Bericht: Toskana/ Umbrien im Durchlauferhitzer

Tja Assisi.....das ist so ein Punkt in meinem geliebten Umbrien. Es ist der einzige Ort in Umbrien, an dem der Tourismus wirklich überbordet und Auswüchse zu beklagen sind (selbst Orvieto ist dagegen beschaulich). Religiöser Tinneff teilweise sehr zweifelhaften Geschmacks allerorten und ab 10.00 Uhr morgens eine fast unerträgliche Masse an Menschen. Ich bin die letzten Male morgens um acht zur Basilika, da ist alles noch wunderschön und dann bin ich spätestens um zehn geflüchtet.
Es gibt übrigens in Assisi und Umgebung natürlich eine beachtliche Konzentration an Hotels, also von Platzhirsch und wenig Konkurrenz kann keine Rede sein, der Ort ist Umbriens touristischer "Hotspot" und es gibt wahrhaftig Pilger in Millionenzahl über das Jahr hinweg. Und seit Papst Francesco ist es noch schlimmer geworden.
Wenn man franziskanische Kontemplation erleben will...La Verna in der Toskana (Casentino). Da hats zwar auch Touris, aber absolut kein Vergleich zu Assisi
 
Lieber Gordon, im Grunde stimme ich dir zu. Wie fast überall kann man dem Trubel aber ausweichen indem man von der Touristenautobahn in die Gassen abbiegt und auch die etwas entlegenen Orte wie die Klausur aufsucht.
Ansonsten gibt es in Umbrien genügend Orte des frühen klösterlichen Lebens s.a. hier unter 1. Ausflug Umbringen.
 
Mit Interesse habe ich auch die weiteren Berichte über die Reise im "Durchlauferhitzer-Verfahren" ;) durch Umbrien gelesen. Ich stelle es mir tatsächlich schwer vor, dass dabei "ein Funke überspringen kann" z.B. auf die Schönheit und das Besondere von Assisi.

Die Fresken der Ober- und Unterkirche sind fantastisch ... Bei mir machte sich beim Anschauen dieses malerischen Hochgesanges auf das Leben des Heiligen Franziskus ein gewisses Unbehagen breit ... Trotz gewisser Verständnislosigkeit meinerseits, war es ein tolles Erlebnis in dieser über und über bemalten Kirche zu sein.
Mein letzter Besuch in Assisi war noch vor dem großen Erdbeben von 1997. Von daher finde ich es einfach nur bewundernswert, wie man es in jahrelanger Arbeit wieder hinbekommen hat, diese wunderbaren Fresken zu restaurieren :thumbup:. Ich denke, der besondere "Inhalt" dieser Bildergeschichten ist auch darauf zurückzuführen, dass Franzikus schon zu Lebzeiten und kurz nach seinem Tod so intensiv verehrt wurde und sich um sein Leben so viele "Geschichten" ranken.

Wenn man franziskanische Kontemplation erleben will...La Verna in der Toskana (Casentino).

Lieber Gordon, im Grunde stimme ich dir zu. Wie fast überall kann man dem Trubel aber ausweichen indem man von der Touristenautobahn in die Gassen abbiegt und auch die etwas entlegenen Orte wie die Klausur aufsucht.

Ich stimme Gordian und Ludivico da vollkommen zu - aber solche Orte - wie das erwähnte La Verna - kann man halt nur aufsuchen, wenn man mehr oder weniger "privat" unterwegs ist ;).
Liebe Nihil, ich wünsche Dir, dass Du irgendwann mal die Gelegenheit hast, auch auf solchen "verwunschenen" Spuren die Toskana und Umbrien zu bereisen :nod:.
 
Ja, Ihr habt recht, Gerade Umbrien und die östliche Toskana bieten eine Vielzahl an ganz ruhigen und beschaulichen Plätzen (Camaldoli, La Verna,
San Pietro in Valle in der Valnerina, sogar die Clitumnus-Quellen) und beim letzten Umbrien-Besuch haben wir zum ersten Mal eine bedeutendere archäologische Stätte (Carsulae) stundenlang bis auf ein paar Archäologen in einer Ecke ganz für uns allein gehabt.
Aber klar, dass man sowas im Rahmen einer geführten Kulturreise kaum aufsuchen kann. Ja, Nihil, wie Pasquetta kann ich Dir nur wünschen, die Region mal auf eigene Faust aufsuchen zu können.
 
Liebe Pasquetta, lieber Gordian und Ludovico, danke für eure Wünsche und Ratschläge. Ich hoffe, dass ich irgendwann nach meinem Gusto und in meinem Tempo diese wunderschöne Gegend entdecken werde. Denn so viel gab auch diese Reise her: es war wie Antipasti, serviert in einem Schnellrestaurant :]. Der Appetit wurde dabei geweckt. Und macht Hunger nach mehr...

So nun zum Rest der Reise, der recht dünn ausfällt...was vorallem auf mein kränkelndes Verdauungsorgan zurückzuführen ist.

Auf dem Weg nach Arezzo wollten wir eigentlich noch Santa Maria degli Angeli in der Ebene von Assisi in Augenschein nehmen, kamen aber zu spät für den letzten Einlass vor der Mittagspause. Grosser Protest :x, denn wir kommen doch schliesslich aus Spanien, da kann man doch mal eine Ausnahme machen:!: Die Italiener blieben stur und liessen sich nicht erweichen. :D

Wir fuhren weiter nach Perugia, benutzten den netten Funiculare, um auf den Berg zu kommen und schauten zunächst die Piazza IV Novembre mit dem wunderbaren Fontana Maggiore an, erbaut ca. 1260 von Niccola und Giovanni Pisano. Anschliessend besuchten wir die Galeria Nazionale dell Umbria im Palazzo dei Priori, wo ich am liebsten den restlichen Tag verbracht hätte. Was für Kunstwerke dort versammelt sind :!::!::!:. Fotos machte ich keine, kaufte aber 2 sehr gute Bücher auf Deutsch über Malerpersönlichkeiten, die in Umbrien / Toskana und Rom tätig waren: Pinturicchio und Benozzo Gozzoli. Natürlich gab auch hier die Gruppe wieder lautstark Protest über fehlende Literatur in Spanisch.:roll: Ich fand, die Auslagen eigentlich sehr vielfältig und in mehreren Sprachen erhältlich. Wenigstens Englisch sollte man halt können, wenn man im Ausland eine Reise tut :smug:. Und so weit weg ist Italienisch vom Spanischen auch nicht... , wenn man wirklich lesen und verstehen will.

Dann ging es weiter nach Arezzo, wo wir am nächsten Tag einen Rundgang durch das Städtchen machten. Hier war über die ganze Stadt ein Markt mit Antiquitäten verteilt.
Zunächst schauten wir uns Santa Maria della Pieve an, ein romanisches Juwel. Diese wurde von den Bürgern der freien Stadt erbaut, auch in Konkurrenz zum Dom auf dem Hügel.

Medium 276283 anzeigen
Apsis der Kirche von der Piazza Grande aus.

Medium 276278 anzeigen
Die Loggia über dem Eingang.

Medium 276279 anzeigen
Anbetung der heiligen drei Könige


Innen spielte gerade der Organist, was eigentlich einer der schönsten Momente bei einem Kirchenbesuch sein könnte. Der Arme wurde allerdings mühelos vom Geschnatter der spanischen Conquistadores übertönt bis er genervt das Orgelspiel unterbrach. Zu schade.

Medium 276280 anzeigen
Wenigstens zeigte sich Maria mit Jesuskind unbeeindruckt vom Lärmpegel.

Medium 276287 anzeigen
Die Loggia mit ihren verschiedenen Säulen.

Danach trennte ich mich von der Gruppe, da mein Schwerpunkt leider mehr auf Cafes mit Toilette eingeschränkt wurde. Stuhlgang statt Kunstgang :thumbdown :uhoh:. Ein paar Einblicke gab es aber dennoch.

Medium 276282 anzeigen Medium 276286 anzeigen Medium 276284 anzeigen

Und hier noch ein Bild extra für Angela, die Musikerin:


Neben Guido von Arezzo, der kurz gefasst, die Notenschrift entwickelte, wurde in Arezzo auch Giorgio Vasari geboren, Architekt, Maler und Schriftsteller, Francesco Petrarca, Poet und Humanist, und auch Gaius Maecenas, ein Freund Kaiser Augustus und Förderer der Kunst, woraus sich das Wort Mäzen entwickelte. Ein wirklich illustres Städtchen:!:

Im Dom SS Donato e Pietro gibt es noch viel mehr zu entdecken als das herrliche Marmor-Retabel

Medium 276289 anzeigen
Medium 276290 anzeigen
Medium 276291 anzeigen

Natürlich musste aber auch S. Francesco besucht werden, eine äusserlich schlichte Kirche, die innen aber herrliche Fresken offenbart.
In der Kapelle Bacci hinter dem Altar ist die Legende vom wahren Kreuz dargestellt, gemalt zwischen 1452 und 1466 von Piero de Francesca. Eines der bedeutensten Werke der Frührenaissance. 8O

Die Geschichte, die dahinter steht, beruht auf der Legenda aurea von Jacobus de Voragine, eine etwas komplizierte Geschichte, um die Entstehung des wahren Kreuzes: dem sterbenden Adam wird ein Zweig des Baumes der Erkenntnis in den Mund gepflanzt, die Weissagung der Königin Saba an König Salomon, dass der Erlöser an dem Kreuz sterben wird, worauf Salomon das Holz vergraben lässt, dieses aber vom Wasser freigespült wird. Dann der Traum des Kaiser Konstantin ( in diesem Zeichen wirst du siegen), übrigens die erste gemalte Nachtszene! Die Schlacht an der milvischen Brücke. Kaiserin Helena, die das Kreuz mit rabiaten Methoden sucht und findet, nachdem der arme Jude Levi zuvor in einen Brunnen geworfen wurde bis er das Geheimnis ausplauderte. Diverse Schlachtenbilder, bei denen man das Gefühl hat, dass die Pferde gleich aus dem Bild herausspringen. Eindrücklich:!:


Medium 276304 anzeigen


Medium 276301 anzeigen
Medium 276302 anzeigen
Medium 276300 anzeigen Medium 276299 anzeigen Medium 276296 anzeigen
Medium 276298 anzeigen

So, das war es von meiner toskanisch-umbrischen Durchlauferhitzung. :~ Ich hoffe, ihr habt den Ausflug genossen ohne ins Schwitzen gekommen zu sein. Ich werde hoffentlich diese paradisische Ecke Italiens noch einmal unter die Füsse bzw. Reifen nehmen, und dann auch all die versteckten Örtchen, die ihr mir genannte habt, entdecken.

 
Liebe Nihil,

ganz herzlichen Dank für den schönen Abschluss Deines Durchlauferhitzerberichts!;)
Da habt Ihr ja noch zwei Höhepunkte ganz zum Schluss abgehakt!
Die Galerie in Perugia und der herrliche Brunnen wie auch Arezzo gehören auch zu unseren Lieblingsorten.
Danke auch für den Extragruß von Guido!

Mein BEVA sagte eben, dass Umbrien auch wieder einmal auf unserer Liste stehen sollte!;) Wenn nur nicht die Ferien immer so kurz wären!:~

Liebe Grüße

Angela
 
Zurück
Oben