Bericht: Toskana im Corona-Jahr 2020

Herzlichen Dank für euer Interesse. Bixio, das ist wirklich ein sehr interessanter Artikel, den du verlinkt hast. Ich werde ihn in Ruhe studieren.
Ich erlaube mir, deinen Link in meinen Beitrag zu kopieren; danke.
 
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Gerne, Ludovico!

Ich denke, dass über deine Bilder viele Leser, die Siena und das Umland noch nicht kennen, animiert werden, mal einen Besuch einzuplanen.
Ihr werdet nicht enttäuscht sein.
 
Zu San Gimignano möchte ich für alle Eisliebhaber noch eine der besten und urigsten Eisdielen hier verlinken:

GELATERIA DONDOLI San Gimignano | A World Champion Gelato
Vielleicht ist das ein zusätzlicher Anreiz die wunderschöne und interessante Stadt zu besuchen. Und der Blick auf die Stadt mit ihren Türmen gleicht wirklich Manhattan. Ich war vor Jahren ganz fasziniert als wir vor den Toren der Stadt unser Quartier hatten.
 
Es freut mich sehr, dass der Bericht solches Interesse findet. Eis essen haben wir diesmal auf zweimal in den zwei Wochen beschränkt. Einmal in Siena und einmal in Rom. In Maßen vertragen wir es gerade so.

Querceto 1, Morgenstimmung

Um die Morgenstimmung einzufangen mussten wir früh aufstehen. Nach 20 Minuten Fahrt bogen wir um 6.30 Uhr in einen Feldweg und erklommen mit Stativ und Fotorucksack einen kleinen Hügel. Unsere Dozentin hatte uns schon am Vorabend darauf eingestellt, dass sie uns vor allem darin schulen will, ein weitgehend fertiges Bild in der Kamera zu produzieren. Das bedeutete für mich ein totales Umdenken. Ich bin es gewohnt sauber in RAW zu fotografieren. Dieses etwas matschig wirkende Foto pflege ich dann am PC in einem mir inzwischen sehr geläufigen Workflow zu bearbeiten. Nun hieß es Weißabgleich, Farbtonung und Bildstil direkt an der Kamera einzustellen. Dazu hatten wir genügend Gelegenheit. Da ich vergaß die eine Kamera umzustellen, konnte ich nach der Woche gut die Vor- und Nachteile der beiden Methoden vergleichen. Nun aber zu den Fotos. Wir blieben von einer Viertelstunde vor Sonnenaufgang bis etwa eine Stunde nach Sonnenaufgang an einer Stelle. Nun hieß es die verschiedenen Lichtstimmungen einzufangen. Experimente waren willkommen.


Die Sonne ist noch hinter den Hügeln verborgen. Trotzdem sind die Hügelketten und Baumreihen schon gut zu erkennen. Mit der Kamera auf dem Stativ kann man das vorhandene Licht gut ausnutzen.


Das Haus galt es nach der Drittelregel oder dem Goldenen Schnitt richtig zu platzieren. Der aufsteigende Bodennebel erzeugt mit dem Licht am Horizont die richtige Stimmung.


Direkt in die aufgehende Sonne zu fotografieren ist nicht ganz einfach. Wenn man die Blende weit schließt, erzeugt diese Strahlen. Das funktioniert natürlich auch mit künstlichem Licht.


Selbst eine Schwarz- Weiß- Aufnahme hat bei dieser tief geschichteten Landschaft ihren Reiz.



Bei diesen Fotos war mir die Farbstimmung wichtiger als die abgebildeten Objekte. Ich experimentierte eifrig.



Hier wollte ich malerisch fotografieren. Beim letzten Foto habe ich nachträglich den unteren Bildteil etwas entschärft. Es gefällt mir so sehr gut.


Die einfallenden Sonnenstrahlen erzeugen ein goldenes, warmes Licht, das man fotografisch gut nutzen kann.


Nun habe ich in eine andere Richtung fotografiert. Dort herrschte eine völlig andere Lichtstimmung. An dem Bild mit dem sonnenbeschienenen Hügel kann man den Unterschied gut erkennen. Beim rechten Foto habe ich einen Blau-/Grünton gewählt.


Jetzt habe ich einmal die bodennahe Umgebung unter die Lupe genommen. Es gab haufenweise Spinnennetze. Vor allem im Gegenlicht und von der Eignerin besetzt ergeben sich so interessante Fotos.


In der Toskana war der Sommer genau so trocken wie bei uns. Es hatten sich tiefe Risse in der Erde gebildet. Das Positive für uns war, dass die Schuhe nur staubig wurden.



Wenn man genügend Zeit hat, macht es richtig Freude mit den Möglichkeiten der Kamera zu spielen. Ich entdeckte einige mir bisher unbekannte Einstellmöglichkeiten.


Nun wechselten wir den Standort. Es galt diese Bäume im Gegenlicht richtig in Szene zu setzen. Die beiden Damen auf dem rechten Foto habe ich nicht bestellt. Sie bereichern aber das Bild.


Hier habe ich mit der Veranstalterin, einer guten Bekannten aus dem Fotoclub, eine Schwenktechnik geübt. Auch wenn die Dozentin nicht viel davon hält, hatte mir die Bekannte, die vor allem künstlerisch fotografiert, versprochen die eine und andere Technik mit mir zu üben. Hier habe ich den Zoomring festgehalten und bei längerer Belichtungszeit die Kamera um die Objektivachse gedreht.


Noch eine Baumlandschaft im leichten Morgennebel,


dann habe ich einfach etwas gespielt, von verträumt bis dramatisch. Das letzte Foto ist wieder mit Wischtechnik aufgenommen. Hier habe ich die Kamera nicht gedreht, sondern waagrecht bewegt.

Das reichhaltige Frühstück hatten wir uns an diesem Morgen verdient. Danach gab es noch etwas Theorie. Anhand von Fotokalendern der Dozentin hat diese unsere Kenntnisse zur Bildgestaltung vertieft. Im nächsten Kapitel werden wir den Veranstaltungsort Querceto näher kennen lernen.

Eine wesentliche Erkenntnis aus dem Theorieteil war die Antwort auf die Frage "was siehst du". Bilde auch das ab was dir ins Auge sticht und nicht noch dies und jenes drum herum. Starte mit einem engen Ausschnitt und vergrößere den erst dann Schritt für Schritt.

 
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Querceto 2, der Ort

Wie bereits erwähnt, liegt das 38 Seelen Dörfchen eine halbe Autostunde westlich von Volterra. Es führen zwei Straßen ins Dorf. Die eine von Volterra, die andere von Cecina am Mittelmeer. Die Straßen sind eng und kurvenreich. Da der Ort sehr abseits liegt, verirren sich kaum Autos dorthin. Ab und zu steuert eine Radlertruppe den Ort an um in dem Lokal zu essen oder sich bei einem Getränk einfach auszuruhen. Zunächst möchte ich einige Fotos zeigen.


Querceto liegt auf einem Hügel, von Wäldern umgeben.


Die einzige Straße führt in einem U durch das Dorf. In der Kurve geht eine Sackgasse zum Schloss dessen Zinnen weithin sichtbar sind. Neben einer kleinen Kirche, in der sonntags auch eine Messe gelesen wird, gibt es so etwas wie ein Gemeindehaus. Es wurde vor vielen Jahren von den Kommunisten eingerichtet, um den Bewohnern des Ortes die Möglichkeit zu geben Zeitung zu lesen und Radio zu hören. Heute kann man dort Getränke und Knabbereien kaufen. Im Laufe des Nachmittags erscheinen die ersten Bewohner zu einem Pläuschchen. Meist sind es Frauen. Etwas jüngere Bewohner kommen dann am Abend dazu. Wir haben uns gerne nach dem Abendessen zu einem Caffè Corretto dort getroffen. Die Einwohner haben das sehr freundlich akzeptiert. Einige Männer treffen sich täglich auf einer Bank im Schatten vor einem Haus. Es geht entspannt und höflich zu.
Das Lokal wird hauptsächlich von Fremden besucht.

Die Accademia hat Wohnungen gemietet, die zum Schloss gehören. Küche und Tagungsraum sind in dem rechten, efeubewachsenen Teil des linken Fotos. Es gibt noch ein Büro und Lagerräume. Nach dem Theorieteil erhielten wir die Aufgabe eine Stunde lang Details zu fotografieren, die uns in dem Dorf auffielen.


An der Wand des zinnengekrönten Hauses fällt auf, dass die Steine der Wand ein buntes Sammelsurium sind. Ich denke, dass hier Steine verfallener oder abgerissener anderer Gebäude verwendet werden. Solche Mauern sind charakteristisch für Querceto.


Der Turm der Kirche ist eine einfache Wand in dessen Öffnungen Glocken hängen. Das Innere des kleinen Gotteshauses ist einfach aber stilvoll, wie so Vieles in der Toskana. Mich beeindrucken immer wieder frei einzusehende Balkendecken.


Solche Briefkästen gibt es viele vor den Häusern. Die meisten Türen dieser Kästen standen offen. Meist führt eine ebenerdige Türe in die Häuser. Solche Treppenaufgänge sind selten. Zwei Generationen von Kaminen rahmen das kleine Dachfenster.


Die Straßenbeleuchtung ist schick und die Wäsche auf der Leine typisch für Italien. Ich weiß nicht, ob diese Elektroinstallationen unseren Sicherheitsbestimmungen genügen würden.


Wo etwas Platz ist, schmücken Blumen, meist in Töpfen die Häuser. Auf einer Mauer stand ein Kübel mit einem riesigen Basiliko. Ich habe noch nie so große Blätter gesehen. Unsere Köchen meinte, da muss der Gärtner wohl gut zufüttern.


An vielen Stellen verströmt der Ort einen maroden Charme.


Dieser Eingang ist nicht der Standard. Bei der Bildbesprechung am nächsten Tag sahen wir, dass wir Fotografen ganz unterschiedliche Details gesehen und abgelichtet hatten. Die Vielfalt war schon erstaunlich.

Am Nachmittag sollten wir den Ort von einem Hügel aus fotografieren. Ich schloss mich den Kollegen an, die den Treffpunkt zu Fuß ansteuerten. Wir stellten unsere Kamera auf S/W und fotografierten eifrig den Weg dorthin.



Man sieht, es muss nicht immer Farbe sein. Für das mittlere Foto legte ich mich sitzend unten an den Baum um eine interessante Perspektive zu erhalten.


Der Rest der Truppe fuhr mit den Autos. Wir wollten danach ja noch weiterfahren. Wir erklommen einen Hügel, der mit Felsbrocken zwischen Buschwerk bedeckt war. Es war nicht einfach ein ungestörtes Sichtfeld zu bekommen. Dazu schoben sich immer wieder Wolken vor die Sonne. So dauerte es doch einige Zeit, bis wir die Fotos im Kasten hatten. Man sieht deutlich, dass Querceto ziemlich einsam im Wald liegt. Die nächsten kleinen Siedlungen sind weiter entfernt, als es hier aussieht.


Nun stand die Sonne tief genug, um mit Fotos zur Abendstimmung zu beginnen. Wir hielten an einem Feldrand. Die Aufgabe bestand darin das Haus in der Baumgruppe in Szene zu setzen. Ich setzte mich auf den staubtrockenen Boden, um die großen Ackerschollen mit aufs Bild zu bekommen. Bald fuhren wir weiter zu einem Weinberg bei Bibbona.


Die Sonne stand direkt hinter den Rebenzeilen. Ich hätte es lieber gehabt, wenn sie schräg zu den Reihen gestanden wäre. Es gelangen aber auch so einige nette Aufnahmen.




Trauben von vorne und Blätter am liebsten von hinten beleuchtet, das war gar nicht so einfach zu finden.


Im Schatten des Baumes kann man gut den Weinberg im Gegenlicht fotografieren.


Bei geschlossener Blende bilden die Sonnenstrahlen in den Zweigen hübsche Sterne.


Wir waren alle damit beschäftigt nette Details zu finden. Die einen gehen dafür in die Knie, andere bevorzugen grundsätzlich die aufrechte Stellung.


Unsere Dozentin setzte uns an einem baumbestandenen Schotterweg ab. Wir sollten uns nun, mit dem Zypressenriegel vor Augen, langsam in Richtung der Ortschaft vorarbeiten.


Es ist schon interessant, welche unterschiedlichen Perspektiven und Fotos sich ergeben. Ich fand besonders den sonnenbeschienenen fast nackten Hügel sehr fotogen.


Die Rückfahrt wurde häufig von kurzen Stops unterbrochen. Immer wieder fand jemand im späten Sonnenlicht eine Stelle, die unbedingt festgehalten werden musste. Der Sonntag war ein gut ausgefüllter Tag. Wir genossen Rebeccas Speisen im Garten.​
 
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Querceto 3, Alabasteratelier

Heute war nach dem Frühstück Bildbesprechung angesagt. Diese war natürlich interessant, zog sich aber sehr lange hin. So war es bereits 12 Uhr als die erste Gruppe die Werkstatt betreten konnten. Wir kamen nach einer weiteren halben Stunde zum Zuge. Durch die Verspätung war es leider nicht möglich den Kunsthandwerker bei der Arbeit zu fotografieren.


Im hinteren Teil der Werkstatt standen und lagen fertige Werke, Rohlinge, Maschinen und andere Dinge relativ wenig geordnet durcheinander. Alles war mit feinem, weißem Staub bedeckt.


Auf der Werkbank lagen zahlreiche Meisel vor und zwischen fertigen und halbfertigen Werken.


Alabaster ist ein gipsähnliches, relativ weiches und nicht witterungsbeständiges Material. Je nach Fundort kann seine Farbe von weiß über braun bis grau sein. Während ich fotografierte, suchte BEVA eine Kleinigkeit und kam mit dem Künstler ins Gespräch. Er erzählte, dass ihm Corona schwer zu schaffen mache. Es fehlten die asiatischen und ganz besonders die amerikanischen Touristen. Letztere sind seine besten Kunden. Vielleicht war das Ausbleiben dieser Klientel der Grund für die proppevolle Werkstatt.



Auch diese Fotos zeigen deutlich, dass die Arbeit mit Alabaster eine sehr staubige Angelegenheit ist.


Die beiden Skulpturen auf dem linken Foto würden mir auch gefallen.


Wenn auch Köpfe und Büsten den Großteil des Sortiments ausmachen, ist das Angebot doch recht vielseitig.


Zwei Schwestern (?) neben dem großen Franzosen mit mürrischem Gesicht mussten auf den Sensor der Kamera. Das lächelnde Mädchen ist ein netter Gegenpol zu dem Miesepeter.

Unsere Dozentin Rita fragte uns, ob wir noch etwas von Volterra sehen wollten. Die Antwort war natürlich ja.


Wir wurden wirklich im Schweinsgalopp durch das kleine Städtchen gejagt. Sobald ich einmal die Kamera hob, wie hier am Rathaus, musste ich anschließend der Gruppe hinterher hecheln.


Auch das römische Theater konnte ich ein paar mal von oben im Vorbeigehen ablichten. Wir nutzten aber den freien Freitag um uns das Städtchen etwas genauer anzusehen. Der nächste Programmpunkt des Tages folgt demnächst.​
 
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Die Mittagspause nutzten wir für einen Imbiss im Lokal von Querceto. Im Schatten unter einem Sonnenschirm war es angenehm zu sitzen. Zur Bewertung: Küche gut, Service schlecht. Der Ober musste mehrmals aufgefordert werden das bestellte Getränk zu servieren. So hatten wir nach dem Bezahlen nur ein paar Minuten bis zum nächsten Programmpunkt. Mit zwei Wagen fuhren wir zu einem Weingut östlich von Volterra.

Querceto 4, Weinkellerei


Vorab eine Anmerkung zum O hinter dem O von Monte. Solche O´s sind in der Toskana häufig zu sehen. Sie sind als Kunstwerke vor allem Landmarken, die weithin sichtbar aufgestellt werden.

Das Weingut Monte Rosola ist ein sehr moderner Betrieb. Ab 2013 hat der schwedische Besitzer 200 ha Land gekauft.


Davon sind 21 ha Weinberge und 2 ha Olivenhaine. Dauerhaft bewirtschaften 10 Personen das Land. Bei Schnitt und Ernte werden natürlich weitere Arbeiter angeheuert. Die aufziehenden Wolken über dem Olivenhain in der Mitte filtern das Licht angenehm.


Um einen rechteckigen Innenhof gruppieren sich stilvoll die Betriebsgebäude. Unsere Führung begann hier. Das rechte Foto zeigt zwei Beispiele des Gesteins, das unter dem Boden des Weingutes liegt.


Ebenerdig werden die manuell geernteten Trauben angeliefert, mit einem Förderband auf Sortiertische transportiert und dort ebenfalls manuell verlesen. Dadurch wird gewährleistet, dass nur gute Trauben für einen hochwertigen Wein in die Kelter gelangen. Über Leitungssysteme fließt der Traubensaft dann in die Fässer im Keller. Alles sieht sehr sauber und hygienisch einwandfrei aus. Wir stiegen nun über die Treppe hinab in den Gär- und Lagerbereich.


Die Batterie der Betonfässer lässt sich gut fotografieren, wenn nicht gerade jemand durchs Bild läuft.


Nach der Gärung reift der Wein dann in Edelstahltanks.


Natürlich werden für die ganz edlen Weine auch noch Holzfässer genutzt.



Mit dem Lift fuhren einige von uns hoch auf Flachdach. Von dort hat man natürlich einen herrlichen Blick auf die nähere Umgebung. Auf dem ersten Foto sieht man deutlich, dass der Ausbau des Betriebes noch nicht abgeschlossen ist. Zur Zeit wird ein großes Regenfangbetten errichtet. Außerdem sehen die Weinberge sehr gepflegt aus, so, wie der gesamte Betrieb.


Mit der Besichtigung war auch eine kleine Weinprobe gebucht. Die Probebar war schon sehr originell. Während die meisten von uns einen Rot- und einen Weißwein probierten, beschränkte ich mich auf zwei Weißweine. Der erste war jung und leicht. Ihn hätte ich wohl gut vertragen. Ich kaufe meine Weine aber lieber zu Hause. Einige Kartons fanden aber doch in den Kofferraum eines unserer PKW´s. Die Weine sind sehr gut. Die Preise entsprechend.



Wir fuhren etwa eine Stunde durch die toskanische Landschaft. Auch heute wollten wir wieder die Abendstimmung einfangen. Eigentlich sollte man solche Landschaften nur am frühen Morgen und späten Nachmittag oder Abend fotografieren.



Noch einige Bilder zum Träumen.

Morgen geht es weiter in meiner Wunschlandschaft.​
 
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Querceto 5, Crete Senesi

Eigentlch war vorgesehen, dass wir früh aufbrechen und mit einem Brot ausgestattet unterwegs bei einer Rast zu frühstücken. Durch die Änderungen am Vortag hat das leider nicht geklappt. So starteten wir eigentlich zu spät zu der zweistündigen Fahrt in die Crete Senesi südlich von Siena.
Das Gebiet um Asciano ist karg. Manchmal wird die Crete Senesi als Mondlandschaft bezeichnet.



Gegen 11 Uhr verließen wir erstmals das Auto. Das ist eine Zeit in der man eigentlich keine Landschaften fotografiert. Dozentin Rita meinte, das ist doch ein Grund gelegentlich vor Sonnenaufgang hier zu sein. Vielleicht gelingt mir das ja einmal.
Im September sind die Felder abgeerntet und gepflügt oder geeggt. Da wird der karge Charakter richtig deutlich.



Die Schatten auf den sanften Wellen geben den herben Hügeln Struktur.


Die Kapelle Vitaleta ist ein beliebtes Fotomotiv. Leider fuhren wir nicht nah genug heran. Vielleicht gibt es ja eine weitere Gelegenheit.


An manchen Stellen sieht man die Spuren der winterlichen Sturzbäche.


In der Nähe des nächsten bekannten Spots ist dieser kleine Teich unter den Hügeln zu sehen.



Die Serpentinen von Baccoleno sind wohl das bekannteste Motiv der Crete. Bei schönen Sonnenaufgängen drängeln sich hier die Fotografen. Um 12.30 Uhr waren außer uns nur einige Handy Fotografinnen auf dem Hügel.


Die beiden Damen aus unserer Truppe schützten sich vor den sengenden Sonnenstrahlen.


In der Ferne ist schon unser nächstes Ziel zu sehen, die Abtei Monte Oliveto Maggiore.



Die roten Ziegelsteinbauten dieses bedeutenden Benediktinerklosters leuchten zwischen den umgebenden Zypressen. Über die Holzbrücke gelangten wir in den Klosterbereich. Vor der Kirche grüßt der Ordensgründer.


Dieser stachlige Feigenkaktus am Wegesrand stand geduldig still zum Shooting.


Ein Mosaik mit einer Szene aus dem Ordensleben.


Die Abteikirche von 1400 wurde 1772 barockisiert. Das Chorgestühl mit feinen Einlegearbeiten habe ich nicht aus der Nähe fotografiert. Aber den Blick in die Kuppel habe ich festgehalten.


Künstlerischer Höhepunkt ist aber der Kreuzgang mit Fresken von Sodoma und Luca Signorelli.



Dargestellt sind Szenen aus dem Leben des heiligen Benedikt.


Es waren außer uns kaum Touristen in dem Komplex. Die vier Gänge des Kreuzganges um den lichten Innenhof mit dem Brunnen laden eigentlich zum längeren Verweilen und Betrachten ein.


Wir erhielten noch die Erlaubnis einen kurzen Blick in die alte Bibliothek und einen Nebenraum im Obergeschoss zu werfen.


Auf dem Rückweg zum Auto übte ich in dem lichten Wald etwas die Wischtechnik.


Auf dem rechten Foto ist unten links der Ansatz der für diese Gegend typischen Calanchi, einer Form von verwittertem Ton zu sehen.



Inzwischen stand die Sonne schon beträchtlich tiefer. Die Zeit zwischen 17 Uhr und 18.30 Uhr nutzten wir für etwas stimmungsvollere Aufnahmen dieser einzigartigen Landschaft mit weit verstreuten Häusern und Gehöften. Wir hatten ja noch 2 Stunden Fahrt vor uns. Es war schon dunkel, als wir auf der Gartenterrasse in Querceto unser Abendessen einnahmen.​
 
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Lieber Ludwig,

ich bin begeistert von Deinen tollen Aufnahmen - trotz nicht immer optimalen Lichtverhältnissen. ;)
Für mich trotzdem sehr stimmungsvoll - und die Erinnerung an unseren Besuch im wunderschönen Kloster Monte Oliveto Maggiore hat mich besonders gefreut. (Nun ist es schon über 12 Jahre her, dass wir dort waren!)
 
Schön, dass euch die Fotos immer noch gefallen. Liebe Angela, danke für die Ergänzung zum Kloster Monte Oliveto Maggiore.

Querceto 6, Bolgheri -Oliven und Wein-

Heute durften wir ausschlafen und in Ruhe frühstücken. Danach ging es nach Bolgheri, einer Ortschaft südlich von Cecina. Der erste Stopp war an der Viale Dei Cipressi. Die Zypressen-Allee ist eine lange, schnurgerade aber hügelige Straße, die von Zypressen gesäumt ist. Gerne würde ich euch Bilder davon zeigen. Aber ab hier stehen mir nur Fotos einer Kamera zur Verfügung. Die andere Kamera wurde mir mit Fotorucksack und diversem Equipment am Abend aus dem Kleinbus gestohlen. Gut, dass ich meine Fotos jeden Abend auf dem Lap Top gespeichert hatte. So sind nur die Fotos meiner guten alten EOS 6D von diesem Tag verloren.


Rund um Bolgheri und auch direkt neben unserer Haltestelle gibt es ausgedehnte Weinberge und Olivenhaine. Die Olivenbäume hingen hier voller Früchte, waren aber wohl gerade gespritzt worden.


Anders in diesem Bio-Weingut. Hier wird nicht gespritzt, dafür waren auch nur ganz wenige Früchte zu sehen. Die Olivenbäume in diesem ummauerten Garten sind sehr alt.



Die alten, knorrigen Stämme zeigen charaktervolle Risse und Löcher. Ich mag solche Strukturen fast so, wie Lebensfalten in Gesichtern alter Menschen.


Ist dieser Baum nicht wunderschön?



Auch aus einer bodennahen Perspektive bilden die Äste interessante Figuren. Da kann auch die Sonne nur freundlich strahlen.
Querceto 6, Golf von Baratti

Am Nachmittag fuhren wir weiter Richtung Süden zum Golf von Baratti. Dort gibt es die Buca delle Fate, die Feengrube, eine Steilküste mit löchrigen Felsen. Vom Parkplatz muss man zwanzig Minuten einen steinigen Trampelpfad hinunter zur Steilküste bewältigen.


Der Blick lohnte aber die Mühe.



Eigentlich sollten wir vor allem die Löcher im Gestein fotografieren. Die Streifen und Linien im Gestein fand ich aber genauso interessant.


Überall tummelten sich Sonnenhungrige. Sie genossen sichtlich sowohl die Sonnenstrahlen als auch das kühle Nass. Ich bin etwas traurig über die unrettbar verlorenen Fotos. Hierher würde ich gerne wieder kommen.

Zum Abschluss des Tages wollten wir den Sonnenuntergang am Golf fotografieren. Da ich dafür nur eine Kamera mit einem Objektiv benötigte, verstaute ich den Ruchsack mit der restlichen Ausrüstung (Einiges hatte ich auch in der Wohnung gelassen) unter dem Rücksitz des Kleinbusses.



Auf dem Weg zum Strand testeten wir schon mal verschiedene Kameraeinstellungen. Die Silhouette der Pinien gab den Rahmen und die langsam verschwindende Sonne die Farben.


Ich entdeckte beim Weißabgleich meiner Sony die Möglichkeit dort direkt die Farben zu steuern. Zusammen mit den beiden anderen Sonny- Fotgrafen spielten wir neugierig mit dieser Möglichkeit.
Leider gab es an diesem Abend keinen hübschen Sonnenuntergang. Es war zu diesig für ein malerisches Abendrot. So ließ ich die Kamera in Ruhe.



Lediglich zwei Handyfotos von der Strandbar habe ich mit nach Hause gebracht.

Als wir dann zum Parkplatz spazierten, kam uns schon unser traurige Fahrer entgegen. Der oder die Diebe hatten das vordere Beifahrerfenster mit einem Schraubenzieher in Tausend Einzelsplitter zerlegt und alles schnell Greifbare aus dem Wagen entwendet. Die sofort gerufene Polizei registrierte zwar den Vorfall, vorderte uns aber auf am nächsten Tag eine offizielle Meldung im Polizeirevier von Cecina zu machen, was wir auch taten. Mehr als eine Bescheinigung für die Versicherung war aber nicht zu erwarten. Die Meldung auf einem mehrsprachigen Formular und der offizielle Stempel waren aber völlig problemlos. Nachdem ich alles für mich registriert hatte, sagte ich mir, davon geht die Welt nicht unter. Das Notwendige kann schnell wieder ersetzt werden. Alle drei Betroffenen rissen sich zusammen. Es war passiert und unsere Fotowoche ging weiter.



 
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Die andere Kamera wurde mir mit Fotorucksack und diversem Equipment am Abend aus dem Kleinbus gestohlen.

Das tut mir sehr leid lieber Ludwig. Auch wenn du die anderen Fotos auf dem Laptop hast, so etwas schmerzt sehr. Darf ich trotzdem die wunderschönen Aufnahmen der Olivenbäume liken. Wenn man die Fotos vergrößert, kommen sie erst richtig zur Geltung. Einfach traumhaft.
 
Oh je, wie traurig! Aber Deine Fotos vom Golf von Baratti sind traumhaft. Für mich eines der schönsten Eckchen der Toskana.
 
So wie es aussieht, bekomme ich den Schaden ganz von der Versicherung ersetzt. Trotzdem lasse ich jetzt, auch in Deutschland, nichts Wertvolles mehr im Auto. Die Veranstalterin, die in den letzten neun Jahren schon zehn Fotowochen organisiert hat, war selbst betroffen und überrascht. Bisher war in dieser sehr ländlichen Ecke noch nichts vorgefallen. Die dauerhaft hier lebenden Deutschen sagten aber, dass man auch hier grundsätzlich nichts im Auto lassen sollte.
 
Es tut auch mir für euch leid, dass ihr so einen Einbruch bei dieser interessanten, schönen Reise erleben musstet; selbst wenn Du den materiellen Schaden ersetzt bekommst bedeutet es ja auch einen ideellen Verlust, vom Eingriff in das Private ganz zu schweigen. Gut, dass so viele schöne Eindrücke aus der Toskana schon "gesichert" waren - und dankenswerterweise mit uns geteilt werden konnten!
 
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Ach du meine Güte. Und das in dieser eigentlich doch sicheren Gegend ! Das tut mir leid. So ein Ärger. Hoffentlich vergällt Euch das nicht im Nachhinein den Urlaub.
 
Lieber Ludovico
Danke für diese animierenden Fotos, einfach herrlich und richtig grosse Kunst!!!! Kompliment!
Schade, dass der kriminelle Vorfall einen Schatten geworfen hat, aber lass das nicht zum bestimmenden Reiseeindruck werden. Ich schmöckere mich jedenfalls durch deinen Bericht und vergesse die Zeit....und die " Hausaufgaben"
 
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