Italien: Von der Alitalia zur neuen ITA


Die US-Airline Delta und die französisch-niederländische Air France-KLM erwägen einem Zeitungsbericht zufolge einen Einstieg bei der Alitalia-Nachfolgerin ITA Airways. Die beiden Fluggesellschaften hätten der italienischen Regierung in einem Brief ihr Interesse an einem Mehrheitsanteil an ITA bekundet, berichtete die Zeitung "La Repubblica" unter Berufung auf eine Person aus der Regierung.
 

Ich bin sicher, Sie hören es von Zeit zu Zeit: ITA ist einfach nur Alitalia in einem schönen neuen blauen Gewand. Aber die grundlegenden Probleme sind geblieben. Was entgegnen Sie den Kritikern?
Mit ITA Airways haben wir das Geschäftsmodell grundlegend geändert. Wir sind eine Fluggesellschaft, deren Berufung darin besteht, ein wettbewerbsfähiges Produkt anzubieten, das sich von dem der Lowcost-Anbieter durch eine Tarifpolitik unterscheidet, die darauf ausgerichtet ist, sowohl dem Bedürfnis nach einem günstigen Preis als auch dem Bedürfnis nach größerer Flexibilität in Verbindung mit zusätzlichen Dienstleistungen zu entsprechen. Unser Unternehmen hat die richtige Größe und verfügt über eine neue Flotte und ein neues Netz, um effizienter und nachhaltiger zu sein, aber auch um flexibel auf plötzliche Veränderungen zu reagieren, die sich aus der Entwicklung des internationalen Szenarios ergeben, sowohl in Bezug auf Pandemien als auch auf die Auswirkungen des jüngsten russisch-ukrainischen Krieges.I

MSC und Lufthansa wollen ITA Airways kaufen. Sie haben schon früh Sympathie für einen Zusammenschluss mit der deutschen Fluggesellschaft geäußert. Warum eigentlich?
Die potenzielle Vereinbarung zwischen ITA Airways, MSC und Lufthansa würde eine seit Jahren nicht mehr da gewesene industrielle Operation darstellen, bei der zwei internationale Giganten wie die deutsche Fluggesellschaft und die Aponte-Gruppe Interesse an der italienischen Fluggesellschaft zeigen. Die Operation ist auch ein perfektes Beispiel für die Intramodalität, bei der die Waren direkt von den Schiffen abgehen. Es stellt auch keine Belastung für den italienischen Staat dar, der der größte Anteilseigner von ITA Airways ist, sondern verwandelt die nationale Fluggesellschaft in ein profitables Element. Es ist ein Projekt, bei dem alle gewinnen und das ITA eine sichere und profitable Zukunft garantiert. Was Ihre konkrete Frage zur Lufthansa betrifft, so kann ich bestätigen, dass mir sofort klar war, dass es bei einer Partnerschaft mit der deutschen Gruppe nicht darum ging, die Vermögenswerte von ITA zu verkaufen, sondern alle möglichen Synergien zu nutzen.
 

... erzielen.

Der Reedereikonzern MSC und Lufthansa bekundeten ihr Interesse an der Übernahme einer Mehrheitsbeteiligung an ITA Airways und baten um eine 90-tägige Exklusivitätsfrist. Die Regierung aber will ein offenes Verfahren.
 
 

Seit dem 3. Mai können die Interessenten nun Einblick nehmen in die internen Daten von ITA, wie die Zeitung Corriere Della Sera berichtet. MSC und Lufthansa haben diese demnach schon getan und wollen laut Regierungsquellen des Blattes zwischen 1,2 und 1,4 Milliarden Euro bieten. Das Bündnis um Delta soll dagegen vorerst nur eine Offerte von 650 bis 700 Millionen Euro planen. Indigo Partners hat noch keinen Einblick in die Daten genommen.
 


Neben Lufthansa/MSC sind der Fonds Certares zusammen mit der US-Airline Delta und Air France-KLM (...) sowie der am Billigflieger Wizz Air beteiligte Investor Indigo Partners im Rennen um die Übernahme von Ita. Der italienische Staat, der Alitalia im März 2020 übernommen hatte und bislang noch Eigner des Nachfolgers Ita ist, werde auch nach dem Verkauf eine Minderheitsbeteiligung halten.
 
In diesem Zusammenhang auch:

... Gewerkschaften wird Swissport unter anderem ITA Airways mit sicheren, modernen und effizienten Dienstleistungen unterstützen», so das Unternehmen.
 

So richtig zufrieden war das italienische Wirtschaftsministerium mit den ersten Offerten nicht. Und so gab es den beiden Bieter-Gruppen sechs Tage mehr Zeit, um die Bücher nochmals vertieft zu prüfen und ihre Angebote für ITA Airways zu verfeinern. Am Dienstag (5. Juli) um 23:59 Uhr lief die verlängerte Frist ab.

Beide Bieter-Gruppen, die bereits beim ersten Mal ein Angebot für eine Mehrheitsbeteiligung an der italienischen Nationalairline abgegeben hatten, machten auch jetzt wieder mit. Ihre ursprünglichen Preise haben sie dabei reduziert. Denn der Businessplan von ITA basiert auf einem Ölpreis von 640 Dollar, inzwischen kostet der Rohstoff aber das Doppelte. Zudem zieht sich der Ukraine-Krieg hin und Corona sorgt weiterhin für Probleme in der Luftfahrt.
 
...ie Pläne zur Makulatur.
Italien wird nach Auskunft von Ministerpräsident Mario Draghi in Kürze verkünden, ob die Lufthansa zusammen mit der Reederei MSC die Fluggesellschaft Ita Airways übernehmen darf.
Der Regierungschef sagte am Donnerstag, dass es innerhalb von zehn Tagen eine Entscheidung des Finanzministeriums geben werde.
 

Artikel von Christian Schubert, Rom am 5.8.2022

Fratelli d’Italia hat eine Koalition mit der Rechtspartei Lega und den Konservativen von Forza Italia gegründet, um an die Regierung zu gelangen. Innerhalb der Verbindung herrschen Meinungsverschiedenheiten zum Thema ITA Airways. Edoardo Rixi, der für die Lega Mitglied des Transportausschusses im Parlament ist, hat das MSC-Lufthansa-Angebot ausdrücklich unterstützt und verurteilte die Polemik durch Fratelli d’Italia.
 

Lufthansa und MSC sollen anfänglich rund 1,2 Milliarden Euro für eine ITA-Mehrheit geboten haben. MSC will laut Medien 60 Prozent übernehmen, Lufthansa 20 Prozent. Später hatte das Gespann sein Angebot nach Informationen aus Luftfahrtkreisen um rund ein Drittel reduziert, weil sich die Geschäftsaussichten für Airlines insgesamt eingetrübt hätten.
 

Lufthansa und MSC bieten laut Kreisen 850 Millionen Euro für 80 Prozent an ITA - pochen aber auf unternehmerische Handlungsfreiheit nach der Übernahme. Das Certares-Lager will nur 60 Prozent von ITA für 650 Millionen Euro übernehmen und Italien dauerhaft mehr Mitsprache im Verwaltungsrat zugestehen.
 

Artikel von Dominik Straub am 31.8.2022

Draghi, der dem Vernehmen nach wie die meisten Experten ebenfalls die Lösung mit Lufthansa und MSC vorgezogen hätte, scheint sich nun dem politischen Druck gebeugt zu haben. Das lässt auch die Pressemitteilung des Finanzministeriums erahnen, in welcher unterstrichen wird, dass man mit Certares, Air France-KML und Delta erst dann zu einem verbindlichen und definitiven Abschluss kommen werde, „wenn der Inhalt für den Verkäufer vollumfänglich zufriedenstellend ist“. Die schwammige Formulierung wird es den Wahlsiegern vom 25. September erlauben, den Deal unter einem beliebigen Vorwand platzen zu lassen.
 
Zusatz:

 
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