Villa Massimo

tacitus

Magnus
Stammrömer
Für die Künstler ist sie ein Geschenk, für das Publikum ein Magnet, für die Regierung ein Ort des Brückenbauens. Die Villa Massimo in Rom eröffnet nach ihrer Sanierung wieder. Deutschlands beste Künstler sollen sich hier gegenseitig inspirieren.
Villa Massimo in Rom wiedereröffnet: Eine Oase deutscher Kunst | tagesschau.de


Vgl. auch
Ein ganzes Jahr hat Büchnerpreisträger Marcel Beyer in der Villa Massimo in Rom verbracht. Die italienische Sprache hat er dort nicht gelernt – dafür aber, was Literatur ist. Eine Erzählung.
 
Direktor der Villa Massimo ist seit 2002 Joachim Blüher. Bald geht er in Pension. Hier ein Interview mit ihm: Joachim Blüher: Chef eines deutschen Idylls in Rom

Im Sommer 2002 kam Joachim Blüher zur Villa Massimo nach Rom. Damals war die 1910 im Auftrag des Berliner Unternehmers Eduard Arnhold erbaute Villa eine komplette Baustelle. Blüher wollte schon als kleiner Junge nach Rom. Deshalb war es nur logisch, dass er sich im Jahr 1993 um den Posten des Direktors bewarb – und den Job erstmal nicht bekam. Zehn Jahre später versuchte er es wieder - und diesmal bekam er den Job.

Wie lange der über 11minütige Audiobeitrag des rbb online sein wird, kann ich nicht sagen.

Vgl. Villa Massimo im Gropius Bau: Ein Abschied gar nicht mal so leise - Kultur - Tagesspiegel

Zwischen 1910 und 1914 ließ Arnhold die Villa Massimo in einem 25000 Quadratmeter großen Park im Nordosten Roms als Neorenaissance-Palazzo erbauen und zwischen Zypressen und Pinien, altrömischen Skulpturen und Brunnen ein Dutzend noch immer supermoderner, weil den lichten Geist des Bauhauses antizipierender Ateliers für die Stipendiaten errichten – und schenkte die Anlage dem Staat. Als „Accademia Tedesca“, als Deutsche Kunstakademie in Rom. (...)
„Ich habe versucht, in der Villa Massimo in Arnholds Sinne zu handeln“, sagt Joachim Blüher und zitiert den Gründer-Satz: „Hier soll der Künstler bekommen, was er verdient, was die Gesellschaft ihm meistens aber vorenthält.“

Der folgende Artikel ist aus dem Jahr 2017: Rundgang durch die Villa Massimo: Römische Augenblicke - Kultur - Tagesspiegel

Homepage der Villa Massimo in Rom: Villa Massimo
 

Vor einigen Tagen schon hatte ihm der Trompeter Till Brönner im Park der Villa Massimo ein freundschaftlich wehmütiges Farewell geblasen. Denn gut 17 Jahre hat der Kölner Kunsthändler Joachim Blüher die Villa Massimo, offizieller Name Accademia Tedesca, in Rom geleitet. Und nun hat ihn die aus Berlin angereiste und so dem aktuellen Trouble ums heimische Humboldt Forum kurzzeitig entkommene Kulturstaatsministerin Monika Grütters in den Ruhestand verabschiedet. Am Abend gab’s dazu das für ganz Rom inzwischen fast kultige Sommerfest, in dem sich junge Berliner Partykultur mit altrömischer Eleganz im illuminierten Park der Villa verbindet.
 

Joachim Blühers Anliegen: Deutschland als ein leichtes und gastfreundliches Land zu präsentieren.

„Essen spielte bei uns bei jeder Veranstaltung eine Rolle. Aber das Essen kam immer aus Deutschland, das habe ich auf anderen Wegen immer wieder besorgt. Es gab nur deutsche Schnitzel, deutsche Würste, deutschen Wein und deutsches Bier. Und Heringssalat. Der große Sieg der deutschen Küche ist, dass die Italiener Heringssalat gegessen haben. Das kann man überhaupt nicht mehr toppen.“

:D
 

Wie sah Ihr Kulturprogramm aus?


Blüher: Ich habe immer wieder neue Dinge ausprobiert, war etwa mit der Musik und einer gesunden Arroganz im größten Konzertsaal Roms. Der fasst 4000 Besucher, wir waren aber am Anfang nur 150. Wir haben uns auf der Bühne versammelt, den Rest leer gelassen – ein ungeheures Hörerlebnis, wenn die Musiker gut sind. Und dann: Ich wollte nie ein zufriedenes Publikum. Ich wollte eines, das sagt: Ich will mehr! Bei unseren Sommerfesten, die immer auch große Präsentationen der Stipendiaten waren, gab es ewig lange Schlangen vor der Tür. Ich wollte den Italienern zeigen: man will zu den Deutschen. Das Bild Deutschlands: Geistvoll, kreativ, charmant, humorvoll – dass hat uns erstmal doch keiner geglaubt. Das haben aber die Stipendiaten zusammen mit mir erreicht. Und es hat großen Spaß gemacht. Bessere Feste als die Römer, dachte ich, kann man nicht veranstalten, aber man kann doch.
 

... Populisten und deren Kulturverständnis, das auf Abgrenzung fokussiert sei.

Unter anderem werde der Theaterkünstler Milo Rau in die Villa Massimo kommen, „der seine aktuellen Produktionen mit Ausländern und Flüchtlingen besetzt, die zum Teil keinen Aufenthaltsstatus haben“, erläuterte die Direktorin.

Der ausführliche Artikel der NOZ unterliegt leider der Bezahlschranke.
 
Aus dem verlinkten Artikel:
Draganovic will die Kultur der Villa Massimo ausdrücklich gegen Populisten und ihr auf Abgrenzung fokussiertes Kulturverständnis ausrichten. (...)
"Ich bin der Überzeugung, dass alle kulturellen Ausdrucksformen die Möglichkeit bieten, Wissen zu teilen. Ich bin mir sicher, dass das ein Gegenmittel gegen Populismus ist, weil das ermöglicht, die Welt aus anderen Standpunkten zu sehen. Genau das vermeiden ja Populisten. Neugier schaffen - das ist das Wichtigste", sagte die Kulturmanagerin weiter.
Was wohl sicherlich kein hiesiger Forista wird bestreiten wollen.

Es fragt sich jedoch, so denke ich, ob ein solcher Ansatz wird bestehen können angesichts der leider weit verbreiteten "An der Kultur lässt sich leicht sparen"-Mentalität.
 
Über die Kunst und die Kunstschaffenden in der Villa Massimo in Zeiten von Corona:
... hat er für Kunstschaffende gebetet und dafür, dass Gott in dieser Zeit alle Menschen mit Kreativität ausstatten möge. Die Direktorin der deutschen Künstler-Akademie Villa Massimo in Rom, Julia Draganović, hält diese Gebetsmeinung für wegweisend.
Die Rompreisträger der Villa Massimo befinden sich im Vergleich zu den vielen Bürgern auf dieser Welt im Lockdown in einer privilegierten Situation, in einem schönen grünen Park. Das hat bei ihnen den Wunsch ausgelöst, dass sie ihre Kunst denjenigen, die ihre Häuser nicht verlassen können, sichtbar machen. Der Zufall will es, das unser Gelände angrenzt an eine Straße mit großen Wohnhäusern. Dort hat Tatiana Doll ihre römische Wölfin aufgehängt, die der Sage nach die Gründer der Stadt Romulus und Remus säugt - im Format 3 mal 6 Meter in fluoreszierenden Farben, so dass das Werk nun von Passanten und den Menschen, die gegenüber wohnen, betrachtet werden kann.
Von der "Römischen Wölfin" von Tatjana Doll habe ich (bisher) nur dieses Bild gefunden bzw. in dem Video unter "Aktuelles" der Villa Massimo (s.u., Gespräch mit dem deutschen Botschafter) sind kurze Einblendungen von der Aktion zu sehen.

Auch hier kann man von der Aktion lesen:

Siehe auch auf der Homepage der Villa Massimo unter Aktuelles

(Evtl. gibt es später noch ein ausführliches Interview mit der Leiterin der Villa Massimo, Julia Draganović, auf FAZnet, das vorerst nur in der Printausgabe zu lesen ist.)
 
Zuletzt bearbeitet:
(Evtl. gibt es später noch ein ausführliches Interview mit der Leiterin der Villa Massimo, Julia Draganović, auf FAZnet, das vorerst nur in der Printausgabe zu lesen ist.)

Dem ist leider nicht so: Bezahlschranke.

Nachtrag
dazu diese pdf von der Homepage der Villa Massimo.
 
Zuletzt bearbeitet:
"Kunst für die Nachbarn" wird zu "Kunst des Kochens" - davon hätte man sich gerne auch ein Gläschen geholt. ;)

Nachtrag:
nachdem der eingestellte Link nicht mehr funktionierte nun dieses YouTube-Video zur "Koch"-Aktion:

 
Zuletzt bearbeitet:
Siehe auch:

 

Den laufenden Betrieb - es gibt außerhalb Roms noch zwei weitere Standorte, ständig Veranstaltungen, Gäste - stemmt die Villa mit einem verhältnismäßig kleinen Team aus insgesamt 15 Personen, einschließlich der Gärtner. Auf einem qualitätiven Niveau, das legendär ist. Außerdem steht eine historische wissenschaftliche Aufarbeitung der Historie der Villa auf ihrer Wunschliste. Es gibt natürlich gute Geschichten in der ganzen Historie von kultureller Exzellenz und deutschen Spitzentalenten. Prügeleien, Rivalitäten, Filmdrehs mit Humphrey Bogart. "Man darf den Moment jetzt nicht verpassen", sagt Julia Draganović, hellwach und bereit.
 
Was Stipendiaten der Villa Massimo so alles einfällt - Zukunftsvisionen? ... aber die Bilder dazu sind doch recht hübsch ;) . Das kurze Video ist leider nur bis 10.3.21 abrufbar, aber wenn man die Seite von Gustav Düsing aufruft bekommt man von den Projekten Notes on Fortnightism (2020) und Tent on Cuverville Island (2017) auch einen Eindruck.

 

Mit zwei Videos:



Dies ist nun schon der zweite Jahrgang zu Zeiten der Pandemie. Und während man denken könnte, ein Ausnahmezustand wie dieser könnte sich schwierig auf ein Stipendium auswirken, ist genau das Gegenteil der Fall.

"Ich hatte ein sehr gutes Jahr hier in der Villa Massimo", sagt der Künstler Benedikt Hipp. "Die meisten Veranstaltungen und Einladungen waren abgesagt, und ich konnte ungestört arbeiten, lesen und meinem quasi-mönchischen Tagesrhythmus folgen. Wir waren alle sehr konzentriert und hatten eine unglaublich produktive Zeit. Dadurch entstand eine besondere Energie, die mich enorm weitergebracht hat. Natürlich lebt man hier fast sorgenfrei und paradiesisch, und bis auf den Gang zum Wochenmarkt habe ich die Mauern selten verlassen. Warum auch? Rom wartet."
 
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