Venedig: Einführung der Steuer für Tagestouristen

Simone-Clio

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Eigentlich wollte Venedig die neue Eintrittsgebühr für Tagestouristen schon in wenigen Wochen einführen. Doch erneut sieht sich die Verwaltung gezwungen, den Starttermin zu verschieben. (...) Der neue Einführungstermin ist dabei sogar erst für 2023 geplant, und zwar für den 16. Januar. Ob Venedig dann umgehend die Eintrittsgebühr auch wirklich mit der Anmeldung erhebt, bleibt noch offen. Ursprünglich war zunächst im Juni 2022 lediglich die Einführung des Systems geplant. Im Januar 2023 aber sollten erst die jeweiligen Gebühren erhoben werden. Die Höhe der Gebühr richtet sich nach der Anzahl der bereits in der Stadt befindlichen Touristen. So plane man sogar eine Gebühr von bis zu 10 Euro.

Vgl.: Venice postpones 'tourist tax' on day-trippers until 2023 - The Points Guy UK
 
Ich in bereit Wetten anzunehmen, dass dieses Eintrittsgeld nie kommen wird. Ich hielte es zwar persönlich für durchaus sinnvoll, die praktische Umsetzung erscheint mir jedoch - sehr vorsichtig formuliert - außerordentlich schwierig. Wer sollte diese Karten an wievielen Plätzen verkaufen und kontrollieren ? Regelungen wie n den U-Bahnen oder wie ? Verschiedene Eintrittsgebühren je nach der Zahl der vorhandenen Touristen ? Intransparent ohne Ende. Wie verkauft man das den Touris? Vorverkäufe würden damit völlig verhindert.. Wer ersetzt den Tausenden von Souvenirverkäufern Ihre Verluste durch die zweifellos und gewollt sinkenden Tourizahlen ? Die Stadt ?
Für eine ausschliesslich vom Tourismus lebende Stadt wie Venedig erscheint mir all das schwer lösbar. Ich nehme an, das alles wird nach bewährt italienischer Manier immer weiter verschoben und irgendwann vergessen werden.
Und nochmals sei es gesagt : ich kenne auf dieser Welt keine Stadt, die so vollkommen vom Tourismus lebt wie Venedig. Ohne den Tourismus wäre bella Venezia eine Geisterstadt. Und auch Tagestouristen bringen Geld. Und nicht zu wenig.
 
Diese Skepsis halte ich für durchaus nicht unberechtigt. Wobei allerdings m.E. Hauptschwierigkeit die Kontrolle sein dürfte - weniger der Verkauf. Jedenfalls sofern man denselben ausschließlich online zulassen würde und die gleiche Bestimmung träfe für jede Art von Eintrittsentgelt. Wer also z.B. ein Museum besuchen möchte, müsste beim Online-Vorverkauf seine bereits bezahlte Venedig-Besuchsberechtigung nachweisen für (mindestens) diesen Tag; oder müsste dieselbe zugleich im Vorverkauf des Museums erwerben.
Das dann natürlich dergestalt, dass die bei Museum A bezahlte Besuchsberechtigung auch gelten würde für Museum B und jeden anderen Ort in der Stadt.

Beim Eintritt in ein solches Gebäude würde dann die Gesamt-Zutrittsberechtigung kontrolliert zusammen mit der Eintrittskarte.

Hingegen (worauf ja auch @gordian hinwies): Wer, bitte schön, sollte diese Berechtigung kontrollieren an (vormals) öffentlichen Orten?


So plane man sogar eine Gebühr von bis zu 10 Euro.
... sowie, ebenfalls aus dem verlinkten Artikel:
Maximal 100.000 Touristen täglich sollen es künftig in Venedig „nur“ noch sein (...).
Bei 10,- € pro Person und Tag käme man auf eine Million. Damit ließe sich schon etwas anfangen.
Dennoch könnte ich mir vorstellen: Es wäre trotzdem zu wenig für die Gegenfinanzierung der Verwaltungs- und Kontroll-Kosten (d.h. außerhalb ohnehin eintrittspflichtiger Orte) sowie dann auch noch z.B. hierfür:
Wer ersetzt den Tausenden von Souvenirverkäufern Ihre Verluste durch die zweifellos und gewollt sinkenden Tourizahlen?​
Das Gleiche wäre zu fragen für Betreiber von Restaurants, Cafés, (Snack-)Bars etc.

Vermutlich würde man alle diese Menschen einfach übergehen - oder ihnen allenfalls ein absolutes Minimum an Sozialleistungen gewähren. Wenn überhaupt.
Und das wiederum würde sich teilweise niederschlagen in einer erhöhten Kriminalitätsrate. Kurzum: M.E. sehr zu Recht sagt @gordian, dass die Einführung einer solchen Touristen-Abgabe längst nicht alle Probleme lösen würde.
 

Ab dem 16. Januar 2023 müssen Besucher von Venedig – dem Juwel in Italiens Tourismuskrone – für dieses Privileg bezahlen. (...) Die Kosten für das Ticket reichen von mindestens drei Euro bis 10 Euro. Der Preis ist nicht festgelegt, sondern variiert je nach Besucherzahl: Je mehr Eintrittsanfragen, desto höher die Kosten.
Das komplexe Ticketsystem und die Online-Plattform werden diesen Herbst vorgestellt. Michelle Zwain, Mitglied des Haushaltsrats, erklärte, dass es viele Ausnahmen von der Genehmigung der Eintrittskarte gebe.
Ausgenommen sind Einwohner und Kinder unter sechs Jahren sowie Menschen mit Behinderungen, Hausbesitzer, Personen, die aus gesundheitlichen Gründen oder zum Besuch von Verwandten in die Stadt kommen, sowie Personen, die zu einer Sport- oder Kulturveranstaltung kommen. Auch Hotelgäste sparen sich den Eintrittspreis, da sie bereits eine Kurtaxe über ihr Hotel zahlen.

Ich habe den Threadtitel aus aktuellem Anlass angepasst.
 
Das scheint ein übersetzter Text zu sein und so wurde aus "Ferragosto" wohl Viragosto. :rolleyes:

Inzwischen gibt es mehr und sprachlich bessere Meldungen zum Thema , z.B. von Tagesschau online:


Siehe auch in diesem Thread: Für Venedigfans
 
Bin mal wirklich gespannt, wie die Stadt das organisatorisch abwickeln will. Es gibt ja durchaus mehrere Wege, nach Venedig hineinzukommen. An jedem - aber wirklich an jedem - Zugang Eintrittsautomaten ? Kontrolleure ? Wie unterscheiden sie Tagestouristen von Übernachtungsgästen ? Da wird sich ja dann sicher jeder registrieren lassen müssen. Und 3000 Kreuzfahrer auf einen Schlag ? Die Schlangen möchte ich sehen, die sich da bilden. Am Bahnhof, an den Kreuzfahrtzugängen, auf jeder Insel ? Oder an den Fährenterminals ? Wird spannend.. Ganz zu schweigen von den separaten Zugängen für Bewohner, Beschäftigte, Lieferanten etc. Mit Sonderausweisen. Die werden sich ja kaum in die allgemeinen Schlangen einordnen wollen. Wird interessant
 
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Zusatz: Eintritt für Venedig? Dauerstreit in der "Serenissima"

Ab dem 16. Januar 2023 sollten Tagestouristen ihren Besuch in Venedig online buchen und dafür je nach Auslastung in der Stadt drei bis zehn Euro pro Person abdrücken. Doch aus den Plänen wird erstmal nichts. Es fehle die abschließende Zustimmung des Kommunalrats, erklärt Kulturassessor Simone Venturini. Das Inkrafttreten ist damit vertagt, Venedig bleibt vorerst gratis.

Die Stadt erklärt die ausgebliebene Entscheidung im Rat mit einer Befragung der Bürger, die online noch bis zum 7. Januar ihre Vorschläge zum Eintritt einbringen können. Tatsächlich könnte das Venedig-Ticket damit erst frühestens im Sommer 2023 eingeführt werden. Denn Anfang kommenden Jahres will Venedigs Politik das Vorhaben verabschieden, und dann vergingen noch sechs Monate bis zum Inkrafttreten, erklärt ein Sprecher der Stadt.

Die Eintrittsgebühr als Mittel der Wahl stößt jedoch auf Bedenken: Touristen könnten ein noch schlechteres Benehmen an den Tag legen als bisher – schließlich hätten sie dafür gezahlt.
 

Die Eintrittsgebühr für Tagesbesucher oder -besucherinnen in Venedig soll 2024 kommen, wie italienische Medien und auch der ADAC übereinstimmend berichten. Die ursprüngliche Einführung war bereits für den Sommer 2022 geplant, wurde aber immer wieder verschoben.

Kommendes Jahr sind die bis zu zehn Euro Eintrittsgebühr aber wohl spätestens fällig. Die Stadt verspricht sich davon Mehreinnahmen von rund 13 Millionen Euro im Jahr, die der örtlichen Infrastruktur zugutekommen sollen.
 

Über eine endgültige Zustimmung zu dem Plan soll am 12. September beraten werden.

Die Testphase soll rund 30 Tage dauern und 2024 an Wochenenden im Frühling mit italienischen Feiertagen und an Wochenenden im Sommer stattfinden. Die Gebühr gilt für Personen über 14 Jahre, die einen Tagesausflug nach Venedig machen. Nicht bezahlen müssen Personen, die zur Arbeit nach Venedig pendeln, Studentinnen und Studenten, Bewohnerinnen und Bewohner der Region Venetien und Personen, die Steuern auf ein örtliches Grundstück zahlen. Besuchende, die übernachten und eine Aufenthaltssteuer zahlen, müssen die neue Gebühr auch nicht zahlen.
 
Wie das Ganze überwacht werden soll, darüber wird vorsichtshalber kein Wort verloren. Wer um Himmels Willen soll denn an den Zugängen zur Stadt prüfen, ob der Besucher aus Venetien kommt, ob er Student ist oder - besonders grotesk - ein Grundstück in Venedig besitzt ? Wer prüft, ob der Besucher in Venedig übernachtet ? Eine Unmenge Personal verteilt an allen Zugängen nach Venedig, an den Kreuzfahrtterminals, an den Vaporetti-Haltestellen von Cavallino aus ? Das jeden einzelnen Menschen eingehend überprüft, ob er zu den zahlreichen Ausnahmen gehört und andernfalls 5 € einkassiert ? Und das alles "probehalber"? Das kann nur in einem Fiasko enden.
 
Man müsste ein System installieren mit festen Zugangssperren an allen möglichen Zugängen zur Stadt (etwa wie bei den U-Bahnen), dann müssten Sonderausweise (eine Art Dauerkarten) ausgegeben werden für alle Venezianer, alle Studenten, alle Bewohner der Region Venetien, alle Grundstücksbesitzer und Pendler und Zeitkarten für angemeldete Übernachtungstouris . Ein Riesenaufwand. Und das "probehalber"? Einfach Unsinn.
 
Dem Artikel ist eigentlich nichts hinzuzufügen nur der Hinweis sei erlaubt. Ein putziger Einfall, einen QR-Code mit einer App zu installieren. Das ist Blödsinn. Es bleibt das Problem- wer um Himmels Willen soll das kontrollieren ? Was will man mit den mannigfaltigen Ausnahmen machen ? Was ein QR-Code kann bzw. nicht kann konnten wir ja mit der Corona-App unseligen Andenkens live erleben. Das wird nichts bringen außer einem Riesen-Chaos. Und dann kann man nicht genug hervorheben: Venedig und Las Vegas sind die Städte auf unserem Planeten, die ausschliesslich vom Tourismus leben. Und die wollen was einschränken an ihrem Lebenselixier ? ;) :eek::rolleyes:
Es gibt wahrscheinlich keinen Venezianer (und ich rede nicht von Mestre) der nicht direkt oder indirekt vom Tourismus lebt. Dann müssen die Leutchen eben auch mit den negativen Seiten ihres Lebensunterhalts klarkommen. Klingt böse, aber so ist es nun mal.
 
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