Bericht: Venedig, Wiedersehen nach vierzig Jahren

Angela und Pasquetta,
wie gut, dass es Kenner gibt, die einem Anfänger auf die Sprünge helfen. Aufgrund eurer Nachfrage ich den Exifs den zeitlichen Ablauf gegengecheckt. So kann ich das Rätsel eindeutig auflösen.

Die berühmteste Galerie in Venedig ist natürlich die Accademia. Ich war auch der Meinung, dass wir diese am vierten Tag besucht haben. Das war aber erst am letzten Tag der Fall.
Am vierten Tag haben wir den Palazzo Querini Stampalia besucht. Mein Begleiter wollte diese unbedingt besuchen. Ich fand ihn schließlich auch reizend. Ich werde den Tagesbericht entsprechend korrigieren.

Danke Pasquetta für den Namen der Kirche S. Stefano.

Sorry für die Verwirrung. Sehen wir das mal als vorgezogenes, unbewusst gestelltes Adventsrätsel.
 
Sorry für die Verwirrung. Sehen wir das mal als vorgezogenes, unbewusst gestelltes Adventsrätsel.

Ist doch kein Problem!
Dass es nicht die Accademia sein konnte, war sowieso klar, ich musste nur noch herausfinden, wo denn solche Bilder sein könnten. Und, wie gesagt, die Genregemälde haben mich dann auf die Spur geführt. Die schönen Inneneinrichtungen hätten theoretisch auch aus der Ca´Rezzonico sein können. ;)

@ Pasquetta:
Ich war schon viele Jahre nicht mehr in der Querini Stampalia. Kann es sein, dass diese Scarparäöume noch nicht so lange zu sehen sind? Ich konnte mich speziell daran nicht erinnern.
 
Tag 5; Spaziergänge, San Marco, Ghetto

Am vorletzten Tag in Venedig ließen wir uns besonders viel Zeit beim Frühstück. Mit dem Vaporetto ging es zunächst zum Markusplatz.

Zur Einstimmung der Gondelparkplatz mit San Giorgio Maggiore dahinter.

Mit einem Blick hinauf zur Turmspitze betraten wir den bekanntesten Platz Venedigs. Wir wollten uns heute noch in San Marco umsehen und dann hoch zur Aussichtsplattform steigen. Während sich meine drei Begleiter in die Reihe der Wartenden reihten, nutzte ich die Zeit für einige Detailaufnahmen mit dem Tele.

Der Eckpfeiler des Dogenpalastes mit Adam und Eva und der Markuslöwe sind Pflichtmotive.


Die Kür ist nicht weniger ansprechend, zeigt sie doch die hochwertige, kunstvolle Arbeit der Bildhauer und Steinmetze.

Natürlich studierte ich auch intensiv die Fassade des Markusdomes, bevor ich mich zu meinen Begleitern gesellte. Als wir den Kontrollpunkt erreichten, sah ich ein Piktogram, das zeigte, dass Fotografieren im Dom verboten ist. Zwar durfte ich den Fotoapparat mitnehmen, musste den Rucksack aber abgeben. Drinnen hielt ich mich an das Fotoverbot, wenn auch viele Besucher ungehindert mit dem Smartphone fotografierten.

Wir studierten den unbeleuchteten Innenraum, der im Gegensatz zu Sonntag während der Messe grau und duster aussah.


Die Originalpferde sind meine einzige Aufnahme aus dem Innenraum. Dann betraten wir den Aussichtsbalkon.

Zuerst musste der schmucke Uhrenturm daran glauben.

Dann wandte ich mich den Kopien der vier Bronzepferde zu.


Es liegen ja so viele wunderschöne Details so nah vor Augen, dass ich gerne noch länger geblieben wäre.


Während meine Begleiter schon auf dem Weg hinunter waren, genoß ich noch etwas den tollen Blick. Als ich draußen war, fand ich nur BEVA, die mir eröffnete, dass die anderen Beiden noch eine kurze Domrunde einlegen wollten. Also holte ich meinen Rucksack und wir warteten.

Es dauerte aber nicht lange bis wir uns gemeinsam auf den Weg ans Wasser machen konnten.

Den Betrieb an der Seufzerbrücke sahen wir uns von der kleinen, touristenbelagerten Brücke aus

und dann direkt unten vom Rand des kleinen Kanales aus an. Das Kranboot erinnert mich an die Schwierigkeiten hier Gebäuderenovierungen durchzuführen.

Immer der Nase nach

schlenderten wir in nordöstlicher Richtung

zum Campo Bandiera e Moro.

Als wir den Turm von San Giorgio dei Greci erblickten, schlugen wir den Weg dorthin ein. Leider war die Kirche verschlossen; Mittagspause.

Da wir bei den niedrigen Temperaturen etwas unterkühlt waren, beschlossen auch wir uns eine längere Kaffeepause zu gönnen.


Also kämpften wir uns durch enge Gassen,

über kleinere und größere Plätze Richtung Wohnung. Die Nöte der touristenüberschwemmten Lagunenstadt wird deutlich gemacht. Das Tuch auf dem rechten Foto wirkt wie ein Schrei.

Als wir den Platz bei SS. Giovanni e Paolo überquerten, wussten wir, dass es bald geschafft ist.

Beim Kaffee beschlossen wir, den Tag mit einem Besuch des jüdischen Viertels ausklingen zu lassen.

Aufgewärmt und ausgeruht machten wir uns nach zwei Stunden auf den Weg.

Als wir Santa Maria dei Miracoli erblickten, beschlossen wir dieser schmucken Kirche einen Besuch abzustatten.

Das kleine Kirchenjuwel im Renaissancestil ist wirklich einen Besuch wert.

Die kostbare Ausstattung und die Golddecke sollte man sich unbedingt ansehen.


Die Hauptfassade wirkt mit ihrem mehrfarbigen Marmor und den eleganten geometrischen Formen edel.


Dieses Viertel im Nordwesten der Hauptinsel ist zwar weniger elegant als die Gegend am Canal Grande, versprüht aber einen maroden Charme, der mir sehr gut gefällt.

Schließlich erreichten wir unser Ziel. Altes und neues jüdisches Viertel liegen eng beieinander.

Auf dem Campo di Ghetto Nuovo spielten Kinder. Wir begegneten nicht nur diesem jungen Mann in Festkleidung. Wir wollten heute koscher essen. Es waren aber alle Plätze in den Lokalen in denen wir nachfragten reserviert. Schließlich erfuhren wir, dass ein jüdischer Festtag war, an dem die Familien in den Lokalen der Nachbarschaft speisten. Also schlenderten wir noch etwas umher.


Diese Tafeln erinnerten uns daran, dass auch hier die Nazis gewütet haben.

Hier ist Venedig einfach anders als dort, wo sich die Massentouristen drängen.


Wir beobachteten einige Minuten diese Gondoliera auf dem Wasser. Als sie anlegte und ihre Kunden verabschiedet hatte, sprach ich sie an. Sie erzählte mir, dass sie eine von drei weiblichen Gondellenkern ist. Gerne ließ sie sich portraitieren. Für eine wenigstens kurze Gondelfahrt war es uns leider zu spät.

Schließlich fanden wir doch noch ein gemütliches Lokal, das Platz für uns hatte und in dem wir den vorletzten Venedigtag beschließen konnten.

 
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Das Ghetto von Venedig und überhaupt Cannareggio mag ich sehr. Früher dachte ich da gäbe es nicht so viel zu sehen aber das stimmt nicht. Vielen Dank für den schönen Bericht mit den stimmungsvollen Bildern sagt Tizia
 
Tag 6; Abschiedstour

Danke Tizia für dein Interesse.

Am letzten Tag in Venedig stand noch ein großer Programmpunkt an, die weltberühmte Accademia. In diesem bedeutendsten Museum Venedigs erhält man Einblick in die venezianische Malerei von der Gotik bis zum Rokoko. Berühmte Werke von Tizian, Tintoretto, Tiepolo, Veronese und vielen anderen Malern sind hier zu bewundern. In Piktogram zeigte deutlich an: Fotografieren verboten. Also verstaute ich mein Equipment in einem Schrank. Zunächst schimpfte ich still über die vielen Besucher, die ungestört mit dem Smartphone fotografierten. Dann merkte ich aber, dass einmal etwas ganz anderes ist, sich voll auf die Ausstellungsstücke zu konzentrieren.

Gegen 12 Uhr verließen wir die Gemäldegalerie und ließen uns durch die Gassen von Dorsoduro nach Westen treiben.

Hier einige Szenen, die ich auf dem Weg zum Zattere Ponto Lungo aufgenommen habe.

Wir kamen auf der Höhe der Molino Stucky an den Canale Giudecca und spazierten geruhsam Richtung Osten.


Da mein Wunsch den Markusdom als Spiegelung bei aqua alta zu fotografieren unerfüllt blieb, tröstete ich mich nun mit der einen oder anderen Spiegelung, ob nun in einer Pfütze oder einer Glasscheibe.



Nicht nur auf Murano findet man Glaskunst.

Auf dem Weg zum Vaporetto, das uns nach San Marco übersetzen sollte, fotografierte ich was mir gefiel, ohne mir groß Gedanken zu machen, was das nun genau sei.


Beim Aussteigen aus dem Wasserbus entdeckte ich diesen urigen Gondoliero. Ich bat meine Begleiter um ein Stündchen Zeit um ungestört rund um San Marco zu fotografieren. Hier eine kleine Auswahl der Fotos.


Eva hatte es schwer gegen die hübsche weibliche Konkurrenz auf dem Platz zu bestehen. Zumindest bei mir gab es ein Remis.


Zum Abschluss der kleinen Fototour versuchte ich den Tanz der Gondeln einzufangen. Ohne vernünftiges Stativ gelang das nicht ganz.

Also gab ich mich mit einigen konventionellen Fotos zufrieden.

Auf dem Campo SS. Giovanni e Paolo gönnten wir uns bei Rosa Salva noch ein Abschiedseis. Das Eis schmeckte lecker, doch mit der Bedienung waren wir absolut unzufrieden. Sie waren mehr mit sich selbst beschäftigt als mit den Gästen.

Während unsere Gattinen schon einmal begannen die Koffer zu packen, zogen wir Männer noch einmal um den Häuserblock.

Vorbei an der schmucken Kirche S. Maria dei Miracoli schlenderten wir durch die Gassen.

Diese alte Druckerei versetzte uns in vergangene Zeiten zurück.

Auf dem Komplex der Chiesa dei Gesuiti entdeckten wir diesen netten Kreuzgang mit Barbetrieb.

Die Tür zur Biennale des Iran stand gerade offen. Wir gingen kurz hinein und ich schoss schnell dieses Foto. Direkt danach wurde geschlossen.

An der Fondamente Nuove schauten wir schon einmal Richtung Flughafen und beobachteten die vorbeiflitzenden Schnellboote. In den wenigen Minuten senkte die Sonne sich sichtbar zum Horizont.

Auf dem Rückweg noch schnell ein Foto der Miracolikirche unter Wasser,

dann holten wir die Damen ab zum Abendessen in diesem urigen Lokal, in dem wir Tage zuvor schon sehr nett bedient wurden und gut gespeist hatten. Wir wollten nicht mit dem Zug zurückfahren, also galt für uns auch nicht die Abfahrtszeit auf der Uhr. Nur noch einmal schlafen, dann sollte es für uns aber am frühen Morgen mit dem Flieger zurück in die Heimat gehen.

 
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Abreise

Da wir einen frühen Rückflug gebucht hatten, hieß es früh aufstehen. Wir frühstückten alleine, verabschiedeten uns dann von den Freunden und liefen die paar hundert Meter zum Fähranleger Fondamente Nuove. Dort warteten schon viele Fahrgäste. Der Haufen wurde minütlich größer.


Ich beobachtete, wie die aufgehende Sonne den Himmel färbte. Das Wasser gab einen Teil des roten Glanzes wieder.

Das vorbeifahrende Boot sah fast aus, als würde es in Flammen stehen. Pünktlich brachte uns das Boot der Alilaguna zum Flughafen. Dann hieß es Gepäck aufgeben und warten.


Pünktlich schwang sich der Vogel der Lufthansa in die Luft.

Ich beobachtete die vorbeiziehende Landschaft durch das Fenster.

Die schneebedeckten Alpen sahen wie immer malerisch aus. Landung, Transfer zum Parkhaus und Heimfahrt über die A3 verliefen ebenso reibungslos. Die Woche in Venedig hatte uns gut getan. Trotzdem waren wir froh wieder zu Hause zu sein.


Diese Collage fasst unseren Venedigaufenthalt zusammen. Wir hatten viel gesehen, ohne zu hetzen, haben diese einzigartige Stadt auf uns wirken und uns gastronomisch verwöhnen lassen. Dennoch schwingt immer noch etwas Mitleid in uns nach, das eine Fernsehreportage noch verstärkt hat. Wohnraum ist in Venedig für Normalbürger kaum noch bezahlbar. Manchen Venezianern war anzumerken, dass der Massentourismus nervt. Die Bedienung in Lokalen und Geschäften war aber fast immer vorbildlich. Dazu passt das folgende Zitat aus Donna Leons Venzianisches Finale, Kap. 9, S. 103-104: "Er überlegte, wie lange es wohl dauern würde, bis die ganze Stadt ein lebendes Museum war, ein Ort, der nur für Besucher geeignet war, nicht aber, um darin zu wohnen."


Natürlich würde ich gerne Venedig häufiger besuchen, besser kennenlernen und ganz besonders die Besondere Stimmung bei Nebel oder Aqua Alta aufnehmen. Unter den gegebenen Bedingungen wird dieser zweite Aufenthalt jedoch wahrscheinlich mein letzter in der Lagunenstadt sein.
 
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Hallo Ludwig,

vielen Dank für deinen schönen Bericht und die tollen Fotos. Ich habe das Ganze mit viel Interesse verfolgt.

Ich kann deinen Nachsatz gut verstehen und nachvollziehen.
 

Ich beobachtete, wie die aufgehende Sonne den Himmel färbte. Das Wasser gab einen Teil des roten Glanzes wieder.

Das vorbeifahrende Boot sah fast aus, als würde es in Flammen stehen.

Vielen Dank, Ludwig, für diesen außergewöhnlich schön bebilderten Reisebericht. Zwar habe ich bisher nichts kommentiert, aber jedes Mal in deinen wunderschönen Fotos geschwelgt, die heute mit den Sonnenaufgangsbildern noch einmal getoppt werden. Grandios!
 



Ich beobachtete, wie die aufgehende Sonne den Himmel färbte. Das Wasser gab einen Teil des roten Glanzes wieder.

Das vorbeifahrende Boot sah fast aus, als würde es in Flammen stehen. Pünktlich brachte uns das Boot der Alilaguna zum Flughafen. Dann hieß es Gepäck aufgeben und warten.


Was für ein traumhafter Sonnenaufgang, danke für diese wunderbaren Bilder Ludovico!
 
Dank an alle, die meinen Fotobericht aus Venedig gelesen haben. Es gibt ja schon so viele lesenswerte Berichte aus der Serenissima. Natürlich ganz besonders herzlichen Dank an jene, die mir Tipps bei der Vorbereitung, Korrekturhinweise oder einfach ein Feedback gegeben haben.

Ich bin ganz erstaunt über die Reaktion zu den Sonnenaufgang Schnappschüssen.
 
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Ich schließe mich gerne den Lobesworten für den Abschluss des Venedig-Berichtes an, lieber Ludwig, auch ich habe ihn sehr gerne gelesen und war so wenigstens wieder einmal in Gedanken in dieser schönen Stadt unterwegs. Allerdings komme auch ich immer öfter zu ähnlichen Überlegungen, wie Du sie am Schluss angestellst, wenn ich sehe und lese, wie die Stadt bzw. der Umgang mit ihr sich geändert hat. :(

@ Angela:
@ Pasquetta:
Ich war schon viele Jahre nicht mehr in der Querini Stampalia. Kann es sein, dass diese Scarparäume noch nicht so lange zu sehen sind? Ich konnte mich speziell daran nicht erinnern.
Auch bei uns ist es ja nun schon wieder etliche Jahre her, dass wir dort waren - auf unserer Venedig-Gärten-Tour - und die Mischung Alt - Museum - und Neu - Gestaltung des Gebäudes durch Scarpa - hat mir sehr gut gefallen. Ich nehme an, dass die "Scarpa-Räume" also seit Anfang der 1960er Jahre (Umbau des Palazzos 1961-1963) so existieren. ;)
 
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