Unser Wochenende in Rom - Februar 2006 - Teil 1

lycia

Civis Romanus
Reisebericht von unsrem Kurztrip nach Rom – Teil 1

Die Lust auf eine Städtekurzreise zum Kennenlernen haben wir immer mal wieder, und so sollten wir nun endlich unsere Neugier auf Rom befriedigen können.

1. Donnerstag – Anreise

Mit easyJet flogen wir von Berlin SXF (Schönefeld) nach Roma CIA (Ciampino) am ersten Donnerstagabend des Februar 2006. Kurz nach 19h nahmen wir in Rom unser unversehrtes Gepäck in Empfang, verstauten die Wintersachen (Schal, Mütze, Handschuhe...) und packten das Handgepäck in die Kraxen zum Gehen. Aus dem Flughafengebäude raus, sahen wir links einige Busse. An einem der Firma Atral stand "Ciampino FS" (Bahnstation) und "Anagnina" (Metrostation) geschrieben. So konnten wir uns also entscheiden, welchen Weg wir lieber nehmen wollten, der Bus hielt bei beiden. Die Nachfrage bei Deutschen hinter uns (Erasmus-Studentin) ergab, die Kombination Bus-Metro sei unkomplizierter als Bus-Bahn, wenn wir weiter als bis Termini in die Innenstadt wollten. Tatsächlich lag unsere über venere.com gebuchte Unterkunft (B&B Casa di Iginia e Paolo) etwa bei der Via Veneto. Somit kamen wir nach einem Blick auf die Karte Roms tatsächlich mit der Metro günstiger. In Anagnina hielt nach ca. 40 Minuten Fahrt der Bus (EUR 3,- für 2 Personen plus Gepäck), sehr praktisch, gleich neben der Treppe zur Metrostation. Kleingeld für einen der wenigen intakten Automaten hatten wir eher zufällig, zogen zwei Tickets (BIT, EUR 1,- p.P.), hievten uns mit Kraxe durchs Drehkreuz. In der Metro die erste Live-Italiener-Studie unseres Lebens. So hörten wir uns in den 20 Minuten Fahrt bis zur Station Barberini in den Klang der Sprache ein und saugten schon mal Mimik und Gestik auf. Beobachten der Einwohner ist und bleibt eine unserer Lieblingsbeschäftigungen in neuen Gegenden.

Aus der Metrostation kamen wir über die steile Rolltreppe auf die Piazza Barberini mit ihren Brunnen Berninis und orientierten uns bezüglich der korrekten Richtung. Erste Hürde dann war der unglaubliche Verkehr Roms. Bereits mehrfach gelesen, bekamen wir nun zum ersten Mal den als "elastisch" beschriebenen Fahrstil zu spüren - Ampel auf Rot interessiert kaum, besonders selten Moto-Fahrer, bei grüner Fußgängerampel und flitzendem Verkehr sollte man schauen, Mut fassen, energisch drauf los laufen. Weder Richtung noch Geschwindigkeit ändern. Stehenbleiben verunsichert. Augenkontakt mit Fahrern ist von Vorteil. Sie fahren dann um einen rum und irgendwie an einem vorbei, manche halten sogar an.
Auf die Weise überlebten wir einen Abend und zwei Tage in Rom ohne jeweils stundenlang an (für uns grünen) Ampeln zu warten. :)

Was uns anderswo in der Welt hin und wieder wahnsinnig macht, in Rom kein Thema: Die meisten Straßennamen sind beschildert! Da findet man zu Fuß recht leicht zum Ziel, so auch wir zu unsrer Unterkunft im Nobelhotel- und Bankenviertel nahe der Via Vittorio Veneto. Dort war es relativ ruhig, kein bißchen zwielichtig und wirklich günstig für Tagestouren zu Fuß. Vom Hausinneren bereits angenehm überrascht, bezogen wir unser geräumiges B&B-Zimmer. Sehr freundlich wurden wir vom jungen Hausherrn Pierpaolo in Empfang genommen, bekamen auch gleich Tips für Stadtbesichtigungen und das Erreichen der wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Da wir leider (noch) kein Italienisch sprechen, verständigten wir uns in Englisch. In den Tagen kam uns die erlernte Spanische Sprache mehrfach zugute, man verstand einiges Geschriebene und auch erste Spracheversuche fielen leicht.

Am ersten Abend zog es uns gleich in die Innenstadt. Zu unserem Erstaunen herrschte jedoch in den meisten Bars nach 23h völlige Ruhe! (Erinnerte uns an die "Montagsruhe" = "lunes por descanso" in Spanien.) So begnügten wir uns mit einem Imbiß im italienischen Schnellrestaurant ("Autogrill" auf der Via del Corso) und streiften noch ein wenig durch die Straßen. Unser Weg führte über Piazza di Spagna (Kirche oberhalb und Platz unterhalb waren Baustelle, daher wenig frequentiert) zur Fontana di Trevi (viele Menschen, lustige Carabinieri, nervige Fotoverkäufer) und heim über die Via Veneto. Nach dem ersten Eindruck freuten wir uns schon wahnsinnig auf die zwei vollen Tage Ewige Stadt.

2. Freitag

Da der zweite Tag ein Freitag war, nahmen wir einen Besuch des Vatikans auf den Plan. Samstags wären die Menschenmengen da sicherlich noch größer. Erstmal aber das nette kleine Frühstück bei Pierpaolo (super italienischer Kaffee!!!), dann ein Spaziergang zum empfohlenen Supermarkt in der Nähe zum Einkaufen der Tagesverpflegung. In dem kleinen Markt gab es alles Notwendige.

Unsere Tagesroute begannen wir im nahen Park der Villa Borghese, ließen uns dann vorbei an der prachtvollen Villa Medici über die Piazza del Popolo (mit eingerüstetem Obelisken) und das Mausoleo di Augusto (ebenfalls Baustelle) zum Pantheon treiben. Lange verweilten wir darin, bestaunten Lichtverhältnisse, Bauweise und Kunst, sogen die Atmosphäre auf. Wir waren begeistert.

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Wie in unserem Reiseführer (Michael Müller, sei hier lobend erwähnt) empfohlen, hockten wir uns später auf die Stufen am davor stehenden Brunnen auf der Piazza della Rotonda zum Vertilgen unserer Brötchen mit Olivenstückchen vom Supermarkt-Bäcker. Schnell bemerkten wir, dass wir von lauter ebenfalls essenden Italienern umgeben waren. Die authentische "Mittagspause" war klasse.

Der weitere Weg führte uns vorbei an Stadtarchiv/Kirche mit schickem Türmchen zur Piazza Navona und ihren berühmten Brunnen durch die mit Antiquitätenläden gespickte Via dei Coronari über die Ponte San Angelo zur Piazza San Pietro. Von der Engelsbrücke ein Blick auf den grün-schlammigen Tiber - naja.

Der Petersplatz präsentierte sich nachweihnachtlich: Vom riesigen Weihnachtsbaum wurden gerade mit einem Kran unzählige Kugeln entfernt. Rechts vor dem Dom am Petersplatz sahen wir dann eine Menschentraube und vermuteten richtig, uns dort mit einreihen zu müssen. Ähnlich der Handgepäckkontrolle von Flughäfen mußten wir dort sämtliche Sachen aufs Band legen. Leider sogar die Spiegelreflex-Kamera! Wäre zu empfehlen, sie abgeschaltet in der Fototasche zu belassen sowie eventuelle Filme in einem Schutzfolie-Beutel. Denn bequatschen lassen die sich da nicht. :)

Dank Niedrigsaison und Wochentag fanden wir uns recht schnell im Inneren der größten Basilika der Welt wieder. Zuerst statteten wir den Gräbern von Päpsten und Petrus einen Besuch ab (wobei alle fotografiert werden konnten, nur das von Johannes Paul II. nicht), bevor wir uns aus den Grotten hoch in den gigantischen Innenraum begaben. In San Pietro ließen wir uns von Kunst und Größe beeindrucken und verweilten lange. Zuletzt fand sogar ein Gottesdienst statt.

Nachdem unsere Füße und Gemüter sich in einer der Kapellen erholt hatten, machten wir uns dann noch auf dem Weg nach oben zur Kuppel (mit Fahrstuhl EUR 7,- p.P.). Zuerst gelangt man über Stufen oder mit Fahrstuhl am unteren Rand der Kuppel zu einem Ausblick in den Innenraum, über viele Stufen in sehr engen Gängen dann noch ans obere Kuppelende auf einen äußeren Rundgang. Den grandiosen Blick über ganz Rom sollte man sich keinesfalls entgehen lassen. Allerdings ist Gelassenheit angesichts der Enge der Treppen gefragt.

Erfüllt von diesen Eindrücken wurden wir als letzte von der Kuppel gebeten und ließen uns in der Dämmerung noch etwas auf dem Petersplatz nieder, um das Gesehene wirken zu lassen. Die Sixtische Kapelle mußten wir vom Plan nehmen, da man sich auf dem Weg dorthin durch die Vatikanischen Museen bewegen müßte. Dies heben wir uns für den nächsten Besuch auf. Nun knurrten unsere Mägen und wurden nach Trastevere ausgeführt zum Pizza-Essen (Pizzeria San Calisto, Tip aus MiMü). Entlang des Tibers erreichten wir das Viertel zu Fuß und waren nun so lahm wie müde.

Nach dem ausgiebigen Genuß zweier Pizzen von irrem Durchmesser in einer kleinen gemütlichen Pizzeria hatten wir genügend Kraft und Laune, den Heimweg anzutreten. Von Trastevere aus bewegten wir uns erstmal über den Tiber an den nächtlich angestrahlten Templi Repubblicani vorbei über Pantheon-Vorplatz und Fontana di Trevi die Via Veneto hoch heimwärts und fielen beeindruckt und erschöpft ins Bett.

(weiter in [thread=480]Teil 2[/thread])
 
AW: Unser Wochenende in Rom - Februar 2006 - Teil 1

Vielen Dank schon mal für diesen tollen ersten Teil Deines Reiseberichts! Mehr dann ggf. am Ende des zweiten Teils. Habe mir außerdem erlaubt, den Hinweis am Ende auf den zweiten Teil mit einem Link zu hinterlegen und den von Dir ja lobend erwähnten Reiseführer in geeigneter Form einzubringen ;) Welcher von den beiden war's denn? Ich kenne nur den, der auch Latium umfaßt.

Herzlichen Gruß
Sven
 
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