Via Francigena - Alle Wege führen nach Rom

Simone-Clio

Augustus
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Nach dem Jakobsweg-Boom: Alle Wege führen nach Rom - Reisen aktuell - derStandard.at - Reisen

Der Frankenweg, ein mittelalterlicher Pilgerweg von Canterbury nach Rom, etabliert sich langsam als Alternative zum Jakobsweg. Immer mehr Menschen aus ganz Europa wandern auf der rund 2.000 Kilometer langen Strecke in die Ewige Stadt. (...)

Nach dem Modell des Frankenwegs wollen auch die süditalienischen Regionen die Routen wieder aufwerten, die Kreuzritter und Pilger im Mittelalter beschritten, um das Heilige Land zu erreichen. "Von Rom nach Jerusalem, der Frankenweg des Südens" heißt das Projekt, mit dem die Via Appia Antica neu entdeckt werden soll, die Rom mit der apulischen Hafenstadt Brindisi verband.

Vergleiche: Pilgern: Frankenweg soll Jakobsweg Konkurrenz machen - religion.ORF.at
 
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Aktueller Zusatz:


Eine italienische Studie dazu soll nach Aussage von Luca Bruschi, Präsident der European Association of the Vie Francigene (EAVF), im Herbst mit den drei anderen Ländern am Frankenweg besprochen werden. Nach den Kosultationen mit Grossbritannien, Frankreich und der Schweiz wolle man sich mit dem Projekt bei der Unesco bewerben, sagte Bruschi im Interview mit Vatican News (Donnerstag).

Vgl. Via Francigena: candidatura a patrimonio Unesco sostenuta da quattro Paesi - Vatican News

Offizielle Webseite: LA VIA FRANCIGENA NELLA LISTA PROPOSITIVA ITALIANA UNESCO

und Via Francigena - sito ufficiale Die Sprache lässt sich umstellen.
 
Halleluja!!!
Nun aber schnell noch auf den " Pilgertrend" aufgesprungen, bevor sich die Insta-Community wieder ein neues Ziel der eigenen Nabelshow sucht. Leider haben die neuzeitlichen Wiederbelebungsversuche der alten Pilgerrouten alles , aber sicher nicht die Suche nach dem Seelenheil zum Inhalt. Schnell die Route noch heroisch mit Alpenüberquerung zum sportlichen Ereignis ( mit dem Elektrobike) stilisieren, ein bisschen Kunst und Geschichte aufpeppen, die römischen Überbleibsel dekorativ dazu und unbedingt die Geldbörse der Wanderer und der EU anzapfen. Letzteres hat dann tatsächlich einen religiösen Hintergrund: gab´s da nicht den Spruch vorreformatorisch: Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt...!?! Ein heiliges Jahr dazugemischt und schon rennen die Scharen los. Ich fürchte, das wird wie auf dem Camino de Santiago, eine Massifizierung und Profanisierung.
Oh, ich sehe, das Merchandising ist ja schon weit fortgeschritten mit eigenem Shop , wo Sweatshirt und Kaffee-Pott, Crediential verkauft werden. Und an die betuchten Gucci-Wanderer ist auch gedacht: Gepäcktransport und wenn man zu sehr schwitzen muss, den Umstieg in die Bahn, mit Extratrip zu lohnenswerten Ausflugszielen.
Die hehre Botschaft wie Pilgerschaft ist da meiner Meinung nach fehl am Platz, dass wird eher eine neue Langstreck für den Egotripp und wenn dann die Unesco ihr Placet dafür gibt, ist das halt ein besonders ausgezeichneter Rummelplatz.
 
Die Via francigena habe ich übrigens kurz gekreuzt...am Summus Poeninus, wo schon der Stamm der Salasser die römischen Legionen des Brutus 43 v. Chr. zur Kasse gebeten hat. ;) Jetzt werde ich euch nicht mit Urlaubsfotos langweilen, aber ein paar dürfen es trotzdem sein.

Seit dem Mittelalter trägt der Pass den Namen Grosser Sankt Bernhard. Und der Kleine wie auch der Grosse St. Bernhard und seine Bernhardiner gehen zurück auf den heiligen Bernhard Menthon aus dem Aosta-Tal, der das Hospiz um 1050 zusammen mit der burgundischen Königin Ermengarde gegründet haben soll. Seit 1923 ist dieser Heilige Bernhard der Schutzpatron der Alpenbewohner und Bergsteiger. Das Hospiz wird weiterhin von den Augustinerchorherren betrieben, wobei die Bernhardiner Hunde nur noch die Folklore bedienen.

Früher hiess der Pass natürlich anders, und da es der höchste Punkt bei einer Alpenüberquerung ist, wurden dort oben schon seit Urzeiten den jeweiligen Göttern geopfert, z.B. dem keltischen Gott Penn, auf den eventuell der Name Poeninus zurückgeht. Die Römer benannten in nach ihrem höchsten Gott, was ja Sinn macht bei der Höhe des Terrains, Mons Jovis und noch später Mont Joux. Der Platz, wo der wahrscheinlich höchstgelegene Tempel des römischen Imperium stand, heisst noch heute Plan de Jupiter. Hier opferten, vorallem Militär-Angehörige, ihrem Gott für eine gute Reise durch die feindliche Bergwelt. Bei systematischen Ausgrabungen fand man Votivtafeln und andere Gegenstände und natürlich Münzen, die heute im Museum des Hospiz ausgestellt sind.

Ich stand vor dieser Bronzefigur und dem Erklärungstäfelchen , was den Plan de Jupiter ausweist und hielt die Figur zunächst für Jupiter selbst. Die Gottheit war natürlich nicht Jupiter, sondern das Konterfei von Bernhard de Menthon. Die Bekleidung sah auch irgendwie nicht nach Toga aus!:rolleyes: Die dünne Bergluft....:cool:, hatte mir kurzfristig die Sinne verwirrt.

Der Pass blieb auch noch unter Kaiser Augustus, der die Alpen in seinen Alpenfeldzügen um 15 v. Chr. dem römischen Imperium einverleibt hatte, eher ein Saumpfad. Ein ordentlicher Ausbau fand dann unter dem Kaiser Tiberius Claudius Caesar Augustus Germanicus ( 10 v. Chr.-54 n. Chr.) statt, der den Pfad doch etwas breiter und begehbarer in den Fels schlagen liess. Und auf diesem Weg nun ins heutige Martigny in der Schweiz, zu römischen Zeiten Forum Claudii Vallensium genannt, führt auch teilweise die Via Francigena und kreuzt am Grossen S. Bernhard die Passhöhe. Offiziell führt die Via francigena von Canterbury nach Rom, weil 990 der Erzbischof Sigerich der Ernste von Canterbury nach Rom latschen musste, um sein Pallium abzuholen, das Zeichen seiner Ernennung zum Erzbischof. Sigerich führte ordentlich Buch über alle Stationen, die er bei seiner fast 2000 km langen Reise passierte. Also auch diesen unwirtlichen Pass, wie die römischen Legionen ein paar Jahrhunderte vor ihm. So kann man also auch heute wieder auf seinen Spuren wandern, wandeln, radfahren oder auch pilgern. Die Ausblicke da oben sind jedenfalls wunderschön. Bleibt zu hoffen, dass der Weg nicht von Legionen Touristen überschwemmt wird.

Ich habe noch einen netten englischen Blog gefunden, in dem dieses Abenteuer ( ganz werbungsfrei) wunderbar beschrieben wird.


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Vielleicht sollte ich doch trotz aller massentouristischen Vorbehalte mal die Strecke unter die Füsse nehmen....:rolleyes:
Roma ist das Ziel
 
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Vielen Dank für diesen interessanten Bericht. Neben vielen Informationen hat mir die Geschichte von Sigerich besonders gut gefallen. Was tut man nicht alles für ein Pallium.


Vielleicht sollte ich doch trotz aller massentouristischen Vorbehalte mal die Strecke unter die Füsse nehmen....:rolleyes:
Roma ist das Ziel

Wenn Hape Kerkeling dir nicht zuvor kommt, müsste es noch erträglich sein.
 
Pilgern in Zeiten von Corona auf der Via Francigena von Viterbo nach Rom:


Die Pandemie macht auch dem Tourismus und der Kirche zu schaffen. Das spüren auch jene, die sich auf einen Pilgerweg begeben. Auf dem letzten Stück der Via Francigena nach Rom zeigt sich aber: Die Folgen sind nicht nur negativ.
 
Ein deutscher Dozent ist 2017 auf der Via Francigena mit dem Motorrad von Canterbury nach Rom gefahren und erzählt von seinen Erlebnissen und Erfahrungen in einem Buch.


Ein echter Pilger ist er am Ende nicht geworden. Zumindest nicht so einer, wie es die Pilger-Ehre vorschreibt. Dafür hätte er mindestens die letzten 100 Kilometer bis nach Rom ohne Motorrad bewältigen müssen. Er fuhr aber auch die 15. Etappe von Capodimonte in die Ewige Stadt auf seiner Honda. „Anders hätte es nicht zu mir und meiner persönlichen Pilgerstrecke gepasst.“
 
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