Montag, 23.2.2015 - Dieses Mistvieh von Gockel, könnte der nicht zwei Stunden später anfangen zu krähen :x,
wo doch nachts schon ein Hund sich die Kehle heiser gebellt hat und keiner sich einer Autowarnanlage erbarmte... x( Aber immerhin scheint der Tag recht schön zu beginnen.
Unser Weg führt uns zwischen ein paar Weingärten und vorbei an noch zaghaft blühenden Mimosenbäumen zur Autobahn Richtung Napoli.
Die Berge liegen noch im Morgendunst, manche sind schneebedeckt, rechter Hand taucht der Monte Circeo aus der Ebene auf und linker Hand sind auf den Hängen und Berggipfeln die typischen kleinen Ortschaften zu erkennen, die wie Nester hoch oben kleben.
Heute wollen wir ein paar Orte in der
Ciociaria aufsuchen. Im zweiten Weltkrieg erlebte diese Region, deren Bevölkerung sowieso schon zu den ärmsten Italiens gehörte, auch durch die Nähe zu Monte Cassino, große Schäden. Viele Einwohner suchten als Arbeiter in Norditalien und -europa ihr Auskommen. Erst die Industrialisierung durch die Maßnahmen der „Cassa per il Mezzogirono“ und der Bau der Autostrada del Sole nach Neapel brachte Anfang der 60er Jahre einen besseren Lebensstandard für die Bevölkerung. Aber noch heute sind „die Orte“ in der Ciociaria (so genannt nach der früheren traditionellen Sandale der armen Bauern und Hirten, der
ciòcia) mit ihren wunderbaren Kunstschätzen noch nicht so überlaufen – vor über vierzig Jahren war es schon so, und ich denke, auch jetzt ist es - nicht nur im Februar – ähnlich.
In
Anagni die Treppchen hinauf
zur Piazza Cavour, von wo man einen weiten Blick in das schöne Tal des Sacco-Flusses hat, wenn es nur nicht so zersiedelt wäre, und weiter durch das „Centro storico“.
Im Städtchen ist es gemütlich ruhig, durch die engen Straßen, es sind eher Gassen

, vorbei an dem markanten Bogengang des Palazzo Comunale,
hinauf zum Platz vor dem Dom
und den „Rundgang“ bei der freundlichen Dame im
ufficio gebucht. Zur Erklärung (für eventuelle Nachahmungstäter

:twisted

: seit einiger Zeit ist der Besuch der berühmten Krypta nur – und zeitlich begrenzt - möglich auf einem Rundgang mit dem – ebenfalls sehenswerten – Museum und der Kirche (die man natürlich auch ohne „Rundgang“ besuchen kann). Auf unsere Verwunderung, dass außer uns niemand da sei, meinte sie lachend: „Abbiamo lunedì - heute ist Montag, die waren alle gestern, am Sonntag da.“ Und sie hätten auch die Besuchszeit in der Krypta schon erweitert von 15 auf 20 Minuten. Das ist beides gut für uns: wir können in aller Ruhe zuerst die Schätze des Museums betrachten, von dort durch die Kirche gehen und dann zur vereinbarten Zeit in die Krypta hinabsteigen. Dort flammt dann pünktlich das Licht auf und verlischt ebenso pünktlich nach 20 Minuten. Aber der Reihe nach.
Anagni hatte schon in der Antike Bedeutung, heute besticht jedoch „in der Papststadt“ vor allem das mittelalterliche Stadtbild. Hier residierten über drei Jahrhunderte immer wieder Päpste und drei davon wurden hier geboren (bzw. vier, wenn man Innozenz III. dazu zählt, der in der Nähe, bei Segni, geboren wurde): Gregor IX., Alexander IV. und Bonifatius VIII. und mit ihm endete auch die Geschichte Anagnis als Papststadt (mit der sogenannten
"Ohrfeige von Anagni", die wahrscheinlich gar keine war :roll

. Aber das kann man alles an geeigneten Stellen besser nachlesen.
Wir bewundern zuerst die romanische Kathedrale, Baubeginn 11. Jh., die Mitte des 13. Jh. in etwa ihre heutige Gestalt bekam und die sehr schön – und nicht umsonst festungsartig – im hochgelegenen Teil der Stadt liegt. Die Schauseite mit den drei Apsiden, Kapellen und über einer kleinen Terrasse in einer Nische der markanten Statue des Bonifatius VIII., ist der Stadt zugewandt.
Als drohend oder „von götzenhaftem Ausdruck“ wird die Statue (von 1295, also zu seinen Lebzeiten entstanden) beschrieben und was man über den Charakter von Bonifatius VIII. lesen kann wird diese Beschreibung nicht von ungefähr kommen.
Auf der kleinen Piazza wie auch in den Gassen rund herum stehen noch etliche mittelalterliche Gebäude, die das Altstadtbild prägen. In einem davon, „a due passi“ von der Kathedrale und gegenüber des Papstpalastes, befindet sich das Studio-Museum des aus Anagni stammende Künstler
Tommaso Gismondi. Leider wusste ich vor bzw. während der Reise noch nichts von ihm, so dass ich nicht darauf geachtet habe. Erst bei der Recherche nach der Bedeutung dieses Reliefs
bin ich auf ihn gestoßen und sollte ich noch einmal nach Anagni kommen, werde ich genauer hinschauen (bzw. in
Rom u.a. hier nach Werken von ihm Ausschau halten

). Das kleine Relief ist ein Ausschnitt der
Tür des vatikanischen Geheimarchivs, die der Künstler Gismondi 1986 geschaffen hat – zusammen mit der Tür zur Biblioteca Vaticana – und zeigt eine Szene aus der Geschichte des Archivio Segreto: hier dessen Auslagerung, als
la Santa Sede sich nicht in Rom aufhielt, sondern „durch die Lande zog“ nach Viterbo, Anagni und Avignon.
Wir steigen die paar Stufen hoch zum Platz vor der Kirche und stehen vor dieser schmucklosen Fassade – nur noch einige Spolien aus dem 9. Jh. sind erhalten.
Der schöne
Campanile im lombardisch-romanischen Stil steht frei, der Kirchenfassade gegenüber.
Und dann beginnen wir den bereits oben erwähnten „Rundgang“.
Das Museum – hier durfte noch fotografiert werden, darum einige Bilder aus diesem interessanten Komplex.
Ein Blick in die reich bestückte Bibliothek:
"Littera executoria di Innocenzo IV
datata al 1246"
in die Sakristei und die Schatzkammer mit liturgischen Gewändern und Geräten.
Bei diesen mittelalterlichen „Nadelmalereien“ handelt es sich um erstrangige Werke des 13. Jh. aus dem Besitz der Päpste, die durch Schenkung von Bonifazius VIII. an das Domkapitel kamen.
Meßgewand Bonifatius' VIII. in roter Seide
und mit Goldfäden aufgestickt
Greif, doppelköpfiger Adler und Papageien
Chormantel von 1295,
aus Leinen bestickt mit Seiden- und Goldfäden,
auf dem das Leben Christi und Marias in Rundbildern dargestellt ist
Ein weiteres kostbares Stück ist das Reliquienkästchen des Thomas Becket, eine Emailarbeit (Mitte 13. Jh.) aus Limoges
die Mitren gehören zu den ältesten in Europa.
Von der Schatzkammer gelangt man in die mittelalterliche Salvator-Kapelle, in der noch Freskenreste aus dem 12./13. Jh. zu sehen sind, ebenso ein schönes Vortragkreuz und ein hölzerner Bischofsstuhl, der auch auf das 12. Jh. datiert wird.
Der Rundgang setzt sich fort durch die Kirche
(die man natürlich, wie bereits erwähnt, auch ohne Museumsbesuch – dann eben nur bis zur „Absperrkordel“ - besichtigen kann), deren schönster Schmuck die reiche Kosmatenarbeit von 1227 des Fußbodens und der Chorschranken ist.
Vassalletto gestaltete (Mitte 13. Jh.) den feinen Altarbaldachin, den Osterleuchter mit schön gewundener Säule, auf der ein Putto – wie ein „Atlant“ - die Schale für die Kerze trägt und den marmornen Bischofsstuhl: zwei liegende Löwen als Armlehnen und ein farbige Rundscheibe als Kopf- und Rückenlehne. „Löwe und Kreis, alte Sinnbilder der Macht und der herrschenden Mitte, bezeichnen - … - die Würde des Thronsitzes“ wie mein alter Reclam-Kunstführer (Anton Henze, 1962) weiß.
Verschiedene Päpste, nicht nur die in Anagni geborenen, hielten sich oft und lange hier auf, so dass die Kathedrale mehrmals Schauplatz der Kirchengeschichte wurde: hier wurden exkommuniziert Friedrich Barbarossa, Friedrich II. und auch sein Sohn Manfred, König von Sizilien. Aber es wurden hier auch heilig gesprochen: Eduard von England, Klara von Assisi, Bernhard von Chiaravalle und der Einsiedler Petrus von Trevi. Zwei Seiten einer Kathedrale.
Vom linken Seitenschiff aus betritt man die Cappella Caetani mit u.a. dem Grab der Adelsfamilie Caetani, aus der auch Bonifazius VIII. stammt, das mit wunderschöner Kosmatenarbeit geschmückt ist.
An der Wand ein Fresko „Madonna mit Kind und zwei Heiligen“ (1325), das der Schule von Pietro Cavallini (man erinnert sich: Santa Cecilia in Trastevere
) zugerechnet wird.
Wir steigen hinab in die „Unterwelt“ der Kirche – ab hier ist strenges Fotografier-Verbot
- um vor dem „Zeitfenster“, das uns für den Besuch der Krypta zugewiesen wurde, noch das Oratorium des hl. Thomas Becket anzuschauen. Die Kapelle wurde nach Thomas Becket benannt, als Erinnerung daran, dass britische Gesandte den Papst in Anagni aufsuchten, um Verzeihung für Heinrich II. zu erbitten, der den "berühmten" "Mord im Dom" an dem Erzbischof von Canterbury
- der so anschaulich auch auf dem Reliquienkästchen im Museum abgebildet ist – veranlasst hatte. Vermutlich befand sich hier in der Antike ein Mithräum, im 13. Jh. wurde der Raum ausgemalt mit Fresken, die allerdings stark beschädigt sind, die u.a. Szenen aus dem Alten Testament wiedergeben. Sehr anschaulich: die Trennung von Licht und Finsternis aus der Genesis (1. Buch Mose) wird durch einen weißen und einen schwarzen Menschen dargestellt.
(Zum verlinken habe ich im Internet leider keine guten Bilder vom Oratorium gefunden. Es wurde auch restauriert und sieht jetzt "besser" aus, als auf einigen Bildern, die eingestellt sind. Als kleine Ahnung vielleicht dieses hier: Photo of Anagni Cathedral: Vestibule of St. Thomas' Oratory)
Und dann ging nebenan in der Krypta das Licht an – und wir standen ganz allein in der „unterirdischen Sixtina des Mittelalters“. Dieser Bezeichnung ist nichts hinzuzufügen. Und beschreiben kann ich diese Schönheit, den Reichtum und die leuchtende Farbenpracht dieser Fresken sowieso nicht.
Papst Alexander IV. weihte 1255 diese Hallenkrypta, deren Freskenschmuck alle sieben Schiffe füllt. Die Maler dieser Bilderwelt sind unbekannt, man weiß aber, dass es drei waren die von 1231 bis 1255 hier tätig waren. Wie die Bilderzyklen angeordnet sind geht man davon aus, dass von Anfang an der ganze Raum ausgemalt werden sollte. Man findet eine solche Bildervielfalt vor, dass es müßig ist, zu versuchen sie – ohne Abbildungen zu haben – zu beschreiben. Es geht um die Heilsgeschichte: von Christus als Lamm Gottes, dem die 24 Ältesten ihre Kronen darbringen, als Weltenrichter (mit einem Schwert im Mund), Szenen aus dem AT und NT, besonders Darstellungen zur Geschichte der Bundeslade oder zur Apokalypse, Geschichten aus dem Leben Marias, der Evangelisten, des Patrons von Anagni, dem hl. Magnus, bis zu Persönlichen der antiken Wissenschaft (besonders bekannt die beiden Ärzte Hippokrates und Galenus (auch wenn sie nicht zur selben Zeit gelebt haben)im Gespräch). Ein Kaleidoskop von Farben, Figuren, Ornamenten – das Freskenprogramm mit seinem „philosophisch-naturwissenschaftlichen Gemälden“ scheint von hochgebildeten Theologen, vielleicht Gelehrten aus dem Umkreis der Päpste, erstellt worden zu sein.
Wir konnten uns nicht satt sehen. Beeindruckt bei der Sixtinischen Kapelle im Vatikan auch die Größe und Weite des Raumes, so ist es hier die Nähe zu den Bildern. Ich hebe den Kopf und habe den Propheten Elias auf dem Feuerwagen über mir oder stehe einer byzantinischen Muttergottes direkt gegenüber.
Bevor das Licht verlöscht und man mit den ganzen Eindrücken „im Dunkeln steht“, sollte man auch einen Blick auf den farbenfrohen, ziemlich unversehrten Kosmatenfußboden werfen.
Natürlich – und verständlicherweise, aber auch leider – darf man keine Fotos machen und natürlich sind auch 20 Minuten zu wenig, um alles eingehend zu betrachten. Die Überfülle an Eindrücken ist einfach überwältigend, aber mit ein wenig Vorbereitung sollte man die vorgegebene Zeit gut nutzen können. Natürlich wäre es schön, alles viel intensiver anschauen zu können und mehr Zeit dafür haben, aber die Gegebenheiten sind nun mal so wie sie sind.
(Auch hierfür habe ich keine ansprechenden Bilder im Netz gefunden, vor allem die Farben werden nicht gut wiedergegeben. Im Infopoint des Museums gibt es ein kleines Heftchen mit recht anschaulichem Bildmaterial. - Hier die Homepage der Cattedrale di Anagni)
Ich gebe zu, dass wir nach der Besichtigung der Krypta den kleinen Bereich des Museums mit Steinmetzarbeiten und einigen Ausstellungsstücken aus der römischen Zeit vernachlässigt haben.
Den Abschluss bildete ein langer Blick von der kleinen Piazza vor der Kirche auf das schöne Panorama des Valle del Sacco und der Monti Lepini.
Obwohl die freundliche Dame im Buchladen des Museums meinte, das Zisterzienserkloster
Casamari habe ja nun leider schon geschlossen, machten wir uns doch dorthin auf den Weg. Es war uns klar, dass wir den ganzen Klosterkomplex nicht anschauen würden können (geöffnet nur bis 12 Uhr), aber ich hatte gelesen, dass um 12.45 Uhr zum Mittagsgebet der Mönche die Kirche noch einmal kurz geöffnet ist, so wollten wir wenigstens diese sehen. Das hat auch gut geklappt und war eine schöne ruhige Viertelstunde in dieser harmonischen Zisterzienser-Klosterkirche.
Man betritt die Klosteranlage – die einen sehr schönen Kreuzgang haben soll – durch ein Torhaus, in dessen Obergeschoss früher der Abt seine Wohnung hatte, geht an ein paar Säulen und Bruchstücken römischer Bauten vorbei und erreicht über die Freitreppe die Kirche (erbaut 1203-17) mit ihrer markanten Vorhalle.
Der Name Casamari wird von
Casa Marii (Haus der Marius) abgeleitet. Wo jetzt das Kloster ist – dessen Gründung auf das Jahr 1005 zurück geht -, war in der Antike der Ort Cereatae, in dem der Überlieferung nach der römische Feldherr und großer Rivale Sullas, Gaius Marius, geboren wurde. Daher logisch, dass es im Klosterbereich noch römische Überreste gibt.
Ein schweigsamer Mönch ließ uns noch eintreten und wir verfolgten mit noch zwei „Außenstehenden“ das mittägliche Stundengebet. Ein
Foto nach vorne zum Chor wollte ich nicht machen, der kleinen Mönchsgemeinschaft, die dort versammelt war, wegen und des wuchtigen Barock-Altarziboriums (fremdes Bild :~) (aus SS. Apostoli in Rom hierher verfrachtet
), der das einheitliche Bild des Kirchenraumes für meine Begriffe stört. Ein Eindruck vom Inneren des – wie alle Zisterzienserkirchen – sehr schlichten Gotteshauses soll der Blick nach hinten zur Fensterrose vermitteln.
Der schweigsame Mönch am Kirchenportal vermittelte auch ohne Worte, das ein weiterer Aufenthalt in der Kirche jetzt nicht mehr möglich war – und natürlich fügten wir uns dem.
Wenn im Kircheninneren jeder Schmuck fehlt, am schönen Hauptportal gibt es feine Bildhauerarbeiten. Da bei den Zisterziensern jede figürliche Darstellung untersagt war, griff man auf Ornamente und Pflanzenmotive zurück.
Die Bronzeskulpturen an der modernen Kirchentür stammen von Pietro Canonica (den wir von hier kennen
), der sich in seinen letzten Lebensjahren der religiösen Kunst zugewandt und u.a. (in den späten 1950er Jahren) auch diese Porta geschaffen hatte.
Eigentlich :~ stand nun noch ein Besuch der zweiten Zisterzienserabtei, Fossanova, auf dem Programm. Die Zeit, bis sie nachmittags wieder zugänglich sein würde, haben wir genutzt und sind nach
Veroli gefahren. Ein kleines Städtchen hoch oben auf dem Berg, das zwar kaum große Kunstwerke aufzuweisen hat, aber ich wollte gerne den in Marmor gemeißelten "römischen Kalender" sehen. Wir sind gerade voll in der Zeit des Unterrichtsschlusses angekommen. Die ganze Oberstadt schien nur aus Schülern allen Alters zu bestehen, die Polizei spielte an allen Straßenkreuzungen Schülerlotse.
Endlich einen Parkplatz vor dem Stadttor gefunden und zuerst zu einer kleinen Pizzeria gegangen, aus der wir Schüler mit ihrer „Pizza auf die Hand“ rausgehen hatten sehen. Wo Jugendliche einkehren ist das "kurze Mahl" vielleicht gar nicht so schlecht, war die Überlegung :roll:. So haben also auch wir unseren Hunger gestillt mit einfacher, aber guter, knusprig (auf-)gebackener Pizza mit Gemüse, Salsiccia und Formaggio belegt und schön mit der Schere abgeschnitten.

In den inzwischen ruhigeren Gassen der Oberstadt haben wir noch eine offene Bar gefunden und bei einer netten „Chiacchierata“ mit dem Barista einen guten Caffè getrunken.
So gestärkt sind wir dann auf die Suche nach dem „Fasti Verulani“ gegangen. Die Gassen rund um den Dom waren wie ausgestorben, jeder sitzt wohl daheim vor dem Pasta-Teller.
Der Dom steht zwar dort, wo sich ehemals das römische Forum befand, wurde aber nach einem Erdbeben im 18. Jh. vollkommen umgebaut, so dass eigentlich nur das noch aus der mittelalterlichen Kirche stammende schönen Rosenfenster und der romanische Glockenturm zu bewundern sind.
Aber wo versteckt sich nun dieses raren Exemplare eines römischen Kalenders, der „Fasti Verulani“? Der eine schickt uns die Straße hinauf, der andere, den wir fragen die Gasse hinab.
Endlich entdecken wir in einem Gässchen den hübschen Innenhof der Casa Reali und durch das Gittertor – wir wussten, dass er nur so zu sehen ist – ist der Blick möglich auf den in die Mauer eingelassenen
calendario aus der Zeit des Augustus,gemeißelt auf eine Marmorplatte und bei Grabungen auf dem antiken Forumsgelände 1922 entdeckt.
Das Foto vom Stadttor zeigt es:
Veroli durfte bereits 307 v.Chr. die Bezeichnung "Senatus Populusque Verulanus" für sich in Anspruch nehmen. Das Städtchen hoch auf dem Berg mit weitem Blick in die Ebene ist ein hübsches, kleines Ziel, keine besonderen Sehenswürdigkeiten aber ein Stadtbild mit Flair. Während der Mittagszeit und auch zu dieser Jahreszeit war zwar nicht viel "los", die Gässchen fast menschenleer, aber auch das hatte etwas für sich.
Wir fahren weiter, denn eigentlich :~ wollen wir noch nach Fossanova. Wir befinden uns in der
Ciociaria. Auf der Fahrt Richtung Frosinone merken wir die Auswirkungen der Industrialisierung des „Mezzogiornos“, die aber vielleicht auch notwendig war um einen gewissen Lebensstandard der Bevölkerung zu ermöglichen.
Die Berge säumen grüne Täler ein, die kleinen Orte liegen wie Nester auf den Bergkuppen, eine Rinderherde, die vielleicht den echten, so guten Büffel-Mozzarella liefert, auf der Weide…
Der Himmel hat sich bewölkt – und uns holt das „Künstlerpech“ ein:
nachdem wir den ganzen Verkehr um Frosinone hinter uns hatten und auf der Autostraße abgefahren waren, standen wir bei Priverno vor einer Straßensperrung, hier ging es nicht weiter (obwohl Fossanova noch angezeigt war). Aber es war eine Umleitung ersichtlich, also einfach dem (irre leitenden) Hinweis folgen und weiter fahren. Einen Berg hoch gekurvt, auf abenteuerlichen Wegen nach Roccasecca dei Volsci, eine Spitzkehre nach der anderen … :~ ein hübscher Ort hoch oben in den Monti Ausoni oberhalb der Pontinischen Ebene
… schöne Landschaft mit weiß und rosa blühenden Bäumchen, kleine Wildnarzissen neben dem Sträßchen, viele Zitronen- und Orangenbäumchen zwischen deren dunkelgrünen Blättern die Früchte leuchten. Den Berg hinauf ziehen sich Olivenhaine, in denen die Olivenbäume geschnitten werden... aber ... :? Und irgendwann stehen wir wieder vor dem Gesperrt-Schild und der Straßensperre. Nun reicht es, etwas genervt – und auch ein bisschen enttäuscht, denn eigentlich wollten wir doch noch nach Fossanova :cry: - geben wir auf, denn wir haben ja auch noch den langen Heimweg zum Hotel vor uns.
Der Himmel hat sich ganz zugezogen und dunkle, fast schwarze Regenwolken hingen über den Bergen. Es zieht eine Regenfront heran, die kurze, aber heftige Schauer bringt. Die Straßen durch die Castelli sind im späten Berufsverkehr wieder einmal total verstopft. Wie gut, dass zu den Castelli der gute Castelli-Wein gehört, mit dem ein Tag wie dieser in einen angenehmen Abend übergehen kann
, mit schönem Sonnenuntergang
und später Mond und Abendstern am Nachthimmel. Der Autoverkehr rauscht die Via Tuscolana hinauf- und hinunter. Morgen ist auch wieder ein Tag und da werden wir – nicht ärgern, nur wundern
- erst mal das Hotel wechseln...