso groß ist der Wert der Waren und Dienstleistungen, die aus Italien nach Bayern strömten. Dass Gardasee, Adria und Co. zu den Top-3 Urlaubszielen der Bayern gehören, ist bekannt. Dass italienischer Mozzarella auch aus bayerischer Milch gemacht wird, die für rund eine Milliarde Euro jährlich nach Italien fließt, vielleicht ebenso. Schlaglichtartig wahrgenommen werden auch spektakuläre Übernahmen oder Fusionen. Die Audi-Tochter Lamborghini oder die Verschmelzung von Unicredito und Hypovereinsbank sind prominente bayerische Beispiele.

Die verstärkte Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene ist gerade für den alpenquerenden Transit eine enorme Herausforderung. Seit 1994 ist deshalb der Brennerbasistunnel als Teil der Eisenbahnachse Berlin-Palermo in Planung und Bau. Die bayerische Industrie fordert zusätzlich zu den bestehenden beiden Gleisen ein drittes und viertes Gleis, um den Brenner Basistunnel optimal an das nördliche Schienenfernverkehrsnetz anzubinden (Brenner-Nordzulauf). Dagegen regt sich in Österreich und in Bayern Widerstand. Heute ging die Debatte um den Brenner-Nordzulauf mit der Ergebnisverkündung des Raumordnungsverfahrens in die nächste Runde. Demnach sollen vier Streckenvorschläge weiter geprüft werden. Ob sie tatsächlich notwendig sind, wird laut Bayerischer Staatregierung am Ende von der zuständigen Bundesregierung entschieden.

Soviel ist klar: Die schwierige Abwägung zwischen Wirtschaftserfordernissen und Anwohnerinteressen dürfte dauern, wie etwa das Beispiel "Dritte Startbahn" beim Flughafen München gezeigt hat. Sehr fraglich deshalb, ob der Tunnel wie geplant bis 2028 betriebsbereit sein wird.
 
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... erheblich verkürzen. Während der Bau in Österreich und Italien planmäßig voranschreitet, drohen ausgerechnet in Bayern Verzögerungen.
Mit einer Länge von 56 Kilometern wird der BBT die aktuell kurvenreiche und steile Strecke über den Brenner ersetzen. Dadurch sinkt die Fahrzeit zwischen München und Verona von derzeit über fünf Stunden auf rund dreieinhalb Stunden. Expresszüge wie der italienische Frecciarossa oder der österreichische Railjet sollen die Strecke im Stundentakt bedienen. Eine Weiterfahrt nach Rom wäre dann in nur sechs Stunden möglich – schneller als eine ICE-Verbindung von München nach Hamburg.

Während in Italien und Österreich die Bahntrassen bereits ausgebaut werden, stockt der Neubau auf deutscher Seite. Besonders die umstrittene Neubaustrecke zwischen Grafing und Kufstein sorgt für Diskussionen und Verzögerungen. Experten gehen davon aus, dass die deutschen Zulaufstrecken frühestens 2040 fertiggestellt werden. Damit bleibt der volle Nutzen des Tunnels zunächst begrenzt, da die Züge auf bayerischer Seite weiterhin langsamer fahren müssen ...
Sollte Bayern – das sich sonst als weltoffen und fortschrittlich rühmt – tatsächlich noch in die Gänge kommen und die Zulaufstrecke zur BBT-Trasse bauen, könnten künftig die Züge von München nach Verona nur 2,5 Stunden benötigen.

Gerade für Deutschland wäre das von Interesse: Immerhin steigt die Nachfrage nach schnellen Zugverbindungen zwischen Deutschland und Italien. Die aktuellen Züge sind oft überbucht. Damit wäre das Erreichen von Skipisten im Winter in den Dolomiten in kürzester Zeit möglich. Auch Die Eigentümer von Immobilien – etwa am Gardasee – könnten davon profitieren und schneller zu ihren Feriendomizilen gelangen. Tatsächlich hat Italiens Innenminister Matteo Salvini schon eine neue Bahnlinie von der Brennerbahn in Rovereto nach Riva am Gardasee ins Gespräch gebracht.
 

Nun ist "Flavia" am Brenner angekommen. Für diese Punktlandung haben die Bauvermesser gesorgt. Sie können im Berg nicht auf Satelliten-Navigationssysteme zugreifen. Deshalb müssen sie von Punkten außerhalb der Tunnelröhren ausgehen, deren Positionen genau bestimmt wurden. Nur so ist es möglich, dass die einzelnen Tunnelabschnitte zentimetergenau aneinander passen. Während auf italienischer Seite die drei Röhren bereits am Brenner angekommen sind, haben die Tunnelbau-Teams, die ihnen von Norden entgegenkommen, noch Arbeit vor sich. "Im Herbst wird erstmals ein Tunnel durchschlagen. Dann gibt es von italienischer und österreichischer Seite eine Verbindung", sagt Andreas Ambrosi von der Projektgesellschaft für den Brenner-Basistunnel.
Zuerst wird der Erkundungsstollen durchgängig sein. Für die beiden Haupttunnel ist es voraussichtlich im nächsten Jahr so weit. Bis tatsächlich Personen- und Güterzüge durch die Tunnel rasen, wird es wohl noch bis 2032 dauern. Bei 250 Stundenkilometern brauchen Reisende dann von Innsbruck nach Franzensfeste nur etwa 25 Minuten. Im Moment sind es noch 80 Minuten.
 
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