Venedig gegen Invasion von Kreuzfahrtschiffen

Passend zum Thema kommt am 25.11. um 23:05 in der ARD

- Geisterstadt statt Gondoliere-Romantik? - Ein Dokumentarfilm warnt vor dem Ausverkauf Venedigs

Das Erste online - Programm - ttt - titel thesen temperamente

Morgen, 09.12.12, ist der Kinostart des Dokumentarfilms "Das Venedig-Prinzip". Man mag zu dieser Art von Dokumentarfilm stehen wie man will, zum Nachdenken kann er schon anregen - und bestenfalls zum Umdenken ;); "beati loro (noi :~)", die auch abends die Stadt nicht verlassen müssen (mussten) und sie nicht nur im Schnelldurchgang erkunden dürfen,
findet Pasquetta.

 
Die Riesen-Kreuzfahrtschiffe moderner Zeiten sind in der unmittelbaren Umgebung der Lagunen-Stadt Venedig ab November 2014 unerwünscht. Wie die italienische Regierung am Dienstag mitteilte, wird für die größten Schiffe ihrer Klasse – ab 96.000 Bruttoregistertonnen – ein Verbot verhängt.
Sie dürfen nicht mehr durch den Canale della Giudecca direkt am Markusplatz fahren. Vielmehr soll für sie eine andere Wasserstraße in der Lagune, der Canale Contorta, schiffbar gemacht werden.
Bei den mittelgroßen Kreuzfahrtschiffen – ab 40.000 Bruttoregistertonnen – wird die Zahl der Durchfahrten durch den Canale della Giudecca um ein Fünftel reduziert. Täglich werden höchstens fünf dieser Schiffe in direkter Nähe des berühmten Markusplatzes zugelassen sein.
 
Das finde ich auch, hoffen wir, dass es in dieser Richtung weiter geht!
 
Hallo!

Ich sehe das ein wenig kritischer.....

Klar, die großen Kreuzfahrtschiffe richten viel Schaden an. Ich bin aber überzeugt, dass die Reedereien Venedig sicherlich nicht aus dem Programm nehmen werden.

Also fürchte ich, dass die Schiffe irgendwo in der Adria ankern und die teilweise 4000 Menschen auf kleineren Booten in die Stadt gebracht werden...

Ob das die gewünschte und notwendige Verbesserung für Venedig bringt?
 

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Hallo!

Ich sehe das ein wenig kritischer.....

Klar, die großen Kreuzfahrtschiffe richten viel Schaden an. Ich bin aber überzeugt, dass die Reedereien Venedig sicherlich nicht aus dem Programm nehmen werden.

Also fürchte ich, dass die Schiffe irgendwo in der Adria ankern und die teilweise 4000 Menschen auf kleineren Booten in die Stadt gebracht werden...

Ob das die gewünschte und notwendige Verbesserung für Venedig bringt?

Das Übel muss sicherlich tiefer an der Wurzel angegangen werden - eine Verlagerung des "Kreuzschifftouristen-Ansturms" bringt sicher nicht die Lösung.

faz.net - Tourismus in Venedig: Der Kreuzzug

Venedig droht vom Tourismus plattgemacht zu werden. Jetzt wehren sich die verbliebenen Anwohner - die Zahl der großen Schiffe in der Lagune soll begrenzt werden.
 
Das Übel muss sicherlich tiefer an der Wurzel angegangen werden - eine Verlagerung des "Kreuzschifftouristen-Ansturms" bringt sicher nicht die Lösung.

Allein schon dieser Absatz sagt genug ... sagt viel zu viel:
Doch immer öfter machen Statistiken steigender Krebserkrankungen in Venedig Schlagzeilen. Die Gegner der Kreuzfahrtschiffe führen solche Fälle, oft schon bei Kindern, nicht nur auf den ohnehin hirnrissigen Chemiehafen von Marghera am Festland, sondern auch auf die dampfenden Schornsteine der Ozeanriesen zurück. Kommt es an einem Tag zu fünf, sieben, zehn Dampferpräsenzen in der Lagune, liegt die Feinstaubbelastung für die Bewohner um ein Mehrfaches über den Belastungen im Großraum von Mailand. Denn die Abgase der Kreuzfahrer, die billigstes Schweröl voller Schwefel und Metallrückstände verbrennen, müssen durch keinen Katalysator. Wie viele der fünfzigtausend Todesfälle, die jährlich in Europa aus Schiffsabgasen hergeleitet werden, fallen auf Venedig?
Ein Kreuzfahrttourist verbrennt auf seiner Neuntagetour durch die Adria mehr Kohlendioxid als ein Autofahrer in einem Jahr.
Die Motoren der Riesen, die auch für Elektrik und Klima an Bord sorgen, brummen jedenfalls die ganze Nacht durch, und die Rauchschwaden legen sich dann über die Stadt.
In meinen Augen hat sich der gesamte Kreuzfahrt-Tourismus entwickelt zum einem abscheulichen Monster, welches seine gleichermaßen gedanken- wie gewissenlosen Betreiber bzw. Verfechter für einen harmlosen Dukaten-Esel halten. In diesem Wahn und in ihrer Gier bringen sie ihm jedes Opfer, auch Menschen-Opfer - aber das Monster wird ungezügelt noch weit, weit mehr fressen.

Zudem erinnert die Gigantomanie der Schiffe an den frevelhaften Turmbau zu Babel, und ich hege den heimlichen Wunsch, dass die Bauleute und Knechte des Monsters in gleicher Weise mit einem Schlag vertrieben und versprengt würden. Nur, dass natürlich auch dies eine sehr vordergründige, hilflos-menschliche Vorstellung ist - denn es blieben uns die Reste der Kähne; es blieben Millionen von Arbeitslosen ...

Der einzige Weg wäre wohl, dass so viele Menschen zum Gebrauch ihrer Vernunft (zurück-)gelangten, dass keine neuen Horror-Schiffe mehr gebaut und so das Monster allmählich ausgehungert würde ... aber das kann Jahrzehnte dauern - und der Wille, damit zu beginnen, ist m.E. kaum oder gar nicht erkennbar. :cry: Statt dessen herrschen, s. oben, Gewissenlosigkeit und Gier.
 

Expertenberechnungen zufolge gehen die Pegelstände in den Seitenkanälen infolge der Sogwirkung bei der Passage der über 300 Meter langen Kreuzfahrtschiffe jedes Mal um 20 Zentimeter zurück . Gleichzeitig wird durch die Verbrennung des schweren Dieselöls ein Emissionsvolumen frei, das den Abgasen von 14.000 Automobilen entspricht.

Die Anhänger von NoGrandiNavi haben deshalb ein Fahrverbot für die mehr als 40.000 Bruttoregistertonnen schweren Schiffe und die Verwendung von Dieselkraftstoff mit weniger als 0,1 Prozent Schwefelanteil gefordert. Die gerne zitierten wirtschaftlichen Erträge des Kreuzfahrttourismus bleiben ihren Berechnungen erheblich hinter den damit verbundenen Umweltkosten zurück.
 
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Venedig: Pläne für neuen Kanal rufen Protest hervor

Derzeit hat Venedig keine Regierung, und dieses politische Vakuum, so sagen Umweltschützer und Stadtpatrioten, hätten „die Kreuzfahrt- und die korrupte Baulobby“ dazu genutzt, um „zugunsten ihrer eigenen Interessen die schlechteste aller möglichen Lösungen durchzusetzen“. Das „Comitatone“, also das Komitee aus Regierung, Fachleuten, sowie Stadt- und Regionalpolitikern hat in der Ferienstille des August jetzt beschlossen, für die Kreuzfahrtschiffe einen neuen Kanal in die Lagune zu baggern.
 

Venedig will sich aus dem Würgegriff der großen Kreuzfahrtschiffe befreien und die Lagunenstadt vor Überschwemmungen schützen. Ein neuer Plan soll die Kreuzfahrtpassagiere auf sanftere Weise in die Stadt spülen. Während die Kreuzer vor den Toren der Stadt warten, sollen elektrische Boote die Urlauber in die Altstadt bringen.

Das neue Projekt des Unternehmens Duferco Engineering sieht die Errichtung einer künstlichen Insel nahe des Lido vor. Beim Terminal "Venice Cruise 2.0" in der Nähe des Dammystems Mose, das Venedig vor Überflutungen schützt, sollen in Zukunft bis zu fünf Kreuzfahrtschiffe gleichzeitig verweilen, während ihre Passagiere mit elektrischen Katamaranen nach Venedig gebracht werden.

In einer Stunde am Canal Grande
Die Boote können angeblich bis zu 800 Passagiere transportieren. Die Kreuzfahrttouristen sollen auf diese Weise binnen einer Stunde die weltweit bekannte Innenstadt erreichen. Venedig braucht die Kurzzeit-Gäste wie einen Bissen Brot, spülen sie doch 430 Millionen Euro im Jahr in die Kassa und erhalten 5.000 Arbeitsplätze.
 
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In einer Stunde am Canal Grande
Die Boote können angeblich bis zu 800 Passagiere transportieren. Die Kreuzfahrttouristen sollen auf diese Weise binnen einer Stunde die weltweit bekannte Innenstadt erreichen. Venedig braucht die Kurzzeit-Gäste wie einen Bissen Brot, spülen sie doch 430 Millionen Euro im Jahr in die Kassa und erhalten 5.000 Arbeitsplätze.
Letzteres wage ich zu bezweifeln oder zumindest zu relativieren.
Die allermeisten der Tagesgäste essen auf dem Schiff und kaufen höchstens billige Souvenirs. Allerdings könnte genau das ein Argument sein:
Wenn ihr Kreuzfahrtriese weiter weg ist, essen sie womöglich doch in der Stadt. Was das allerdings für "Boote" sein sollen, die 800 Passagiere auf einmal befördern, will ich lieber nicht wissen. :~
Dennoch: Lieber wärs mir schon, sie blieben irgendwo draußen. ;)
 
Ein Verwaltungsgericht in Venedig hat das erst in diesem Jahr in Kraft getretene Fahrverbot für Kreuzfahrtschiffe über 96.000 Tonnen in der Lagunenstadt für ungültig erklärt. Die privaten und öffentlichen Interessen, die von dem Verbot betroffen wären, seien nicht in ausreichendem Maß abgewogen worden.
Das Urteil gilt als Erfolg für die Kreuzfahrtbranche, die sich gegen ein Fahrverbot für Luxusliner in Venedig gewehrt hat. Gegen das Urteil will das Verkehrsministerium in Rom jedoch Einspruch beim Staatsrat erheben, der letzten Instanz in Verwaltungsverfahren.
Mehr als zwei Millionen Kreuzfahrttouristen kommen jedes Jahr nach Venedig, das bringe 430 Millionen Euro in die Stadt und erhalte mindestens 5.000 Arbeitsplätze, argumentiert die Hafenbehörde, die sich für die Kreuzfahrtschiffe in Venedig ausspricht.
 
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