Bericht: Unterwegs in Apulien

Pasquetta

Magnus
Stammrömer
Auf Grund hiervon: "Das erste Mal in Apulien" habe ich mal meine (für heutige Verhältnisse ;)) "spärliche" Foto-Ausbeute unserer Apulien-Rundreise durchgeschaut und wieder festgestellt, wie schön dieses Land ist und darum dieser eigenständige "Antwort-Thread".

Vor nunmehr fast vierzig Jahren hatte ich eine Arbeitskollegin, die aus Andria stammte und der ich, als sie - heimwehkrank - wieder dorthin zurück ging, versprochen hatte, „ihrem“ schönen Apulien einmal einen Besuch abzustatten. Dieses Versprechen konnte ich aus den verschiedensten Gründen lange nicht einlösen. In der Zwischenzeit haben wir einen guten Freund, der aus der Nähe von Bari kommt. Und so wurde es wirklich Zeit, Apulien einmal zu besuchen.

Wir hatten eine Rundreise gebucht, d.h. Flug , Mietwagen und die Reiseroute „abgesteckt“ mit den Hotels, die vorgebucht waren, jedoch die Besichtigungen, bzw. das was wir sehen wollten, selbst zusammengestellt. Dazu hatten wir – wohl wissend, wie anstrengend so eine Woche ist, während der man an fast jedem Tag an einem anderen Übernachtungsort eintreffen soll und tagsüber natürlich so viel wie möglich sehen möchte – im Anschluss an die Rundreise einige Erholungstage (in einer Hotelanlage „jwd“ am Meer) eingeplant. Wir waren wieder während unsere bevorzugte Reisezeit Ende Mai unterwegs, aber auch im Spätherbst wird es sicherlich schön und angenehm zu reisen sein in Apulien. Die Sommermonate mit „Backofentemperaturen“ sind nur am Meer auszuhalten, wie uns unser Freund erzählt..

Auch wir beschränkten uns auf den südlicheren Teil Apuliens, wenn sicherlich auch der nördliche, der „Sporn des italienischen Stiefels“, der Gargano (mit Monte Sant'Angelo) landschaftlich sehr schön ist (und vor allem von den Italienern gern besucht wird – Padre Pio macht's möglich ;)).


Also, wie war das damals vor ein paar Jahren in Apulien...

Wir haben in Bari unseren Mietwagen übernommen - von Deutschland aus buchen, das spart enorm Kosten, wie wir später in einem Hotel von einem „Leidgeplagten“ erfuhren, der merkte, dass man von einem Land mehr kennenlernt, wenn man auch Ausflüge macht, statt nur am Strand zu liegen.


Nach einer Fahrt am Meer entlang - damals hatten wir noch kein Navi und uns somit auf mein „Straßenkartengefühl“ :~ verlassen - mit schönen Blicken auf die Stadt und Kaffeepause am Hafen machten wir den ersten Halt in Conversano, dem „Kirschgarten Apuliens“, mit dem Castello,


mit der Kathedrale, deren Fassade im typischen apulisch-romanischen Stil mit schöner Rosette besticht und


mit der Konvent-Kirche San Benedetto, deren allererste Spuren auf das 6.Jh. zurückgehen sollen.

Hierher sollten wir am Ende unserer Reise noch einmal kommen um dann auch das „Kirschfest“ zu besuchen; das dürfte jedoch außerhalb der Reisezeit von Angela liegen ;).

Die ersten beiden Übernachtungen waren in der Nähe von Alberobello, der Stadt der Trulli, gebucht und wir hatten am späten Nachmittag noch Zeit, uns solche anzusehen. Die Trulli sollen im (Morgen- bzw.) Abendlicht am schönsten sein. Wenn ich mich recht erinnere, so gab es ausgeschilderte (geführte) Besichtigungsrouten zu den Trulli (mit Touri-Zentren?). Wir haben uns jedoch dafür nicht interessiert, sondern sind in die Altstadt gefahren und durch die Gässchen geschlendert, so dass wir noch den ursprünglichen Reiz dieser Kegelbauten in der Bauweise von früheren Hirtenhütten geahnt haben. Trulli gibt es im Umland von Alberobello verstreut immer wieder.


Wenn man nicht klaustrophobisch veranlagt ist, bietet sich ein Besuch einer der Grotten im karstigen Gebiet um Alberobello an. Da gibt es die größere Grotta di Castellana, die seinerzeit schon touristisch stark erschlossen war, und so sind wir wieder einmal den Touri-Pfaden ausgewichen und haben die kleinere (und preisgünstiger! aber: Öffnungszeiten beachten!) Grotta del Trullo (Grotta di Putignano) besichtigt und es nicht bereut.

Eingang der Grotta del Trullo

Ich habe interessehalber mal einige zeitnahe Bewertungen nachlesen und konnte bestätigt finden, was unsere eigene Erfahrung vor etlichen Jahren schon war: das Personal ist sehr freundlich und zuvorkommend gewesen. Weil wir an diesen Vormittag (vorerst?) die einzigen Besucher waren, hatten wir sozusagen eine „Privatführung“, die ausführlich und kenntnisreich war.


Wie vieles so „nebenher“, findet man solche Kleinode wie z.B. die Abbazia Santa Maria di Barsento versteckt, mitten in der Landschaft. (Die kleine weißgekalkte Kirche befindet sich an der Strade Vicinale Barsento, bei Noci .)


Von Alberobello aus erkundeten wir noch Locorotondo (wo guter Wein produziert wird). Was der Name des Ortes bedeutet - „runder Ort“ - sieht man gleich, wenn man die (kreisrund um einen Hügel angelegten) Gassen der schönen Altstadt durchstreift.



Der weite Blick geht über das Valle d'Itria mit seinen verstreut liegenden Trulli.

Auch das nicht weit entfernte Martina Franca liegt auf einem Hügel und lädt mit seiner hübschen Altstadt, den Barockkirchen und -palästen zum Verweilen ein.



Lange nahm man an, dass der schöne Palazzo Ducale Gian Lorenzo Bernini zuzuschreiben ist, aber „Pustekuchen“, nun weiß man, dass er ein Werk von Giovanni Andrea Carducci aus Bergamo ist, der nach einer Zeichnung Berninis gearbeitet hat. Auch was wert.


Wir haben ihn seinerzeit nicht besichtigt; ich habe aber gelesen, dass er (kostenlos) täglich (außer sonntags) zugänglich ist von 08.30-13.30 Uhr, (s. hier).


Unser nächstes Hotel war in Bisceglie gebucht, d.h. wir fuhren Richtung Norden – zur „Krone Apuliens“, dem Castel del Monte.
Auf dem Weg lohnte ein Abstecher nach Bitonto, nordwestlich von Bari, mit einer der schönsten romanischen Kirchen Apuliens, der Kathedrale San Valentino.


Glanzlichter im Inneren: die herrlichen Kanzeln und die Ausgrabungen, mit dem Mosaik, das einen Greifen darstellt.


Dazu ein Zitat aus wikipedia, das den Kanzelaufgang gut beschreibt. Leider ist mein Foto unscharf geworden. Darum freue ich mich jetzt schon auf Eure bzw. die Fotos, die Dein BEVA machen wird :nod:)

... wurde dieses Relief geschaffen, in dem vier staufische Herrscher in direkter aufsteigender Linie nebeneinander gestellt wurden: Friedrich I. Barbarossa, sein Zepter in der Linken an seinen Sohn Heinrich weiterreichend. Daneben - eine Stufe höher - Friedrich II. und als letztes sein Sohn Konrad IV. Eine Krone haben nur zwei, nämlich Friedrich I. und Friedrich II.
Das Greifen-Mosaik aus den Ausgrabungen


Weiter ging es zum Castel del Monte – Friedrich II. der Stauferkaiser, „stupor mundi“ (Staunen der Welt) genannt – und nur staunen kann man wenn man dieses Bauwerk sieht, besichtigt, besteigt und von dort in die Landschaft schaut, die Friedrich II. so geliebt haben soll... - jeder weitere Kommentar dazu erübrigt sich.







Öffnugnszeiten sollten von 09.00 bis 18.30 Uhr sein; der Eintrittspreis hat sich in der Zwischenzeit „ein wenig“ erhöht (3,-- Euro bei uns, jetzt lt. Website 5,-- Euro). Ich erinnere mich, dass man nur bis zu einem gebührenpflichtigen Parkplatz am Fuße des Berges fahren konnte und von dort ein Bustransfer zum Castel eingerichtet war.

An Andria vorbei fuhren wir nach Barletta, der Hafenstadt mit dem Kastell, in dem das angeblich einzige (lebensechte) Abbild Friedrich II. sein soll, die romanisch/gotische Kathedrale S.Maria Maggiore (man beachte die „Dachzipfelmützen“ wie bei den Trulli), die Basilica Santo Sepolcro und dem „Colosso eraclio“, die große Bronzestatue des Koloss von Barletta, das Wahrzeichen der Stadt.




:~ Man beachte das Größenverhältnis. ;)

Nach ca. ½ Stunde Fahrt sind wir in Trani. Die aus dem hellen pietra tranese erbaute Kathedrale S. Nicola Pellegrino liegt wunderschön unmittelbar am Meer, wie ein „Wegweiser“ für die Kreuzfahrer und Kaufleute, die in der Zeit der Kreuzzüge von Bari und Trani aus in das Heilige Land fuhren.




Leider konnten wir die Kathedrale innen nicht besichtigen, da irgendwo/irgendwas renoviert wurde und sie nicht zugänglich war.

Bis zu unserer „diesnächtigen“, wieder guten Unterkunft in Bisceglie war es nicht weit, so dass der Reisestaub dieses Tages sogar noch im Schwimmbad abgewaschen werden konnte.

Am nächsten Morgen ging es weiter ? große Richtung zu „einer der ältesten Stadt der Welt“, nach Matera in der karstigen Hochebene der östlichen Basilikata. Aber der Reihe nach...


Fortsetzung folgt...
 
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Trotzdem es sich hier noch um eine Baustelle handelt, darf man sich doch bestimmt schon mal über die interessanten Photos freuen (die Trulli allerdings waren mir dabei nicht neu), oder? :D
 
Liebe Pasquetta,

herzlichen Dank für Deine Apulien-Impressionen!
Ich finde es toll, dass Ihr damals auch die Gegend bereist habt, die wir uns vorgenommen haben. :nod:
Und auch wir interessieren uns nur am Rande für die Trulli und haben ansonsten andere Schwerpunkte, wie Du weißt. ;)

Den Mietwagen werden wir bald reservieren, wir warten noch auf die neue KK des BEVA. Da er lieber selbst fährt und Karteninhaber und Fahrer identisch sein müssen, war dies nötig.

Ja, wir haben wieder Ferienwohnungen gebucht, bis auf die ersten beiden Nächte in Altamura, da ist es ein B&B direkt am Domplatz.
Aber in Ostuni und in Gagliano del Capo haben wir Wohnungen, worauf ich mich (nach einem Sommerurlaub nur in B&B ohne Küche) schon richtig freue.

Die Buchempfehlungen werde ich mir gleich näher anschauen, wir haben im Moment beide Dumont-Kunstführer :~ und den MM.

Liebe Grüße

Angela
 
Trotzdem es sich hier noch um eine Baustelle handelt, darf man sich doch bestimmt schon mal über die interessanten Photos freuen, ... oder? :D

Aber klar doch :nod:, ich freue mich darüber - und räume jetzt diese Baustelle auf ;).


Ja, wir haben wieder Ferienwohnungen gebucht, bis auf die ersten beiden Nächte in Altamura, da ist es ein B&B direkt am Domplatz.

Wie schön :thumbup:, da werdet Ihr mit der Besichtigung des Domes mehr Glück haben als wir, wie Du bald nachlesen wirst können.

Die Buchempfehlungen werde ich mir gleich näher anschauen, wir haben im Moment beide Dumont-Kunstführer :~ und den MM.

Die "Buchempfehlungen" sind aber keine Reise- oder Kunstführer - da seid Ihr sicherlich bereits bestens bedient -, sondern eher als Reiselektüre (der leichteren Art) gedacht. Ich lese vor, bei und nach ;) :] Reisen immer recht gerne etwas, was mit dem bereisten Land zu tun hat (Gianrico Carofiglio ist Barese und seine Romane spielen in der Gegend um Bari).

So, nun räume ich mal die Baustelle und irgendwann später geht es dann weiter (bin momentan etwas in Zeitnot :roll:).
Gruß
Pasquetta
 
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Die Buchempfehlungen werde ich mir gleich näher anschauen, wir haben im Moment beide Dumont-Kunstführer :~ und den MM.

Die "Buchempfehlungen" sind aber keine Reise- oder Kunstführer - da seid Ihr sicherlich bereits bestens bedient -, sondern eher als Reiselektüre (der leichteren Art) gedacht. Ich lese vor, bei und nach ;) :] Reisen immer recht gerne etwas, was mit dem bereisten Land zu tun hat (Gianrico Carofiglio ist Barese und seine Romane spielen in der Gegend um Bari).

Das habe ich schon rausgefunden - und mir gleich einen Auf die Liste gesetzt, denn auch ich mache das gerne, was Du schreibst! ;)

Vielen Dank für Deine Fortsetzung, die ich mit viel Interesse gelesen habe. :thumbup:
 
Vielen Dank für die Rückmeldungen - dann wollen wir mal weiter durch Apulien reisen ;).

Am nächsten Morgen ging es weiter ? große Richtung zu „einer der ältesten Stadt der Welt“, nach Matera in der karstigen Hochebene der östlichen Basilikata. Aber der Reihe nach.


In der Nähe von Bisceglie soll es ein über dreitausend Jahre altes Megalithgrab geben. Mal sehen, ob wir es finden. Und wir fanden es, mitten zwischen Olivenbäumen und Mohnwiesen: die Dolmen di Chianca.


Weiterfahrt nach Ruvo di Puglia mit der romanischen Kathedrale Santa Maria Assunta. Außergewöhnlich die Fassade mit der schönen zwölfstrahligen Rosette. Die „sitzende Figur“ oberhalb soll lt. Überlieferung Kaiser Friedrich II. sein, der den Bau der Kirche mitfinanziert hatte.

Sehenswert soll im Museo Nazionale Jatta die große Sammlung von Vasen sein, die bis aus der Zeit des 5. Jh. v. Chr. datiert werden; berühmtestes Stück: der Talos-Krater. Leider war das Museum geschlossen als wir dort waren.

Auf dem weiteren Weg nach Süden streiften wir das schöne Altamura, wo wir leider enttäuscht wurden: die schönsten Löwen von Apulien – mit der dazu gehörenden Kathedrale, wieder der Maria Assunta geweiht – waren total verhüllt wegen „in restauro“ (den EU-Fördermitteln sei Dank) und nicht zu besichtigen. Es gelang mir nur, durch einen Spalt in der Abdeckung die Maria aus der Verkündigungsgruppe am reich verzierten Kirchenportal abzulichten.


Derzeitige Besucher dürften da sicher mehr Glück haben. :~ ;)

Vielleicht hätten wir das gute Pane-di-Altamura direkt am Ort verkosten sollen... aber wir wollten ja noch weiter, darum zurück zum Auto und dabei ein Blick in die kleinen, schönen Gässchen...


Von Altamura nach Matera ist es entfernungsmäßig nicht weit, aber die Eindrücke könnten unterschiedlicher nicht sein. Die Stadt Matera – eine der ältesten Städte der Welt - liegt beeindruckend „schaurig“-schön am Rand einer steil abfallenden tiefen Schlucht der karstigen Hochebene Murgia Materana.


Wir kamen damals an einem heißen Juninachmittag dort an und bestätigten das weit verbreitete Vorurteil, während der Tageshitze wären nur unterwegs „due cani, tre gatti e i turisti“... Die Stadt war wie ausgestorben, kein Geschäft offen, nicht mal eine Bar – tiefste Siesta-Zeit. Also legten wir erst mal eine kleine Rast im Parco comunale ein und schlenderten dann vorbei an den „unterirdischen Gewölben“,


durch die verlassenen Gassen und waren einfach nur beeindruckt von den vielfältigen Ausblicken auf die Stadt mit der Kathedrale,


und wir verweilten vor der schönen Fassade von San Giovanni Battista.

Später - nach einer kurzen Pause im Hotel – erkundeten wir noch einen empfohlenen Rundweg zu den Sassi, den zugänglichen Höhlensiedlungen und -Kirchen.


Bis in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts lebten, besser: hausten Tausende von Menschen in vor allem unmöglichen hygienischen Bedingungen noch in den Höhlenwohnungen. Nachdem diese „Kulturschande“, nicht zuletzt durch das Buch „Christus kam nur bis Eboli“ von Carlo Levi, einer breiten Öffentlichkeit publik gemacht worden war, wurden die Bewohner in neugebaute Sozialwohnungen am Stadtrand umgesiedelt und die Felsarchitektur von den Filmemachern entdeckt. Pasolini, Francesco Rosi, Mel Gibson und wie sie alle heißen, drehten hier berühmte Titel. Mich persönlich beeindruckte und berührte sehr der nach dem Roman „Christus kam nur bis Eboli“ von Francesco Rosi gedrehte gleichnamige Film, der ein so drastisches Bild der armen, Not leidenden und doch so aufrechten Menschen dieser Region zeigt. Und zugleich auch den großen Autor Carlo Levi würdigt.

Genug davon – die Sassi di Matera sind nun Weltkulturerbe der UNESCO, viele Häuser sind renoviert worden (es gibt sogar (nur?) ein Hotel, exklusiv natürlich, das in einer Höhlenwohnung untergebracht ist), die Stadt ist für den Tourismus erschlossen.

Neben den Wohnanlagen sind auch die Felsenkirchen sehr sehenswert. Leider war fotografieren verboten, was jedoch bei den noch vorhandenen empfindlichen Fresken verständlich ist. Wir haben uns köstlich amüsiert, als wir in einer Kirche das Hinweisschild ergänzt fanden: NO FOTO - NO VIDEO- NO PARTY :!: Wir hielten uns daran als wir Santa Lucia alle Malve, Santa Maria dell'Idris und San Giovanni in Monterrone besichtigten. Im sogenannten Convicinio di Sant'Antonio mit mehreren kleinen Felsenkapellen entstand das einzige Foto in diesem Zusammenhang.


Natürlich könnte man noch viel mehr Zeit in dieser Stadt verbringen. Nur sollte man, wenn man in der Innenstadt einen Parkplatz gefunden und dafür am Automaten den nötigen Obolus entrichtet hat, die Parkzeit einhalten ;). Es wird/wurde akkurat kontrolliert, was uns wegen fünf Minuten über der Zeit parken einen Strafzettel einbrachte. Strafzettel und Mietauto 8O – wir hatten keinerlei Erfahrung damit und wollten unsere Schulden gerne begleichen. Nach vielen Nachfragen, wie und wo – und Suchen nach der entsprechenden Dienststelle – alles kostete Zeit und Nerven x( - wurden wir endlich fündig: bar zu bezahlen Euro 0,70! Das hat den Aufwand gelohnt :lol: - aber heute können wir darüber lachen. Und damals brauchte es zum guten Abendessen im Hotel einen extra guten Tropfen aus der Basilikata.



Fortsetzung folgt ...
 
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Liebe Pasquetta,

auch diese Fortsetzung hat unsere Vorfreude wieder steigen lassen, ganz herzlichen Dank dafür!
Allmählich glaube ich, dass wir nicht annähernd alles Sehenswerte werden besuchen können. Aber es soll ein erster Eindruck werden und nach allem, was ich bis jetzt hier und anderswo sehe, werden weitere Besuche folgen (müssen). ;)

Altamura wird unsere erste Übernachtungsstation sein, so dass wir das auf jeden Fall sehen werden, auch Matera muss sein. :nod:
 
Liebe Angela,

auch diese Fortsetzung hat unsere Vorfreude wieder steigen lassen,

es freut mich, wenn ich dazu beitragen kann, dass die Vorfreude steigt. Vorfreude soll ja angeblich die schönste Freude sein. Aber die Freude, die dann ein Aufenthalt in Apulien bringen kann, ist auch nicht zu verachten ;).
Ich lade Dich ein, mich noch ein Stückchen weiter zu begleiten auf unserer Apulienfahrt. Vielleicht sind ja Anregungen für Eure Reise dabei.

Liebe Grüße
Pasquetta
 
Am nächsten Tag ging es weiter durch „la Puglia“, zuerst nach Taranto. Man möchte meinen, um diese Industrie- und Hafenstadt – deren Raffinerietürme und Fabrikschlote man schon von weitem sieht – sollte man vielleicht lieber einen Bogen machen.


Im Gegenteil: Tarent, die „Stadt der zwei Meere“ (Mar Grande = Mittelmeer und Mar Piccolo = hinter der Meerenge liegende Lagune) lohnt einen Halt sehr.​
Da sind u.a. die (zugegeben) etwas „kläglichen“ Reste des Poseidontempels aus dem 4. Jh. v.Chr., aber immerhin der älteste Tempel der Magna Graecia.


Dann die Kathedrale San Cataldo mit einer Barockfassade am ältesten Normannendom Apuliens – wie das passt muss man sich selbst ansehen. Während wir uns an diesem heißen Tag 2006 in Taranto aufhielten, war auch er wieder einmal wegen Restaurierungsarbeiten „eingepackt“, so dass die Besichtigung spärlich ausfiel.

Am beeindruckenden Castello Aragonese vorbei geht es über den Ponte Girevole, die Drehbrücke, ein Wahrzeichen Tarantos, die die Altstadt mit der Neustadt verbindet. Nachdem wir hier umsonst auf der Suche nach dem bedeutenden Museo Nazionale Archeologico waren, um das berühmte Gold von Tarent zu bewundern, haben wir erst einmal eine Eis-Pause im hübschen Giardino an der Piazza Garibaldi eingelegt und dem Treiben des popolino zugeschaut. Der Palazzo, in dem das Museum eigentlich untergebracht ist, wurde von Grund auf renoviert und so waren Teile des Museums ausgelagert. Also machten wir uns auf den Weg zurück in die Altstadt zum „Notquartier“ des sehenswerten Archäologischen Museums. Der Aufwand hatte sich auf jeden Fall gelohnt, auch wenn ich kein Foto davon zeigen kann. Der Webseite nach ist das Museum seit Ende 2007 wieder an der Piazza Cavour untergebracht.
Ministero per i Beni e le Attività Culturali
MARTA

Wir schauten dann noch in die benachbarte Chiesa di San Domenico Maggiore mit der schönen Fassade, erbaut auf den Resten eines griechischen Tempels – auf dem Gebiet der Magna Graecia in Apulien keine Seltenheit - das Innere ist im Stil des 16. Jh. gearbeitet.

An diesem Tag hatten wir noch eine längere Fahrstrecke vor uns und so ging es Richtung Süden, an Nardò vorbei ein wenig ins Landesinnere nach Galatina. Die Siesta-Stunden dehnen sich im Süden Italiens bis weit in den Nachmittag hinein, gerade in kleineren Orten, und die Öffnungszeiten von Kirchen sind ein Rätsel für sich. Also haben wir die romanische Kirche http://www.basilicaorsiniana.it/index.asp?id=25 Santa Caterina d'Alessandria zunächst nur von außen bewundern können.


Wie die Zeit überbrücken, bis die Kirche offen ist? Schnell ein Abstecher ins ca. 8 km entfernte Corigliano d'Otranto. Auch hier ist sonntägliche Nachmittagsruhe: alles geschlossen. Das herrliche Barockschloss „Castello de'Monti“ öffnet für unseren Zeitplan zu spät, also wieder nur eine Außenansicht mit Prachtportal und eine kleine Umrundung der Anlage.

Zurück in Galatina ist die Kirche immer noch geschlossen. Wir warten und dösen vor uns hin - außer einem Bettler kommt keine andere Menschenseele vorbei – und plötzlich ist die Kirchentür offen, ohne dass wir etwas von dem dienstbaren „Türgeist“ gemerkt hätten. Aber das Warten hat sich gelohnt :nod: :!:
Ein religiöses „Bilderbuch“: die Kirche ist vollständig mit Fresken ausgemalt. Sie soll an Bilderreichtum denen der Kirche S. Francesco in Assisi nahe kommen. Ohne weitere Worte (z.B. hier): Affreschi in S.ta Caterina d'Alessandria

Nun konnten wir zufrieden und glücklich in unser nächstes Quartier fahren, das wir nach ein wenig Suchen im sonntäglichen Getümmel von Gallipoli als Strandhotel entdeckten: wie aus dem Katalog :~ :D - groß :twisted:, aber sehr schön direkt am Meer gelegen. Alles hat seine Vor- und Nachteile ;) :roll:.


Fortsetzung folgt...
 
Am nächsten Morgen ging es nach einem entspannten Frühstück inmitten der hoteleigenen Pineta weiter nach Otranto. In gut einer Stunde haben wir den unteren Absatz des italienischen Stiefels überquert, vom Ionischen zum Adriatischen Meer.

Leider gibt es seltsamerweise :? 8O von diesem - und auch weiteren - Besichtigungspunkten dieses Tages kaum Fotos. 8O :? Warum auch immer, vielleicht war die Hitze schuld ;) :twisted:. Darum greife ich zum besseren Verständnis auf einige Web-Links zurück.


Auf jeden Fall: Otranto - die östlichste Stadt Italiens machte einen sehr ansprechenden Eindruck mit der intakten Altstadt, durch deren Gassen wir zur Kathedrale gelaufen sind. Die Kirche Santa Annunziata mit der schönen Fensterrosette ist berühmt vor allem wegen des riesigen Bodenmosaiks, das als "Lebensbaum" biblische, mythologische und weltliche Themen aufgreift. 10 Millionen Mosaiksteinchen soll der Mönch Pantaleone in über 700 einzelnen „Geschichten“ miteinander verwoben haben. - Sehr lange haben wir dieses Wunderwerk betrachtet, bevor wir auch in den „Säulenwald“ der Krypta hinabgestiegen sind.

Nur ein paar Minuten von der Kathedrale entfernt, etwas versteckt mitten in den verwinkelten Gassen, steht ein anderes Kleinod: die kleine byzantinische Kreuzkuppelkirche San Pietro. Der Legende nach soll der Apostel Petrus hier seine erste Predigt auf italienischen Boden gehalten haben. Gut, auch andere Küstenorte möchten dieses Privileg gerne für sich in Anspruch nehmen, aber hier könnte es gewesen sein...


Um die wunderschönen Fresken ansehen zu können, muss man vielleicht auch heute noch nach dem Schlüssel für die kleine Kirche fragen. (Wir haben in der Kathedrale gefragt und konnten uns der Signora anschließen, die für einige bereits an der Kirche wartende Besucher aufschließen wollte.) Ein Besuch von San Pietro in Otranto lohnt!!

An der Festungsanlage vorbei sind wir zurück zum Parkplatz und haben uns – nach einer caffè-Pause und eingedeckt mit Proviant – auf die Weiterfahrt begeben, entlang der südlichen Ostküste der Halbinsel Salento. Übrigens (das war schon einmal an anderer Stelle Thema ;)): der hier gesprochene Dialekt unterscheidet sich von dem im restlichen Apulien. Im Salento ähnelt er dem sizilianischen und es gibt noch die „griechischen Sprachinseln“ (z.B. Castrignano de'Greci bei Lecce und die Orte drum herum) wo noch das griko gesprochen wird.

Die Fahrt auf der Küstenstraße bietet immer wieder schöne Ausblicke auf das Meer und lädt einfach zum Schauen und Genießen ein. Im Nachhinein würde ich meinen, das diese „Fahrt mit Meersicht“ zu einer anderen Tageszeit zu machen besser wäre. Wir waren mittags und nachmittags dort unterwegs und sind somit „gegen die Sonne“ gefahren. Wahrscheinlich wäre es angenehmer, die Sonne im Rücken zu haben...


Am „Ende der Welt“ geht der Blick dorthin, wo das Adriatischen Meer auf das Ionische trifft und bis hinüber nach Albanien. Nicht nur in Spanien und der Bretagne gibt es das Finis terrae, auch in Italien, in unserem Falle in Apulien, gibt es einen Ort, der am finibus terrae liegt: Santa Maria di Leuca mit der Basilika Santa Maria de finibus terrae. Hier soll Petrus auf seinem Weg nach Rom Halt gemacht haben und während seines Aufenthalts in Leuca zerfiel der Minerva-Tempel und an dessen Stelle wurde eine christliche Kirche erbaut. Die heutige Kirche Santa_Maria_di_Leuca stammt aus dem 18. Jh. und von ihrem Vorplatz, auf dem der imposante Leuchtturm steht, hat man die schönste Rund- und Aussicht auf die Küste und das Meer.


Schon Vergil hat die Küste von Leuca beschrieben „Weit im Bogen gekrümmt ist die Bucht von der östlichen Flut her,Geklipp, turmartig, in doppeltem Walle, Senkt zwei Arme zum Meer“ Der Ort Leuca war um 1900 ein beliebter Ferienort für Reiche, davon zeugen noch etliche „extravagante“ Jugendstil-Villen.



Die Rückfahrt zum Hotel bei Gallipoli erfolgte durchs Landesinnere mit einem Zwischenstopp im „kleinen“ Casarano. Die kleine Kirche S. Maria della Croce in Casaranello geht auf das 5. Jh. zurück und birgt wunderschöne Mosaiken aus dieser Zeit und Fresken aus der byzantinischen Epoche. (Comune di Casarano) Ich kann nicht sagen, welche Öffnungszeiten diese „Hochzeitskirche“ hat. Uns hatte seinerzeit ein alter, überaus freundlicher Kirchendiener, der gerade dort nach dem Rechten schaute, aufgeschlossen und uns auch – angetan von der Schönheit „seiner“ Kirche – begeistert auf die versteckten Symbole in den Mosaiken und Besonderheiten auf den Fresken hingewiesen. Als ich den Blumenschmuck (von der letzten Hochzeit?) bewunderte, überreichte er mir sofort eine der wunderschönen langstieligen weißen Rosen, ganz Kavalier der Alten Schule.



Fortsetzung folgt...
 
Liebe Pasquetta,

mit Begeisterung verfolge ich deinen Bericht über Apulien und freue mich schon sehr auf die Fortsetzung.

Viele Grüße

Tizia
 
Am nächsten Tag würden wir unser letztes Quartier in Apulien ansteuern: ein Hotel am Meer bei Ostuni, in dem wir auch noch einige Tage bleiben wollten, um uns von den „Strapazen“ der Rundreise zu erholen.


Von Gallipoli aus ging es erst einmal nach Lecce, dem „Florenz des Südens“, der apulischen Barockstadt schlechthin. In der Altstadt kann man an vielen Fassaden den barocco leccese bewundern, der mir trotz der überbordenden Fülle an Dekoration irgendwie leicht und beschwingt erschien. Im Gegensatz zum üblichen „italienischen“ Barock der Sakralbauten, mit ovalen Grundrissen und geschwungener Fassade, bevorzugt der Barockstil von Lecce die lateinische Kreuzform und gerade Fassaden bei den Kirchen.


Über einen kleinen, in sich geschlossenen Platz kommen wir zum Dom S. Maria dell'Assunta.


Die Hauptfassade des Domes S. Maria dell'Assunta ist einfach dekoriert mit einem Giebelaufbau in dem der Stadtpatron S. Oronzo segnend steht.Um so prachtvoller sind die Seitenfassade, der angrenzende Palazzo Vescovile - wie eine „Theaterkulisse“ - und der direkt daneben liegende Palazzo del Seminario, der nach seiner Einweihung von den Bürgern Lecces als „8. Weltwunder“ gefeiert wurde: eine elegante Loggia mit drei Bögen und feine Dekoration um die Fenster, eine der schönsten Barockfassaden der Stadt. Aber das Schmuckstück des Palazzo ist sein Innenhof.


Arkaden mit Zitronenbäumchen umgeben eine „Perle“ des barocco leccese, den mit Blumen- und Obstgirlanden dekorierten Brunnen. Es sieht aus, als ob die in der verschwenderischen Fülle stehende Mädchenfigur gleich anfangen würde zu tanzen.


Weiter ging es, vorbei an der Kirche S. Irene – vor dem hl. Oronzo die Schutzheilige der Stadt -, deren Architekt Francesco Grimaldi Anleihe bei der römischen Kirche S. Andrea della Valle nimmt, an der auch mitgearbeitet hat.


Die hl. Irene an der Fassade der Kirche steht unter dem "Wappen" der Stadt: die Wölfin unter einer Steineiche. Der Stadtname Lecce soll abgeleitet sein vom Namen Lupiae.


Am größten Platz der Stadt, der Piazza S. Oronzo, befinden sich die Reste des Römischen Amphitheaters und auf einer Säule mit korinthischem Kapitell sehen wir eine Statue des Stadtheiligen S. Oronzo (die in Venedig gegossen wurde und gegenüber an der kleinen Kapelle San Marco findet sich über dem schönen Portal der Markuslöwe ;)). Die 29 Meter hohe Säule bezeichnete mit einer anderen – die wir in Brindisi sehen werden – in Zeiten des Römischen Reiches das Ende der Via Appia.

Durch die engen Gässchen – in denen wir irgendwo eine Caffè-Focaccia-Gelato-Pause einlegen - gehen wir noch zur berühmten Basilica Santa Croce. 146 Jahre hat man gebaut, um dieses barocke Meisterwerk zu vollenden. Hier muss man „Barock“ schon mögen: die riesige Fassade der Kirche und des angrenzenden Palazzo del Governo „erschlägt“ oder verwirrt einen leicht mit ihrer überreichen Vielfalt an Formen, Ornamenten und sonstiger barocker Dekoration.


Und trotzdem ergibt es einen harmonischen Gesamteindruck. Besonders schön an der Fassade ist „il rosone“, das reichgeschmückte Hauptfenster durch das das Licht in das Hauptschiff der Kirche einfällt.
Von den Kunstschätzen im Inneren ist besonders beachtenswert der Altar des hl. Franziskus von Paola, der der Schönste im Stil des Lecce-Barocks sein soll. Dieses Meisterwerk ist komplett aus Stein gemeißelt und zeigt detailgetreu und in höchster Qualität Szenen aus dem Leben des Heiligen.

Weiter machen wir uns auf den Weg Richtung Norden. Das nächste Ziel: Brindisi, das an einem natürlichen Hafen liegt und bereits in der Antike ein wichtiger Umschlagplatz war. Die Via Appia, Roms wichtigste Militärstraße, wurde bis Brundisium verlängert und führte direkt zum dortigen Hafen. Eine der römischen Säulen, die den Endpunkt der Via Appia anzeigten, ist noch immer hier zu bewundern (die zweite dient, wie erwähnt, in Lecce dem hl. Oronzo als „Aussichtspunkt“).


Auf unserem Streifzug in der Mittagshitze durch die Gassen von Brindisi –


vorbei an der im Ursprung gotischen Kirche San Paolo eremita - entdeckten wir auch die wunderschöne kleine Kirche San Giovanni al Sepolcro – leider geschlossen, sie sollte jedoch zugänglich sein und es lohnt sicher, die Fresken im Inneren anzusehen.


Besuchen wollten wir gerne noch die Kirche S. Maria del Casale, die nördlich von Brindisi an der Straße zum Flughafen zu finden war. Was für ein Schatzkästchen! Erbaut im romanisch-gotischen Stil des 13. Jh. dort, wo es bereits ein Kapellchen mit einer Marien-Ikone gab, mit eleganter Fassade, die ein freischwebender Baldachin über dem Portal schmückt.


Im Innere der einschiffigen, in der Form eines lateinischen Kreuzes erbauten Kirche ist einen Zyklus wertvoller, byzantinischer Fresken zu sehen. Sie wurden erst im im letzten Jahrhundert freigelegt. Man hatte sie unter einer Kalkschicht und hinter barocken Altären wieder entdeckt, wo sie über zwei Jahrhunderte verborgen gewesen waren.


Besonders gut gefallen hat mir dieses Fresko:


"so sicher wie in Abrahams Schoß"

An der inneren Rückwand findet sich ein wunderschönes „Jüngstes Gericht“ (was wieder eine Parallele zu Venedig/Torcello wäre ;)) (ChiesadiSantaMariadelCasale)
Wir sind ganz allein in dieser Kirche; durch die verfallenen, mit Kletterpflanzen überwucherten Reste des Kreuzgangs weht der warme Wind, es riecht nach dürrem Gras und Sommer...

Von Brindisi nach Ostuni bzw. der „Häuseransammlung“ Santa Lucia am Meer war es nicht mehr weit. Dort befand sich das Hotel in dem wir für die letzten Tage in Apulien untergebracht waren. Die Masseria Santa Lucia lag sehr schön am Meer – aber auch abgeschieden mitten „auf dem flachen Lande“. Für uns, die wir die letzten Tage dieser Reise eher zum Erholen und Faulenzen am Meer gedacht hatten, gerade richtig.

Am späteren Nachmittag besuchten wir noch Ostuni, la città bianca die sehr schön auf den Hügeln liegt und von wo aus man einen weiten Blick auf die Olivenhaine hat, die sich zwischen dem Ort und der Adriaküste erstrecken.




Ostuni ist berühmt für seine gut erhaltene Altstadt mit den pittoresken Gassen und Treppen zwischen den weiß gekalkten Häusern.


Auf der weiten Piazza della Libertà, dem Zentrum der Altstadt, steht das Rathaus und spielt sich das „Alltagsleben“ ab. Weiter sehenswert u.a. Kirchen die gotisch-romanische Basilica S. Maria Assunta mit der herrlichen Rosette in der schönen Fassade.
Für uns neigte sich dieser Tag mit einem Bummel durch die Altstadt-Gassen Ostunis (und dem anschließenden guten Abendessen in der Masseria) seinem Ende zu.


letzte Fortsetzung folgt...
 
Es freut mich, dass Ihr den Button "gefällt mir" angeklickt habt. ;) Dankeschön! :nod:


Wie bereits erwähnt, die restlichen vier Tage waren gut ausgefüllt mit Faulenzen am (und im) Meer, ein paar Spaziergänge durch die Macchia am felsigen Strand und ein paar Ausflüge.


Da war einmal das wunderschön an der felsigen Küste gelegene Polignano a Mare, das wegen seines mit der Bandiera Blu ausgezeichneten Strandes berühmt ist.



Auch hier wieder das Weiß der Häuser und das intensive Blau des Meeres und des Himmels. Fast könnte man meinen, Domenico Modugno (wer kennt ihn noch :?: :D), der Sänger der 1950/60er Jahre, der in Polignano a Mare geboren ist, habe sein Lied "Nel blu dipinto del blu" (vielleicht besser bekannt als „Volare“) für seinen Ort (oder eine Blauäugige daraus) geschrieben.

Neben der spektakulären Lage sind eine weitere Attraktion die vielen Grotten, die den Fels, auf dem die Stadt steht durchlöchern. Direkt unter den Häusern hat das Meer die Karstküste ausgespült, so dass Grotten entstanden. In der berühmtesten, der Grotta Palazzese, kann man sogar nobel speisen.

Nicht dort, sondern im Gewirr der Gässchen in einer ganz normalen Caffè-Bar (an der Piazza S. Benedetto) haben wir eine Spezialität von Poglinano gekostet: den caffè speciale. Caffè, Zucker, Zitronenschale, Sahne und Amaretto, hergestellt aus süßen Mandeln, vom barista fachmännisch in einem kleinen Glas angerichtet – und schon genießt man einen caffè speciale - „e magico“. Sehr lecker – sehr zu empfehlen – und zu haben für zwischen (damals) € 1,50 und (angeblich jetzt) € 1,70. Der Erfinder dieser Kaffee-Köstlichkeit soll Signor Mario Campanella von der Bar "Il Super Mago del Gelo" an der Piazza Garibaldi sein, in dessen Bar „alten Stils“ schon der oben erwähnte Domenico Modugno Stammgast war. Da es bei „Super Mago del Gelo“ auch hervorragendes „Gelato artigianale“ und köstliche Granite gibt, haben wir dort davon probiert.


Ein weiterer Ausflug führte uns noch einmal nach Conversano, das wir ja am ersten Tag unserer Reise bereits „gestreift“ hatten.


Conversano hat u.a. das mittelalterliche Castello vorzuweisen mit einem gepflegten kleinen Stadtpark gegenüber;



die Kathedrale Santa Maria Assunta im apulisch-romanischen Stil erbaut – es war eine Hochzeitszeremonie im Gange, so dass wir das Innere der Kirche ausgespart haben -;



die Kirche San Benedetto mit das Kloster, das bereits 889 urkundlich bezeugt ist, mit dem wunderschönen Renaissanceportal, das von je zwei Säulen die auf Löwen stehen, flankiert wird und dem markanten Campanile, gedeckt mit blau- und gelbfarbigen Majolika und der höchste der Stadt, weil die Benediktiner es so wollten um zu demonstrieren, dass sie sogar mächtiger als der Bischof waren.

Ein alter Mann ließ es sich nicht ausreden, uns noch zur Kirche San Cosma e Damiano zu führen, schließlich wäre dort das Santuario der hl. Rita, die nicht zuletzt deswegen heilig gesprochen worden wäre, weil sie in Conversano ein (Heilungs-)Wunder vollbracht hatte, das als „caso impossibile“ für die Heiligsprechung galt. Dass die Kirche S. Cosma e Damiano das erste sakrale Barockgebäude Apuliens sein soll – 1636 vom Grafen Acquaviva d'Aragona erbaut, wahrscheinlich als ex voto an die beiden „heiligen Ärzte“ für die Genesung seines Sohnes Cosimo - , ist bei so einer wichtigen Volksheiligen wie der hl. Rita, der Heiligen für „aussichtslose Fälle", natürlich zweitrangig...;)

Blieb in Conversano noch ein Spaziergang über den Kirschmarkt, der anlässlich der Festa delle ciliegie, das jedes Jahr Anfang Juni stattfindet, entlang der Hauptstraße aufgebaut ist. Conversano ist Zentrum des apulischen Kirschanbaus und berühmt für sein „oro rosso“.


Als letzte Station für uns wäre Bari zu nennen. Irgendwie blieb für diese schöne (Alt-)Stadt am Meer ein bisschen zu wenig Zeit, oder waren wir schon müde von all den Eindrücken dieser Reise? Bari ist die Hauptstadt von Apulien und eine moderne Hafen- und Universitätsstadt mit einer langen und interessanten Geschichte von der Sehenswertes zu entdecken ist. Neben der Kathedrale San Sabino ist es natürlich – wer kennt nicht die Geschichte vom hl. Nikolaus und wie er nach Bari kam? - die Basilika San Nicola


Stiere (und nicht wie sonst üblich Löwen) tragen hier, einzigartig in Apulien, die Säulen am Eingangsportal. Die Basilika außen und innen wunderschön, auch wenn wieder einmal Hochzeit war und somit nicht möglich, das Innere der Basilika genauer zu erkunden.

Ein Abstecher zum schönen Seitenportal dei Leoni lohnt:


zu sehen sind Kriegsszenen, wahrscheinlich die Einnahme Antiochiens durch Bohemund von Tarent, und Tierfiguren und Fabelwesen.

Neben San Nicola befindet sich die kleine byzantinische Kirche S. Gregorio mit ihren drei Apsiden.
Auf dem Gebiet das der Lungomare nach Norden begrenzt scheint es jetzt an der Landspitze bei der Piazza S. Pietro Ausgrabungen zu geben, die Reste zutage förderten aus der Zeit vor 4000 Jahren.
(Aperta al pubblico l'area di San Pietro) Wir erfreuten uns bei unserem Aufenthalt in Bari „nur“ am blauen Meer.


Hinter dem Hafenbecken, gleich beim Castello Svevo des Stauferkaisers Friedrich II., war ein großer Parkplatz an dem wir damals recht günstig parken konnten. Von dort ist es auch nicht weit in die pittoreske Altstadt. Durch Torbögen taucht man ein in die engen Gassen, in denen reges Leben herrscht, und dort finden wir auch die kleinen Geschäfte, die „baresische Handarbeit“ verkaufen: Orecchiette, die typischen Nudeln, die aussehen wie kleine Öhrchen(muscheln) – bestens geeignet für das Sugo-Rezept meiner ehemaligen Arbeitskollegin aus Andria, die ich ganz am Anfang meines Berichtes erwähnt habe, für die
„Pasta poverella“: Knoblauch in Olivenöl andünsten, herausnehmen und zerdrückte Tomaten hinzugeben, würzen mit Pepe, Sale und Peperoncino, köcheln lassen und zum Schluss reichlich „prezzemolo trittata“ also: geschnittene Petersilie, aber nur die gute, stark duftende glattblättrige :!:, (Anna schwor darauf: „die krause Petersilie, die es hier gibt, ist nicht gut“ war ihre Meinung) Pasta, al dente gekocht, und Sugo mischen, noch einen Schuss rohes Olivenöl darüber geben (a larga mano ;)) und mit Parmesan servieren. Buon appetito :!:

Und als zweites finden wir hier die Bäckereien, die noch ganz traditionell die Taralli herstellen, wahlweise gewürzt mit Peperoncino, Fenchel oder pur nur mit Weißwein und Olivenöl. Flinke Hände formen aus dem einfachen Teig kleine „Taralli“, die erst kurz in kochendes Wasser kommen bis sie wieder oben schwimmen und dann erst gebacken werden: kross und knusprig, ein köstliches Gebäck zu Wein oder als Brotersatz für Vorspeisen.


Noch ein bisschen Meer, piscina und dolce far niente - und dann beenden wir unsere schöne Apulien-Rundreise.





Und noch heute, nach etlichen Jahren, wenn ich im Supermarkt Trauben aus Rutigliano oder Conversano kaufe, sehe ich die weißen Orte auf den Hügeln vor mir und die riesigen Weingärten, die mit Netzen abgedeckt sind, um die Vögel und die Hitze abzuhalten, damit die Trauben ruhig gut reifen können. Wenn ich das gute apulische Brot, mit Sesam gewürzt, und einen rubinroten Salice Salentino dazu genieße, dann ist Apulien, neben all der Kunst und Kultur auch das leuchtend blauen Meer, die weiten Olivenhaine und der blühende Mohn am Wegrand,


und vor allem die freundlichen Menschen, die unseren Aufenthalt so angenehm gemacht haben. Und den wünsche ich auch jedem, der dieses schöne Land kennenlernen möchte.


Danke für's "Mitreisen" durch das schöne Apulien sagt
Pasquetta
 
Liebe Pasquetta,

vielen Dank für die schönen Berichte- Impressionen in Apulien! Die Bilder unter den blauen Himmel sind einfach klasse!

vielen Dank!

Qing
 
Liebe Pasquetta,

keine Sorge, wie ich Deine Berichte mit Spannung erwartet habe, so habe ich sie auch - inzwischen des Öfteren ;) - gelesen, bzw. sie dem BEVA zu lesen gegeben. Mittlerweile ist auch alles fein säuberlich in einem Dokument gespeichert und ausgedruckt - falls wir ohne Internet dort sein werden.

Ich bin tief beeindruckt, wie genau Du Eure Reise noch nach so vielen Jahren erzählen kannst und habe mich über jedes Detail sehr gefreut.

Interessant ist wirklich, wie sehr unser Plan (soweit er bisher existiert ;)) mit Eurem übereinstimmt was die zu besichtigenden Orte, aber auch z.T. den Zeitplan betrifft. Manches Kleinod hast Du uns da gezeigt, das wir auf jeden Fall ansehen werden, aber auch wir wollen die Woche, die wir ganz im Süden verbringen, etwas ruhiger gestalten als die ersten vielleicht etwas vollen Reisetage.
Sobald das Arbeitspensum hier etwas weniger wird (ab der 2. Wochenhälfte) wird auch Die Planung intensiver werden, die Bücher und auch eine gute Karte liegen schon bereit neben Deine Reisenotizen. ;)

Herzlichen Dank für den tollen Bericht!

Liebe Grüße

Angela
 
@ Qing
vielen Dank für die schönen Berichte - Impressionen in Apulien! Die Bilder unter den blauen Himmel sind einfach klasse!
Gerne, liebe Qing - es freut mich, dass Du mitgelesen hast.

@ Angela
Ich bin tief beeindruckt, wie genau Du Eure Reise noch nach so vielen Jahren erzählen kannst und habe mich über jedes Detail sehr gefreut.
:blush: Ich habe Reisetagebuch geführt und anhand der Fotos mit Digitalkamera kann man ja jetzt zeitlich einiges zuordnen.

Manches Kleinod hast Du uns da gezeigt, das wir auf jeden Fall ansehen werden,...

Ich hoffe, dass auch das weniger Bekannte "neben der Hauptstraße" noch immer zu besichtigen ist und Ihr nicht enttäuscht werdet. Ich bin sicher, dass Ihr noch einiges mehr entdecken werdet und ich freue mich jetzt schon auf Deinen Bericht darüber, bzw. auf die schönen Fotos die auch bei dieser Reise sicher wieder entstehen werden. Ich hatte bei unserer Apulien-Reise erst kurz meine erste Digitalkamera und war es noch nicht gewohnt, viele Fotos zu schießen :]. Bei Aufnahmen mit Film in der Kamera hat man doch ein bisschen mehr darauf geachtet, wie viele Bilder man gemacht hat... ;))

Es hat auch mir Freude gemacht, mich wieder an diese schöne Gegend Italiens zu erinnern und ich wünsche Euch noch eine gute Zeit der Vorbereitung und dann eine schöne, erlebnisreiche und angenehme Reise durch Apulien.

Liebe Grüße
Pasquetta
 
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VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für die Fortsetzungen mit den schönen Bildern

:thumbup::thumbup::thumbup:​
 
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