Bericht: Venedig und seine Schätze

Pasquetta

Magnus
Stammrömer
Neues Jahr - gute Vorsätze

und damit diese nicht gleich während der ersten Tage des neues Jahres schon wieder in der Versenkung verschwinden möchte ich beginnen, ein paar herbstliche Impressionen aus Venedig mit euch zu teilen, die ich von unserer Reise dorthin im Oktober 2019 mitgebracht habe.

Venedig und seine Schätze

Nach etlichen Jahren wieder einmal Venedig – wir nähern uns der Serenissima wie üblich auf dem Luftweg – haben den Blick über die Lagunenlandschaft bis im Dunst des herbstlichen Nachmittags die Stadt auftaucht.


Neu ist für mich die großzügige Halle am Bootsanleger – das letzte Mal führte unser Weg noch durch freies Gelände zu den Wassertaxis, diesmal geht es ganz bequem über Laufbänder und Rolltreppen bis zum Anleger.


Um einige der vielen Schätze Venedigs kennenzulernen oder wiederzusehen braucht es erst einmal

das Ankommen,


und den ersten Spaziergang „am Canale“ entlang.


Günstig gelegen zum Hotel ist die Fondamenta Zattere, von wo aus man die schönsten Blicke hat hinüber zur Insel Giudecca, auf versteckte Palazzi und Kirchenkuppeln –


oder hinein in die ehemalige Zollstation.

Die lange ungenutzten Hallen der Punta della Dogana an der Landspitze, wo der Canale della Giudecca und der Canal Grande aufeinander treffen, wurde an den französischen Unternehmer Pinault – auch Herr des Palazzo Grassi – verkauft und nach der Sanierung durch den japanischen Architekten Tadao Ando in ein Museum für Moderne Kunst umgestaltet, das nun einen Teil von Pinaults bedeutender Sammlung zeitgenössicher Kunst beherbergt.


Und noch immer thront die Göttin Fortuna auf der Weltkugel hoch oben auf der Spitze der Dogana da Mar und blickt hinaus auf das Meer, von wo jahrhundertelange die venezianischen Schiffe mit reichen Schätzen beladen zurück kamen. Heute steht die Glücksgöttin über den Kunstschätzen anderer Herren.

Von der Spitze der Dogana geht der Blick hinüber über den Canal Grande nach San Marco bzw. zum Campanile: eines der beliebstesten Fotomotive in Venedig.


Weiter zur Kirche S. Maria della Salute, deren Heiligenschar sich gegen den blauen Abendhimmel abzeichnet,



und vorbei an der alten Abtei San Gregorio mit ihren drei Apsiden –


am Palazzo Genovese, in dem jetzt ein Luxus-Hotel residiert, kann man sehen was monumentales aus Murano-Glas gemacht werden kann – Kronleuchter in der Eingangshalle –


und als Gegensatz dazu davor der „typische“ kleine venezianische Campo mit dem Pozzo in der Mitte und einer Kirche, hier S. Gregorio mit ihrer gotischen Fassade.

Das Guggenheim-Museum und sein Garten sind schon geschlossen, bleibt nur ein Blick durch das Tor, also geruhsam weiter Richtung Accademia-Brücke und Hotel.

Wir sind wieder angekommen …

Fortsetzung hier
 
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Wie schön, dass Du solch‘ sinnige Vorsätze gefasst hast und noch schöner, dass Du sie auch gleich umsetzt. Danke! Freue mich auf die Fortsetzung!
 
Ich freue mich über deinen Bericht und bin auf die Fortsetzung gespannt.
Venedig zu sehen ist ein Traum von mir, den ich noch verwirklichen muss.
 
Liebe Pasquetta, auch ich freue mich sehr über deinen Venedig-Bericht und weitere Fortsetzungen.

Vielleicht fahre ich im September vom Gardasee aus mal wieder hin.
 
Liebe otium, Romitis und pecorella,
schön, dass ihr euch trotz aller Blicke nach Rom und was von dort zu berichten ist auch für Venedig interessiert. Danke für's mitlesen. Ich mach' dann mal weiter (noch wirkt es, das mit den guten Vorsätzen ;) ).
 
Die Schätze Venedigs findet man auf Schritt und Tritt, in Kirchen und Palästen, in den Scuole und auf Spaziergängen sowieso.
Gleich am frühen Morgen


wenn auf dem Canal Grande noch nicht so viel los ist


- noch haben hier die Dienstleister das Sagen -


und man gerade noch gemächlich über den Ponte Rialto „schreiten“ kann,



dann ist die rechte Zeit, die essbaren Schätze auf dem Mercato di Rialto zu bestaunen.

Aber vorher befinden wir uns auf dem Campo vor der Kirche San Giacomo di Ralto.


Unter ihrer markanten 24-Stunden-Uhr trafen sich die Händler und die Kaufleute um ihre Verträge auszuhandeln und die finanziellen Geschäften abzuschließen. Dies taten sie im Schatten der Kirchenvorhalle an den banchi, im giro von Tisch zu Tisch. Und diese Begriffe haben sich bis heute im Bankwesen erhalten.


Auf der gegenüberliegende Seite des Campo treffen wir auf den Gobbo di Rialto, eine Art „venezianischer Pasquino“, der unter seiner Last schwer zu tragen scheint.


Der nackte Bucklige neben der Granitsäule diente als Podium für die Verkündigung der Gesetze der Republik (wie auf der Tafel zu lesen ist). Hier wurden amtliche Proklamationen verlesen oder Gesetzesverstöße bestraft. Wehe wer gestohlen hatte oder auf dem Markt mit den Gewichten geschummelt, der Schuldige musst nackt an den venezianischen Bürgern vorbei „Spießruten laufen“ und die Schuld war erst abgegolten, wenn er beim Gubbo angekommen war und seine Füße geküsst hatte. Später wurde der nackte Bucklige eine Art „sprechende Statue“ für Kritik und Schmähschriften gegen die Mächtigen der Stadt.

Dann die Begegnung mit den „kulinarischen Schätzen“ Venedigs: die Früchte della Terra e del Mare: Obst, Gemüse und Spezereien am Mercato Campo Erberia

und Fisch und sonstiges Meergetier am Mercato de la Pescaria.


Hier kaufen die Venezianer und schauen die Touristen auf das Gewimmel von Fischen, Krustentieren und Tintenfischen, allesamt drapiert wie Kunstwerke, auch wenn sie nicht mehr vorwiegend aus der Lagune und der Region kommen. Mit Ausnahme der berühmten Moeche, die noch direkt und mühsam in der Lagune von Venedig zu finden sind. Nur zweimal im Jahr, im Frühling und Herbst, „häutet“ sich die kleine Krabbe von ihrem Panzer, d.h. er wird weich und fällt ab. Somit ist das Tierchen, getränkt in Eigelb (ganz „Hartgesottene“ lassen sie über Nacht darin, damit sie sich damit vollfuttern) und lebend frittiert, ein gefundenes „Fressen“ bzw. eine zarte, weiche Delikatesse (la moleca = molle = weich) für die Feinschmecker, die jedoch auch ihren Preis hat.


Schätze, die sich am Wegrand verbergen -



durch die engen Calli hinter dem Rialto-Markt geht es vorbei am Sotoportego del Tagiapiera (dort hat die deutsche Schuhmacherin Gabriele Gmeiner - Meisterin ihres Faches - ihre Exlusiv-Werkstatt)


durch die Calle del Campaniel


zum Campo San Aponal.


Auch hier der typische Campo mit Kirche (mit dem gotischen Basrelief an der Fassade) und dem Pozzo, über den schönen großen Campo San Polo, vorbei an der „gleichnamigen“ Kirche (eigentlich heißt sie San Paolo Apostolo – aber die Venezianer kürzen bzw. ziehen die Namen gerne zusammen) mit dem daneben stehenden hohen Campanile, nur schnell ein Foto vom Relief mit der Madonna an der Kirchenmauer und vom grimmigen Löwen an der Turmmauer,


denn heute wollen wir die Schätze der Frarikirche - Santa Maria Gloriosa dei Frari - bewundern.

Fortsetzung hier
 
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Liebe Pasquetta,

mit großem Vergnügen habe ich Deinen Venedigbericht entdeckt (schon als Du begonnen hast!). Ich wusste ja schon, dass Ihr in der Serenissima wart (einige Wochen nach uns dieses Mal), umso mehr freue ich mich über Deinen Vorsatz, einen Bericht zu schreiben.
Habt Ihr wieder im gleichen Quartier logiert? Deine ersten Bilder lassen das vermuten. ;)

Den Campo San Giacomo di Rialto so leer zu erleben ist wirklich wunderschön! Auch wir gehen gerne am Morgen auf den Rialtomarkt - zumindest, wenn wir in der Nähe wohnen.

Ich freue mich auf Eure weiteren Spaziergänge, um die (wirklich unendlichen) Schätze Venedigs zu entdecken.
 
Liebe Pasquetta,

auch ich freue mich über deinen Venedig-Bericht. Vertrautes und Neues finde ich darin. Nun bin ich gespannt wohin euch eure Wege noch führen.

Viele Grüße
Tizia
 
Liebe Angela, liebe Tizia,
schön, dass Ihr auch mit dabei seid auf meiner "Schatzsuche" durch Venedig ;). Bei diesem trüben, kalten Wetter und ziemlich verschnupft :( muss man sich einen Ausgleich suchen und wenigstens in Erinnerung ein bisschen durch das sonnige und wärmere Venedig streifen. Darum folgt sogleich eine kleine Fortsetzung ...
 
... also, die Frarikirche - Santa Maria Gloriosa dei Frari - wollten wir als nächstes besuchen.


Täuscht mich meiner Erinnerung oder war die himmelfahrende Maria von Tizian vor Jahren mit einem viel leuchtenderen roten Gewand bekleidet?


Was wir heute sehen ist eine Kopie - nach dem 500-Jahre-Jubiläum (die riesige Altartafel mit Tizians „Assunta“ wurde am 19. Mai 1518 in der Frarikirche aufgestellt) wurden Gemälde und Rahmen hinter einer detailgetreu nachgebildeten Kopie versteckt, das Original ist voraussichtlich bis Sommer 2021 „in restauro“.



Aber auch sonst hat die Frarikirche so manchen Schatz zu bieten.


In der Sakristei befindet sich Bellinis wunderschöne Sacra Conversazione, Maria mit Kind thront in der verblüffend echt aussehenen Apsis,


und auch der reich verzierte Reliquienaltar fällt auf


wie auch das Chorgestühl von 1468 im Mönchschor.


Die Frarikirche ist auch die Kirche der Grabmäler u.a. für Dogen , wie z.B. den Dogen Francesco Foscari, der Venedig 34 Jahre regierte, länger als jeder andere Doge. Sein Grabmal befindet sich hoch oben im Altarraum. Zwei antik gekleidete Krieger halten den Vorhang des Baldachins am Wandgrab, der in Amtstracht gekleidete Doge ruht auf dem Sarkophag, um ihn stehen die vier Kardinaltugenden Mäßigung, Stärke, Klugheit und Gerechtigkeit.

Über der Tür zur Sakristei befindet sich das Grabmal für Admiral Benedetto Pesaro, Kapitän der venezianischen Flotte. Dem Wunsch des generalissimo, in der Frari begraben zu werden, wurde entsprochen. Die Abbildungen der Festungen von Lefkada und Kefalonia sind ein Verweis darauf, dass er sie für Venedig eingenommen hat; er starb 1503 in Corfù. Die kleine Madonna im Giebel ist das einzige religiöse Motiv auf diesem Gramal.


Rechts davon das Wandgrab (1437) für den seligen Pacifico, vermutlich Baumeister der Frarikirche, ist ganz ausTerrakotta gefertigt, bemalt und vergoldet, und in der Größe einzigartig in Venedig. Das Reiterstandbild links wurde von der Serenissima für Paolo Savelli, Kommandant der venezianischen Truppe und 1405 an der Pest gestorben, aufgestellt. Er bekam ein feierliches Staatsbegräbnis und ist in der Frarikirche begraben worden, nicht zuletzt, weil er auch für die Errichtung der Kirchenseitenschiffe erhebliche finanzielle Mittel zur Verfügung stellte. Das schöne Reiterstandbild aus Holz steht auf der Marmorurne des Verstorbenen.

Drei weitere Grabmäler fallen ganz besonders auf. Eines davon ist das des Dogen Giovanni Pesaro.


Das riesige, zwei Stockwerk hohe Grabmal hat ihn 12000 Dukaten gekostet, die er in seinem Testament dafür vorgesehen hatte, und wurde 1669 errichtet. Vier gigantische Maurenfiguren tragen unter großer Kraftanstrengung – ihre Blicke verheißen eigentlich nichts Gutes, wie auch die zwischen ihnen stehende Skelette mit ihren Schriftrollen –


das Gebälk auf dem der reichverzierte Baldachin aus rotem Marmor steht, unter dem der Doge Giovanni Pesaro auf dem Thron Platz genommen hat.


In voller „Schönheit“ präsentiert er sich dem Volk, dem er gleich eine Anspache halten wird. Was für eine Präsentation von Einfluß und Macht! Gekrönt wird das Ganze vom Wappen der Pesaro und der von zwei Puten gehaltenen Schrift: „Vixit Annos LXX (er lebte 70 Jahre) – Devixit Anno MDCLIX (er starb im Jahre1659) – Hic revixit Anno MDCLXIX (hier wieder erstanden im Jahre 1669)“.

Eindrucksvoll ist auch das Grabmal des Bildhauers Antonio Canova, das nach seinem eigenen Entwurf - der eigentlich für das Grab von Tizian gedacht war - von seinen Schülern gefertigt wurde.


Canova wurde nach seinem Tod 1822 in seinen Geburtsort überführt; in der dann 1827 errichteten Grabpyramide ist nur sein Herz bestattet. Über drei Stufen schreitet von rechts ein Trauerzug aus den allegorischen Figuren für die Bildhauerei, die Malerei und die Architektur auf die offene Tür zur Grabkammer der Pyramide zu. Begleitet werden sie von drei Genien mit brennenden Lebensfackeln, „die Kunst stirbt nicht!“,
während die Fackel des Genius Canovas erloschen nach unten zeigt, wie auf der linken Seite der Pyramide zu sehen ist. Ihm zur Seite liegt der mächtige Löwe Venedigs. Über der Tür sind zwei Engel zu sehen, die das Bildnis Canovas hoch halten, umschlungen von einer Schlange, dem Symbol der Unsterblichkeit.


Und noch ein monumentales Grabmal: hier ruht Tizian, der ebenfalls in der Frarikirche bestattet werden wollte, aber nach Streitigkeiten mit den Franziskanern seinen Geburtort als Begräbnisstätte festlegte. Tizian starb hochbetagt in Venedig 1576 an der Pest und wurde dann doch in der Frarikirche beigesetzt. Im ausgehenden 18. Jh. gab es mehrere Pläne, für Tizian ein Grabmal zu errichten (u.a. 1790 der Entwurf von Canova), die jedoch alle nicht ausgeführt wurden. Erst König Ferdinand I. von Österreich gab 1838 den Auftrag für ein großes Monument für Tizians Grab, da der berühmte Maler auch für seine Ahnen gearbeitet hatte. Es wurde dann in Carrara-Marmor von Schülern Canovas ausgeführt.


Auf dem Grabmal ist der mit Lorbeer gekrönten Tizian dargestellt, begleitet wird er von allegorische Figuren (die universelle Natur, der Genius des Wissens, die Bildhauerei, die Malerei, die Graphik und die Architektur) und als Reliefs sind seine bedeutendsten religiösen Werke dargestellt:


im Zentrum die Himmelfahrt Mariens (aus der Frarikirche),​

das Martyrium des Petrus von Verona (für San Zanipolo gemalt und bei einem Brand verloren gegangen), das Martyrium des hl. Laurentius (in der Kirche I Gesuiti zu bewundern). In den kleinen Feldern sind abgebildet rechts die Heimsuchung und links die Auffindung des Kreuzes. Das Ganze überragt der venezianische Löwe mit dem Wappen der Habsburger, ebenfalls verewigt in der Inschrift “TITIANO – FERDINANDUS I – MDCCCLII”.

Bei all der Monumentalität lohnt vielleicht noch ein Blick auf ein anderes Grab in der Cappella Milanesi mit der schönen Altartafel „Heiliger Ambrosius und andere Heilige“ von Alvis Vivarini, der für seine großformatigen Gemälde im Saal des großen Rates im Dogenpalast ausgezeichnet wurde und ein „festes Gehalt“ von fünf Dukaten im Monat bekam.


In dieser Mailänder Kapelle befindet sich ein Bodengrab mit der Grabplatte für Claudio Monteverdi, dem Komponisten und langjährigen, sehr engagierten Kapellmeister von San Marco. Er bekam zwar ein feierliches Begräbnis, wurde aber nicht an seiner langen Wirkungsstätte beigesetzt, sondern in einem einfachen Bodengrab in der Frarikirche. Wie gut, dass dem Schöpfer von so wunderbarer Musik an seinem versteckten Grab noch immer mit Blumen gedacht wird.


Zum Abschluss des Rundgangs durch die Frarikirche noch die Betrachtung meines dortigen Lieblingsgemäldes: die „Madonna di Ca' Pesaro“ von Tizian, das Bischof Jacopo Pesaro in Auftrag gegeben hatte.


Maria mit dem Kind ist aus der gewohnen zentralen Position zwar heraus an den Rand gerückt worden, bildet aber sitzend auf dem Thron trotzdem die Spitze der Personen-Pyramide und besticht durch die leuchtenden Farben ihres Gewandes. Petrus in seinem kräftig gelben Umhang zum blauen Gewand – gelb und blau sind die Farben der Pesaros – schaut von seinem Buch auf und blickt zu Jacopo Pesaro, Bischof und Kommandant der päpstlichen Flotte. Dieser hatte die Türken 1503 in einer ruhmreichen Schlacht besiegt – Sybole für diesen Sieg sind der Fähnrich, der die Flagge mit dem päpstlichen Wappen hält und der Türke mit dem weißen Turban.


Auf der rechten Seite sind Mitglieder der Familie Pesaro abgebildet, besonders markant Francesco, der mit einem feinen roten Mantel bekleidet ist. Mich beeindruckt immer wieder sein kleiner Neffe Leonardo, der - als ginge ihn alles um ihn herum nichts an - als einziger den Betrachter des Bildes beoachtet, mit einem Blick, der einem überall hin "verfolgt".


Besonders anrührend finde ich auch den Kontakt zwischen dem kleinen Jesuskind, das mit dem durchsichtigen Schleier der Maria spielt und dabei dem heiligen Franzikus anlächelt, der ihm mit einer hinweisenden Geste die Mitglieder der Familie Pesaro empfiehlt.
Ein wahrer Schatz an perfekter Malerei, dieses Capolavoro von Tizian.


Und draußen scheint die Sonne und der Glasmusiker spielt unter dem freundlichen Beifall des Publikums.


Nach Tizian folgt nun Tintoretto – denn fast gleich um die Ecke befindet sich die Scuola Grande di San Rocco.



Fortsetzung hier
 
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Vielen Dank für diese ausführliche Beschreibung der Frari!

In dieser Mailänder Kapelle befindet sich ein Bodengrab mit der Grabplatte für Claudio Monteverdi, dem Komponisten und langjährigen, sehr engagierten Kapellmeister von San Marco. Er bekam zwar ein feierliches Begräbnis, wurde aber nicht an seiner langen Wirkungsstätte beigesetzt, sondern in einem einfachen Bodengrab in der Frarikirche. Wie gut, dass dem Schöpfer von so wunderbarer Musik an seinem versteckten Grab noch immer mit Blumen gedacht wird.


Diese schlichte Grabplatte besuchen wir natürlich auch jedes Mal und immer liegen dort Rosen!​
Zum Abschluss des Rundgangs durch die Frarikirche noch die Betrachtung meines dortigen Lieblingsgemäldes: die „Madonna di Ca' Pesaro“ von Tizian, das Bischof Jacopo Pesaro in Auftrag gegeben hatte.



Ich mag dieses Bild auch sehr und stehe immer lange davor. Dennoch ist mir die wunderbare kleine Sacra Conversazione von Bellini in der Sakristei, die Du ja auch beschrieben hast, noch ein bisschen lieber. ;)
 
Habt Ihr wieder im gleichen Quartier logiert? Deine ersten Bilder lassen das vermuten. ;)
Ja, Du hast richtig vermutet, liebe Angela - gleiches Quartier und wieder sehr zufrieden.

Zum Abschluss des Rundgangs durch die Frarikirche noch die Betrachtung meines dortigen Lieblingsgemäldes: die „Madonna di Ca' Pesaro“ von Tizian, das Bischof Jacopo Pesaro in Auftrag gegeben hatte.
Ich mag dieses Bild auch sehr und stehe immer lange davor. Dennoch ist mir die wunderbare kleine Sacra Conversazione von Bellini in der Sakristei, die Du ja auch beschrieben hast, noch ein bisschen lieber. ;)

Ja, man kann fast nicht sagen, welche der "Sacre Conversazioni" schöner ist und man lieber hat ;). Ich mag auch beide - und noch einige mehr.
Bei den beiden in der Frarikirche finde ich halt die unterschiedliche Darstellung so interessant: bei Bellini fast ernst und feierlich, während Tizians "Conversazione" mir bewegt, lebendiger (durch die vielen Gesten der Dargestellten oder auch die prächtigen Stoffe) vorkommt. So unterschiedlich kann eine "heilige Unterhaltung (oder Unterredung)" sich gestalten ;).
 
Ganz in der Nähe der Frarikirche befindet sich also die Scuola Grande di San Rocco
... die besterhaltene der sechs großen Scuole (wörtlich „Schulen“, gemeint sind die Bruderschaften, die sie tragen) Venedigs … Sie ist vor allem berühmt für ihre reiche Ausstattung mit einem aus 56 Gemälden von Jacopo Tintoretto bestehenden Bilderzyklus, die der Maler zwischen 1564 und 1588 schuf und die zu dessen größten Meisterwerken gezählt werden.
Quelle: Scuola Grande di San Rocco


Die Sala Terrena war Eingangshalle (was sie heute noch ist) und diente mit ihrem Altar auch liturgischen Zwecken. Jacopo Tintorettos malte für den dreischiffigen Saal Bilder aus dem Leben Marias und der Kindheit Jesu, von denen ich (auch zur Anschauung wie unterschiedlich Tintoretto und Tizian das Thema behandelt haben ;) ) nur eines - aktuelles - anbieten kann:


Über das prächtige Treppenhaus gelangt man in die riesige Sala Superiore (s. hier Scuola Grande di San Rocco - Sala Capitolare) in der fotografieren eigentlich ;) verboten ist – (meist) aufmerksames Wachpersonal ist vor Ort. Die prächtige, vergoldete Kassettendecke hat Jacopo Tintoretto mit einem Bilderzyklus aus dem Alten Testament gestaltet. Erzählt wird auf den großen Bildern aus der Mosesgeschichte. Die kleinen Bilder mit Themen aus dem AT stehen in Bezug zu denen aus dem Leben und vom Tod Jesu, dargestellt auf den großen Gemälden an den Wänden .

Ein Nebenraum der Sala Superiore ist die Sala dell'Albergo, die ebenfalls von Tintoretto ausgemalt wurde. Für den Auftrag hatte sich auch Tizian beworben, zwar nur etwas halbherzig und vermutlich um Tintoretto auszubooten. Aber Mitglieder der Bruderschaft hatten sich schon auf Tintoretto fixiert, der sich mit einem fertigen Gemälde bewarb, das er der Bruderschaft schenken wollte, so dass der Konkurrenzkampf zwischen den beiden Malern entschieden war. Der Auftrag für die Scuola Grande di San Rocco sicherte ihm und seiner Werkstatt ein gutes, lebenslanges Auskommen. (Er hatte sich eine jährliche Leibrente zusichern lassen.)

Wenn man die Sala dell'Albergo betritt steht man dem monumentalen Gemälde der Kreuzigung Jesu aus dem Passionszyklus gegenüber, das Tintoretto oberhalb der Vorstandstribüne der Bruderschaft angebracht hat.
Inmitten der vielen Menschen
ist die beherrschende Gestalt des gekreuzigten Christus am Kreuz abgebildet. Zu Füßen Christus', der in tragischer Einsamkeit gegen den stürmischen Himmel ankämpft, befindet sich die durch Beleuchtung in den Vordergrund gestellte um Christus trauernde Gruppe. Charakteristisch für dieses Gemälde sind die sorgfältig konstruierten Fluchtlinien.
In diesem Gemälde werden die Reitergruppen, die trauernde Gruppe zu Füßen Jesu und Jesus selbst hervorgehoben, während sich die Menge in immer nervöser werdenden Lichtfunken und in eine immer trostloseren, windgepeitschten Landschaft verliert.

An der auch hier vergoldeten Kassettendecke hat Tintoretto die „Glorie des hl. Roches von Montpellier“ – dem Schutzheiligen der Bruderschaft – dargestellt, meisterlich die Perspektive auf diesem Ölgemälde.


Wer kann nach so vielen Schätzen der venezianischen Malerei noch überhaupt etwas aufnehmen? Wir nicht; da braucht es erst mal eine Mittagspause. Und an was laufen wir da auf dem Weg zum Campo Santa Margherita vorbei?


Schon wieder ein „Kunst“-Schatz: der kleine Junge in Rettungsweste und mit einer Seenotfackel in der Hand -


das Graffito von Bansky, „der Ikone der Streetart, der Künstler den niemand kennt“, wie es immer wieder heißt.

Das Graffito wurde im Mai 2019 kurz nach der Eröffnung der Biennale an der Mauer eines etwas heruntergekommenen Palazzo am Campo S. Pantalon entdeckt. Der britische Streetart-Künstler hat es dann ohne Kommentar auf seinem Instagram-Account gepostet und damit war die Unsicherheit, ob es tatsächlich „ein Bansky“ sei, aus der Welt geschaffen.


Und gut zwei Wochen später, beim schlimmsten acqua alta in Venedig seit 50 Jahren, stand der kleine Junge tatsächlich bis zur Hüfte im Wasser.

Nun folgt erstmal eine Pause, bis die Schatzsuche in Venedig weitergeht.



Fortsetzung hier
 
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Am Nachmittag sollten eigentlich die „Verborgenen Schätze des Dogen“ besichtigt werden, jedoch klappte es nicht mit dieser Tour – es muss ja noch was übrigbleiben für ein nächstes Mal ;) – so begnügten wir uns für diesmal mit dem Percorsi Speciali, den „geheimen Wegen – itinerari segreti - und den stanze segreti“ im Dogenpalast. Aber auch der Einblick in die verborgenen, geheimen „Kammern“ bis hinauf zu den sogenannten piombi unter dem bleigedeckten Dach - darum Bleikammern -, in denen als prominentester Gefangener Casanova einsaß und von dort fliehen konnte, kann ja ein Schatz sein.

Wie es auf der offiziellen Museums-Seite heißt, verlaufen
... die Geheimwege des Dogenpalastes [...] durch einige Zimmer, in denen in den Jahrhunderten der „Serenissima“ heikle und wichtige Angelegenheiten im Zusammenhang mit der Staatverwaltung und der Macht- und Justizausübung abgewickelt wurden.
Mal schauen, wie es ist, mit den interessanten
... Anregungen zur Reflexion und Kenntnis der Zivil- und politischen Geschichte der Seerepublik Venedig, ihrer Organisation und Justizeinrichtungen.


Der Rundgang beginnt im schönen Innenhof des Palazzo Ducale.



Von dort aus gelangt man zu dem Teil des Gefängnisses, der sich im Dogenpalast befindet (das Gefängnis war auf zwei Gebäude verteilt, die durch die Seufzerbrücke verbunden waren). In den Zellen des Dogenpalastes saßen ausschließlich Staatsgefangene und Hochverräter ein, für „gewöhnliche Verbrecher“ gab es eigene, städtische, Gefängnisse. Die berüchtigten ebenerdigen „Pozzi“ waren ausgesprochen feuchte, enge Gefängniszellen, kein Wunder bei der Nähe zum Kanal. Die Zellen waren spärlich „möbeliert“, wurden gerade mal durch ein Öllicht beleuchtet und durch ein rundes Loch in der Mauer zum Gang hin entlüftet. Einige Wandkritzeleien berichten von der hoffnungslosen Lage derer, die in den Pozzi einsaßen.


Da der Palazzo Ducale nunmal ein mittelalterlicher, verwinkelter Palast ist, wird auch schon mal darauf hingewiesen, auf den unebenen, evtl. glitschigen Boden und die steilen Treppenstufen zu achten, manchmal sollte man auch den Kopf einziehen – die Decken sind niedrig.


Da immer eine „Aufpasserin“ bzw. Auf- und Zuschließerin dabei war und mir kein Schild in Erinnerung ist, dass nicht fotografiert werden darf, nehme ich an, dass trotz anderslautenden Angaben im Netz auch das Fotografieren der Räume erlaubt war, durch die vergitterten Fenster nach draußen sowieso.


Über eine enge Treppe kommt man in verhältnismäßig kleine Amtsräume - repräsentiert wurde im Palazzo Ducale wo anders -, die uffici des Notaio Ducale, zuständig als Sekretär für verschiedene Justizbehörden der Serenissima, des Deputato alla Segreta del Consiglio dei Dieci , der das geheimen Archiv unter sich hatte, und des Cancellier Grande, dieser betraut mit dem Generalarchiv und wegen seiner „delikaten“ Aufgaben als einziger direkt gewählt vom Großen Rat.


Von den kargen Amtsräumen gelangt man in die große Sala della Cancelleria Segreta, dessen Wände ganz mit schönen Holzschränken verkleidet sind, in denen die Akten und geheimen Schriftstücke aufbewahrt wurden.


Die oberen Türen der Schränke zieren Wappen und Namen der Cancellieri in der Folge seit 1268.

Kurz darauf steht man in der „Folterkammer“, der Camera del Tormento, in der die Verhöre stattfanden. Um dem ein wenig „nachzuhelfen“ wurde vor allem die Folter mit dem Strick durchgeführt. Der Angeklagte wurde mit den Armen auf dem Rücken an das Seil gehängt und stückchenweise hochgezogen. Im 17. Jh. wurde diese Folter jedoch in Venedig kaum mehr praktiziert und im 18. Jh. ganz abgeschafft.


Weiter geht es zu den berühmt-berüchtigten Piombi. In diesen wenigen Zellen saßen nur Gefangene des Rates der Zehn und der Staatsinquisitoren ein. Da musste einem schon Hochverrat, Spionage, Geldfälscherei und dergleichen vorgeworfen werden, um in den sogenannten Bleikammern zu landen. Berüchtigt deswegen, weil die engen, nur schlecht zu belüftenden Zellen direkt unter dem mit Blei gedeckten Dach lagen und es darin - je nach Jahreszeit - schnell unerträglich heiß oder kalt wurde. Diese, vor allem politischen Häftlinge mussten für die Möbelierung der Zelle und für ihre Verpflegung selbst sorgen. Trotz allem waren die Häftlinge dort immer noch „besser“ dran, als parterre in den Pozzi.

Und berühmt machte sie vor allem Giacomo Casanova, der ebenfalls hier inhaftiert war und seine Zeit in den Piombi und die Flucht daraus in der Erzählung „ Geschichte meiner Flucht recht anschaulich zu beschreiben weiß. Warum er verhaftet wurde und in die Zellen unter dem Bleidach kam ist anscheinend nie ganz geklärt worden; vermutlich war Gotteslästerung, Veruntreuungen und verbotener Kontakt zur Freimaurerei der Grund.


Dann heißt es achtgeben und nicht daneben treten, nicht dass wir durch die Decke die „Direttissima“ nehmen in den Großen Saal. Wir kommen zum riesigen Dachboden mit dem hölzernen Dachstuhl, der sich über der Decke der Sala del Maggior Cosiglio ausbreitet.


Zu betrachten gibt es dort auch Verschiedenes aus der Gattung venezianische und osmanische Waffen und Rüstungen aus dem 16. Jh.


Aber genießen wir auch die schönen Blicke - trotz Gitterstäbe - aus den kleinen Dachluken hinaus auf den Canal Grande und hinüber zur Insel San Giorgio Maggiore.


Wir verlassen die „Geheimgänge“


durch die Geheimtür eines „blinden Schrankes“ und sind in der Sala dei Tre Capi.


Hier oblag drei Beamten, jeden Monat neu gewählt aus dem Consiglio dei Dieci, die Vorbereitung der Prozesse und die Ausarbeitung der Entschlüsse des Consiglio.


Schon hier kann man die kostbare Ausstattung der Räume erahnen: die vergoldete Decke und beachtliche Gemälde von Giambattista Zelotti und der „Triumph der Tugend über das Böse“ von Paolo Veronese.


Was gibt es auf dem Rundgang durch den Palazzo Ducale weiter zu bewundern? Ich möchte nur ein paar Schätze herausgreifen – und hoffe, dass ich mit meinen Angaben keinen Anlass gebe für einen Beschwerdebrief in die Bocca di Leone, einen der Briefschlitze für geheime – keine anonymen! - Anzeigen.


Fortsetzung hier
 
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Liebe Pasquetta,

vielen Dank für die ausführliche Beschreibung der itinerari segreti!
Das hatte mich immer schon gelockt, aber entweder hat es nicht in die Zeitplanung gepasst oder das Interesse des BEVA war nicht groß genug. ;)
 

Der Palazzo Ducale beherbergte die „Wohnung“ des amtierenden Dogen, war Sitz der Regierung und der obersten Richter, Wahl- und Versammlungsort der Volksvertreter, hatte also entsprechende Repräsentations- und Sitzungssäle – und, wie bereits beschrieben, im mehr oder weniger verborgenen Teil des Palazzo Amtsräume der Behörden und Geheimpolizei sowie Gefängnisse.
Nach mehreren Bränden ist die heutiger Ausstattung aus dem 16. Jh. Vor allem die Decken wurden besonders prunkvoll gestaltet. In die aufwendig gearbeiteten Rahmen wurden häufig Bilder bedeutender Künstler eingesetzt, die thematisch die Gloriefizierung der Serenissima darstellen.


Die zur Dogenwohnung hochführende Treppe heißt nicht umsonst „goldene Treppe“: die Stuckverzierungen der Kassettendecke sind reich vergoldet wie auch die kunstvollen Gitter über den Holztüren. Über die Scala d'Oro gelangten die Ehrengäste in den Palazzo Ducale.




Im Atrio Quadrato, einem quadratischen Vorraum am Treppenaufgang, hat Tintoretto im prächtigen Hauptbild an der Decke dargestellt, wie der Doge Girolamo Priuli begleitet von seinem Namenspatron, dem hl. Hyronimus, und der „Venezia“ vor der „Gerechtigkeit“ kniet, von der er Schwert und Waage - Symbole der Gerechtigkeit - überreicht bekommt.


In der Sala delle Quattro Porte, den mit vier säulengerahmten Türen ausgestattenen Wartesaal (vermutlich von Palladio entworfen), besticht das von Tizian begonnene und von seiner Werkstatt vollendete große Wandgemälde „La Fede“, ein Votivbild des Dogen Antonio Grimani.


Der Doge kniet im Harnisch und prachtvollen Mantel auf einem Samtkissen und blickt in Gebetshaltung zur personifizierten „Fede“, dem Glauben, auf. Neben ihm kniet ein Page im Brokatgewand, der die reichgeschmückte Dogenmütze hält. Zwei Krieger begleiten ihn. Auf der anderen Seite des Gemäldes steht der heilige Markus mit dem Löwen, der auch zur himmlischen Erscheinung blickt.


Die Darstellung des Glaubens - mit den Attributen Abendmahlkelch und Kreuz, das Engelchen tragen helfen, - steht im hellen Licht auf Wolken. Haare, Kleid und Gürtel wehen im „himmlichen Wind“, alles scheint in Bewegung zu sein.


Am unteren Bildrand ist eine schöne Ansicht von Venedig, auf der man den Dogenpalast und den Campanile von San Marco erkennt.


In der Sala del Collegio, dem Tagungssaal des Staatsrates wurden die höchsten Staatsbesucher empfangen. Entsprechend prunkvoll ist die Ausstattung des Raumes nach Plänen von Andrea Palladio, während die prächtigen Deckengemälde von Veronese stammen, mit denen er Macht und Glanz Venedigs aufzeigen wollte.


„Venetia auf dem Thron mit der Gerechtigkeit und dem Frieden“​

In den Randfeldern der Decke sind die (acht) Tugenden Venedigs abgebildet, die jeweils das Simbol ihrer Tugend in den Händen haben:


der Adler für Mäßigung


das Spinnengewebe für Fleiß und Wirtschaft


das Füllhorn und der Äskulapstab für Erfolg


der Hund für Treue


der Kranich für Wachsamkeit


Zepter, Tiara und Würfel für Liberalität


das Hermelin für Einfachheit und Reinheit

Das achte Feld mit dem Lamm der Sanftmut habe ich leider nicht aufs Bild gebannt :confused: - pecorella verzeih mir. ;)


Über den Dogenthron verewigte Veronese in einem Votivbild den Dogen Sebastiano Venier. Er dankt – umgeben von Venezia, Fides und Justitia sowie dem hl. Markus - für den Sieg in der Seeschlacht von Lepanto am 7. Oktober 1571, die man im Hintergrund des Gemäldes erkennen kann. Auf dem Deckegemälde ist „Der Glaube als Macht der Republik“ dargestellt.



24-Stunden-Uhr in der Sala del Collegio

Auch andere Gemälde, von Tintoretto und seiner Werkstatt, in der Sala del Collegio stellen Dogen dar, begleitet von Christus, Maria und Heiligen:

Votivbild des "Dogen Andrea Gritti vor der Madonna mit dem Kind und den Heiligen Marinus, Bernhard, Ludwig und Markus"


An der linken Wand sieht man "Die mystische Vermählung der heiligen Katharina – unterstützt vom Dogen Francesco Donà di Piave" und im Deckengemälde "Mars und Neptun" erkennt man wieder den Campanile von San Marco.


"Der Doge Nicolò da Ponte erfleht den Schutz der Jungfrau Maria"​
Tintoretto hat jeweils eine Fülle von Heiligen jeder Couleur zur Unterstützung der Dogen dazu gemalt. Und man wusste bei all der Pracht jederzeit, was die Uhr geschlagen hatte, auch in der Sala del Senato.

In diesem Saal versammelten sich zweimal wöchentlich die Mitglieder des Senats, um über die Geschicke der Lagunenstadt zu beraten. Die große Uhr soll auch hier an die Endlichkeit des Menschenlebens erinnern.


Das große Gemälde an einer Schmalseite des Saales zeigt den toten Christus, von Engeln gestützt und umgeben von Heiligen, vor dem die beiden Dogen Pietro Lando und Marcantonio Trevisan knien. Ist es von Tintoretto oder ihm nur zugeschrieben? Die Aufmerksamkeit hat bereits deutlich nachgelassen – nicht nur das Auge ist müde von all den Schätzen, die sich uns in den reichgeschmückten Sälen des Palazzo Ducale präsentieren. Und noch wartet der Saal des Großen Rates auf uns,
... mit 54 Metern Länge der größte Saal des Dogenpalastes,... Es handelt sich um den größten ungestützen Saal Europas.


In der Sala del Maggior Consiglio versammelten sich die ca. 1200 und mehr Adligen, die das Recht hatten, den Dogen zu wählen; hier wurden alle wichtigen Entscheidungen der Republik getroffen, auch ihre Auflösung 1797.

Die Wand hinter dem Dogenthron bedeckt in voller Breite das Gemälde „Das Paradies“. Paolo Veronese hatte es begonnen, nach dessen Tod 1588 wurde es in vierjähriger Arbeit von Tintoretto, fertiggestellt, der damals schon 70 Jahre alt war und von seinem Sohn Domenico unterstützt wurde.

Das 7 x 22 m große „Paradies“ war bei seiner Enthüllung das größte Gemälde der Welt und gilt noch heute als zweitgrößtes Ölgemälde der Welt. Im Zentrum thront Christus, vor ihm kniet Maria mit dem Sternenkranz, sie sind umgeben von über 500 weitere Gestalten. Ob man auf diesem „Wimmelbild“ außer Heiligenfiguren wohl auch einzelne „Köpfe“ bestimmten Personen jener Zeit zuordnen kann?

Eine Besonderheit in diesem riesigen Saal sind die 76 Dogengemälde im unter der Decke verlaufenden Fries, gemalt von Domenico Tintoretto. Ein Bildnis – von dem ich leider nur ein unscharfes Abbild habe - ist mit einem schwarzen Tuch verhüllt.


Es erinnert an den Dogen Marino Falier, der wegen Hochverrat geköpft wurde und daher nicht in die Reihe der abgebildeten Dogen aufgenommen wurde.

(Quelle der Zitate: wikipedia Dogenpalast und Palazzo Ducale)

Eigentlich sind es genug der Eindrücke – jedoch ... Der Teil des Palazzo Ducale in dem sich die Privatgemächer der Dogen befinden, wird für Ausstellungen genutzt. Die schönen, z.T. auch prächtig ausgeschmückten Räume sind ansonsten leer; jeder Doge musste seine eigenen Habseligkeiten in den Palast mitbringen und die Gemächer nach seiner Amtszeit auch wieder räumen lassen. Zur Zeit unseres Besuches fand dort die Ausstellung "Da Tiziano a Rubens" - Meisterwerke aus Antwerpen und weiteren flämischen Kollektionen – statt und ein Blick darauf sollte dann doch noch sein, auch wenn die ausgestellten Kunstwerke, die aus den wichtigsten flämischen Museen stammen, nicht mehr genügend bzw. gebührend bewundert werden konnten. Die Ausstellung zeigt mehrere beachtlichte Werke von Rubens, Anton van Dyck, u.a., aber vor allem drei Meisterwerke der venezianischen Malerei (von Tizian und Tintoretto), die sich sonst in Antwerpen bzw. in Privatbesitz befinden, sind nun nach 200 Jahren erstmalig wieder in Venedig zu sehen. (Ich weiß nicht mehr, ob Fotografierverbot war, jedenfalls habe ich keine Bilder von der Ausstellung.) Also: ein weiterer Schatz in Venedig, wenn auch nur temporär.




Durch die Porta della Carta verlassen wir das Gelände des Dogenpalastes,


die vier uralten Tetrarchen halten sich in der Abendsonne noch immer umarmt


und der venezianische Löwe schaut hinaus auf das Meer –


Schätze Venedigs.​

Fortsetzung hier
 
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Nach einer Pause habe ich jetzt voll Vergnùgen Deinen Bericht weiter gelesen. Gerade die Frari-Kirche und die „Tintoretto-Scuola“ haben mich beim letzten Venedig Besuch besonders begeistert. Im Dogenpalast waren wir „nur“ in einer Ausstellung, aber die Räume waren auch schon beeindruckend. Besonders toll finde ich, wie informativ, lesenswert und anschaulich Du beschreibst. Danke!
 
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