Bericht: Toskana im Corona-Jahr 2020

Ludovico ROB

Magnus
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Auf einer Toskana Tour 1987 lernte ich Siena kennen und lieben. Unsere Stadtführerin Donatella ließ ihre Liebe zur Stadt zu uns überspringen. Später verbrachte ich im Rahmen eines Toskana Urlaubs einen Tag mit der Familie in der Stadt. Als ich im Frühjahr eine Toskana Fototour buchte, kamen wir auf die Idee einige Tage in Siena zu verbringen.

Siena, Tag 1

Wir fuhren morgens um 2.30 Uhr los. Nach mehreren Stopps hatten wir die 1000 km schließlich geschafft. Wir hatten das Hotel Santa Catarina in der Nähe der Porta Romana gebucht. Zur traumhaften Lage komme ich beim nächsten Tag. Das Gepäck war schnell verstaut. Wir duschten und in frischen Klamotten spazierten wir geruhsam die 1,2 km zur Piazza del Campo, dem Zentrum der schmucken Stadt.


Als wir links in einer Gasse diesen Turm erblickten, wussten ich, wir sind da. Wir suchten uns eine Bar und genossen den Begrüßungscocktail.


Ist das nicht ein toller Blick? Für mich ist der Campo der schönste, weil stimmungsvollste und stimmigste Platz den ich kenne. Vor 33 Jahren setzte ich mich auch mit einer Tüte Trauben, wie die jungen Leute auf den Bildern, auf den Boden und genoss die Atmosphäre des Platzes. Mit 70 zieht man natürlich den Stuhl vor. Schließlich wurde es langsam doch Zeit zu bezahlen und zu gehen. Wir hatten für heute nur einen Kennenlernspaziergang, auf den ich euch mitnehmen möchte, und ein Abendessen vorgesehen.


Wir setzten unsere Masken auf unf betraten den Innenhof des Palazzo Pubblico, Sienas Rathaus. Wir erfuhren, dass ein Besteigen des Torre del Mangia wegen Corona nicht möglich sei. Ein paar Fotos von diesem Wahrzeichen Sienas waren natürlich ein Muss.


Wenn ich durch die Gassen einer Stadt spaziere, werfe ich gerne einen Blick in Innenhöfe. Dieser gefiel uns sehr gut. Leider weiß ich nicht mehr, wo wir ihn entdeckt haben, erinnere mich aber gerne an die Minuten dort.
Jetzt habe ich den Palast in einem meiner Reiseführer entdeckt. Es ist der Palazzo Chigi-Saracini, der die weltbekannte Musikschule von Siena beherbergt (Anm.: Angela und BEVA hätten diese Information ganz sicher nachgereicht). So haben wir diesen verträumten Innenhof rein durch meine Neugier entdeckt. Die Säle mit Kunstwerken bedeutender italienischer Maler sind nur mit Führung zu betreten.





Bald erblickten wir den hellen Marmor der zweiten, großen Sehenswürdigkeit der Stadt. Ich setzte mein Spielzeug, das Lensbaby auf die Kamera und lenkte den scharfen inneren Spot auf das eine und andere Detail der wunderschönen gotischen Kathedrale. An den kommenden zwei Tagen wollten wir den Komplex näher erkunden. Online hatte ich schon die entsprechenden Buchungen vorgenommen und den Opa Si Pass erworben. Heute will ich die Schönheit des Domes nur visuell von außen zeigen und meine Fotos sprechen lassen.



Wir nahmen auf einer Steinbank Platz und bewunderten vor allem die reich geschmückte Fassade des Gotteshauses.


Wir erforschen weiter entspannt die Stadt und ich richte die Kamera auf einige Details. In einer Gasse deckt eine Wirten die Tische vor dem Lokal. Wir studieren die Speisekarte und fragen nach der Öffnungszeit. Nachdem wir reserviert haben, ziehen wir weiter durch die Gassen.


Immer wieder fällt der Blick auf den markanten Turm. Auch einfache Häuser formen harmonische Gassen. Die Loggia der Händler ist natürlich reich mit Figuren geschmückt. Uns fällt auf, dass derzeit in dieser Touristenmetropole fast nur italienisch gesprochen wird. Ab und zu hört man Deutsch, weniger Holländisch und Französisch. Amerikaner und Asiaten, Fehlanzeige. Das hatte ich mir erhofft. Auf der Fahrt hierher war uns aufgefallen, dass nach den Abzweigen zum Gardasee, anders als vor zwei Jahren, viele Autos mit deutschem Kennzeichen weiter Richtung Süden fuhren.


Corona fielen in diesem Jahr auch die beiden Pferderennen auf dem Campo zum Opfer. Wir fanden diese jungen Männer, die unter Anleitung eines Erwachsenen zum Trommelwirbel ihre Fahnen schwangen. Training muss sein.


Diese drei Trommler erzeugten mit ihren Trommeln deutlich größere Schallwellen.


Der Panther erinnerte mich an die Dinggedichte von Rilke während meiner Schulzeit.


Noch einige Fotos der Domfassade in der Spätnachmittagssonne, dann wird es Zeit zum Abendessen. Die Wirtin ging sehr freundlich auf meine Unverträglichkeiten ein. Schließlich wählte ich als Hauptgericht einen leicht abgewandelten, schmackhaften Risotto. Wir genossen Speisen und Getränke.


Inzwischen war es dunkel geworden. Ich laufe gerne im Dunkeln durch Städte. Das Kunstlicht verleiht ihnen eine völlig andere Atmosphäre als das Sonnenlicht bei Tag.


Das gilt natürlich auch für Palast und Turm.


Nicht nur wir lassen uns auf dem Campo treiben. Besonders junge Leute bevölkern den Platz und die Lokale ringsum. Dieser abendliche Gang wurde in den drei Tagen zur Routine.


Der Rückweg zum Hotel führt uns stets an der Logge del Papa vorbei. Der sienesische Papst Pius II ließ sie 1462 als Geschenk für seine Familie errichten. Die Straße zu unserem Hotel ist von vielen Lokalen gesäumt. Draußen sitzen plaudernd viele junge Menschen, wohl hauptsächlich Studenten. Schließlich liegt die Universität ganz in der Nähe. Nach der langen Fahrt war dieser erste Rundgang genug. Unser Körper sehnte sich nach dem Bett. Weiter geht es morgen früh mit dem Domkomplex.
 
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Lieber Ludwig,

vielen Dank für den Beginn deines Reiseberichtes. Ich war bislang erst einmal in Siena und habe lebhafte Erinnerungen an diesen Besuch. Wir hatten damals ein Familientreffen in der Stadt, wir waren aus verschiedenen Himmelsrichtungen gekommen. Natürlich war der Campo und der Dom zentrale Anlaufstellen für uns.

Deine Fotos sind wie immer spitzenmäßig und ich freue mich auf die Fortsetzung.

Viele Grüße

Tizia
 
Danke für eure Reaktionen. Nun geht es etwas mehr ins Eingemachte, besonders was den Domkomplex betrifft.

Siena, Tag 2 vormittags

Gut ausgeschlafen machten wir uns um acht Uhr auf den Weg zum Frühstück im Garten des Hotels. Offene Lebensmittel wurden an einer Theke ausgegeben und der Kaffee am Tisch serviert. Verpackte Lebensmittel wie Marmelade und Zucker konnten einfach entnommen werden.


Die Tische waren mit reichlich Abstand gestellt. So konnten wir im Schatten der Bäume die herrliche Sicht auf die toskanische Landschaft genießen.


Die Morgensonne hatte leichte Bodennebel gebildet und die Landschaft in ein malerisches Licht getaucht. Dem Ausdruck des OPA SI Passes war zu entnehmen, dass wir um 9.30 Uhr am Eingang des Dommuseums sein sollten. Als wir ankamen war alles verschlossen. Schließlich tauchte ein Mann auf, der uns erklärte, dass die Öffnung um 10 Uhr sei. Also stellte sich BEVA schon mal an und ich ging fotografieren.


Im Schatten der unvollendeten Mauer des neuen Domes richtete ich die Kamera hoch gen Himmel, um die ehrwürdige Kathedrale abzulichten.


Siena entwickelte sich aus einer etruskischen Siedlung. Das ist natürlich viel zu nüchtern. So sind entsprechend der Sage die Stadtgründer die beiden Söhne des Remus, Senius und Aschinus. Häufiger als in Rom ist deshalb die säugende Lupa zu sehen. Charakteristisch ist ihre spitze Schnauze.


Den gotischen Dom schmücken zahlreiche Figuren. Viele Originale stehen geschützt im Dommuseum, vor dem wir warteten. Der Campanile ist noch romanisch. Das Streifenmuster der Fassade leuchten weithin sichtbar.


OPA ist nicht das Empfangsschild für mich, sondern steht schlicht und einfach für den Bauherren, Opera della Metropolitana, ein Kirchenbau-Komitee. Man findet es an vielen Stellen der Stadt eingraviert.
Vorbei an der noch übersichtlichen Schlange gesellte ich mich zu BEVA. Vor uns war nur ein junges Pärchen. Als es schließlich los ging hatte ich erwartet, dass mein Ausdruck gegen ein gültiges Ticket getauscht würde. Nein, es war das Ticket. Eigentlich wollte ich spätnachmittags den Facciatone, die Aussichtsplattformen auf der unvollendeten Mauer des neuen Domes besteigen. Der Kontrolleur wies mich darauf hin, dass ich doch ganz vorne stehen würde und damit ohne Wartezeit hochgehen könne. Zum Glück befolgte ich seinen Rat.


Im Eilschritt durchquerten wir das Museum, erklommen die Treppen zur Dritten Etage und warteten kurz bis genügend Besucher für die Aussichtsterrasse zusammen waren. Natürlich betätigte ich unterwegs ein paar mal den Auslöser der Kamera.
Noch ein paar Informationen zum Ablauf. Vor dem Aufstieg zur ersten Plattform war eine Absperrung. Als genügend Personen zusammen waren, durften etwas 10 Personen hoch steigen. Dann wurde wieder abgesperrt. Oben erwartete uns wieder eine Aufseherin, die versuchte unseren Aufenthalt abzukürzen, was bei mir nicht so erfolgreich war. Sobald wir die erste Terrasse verlassen hatten, durfte die nächste Truppe aufsteigen. Als ich die Aufpasserin passierte, hörte ich wie sie an die Kollegen meldete, Letzter ist der Mann mit den zwei Fotoapparaten. Ich meldete mich dann entsprechend auf der oberen Plattform: sono l´ultimo. Entsprechend war dann der Abstieg zum
Museum organisiert. So war gesichert, dass keine Gruppe einer anderen begegnete. Nun aber zu den Fotos.


Schön ist der Blick von der ersten Plattform auf den Dom.


Auch der Blick auf und in den Campo ist reizend. Das zweite Foto entstand jeweils schon auf der zweiten Ebene.


Von der zweiten Plattform kann man dann besser den Blick über Sienas Dächer in die Landschaft genießen.
Siena stand im Mittelalter immer in Konkurrenz zu Florenz. 1260 gelang es den Sienesern Florenz zu besiegen. In der Hochstimmung wurde 1339 ein riesiger Dom-Neubau begonnen. Das Projekt erinnert mich an den Turmbau von Babel. Die Pest machte dem Vorhaben 1348 ein Ende. Lediglich ein Seitenschiff (beherbergt heute das Dommuseum) und die Mauer mit den heutigen Aussichtsplattformen wurden erstellt. In der Folgezeit fehlte das Geld für weitere Großprojekte. So blieb der Stadt in großen Teilen der Charakter des 13. und 14. Jahrhunderts erhalten.


Die Maestà von Duccio di Buoninsegna ist das wichtigste Werk der Sieneser Schule.


Die goldene Rose ist ohne Blitz ganz schwer zu fotografieren. Das mittelalterliche Werk ist ein Geschenk des Papstes Alexander VII. Sie gilt als Anerkennung für die Leistungen der Stadt.




Einen größeren Teil des Museums nehmen die Original-Skulpturen des Doms ein. Auch hier trägt Moses "Hörner".



Hier noch einige Fotos von anderen Objekten des Museums in lockerer Folge. Wir sind durch des Museum geschlendert und haben an jenen Objekten etwas verweilt, die uns ins Auge sprangen.


Natürlich darf hier auch die Lupa nicht fehlen.


Nach diesen Eindrücken schlenderten wir noch etwas durch benachbarte Gassen.


Als nächsten Teil des Domkomplexes besuchten wir die Krypta in der Unterkirche.



In der Unterkirche wurden 2000 neben dem Baptisterium Fresken entdeckt. Die Szenen aus der Passionsgeschichte stammen aus der Zeit zwischen 1270 und 1290.


An einigen Stellen wird ein Blick auf den Bereich der Fundamente des Domes ermöglicht.


Auf dem Piazzo Magnifico unterhalb des Domes stärkten wir uns nun vor einer Bar. Wir hatten einen schönen Blick auf den Aufgang zum Domplatz und auf die Fassade des Baptisteriums, unserem nächsten Ziel.


Wie der Dom selbst steht auch die Taufkirche auf gleicher Höhe mit den Entsprechungen in Florenz. Prunkstück ist das Taufbecken mit Szenen aus dem Leben von Johannes dem Täufer.



Die Fresken stammen von Il Vecchietto und seinen Schülern. Dargestellt werden u.a. die Apostel und Maria Himmelfahrt.


Auch hier das OPA.


Auch der Boden verdient durchaus einen Blick.


Nach diesem ausgiebigen Kunstgenuss entspannten wir uns wieder beim Spaziergang durch die engen Gassen. Wir genossen die Licht-/Schatten- und Farbenspiele. Wo es zu schattig war, brannten auch in der Mittagszeit die Lampen.


Zwischen einfachen Häusern prunken immer wieder Paläste. Die Piazza Salimbeni umranden gleich drei Prachtstücke. Im Palazzo Salimbeni wurde 1472 die Monte dei Paschi als erste Bank der Welt gegründet.


Die Atmosphäre des Campo ist zu jeder Tageszeit interessant



Der Fotograf findet im Hof des Palazzo Pubblico immer neue Perspektiven.
Wir beschlossen zur Siesta im Hotel neue Wege zu gehen.


Durch eine enge Gasse kamen wir zum Piazza del Mercato. Obwohl kein Markt war, eröffneten sich nette Blicke.



Auch von der Rückseite wirkt der Torre del Mangia sehr fotogen.


Aus dem Tal mit der Markthalle schlängelten wir uns langsam nach oben, immer die grobe Richtung zum Hotel bzw. zur Porta Romana suchend. Bei diesem netten Elefanten verharrten wir.


Das bunte Gefüge der Hausfassaden am gegenüberliegenden Hang faszinierten mich. Die kleine Katze auf dem Fenstersims ließ sich nicht stören.


Als wir diese Kirche vor uns sahen, entschlossen wir uns spontan zu einem kurzen Besuch. Die rötlich monochrome Treppe fordert eine Schwarz- Weiß- Aufnahme direkt heraus. Auf einer Bank sitzend ließen wir das Innere von Santa Maria dei Servi auf uns wirken.

Der reichhaltige Fruchtcocktail vor dem Baptisterium unterdrückte immer noch alle Hungergefühle. So gönnten wir uns direkt eine Siesta im Hotel, um uns für den späteren Nachmittag und Abend zu erholen.​
 
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Jetzt habe ich den Palast in einem meiner Reiseführer entdeckt. Es ist der Palazzo Chigi-Saracini, der die weltbekannte Musikschule von Siena beherbergt (Anm.: Angela und BEVA hätten diese Information ganz sicher nachgereicht). So haben wir diesen verträumten Innenhof rein durch meine Neugier entdeckt.​
Lieber Ludwig,

ja, wir hätten den Palazzo erkannt und ich kann Deinen Bericht mit ein paar Bildern vom Februar 2012 erweitern:

Vielen Dank fürs Mitnehmen nach Siena!
Das freut mich besonders, da das für uns an Ostern auf dem Programm gestanden hätte - von Florenz aus.
Diese Reise ist leider wie andere Corona zum Opfer gefallen ...
 
Wie immer geniale Fotos von Ludovico. Ich könnte aus meiner Sicht einen Aufenthalt in der Südtoskana derzeit nur empfehlen. Wir waren gestern in Volterra, da waren sogar verhältnismäßig viele Touristen aber bestenfalls die Hälfte von normalen Zeiten. Fast nur inneritalienische Touris, dazu ein paar Deutsche und Holländer. Asiaten Totalausfall und nur ganz vereinzelt Amerikaner oder Briten.
Das berühmte Etruskermuseum von Volterra praktisch leer, ausser uns nur ein paar Italiener und das Personal hatte sogar Zeit für ein Schwätzchen mit uns. Über die Etrusker, nicht über Corona.
 
Vielen Dank für die Komplimente. Aber, ich sehe mich als Lernenden. Ich habe keine Ambitionen meine Fotos zu verkaufen oder Wettbewerbe zu gewinnen. Mir macht es Spaß Neues mit der Kamera zu entdecken oder Bekanntes auf etwas andere Art darzustellen.

Angela, herzlichen Dank für deine Ergänzungen. Als ich gelesen habe was es mit dem Palast Chigi-Saracini auf sich hat, habe ich natürlich sofort an Euch gedacht.

Die Südtoskana haben wir sowohl vor etwa 25 Jahren als auch in diesem Jahr sehr angenehm und sehenswert empfunden. Das gilt auch, wenn man nicht so sehr an hochklassiger Kunst interessiert ist. Gordian, deine Erfahrungen bzgl. Tourismus in diesem Jahr kann ich voll bestätigen. Im zweiten Teil unserer Reise haben wir in Querceto, einem ganz kleinen Ort mit nur 37 dauerhaft dort lebenden Menschen, gewohnt. Er liegt nur 24km südwestlich von Volterra. Natürlich waren wir auch zweimal in dieser hübschen Kleinstadt. Einmal haben wir eine Alabaster Manufaktur mit der Kamera erobert. Das zweite Mal haben wir den Ort etwas umfassender erkundet. Auf den Besuch des bekannten Etrusker Museums haben wir diesmal verzichtet. In diesem Bereich ist die Villa Giulia in Rom wohl unerreicht. Sicher war dein Besuch im Museum dieser von Etruskern gegründeten Stadt erlebnisreich. Zu Volterra komme ich später noch, wenn ich etwas von unserer Fotowoche in der Toskana berichte. Auch uns war es aber in den Gassen von Volterra manchmal zu eng. Wir haben dann einfach unsere Masken aufgesetzt und sind in Seitenstraßen ausgewichen.
 
Die Villa Giulia in Rom ist natürlich für Etruskerfreunde unerreicht. Aber speziell an Graburnen mit Szenen aus dem Leben der Verstorbenen habe ich noch nie eine derartige Sammlung gesehen wie die in Volterra. Extrem interessant. Die Villa Giulia hat deutlich mehr Metallgegenstände, Waffen und Keramiken. Aber die Graburnen.....
Ansonsten war Volterra nicht so voll wie wir das auch schon erlebt haben. Platz in allen Restaurants, die Piazza dei Priori fast leer ..... War aber natürlich Dienstag vormittag und keine Ferien mehr.
 
Das klingt interessant. Ich habe gelesen, dass die Etrusker verstanden lebensfrohe Szenen gut auf Terracotta abzubilden.

Siena, Tag 2 Nachmittag und Abend

Gut ausgeruht machten wir uns wieder auf den Weg ins Zentrum.


So wie der junge Mann bestaune ich auch immer wieder die harmonische Schönheit dieses Platzes. Wir machten es uns wieder in "unserer" Bar gemütlich und beobachteten bei einem Drink das Geschehen auf dem Platz. An diesem Donnerstagnachmittag ging es sehr entspannt zu.


Vorbei an der Loggia der Händler zogen wir auf der Promeniermeile nordwärts. In den Andenkenläden fallen immer wieder bunte Wappen auf Fahnen oder Helmen auf. Sie erinnern an den Palio, das Pferderennen der Stadtteile, das normalerweise zweimal im Jahr ausgetragen wird. Die Contraden, wie die 17 am Palio beteiligten Stadtteile genannt werden, prägen das gesellschaftliche Leben in Siena. Der soziale Zusammenhalt und das Gemeinschaftsgefühl sind sehr ausgeprägt. Die Geschichte darüber würde sicher ein Buch füllen. Dokumente dazu habe ich schon einige im deutschen Fernsehen gesehen.

An der Piazza Salimbeni bogen wir links ab Richtung Basilica di San Domenico.


Vor der Kirche gibt es eine Panorama-Terrasse mit schönem Blick auf Siena, besonders auf den Rathausturm und den Dom.


Wie der Name sagt, ist San Domenico eine im 13. Jdt. errichtete Dominikanerkirche. Sie ist aber auch sehr stark der Verehrung der heiligen Katherina gewidmet, die ja in Rom in Santa Maria sopra Minerva ihre letzte Ruhestätte fand. Als ich beim letzten Besuch vor etwa 25 Jahren meiner damals 15 jährigen Tochter etwas über ihre Leistungen erzählte, war sie von dieser starken Frau begeistert. Katherina war ja nicht nur eine religiöse, sondern auch politisch sehr engagierte Frau, die mit dafür verantwortlich war, dass Papst Gregor XI nach Rom zurückkehrte. In der Katherinen-Kapelle (mittleres Foto) sind Reliquien der Heiligen.

Auffällig sind auch die vielen Fahnen. Ich nehme an, dass es die Fahnen der Contraden sind. Schließlich wird Katherina von den Sienesen sehr verehrt.


Draußen genossen wir noch etwas den Panoramablick. Aus einem verschlossenen Garten erklang Trommelschlag.


Nach einigen Minuten kamen diese Jungen zum Vorschein, die fleißig für den Auftritt beim Festumzug des nächsten Palio übten.


Mit Blick auf die Stadt spazierten wir gemütlich abwärts. Als ich die Kamera auf dieses kleine Lokal richtete, kam der junge Besitzer heraus und bat uns nach unten, um eine bessere Perspektive zu haben. Es stellte sich heraus, dass er erst am nächsten Tag eröffnete. Natürlich versuchte er uns als Gäste zu gewinnen. Der Glockenturm auf dem rechten Foto gehört zum Haus der Katherina.



Ihr Geburtshaus ist heute ihrer Verehrung gewidmet. Im gesamten Komplex herrscht Fotoverbot. Die Fotos habe ich am Eingang geschossen.


Auf dem Weg zurück ins Zentrum erfreuten wir uns an den herrlichen Farben, engen Gässchen und Bogengängen.


Ein Blick zurück auf San Domenico.


Die Motorroller sind unten sauber aufgereiht, wie die Hühner auf der Stange.



Das Programm für den Tag war entspannt erledigt. Nun suchten wir ein Lokal fürs Abendessen. Wir konnten in der Nähe des Baptisteriums reservieren. Die verbleibende Zeit wollten wir im Schatten ausruhen und uns an den feinen Details der Zuckerbäckerfassade erfreuen.



Die Fassade des Domes Santa Maria Assunta (Maria Himmelfahrt) ist besonders im Oberteil reich mit Ornamenten, Statuen und Mosaiken geschmückt. Die drei Mosaike zeigen Begebenheiten aus dem Leben der Gottesmutter Maria.




Die Eingangstüren des Domes waren geschlossen und auf der Treppe hatten es wenige Menschen gemütlich gemacht. Die tiefstehende Sonne spendete ein warmes Licht.


Der Fussboden vor den Eingangstüren bot schon einen kleinen Vorgeschmack auf das, was uns morgen früh drinnen erwarten würde. Nun war es Zeit für das Abendmahl. In der lauen Nacht schmeckte es wieder hervorragend. Nach den langen Spaziergängen genossen wir auch die Ruhe auf den Stühlen.



Da wir nun mal dem Dom ganz nah waren, wollten wir ihn natürlich auch in der Nacht bei Kunstlicht sehen und fotografieren.




Selbstverständlich schnupperten wir noch etwas Campus-Luft, bevor es zurück zum Hotel ging.


Vor der Papstloggia prosteten uns diese Herren zu. Die benachbarte Osteria le Logge war wohl voll besetzt, so dass man einfach hier einen Tisch aufgestellt hat. Das war ein gutes Zeichen und wir reservierten sofort für unser morgiges Abschiedsessen.


Ich liebe Stadtspaziergänge bei Nacht.


Dieses offene Pissoir an einer Straßenecke passierten wir täglich mehrmals. Es erinnerte uns an den Aufenthalt mit unseren Kindern. Damals half es mir aus der Klemme. Ich schickte unseren Kindern eine Whats App mit der Bitte zu antworten, ob sie sich erinnern könnten. Das Ergebnis überraschte mich. Nein, nicht unsere Älteste, die Jüngste allein konnte sich erinnern.

Gute Nacht.
 
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Vielen Dank für diesen stimmungsvollen und abwechslungsreichen Fotobericht. Ich hatte das Gefühl euch bei euren Spaziergängen zu begleiten.
 
Ganz wunderbare Bilder und Schilderungen, lieber Ludwig! Wie beneide ich Euch für Euren Urlaub und freue mich doch, wenigstens virtuell dabei sein können.
Auch wenn es nicht deine Ambition ist: Daraus könnte ein toller Fotoband entstehen.
 
Heute muss ich mich als BEVA von Gordian auch mal zu Wort melden.
Erstmal auch von mir großes Kompliment an @Ludovico ROB , ich bin, nicht nur hier,sehr beeindruckt von deinen tollen Aufnahmen.

Wir haben uns heute zum ersten Mal nach San Gimignano gewagt. Bisher haben uns die Menschenmassen immer abgeschreckt.
Und siehe da, morgens um 9:00h war das Städtchen tatsächlich nur von einheimischen Marktgängern bevölkert.
Gegen später, als wir schon wieder auf dem Rückweg waren, kamen uns dann aber doch etliche Touristen entgegen.
Anbei ein paar Eindrücke.
 

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Wie bereits in Volterra und in der ganzen Südtoskana, keinerlei asiatische und so gut wie keine angelsächsischen Touristen. Das reduziert die Zahlen natürlich schon glatt um 50 %. . Wer also die Toskana mal erleben will wie vor 30 Jahren, der sollte jetzt fahren.
 
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Wiederum vielen Dank für Eure Rückmeldungen und Ergänzungen. San Gimignano und Volterra werde ich später noch in diesem Bericht streifen.

Siena, Tag 3, Dom innen

Wieder haben wir um 8 Uhr im Garten gefrühstückt. Ich war schon vorher, direkt nach dem Aufwachen, draußen um zu fotografieren.



Wenn man genau hinsieht und vergleicht, bemerkt man die etwas andere Lichtstimmung zum Vortag. Heute stand die Innenbesichtigung des Domes auf dem Programm. Da die Türen erst um 10.30 Uhr öffnen, hatten wir Zeit für einen etwas anderen Weg in die Stadt.


Der gleiche Weg, in umgekehrter Richtung gegangen, bringt doch immer wieder eine etwas andere Sicht.


Auch hier schmückt wieder eine Stadtteilfahne selbstbewusst die Straße.


Der Torre del Mangia gibt die Richtung vor.


Auf dem Campo sind zu dieser Zeit kaum Menschen zu sehen. So steigen wir zügig die steile Treppe hoch zum Dom. Wir reihten uns an dritter Stelle in die Reihe der Wartenden.


Ich überprüfte die Einstellungen meiner beiden Kameras und übte schon mal etwas. Obwohl der reiche Figurenschmuck an der Fassade erst weiter oben angebracht ist, sind die Ornamente, Säulen und Pfeiler unten doch auch recht fotogen. Nachdem der Eingang entsprechend vorbereitet war, konnten wir einzeln eintreten.


Der erste Blick ist überwältigend.


Säulen und Hell- Dunkel- Streifen unterteilen das Innere. Sterne leuchten von der Decke. Päpstliche Häupter reihen sich über den Säulen.



Der Reichtum an Kunstwerken und der üppige Dekor blenden das Auge.


Das Chorgestühl in der Apsis ist mit wertvollen Intarsienarbeiten von Fra Giovanni da Verona dekoriert.



Die heutige Orgel wurde erst 1966 von der Orgelbaufirma Tamburini erbaut. Ein Großteil der Pfeifen stammt von der Vorgängerorgel.


Die Buntglasfenster mit Szenen aus dem Leben der Maria entwarf Duccio di Buoninsegna. Die Originale stehen im Dommuseum.




Nach einem letzten Blick auf Wände und Decken des Innenraumes, sowie das rückseitige Fenster wende ich mich dem einzigartigen und weltberühmten Fußboden zu. Die meiste Zeit des Jahres ist der Großteil der Szenen mit einem Holzboden abgedeckt. Wir hatten das Glück sie alle bewundern zu können.



Die meisten der 52 Bilder des Fußbodens entstanden zwischen dem 14. und 16. Jdt. Es werden Geschichten von den Ägyptern bis zum Neuen Testament erzählt. Um diese Vielfalt zu verarbeiten, müsste man sich gründlich vorbereiten oder einen speziellen Führer haben. Wir haben die Bilder einfach visuell betrachtet ohne den Inhalt genau zu kennen. Mehr als zwei Stunden in einem Museum oder einer großen Kirche muten wir uns nicht zu.



Bei den älteren Darstellungen wurden die Figuren eingeritzt und mit Teer ausgefüllt. Die neueren Bilder sind Einlegearbeiten mit verschiedenfarbigem Marmor.



Die Vielfalt der Darstellungen ist schon erschlagend. Irgendwo im Mittelschiff gibt es eine Tafel, die eine räumliche Zuordnung der einzelnen Szenen ermöglicht. Dem hochrangigen Kunstwerk angemessen wäre aber ein guter Führer.




Eine weitere Sehenswürdigkeit des Domes ist die Marmorkanzel. Die Kanzel von Nicola Pisano zeigt Szenen aus dem Leben Jesu. Beeindruckend sind die zwei weiblichen und zwei männlichen Löwen, die die Säulen tragen. Das Innere des Domes ist so reichhaltig, dass ich nicht alle Sehenswürdigkeiten einzeln würdigen konnte. Ein Überblick musste genügen. Ein letztes Highligt ist aber ein absolutes Muss.


Als wir die Libreria Piccolomini betraten, verschlug es mir ob dieser Farbenpracht fast den Atem. Selbst die Decke und die räumliche Anordnung der Kunstwerke beeindrucken.


Kardinal Piccolomini, der spätere Papst Pius III., ließ den Raum für Papst Pius II., seinen Onkel, einrichten. Die Bibliothek sollte eigentlich die große Sammlung von Pius II. aufnehmen. Diese kostbaren Werke wanderten allerdings in die Vatikanischen Museen. So beschränkt sich die Sammlung in der Piccolomini-Bibliothek auf domeigene Choralbücher des 15. Jahrhunderts.


Der Schatz dieses Raumes sind aber die zehn Darstellungen aus dem Leben von Pius II. Es handelt sich um einen Freskenzyklus des umbrischen Künstlers Pinturicchio. Auf dem linken Foto ist auch die bekannte Skulptur der drei Grazien, der Kopie eines hellenistischen Ideals zu sehen.
Nach dem hilfreichen Hinweis von Bixio trage ich den Link zu einem erklärenden Artikel von Wikipedia nach.

Ich denke, ihr seid von diesen Eindrücken genauso überwältigt und vielleicht auch erschlagen wie wir es waren. So lassen wir das Gesehene einfach sacken und gönnen uns eine Pause.​
 
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Ein wunderbares Buch zum Verständnis des Lebens von Pius II.

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Danke für den Hinweis. Liebe Dentaria, leider ist dein Link zu Amazon bei mir nicht zu sehen. Erst wenn ich zitiere, erscheint die Amazon Nummer zu dem Buch.

Nachtrag: seltsamerweise funktioniert der Link auf dem Smart Phone.

Siena, Ausklang

Nach der äußerst eindrucksvollen Besichtigung des Dominneren streiften wir noch etwas durch die Stadt.


Natürlich landeten wir irgendwann wieder auf dem Campo. Die etwas flegelhafte Körperhaltung des jungen Mannes wird normalerweise auf dem Campo nicht akzeptiert. Ich habe erlebt, dass in solchen Fällen die Ordnungskräfte solche Besucher aufforderten sich hinzusetzen.


“Exoriare aliquis nostris ex ossibus ultor!” (deutsch: „Rächer, erstehe du mir einst aus meinen Gebeinen!“). Das modernere Gewehr deutet wohl auf ein Kriegerdenkmal oder Denkmal für Widerstandskämpfer hin.


Als wir wieder im Hotel ankamen machte ich diese Aufnahme. Sie zeigt, dass dieser bekannte Blick in der Mittagssonne deutlich weniger reizvoll ist als am frühen Morgen.


Nach der obligatorischen Siesta flanschte ich mein Lensbaby mit der 50mm Linse auf eine Kamera. Mit dieser leichten Bewaffnung marschierten wir wieder zum Campo um unseren Nachmittagscocktail zu genießen. Am Freitag Nachmittag war auf dem Platz deutlich mehr los als an den Vortagen.


Ich hielt im "Sweet Spot" fest, was mich auf dem Platz optisch ansprach. Übrigens, wem diese Art der Fotografie, bei der mit Schärfe und Unschärfe gespielt wird, nicht zusagt, der kann gerne weiterblättern.


Die Radfahrertruppe habe ich verpasst. Aber diese Reiterinnen, die einige Zeit am Rand des Platzes verbrachten, hielt ich fest.


Dieses frisch vermählte Paar trat aus dem Rathaus und wurde von zwei Reihen Uniformierter empfangen, die Spalier standen. Wie viele Umherstehende zückte auch ich meine Kamera. Ein kleines Ereignis fand gar nicht unser Gefallen. Der letzte Uniformierte stieß dem Bräutigam mit seinem Säbel die Mütze vom Kopf. Und nun? Die junge Frau musste sich bücken, die Mütze aufheben und ihrem Gemahl reichen.
Das Paar auf den beiden letzten Bildern sind offensichtlich Hochzeitsgäste.


Wir bummelten durch die Stadt und betrachteten auch die Schaufenster. An vielen Stellen bieten Andenkenläden ihre Ware an. Sie haben es in der Corona-Zeit sicher nicht leicht.


An der Loggia der Händler vorbei, bogen wir schließlich bei einem der Bögen wieder zum Campo ab.


Vor dem Rathaus entdeckten wir vier junge Damen, die sich vor drei Geländewagen unterhielten. Nach einiger Zeit gesellten sich weitere Personen dazu. Zwei davon trugen Filmkameras. Es sollte wohl ein Werbeclip für vielleicht Safari-Reisen aufgenommen werden. Jedenfalls passten Outfit der Damen und Autos dazu.


Auf dem Platz saßen kleine Grüppchen zusammen, die im Schatten die Atmosphäre genossen.


Auf dem Weg zum Dom hielt ich die eine und andere Nebensächlichkeit fest. Das Pinocchiobuch im Schaufenster erinnerte BEVA an ihre Kindertage.


Ein letztes Mal bewunderten wir die filigrane Domfassade,



dann ging es diesmal durch Gassen hinunter zum Platz vor dem Baptisterium. Das Schild zeigt deutlich, dass wohl die meiste Ware in den Andenkenläden aus China kommt. Wir sind aber Sieneser!


Auf den Treppen vor dem Baptisterium legten wir eine Rast ein und beobachteten das Geschehen dort.


Bei so einem Bummel entdeckt man doch ganz nette Dinge. Farbiges, einen extra für uns hergerichteten Ständer und alte Fotos, hier vom Palio, springen ins Auge. Eigentlich hätte ich einen längeren Blick in die Kiste mit den alten Fotos werfen sollen. Vielleicht gibt es ja ein nächstes Mal.


Dieses Paar hat die Maskenpflicht ab 18 Uhr ernst genommen. Insgesamt wurde das aber doch ganz unterschiedlich praktiziert. Wie in Deutschland sind auch in Siena die meisten Behinderten Parkplätze verweist.


An der Piazza Salimbeni vorbei spazierten wir wieder Richtung Campo. Das rechte Foto habe ich ganz im Unschärfebereich gelassen. Ich wollte probieren, wie allein die Lichtstimmung mit den schattenhaften Umrissen wirkt.


Die umliegenden Bars am Platz waren alle gut besucht.


Kleine Gruppen sassen locker über den Platz verteilt auf dem Pflaster.


An der oberen Ecke des Campo entdeckten wir diese Versammlung junger Mütter. Nun wurde es Zeit das Lokal für unser Abendessen aufzusuchen.


Neben den Papstloggien waren die Tische vor unserem Lokal noch spärlich besetzt, was sich aber im Laufe der nächsten Stunde änderte. Auch ich fand ein für mich bekömmliches Essen und gönnte mir zum Abschied auch ein Glas Wein. Wir haben schöne und interessante Stunden in Siena verbracht. Wir wollten einfach ein paar Tage und Nächte in dieser bezaubernden Stadt verbringen. Corona hat mit dafür gesorgt, dass dies ohne Touristenstress gelingen konnte. Am nächsten Morgen wollten wir dann nach dem Frühstück zur nächsten Etappe unseres Toskanaufenthaltes starten.​
 
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Lieber Ludwig,

Deine Fotos aus Siena entschädigen etwas für die entgangene Reise!
Besonders gefreut habe ich mich über die herrlichen Bilder aus dem duomo, auf den ich mich sehr gefreut hatte. Vielen Dank dafür!
 
Danke für den Hinweis. Liebe Dentaria, leider ist dein Link zu Amazon bei mir nicht zu sehen. Erst wenn ich zitiere, erscheint die Amazon Nummer zu dem Buch.

Nachtrag: seltsamerweise funktioniert der Link auf dem Smart Phone.

Seltsam, hätte der Link bei mir nicht funktioniert, so hätte ich ihn nicht eingestellt.

Herzlichen Dank für die wunderbaren Fotos! Siena habe ich zuletzt im Frühjahr 2018 besucht - in Kombination mit Pisa und Arezzo.
 
Danke euch Beiden für eure Rückmeldungen. Angela, ich wünsche euch, dass ihr die Reise nach Siena bald nachholen könnt. Am besten bevor es wieder von Touristen überströmt ist.

Samstag in San Gimignano

An den beiden vorhergehenden Tagen habe ich gemerkt, dass sich das Licht gerade in der ersten Stunde nach Sonnenaufgang ständig ändert. Also hatte ich am Vorabend den Wecker gestellt, um den Sonnenaufgang mitzuerleben.


Leider ging die Sonne hinter den Bäumen und Büschen auf.


Aber auch die Landschaft im frühen Sonnenlicht ist sehenswert. Zwischen den Fotos setzte ich mich immer wieder in einen Liegestuhl und wartete einige Zeit bis zur nächsten Aufnahme. Ich bemerkte, dass die aufgehende Sonne die Luft erwärmte. Dadurch bildeten sich in der Nähe des kalten Bodens leichte Nebel, die sich später wieder auflösten.


Diese Dame nutzte schon die ersten Strahlen für ein Sonnenbad.

Nach dem Frühstück machten wir uns fertig für die Fahrt, luden das Auto, tankten und fuhren gen Westen. BEVA wollte unbedingt das nahegelegene San Gimignano, das Manhatten des Mittelalters sehen. Die Fahrt dauerte etwa eine Stunde. Ich hatte vorher im Internet recherchiert, wo der ideale Ort für eine Morgenaufnahme der von Türmen geprägten Silhouette ist. Die Stelle liegt auf einer Schotterstraße südlich unterhalb der Stadt.


Hier mein Ergebnis. Doch bevor ich dafür den Auslöser betätigen konnte, passierte so einiges. Nach dem Parken hatte ich die Skyline genau vor Augen. Es störte nur eine dicke Stromleitung, die quer durchs Bild lief. Der Abhang zu meinen Füßen war zwar steil aber wohl doch ohne Umwege überwindbar. So dachte ich. Schon beim zweiten Schritt trat ich ins Leere. Den rechten Fuß brachte ich schnell genug nach vorn, doch hatten dreißig Zentimeter hohe, dicht verflochtene Ackerwinden etwas dagegen. Ich verlor das Gleichgewicht und stürzte langgestreckt nach vorn. Mit den Händen konnte ich den Sturz abfangen. Ich stand auf, kontrollierte die Kamera und stieg den Rest des Hanges hinunter. Als ich unten hin und her ging, um den idealen Standpunkt zu finden, fragte BEVA von oben, wo denn meine Brille sei. Wir suchten etwa zwanzig Minuten ergebnislos. Da ich mich bewegt hatte, war die genaue Absturzstelle nicht auffindbar. Ich gab auf und stieg auf einem längeren Weg nach oben. Plötzlich sah ich ein Loch im dichten Geflecht der Ackerwinde. Schließlich fand ich die Brille unversehrt etwas drei Meter unterhalb der Absturzstelle. Sie war unbeschädigt. Ich hatte zwar eine Ersatzbrille dabei, die aber doch nur ein Ersatz ist. Die Fotos der Skyline waren aber gelungen. Manchmal ist der längere Weg halt doch der kürzere.


Eine nette Landschaftsaufnahme sprang noch als Nebenprodukt heraus. Weinberge, Zypressen und Wälder. Wir sind in der Toskana.


Der Parkplatz an der Porta San Giovanni, im Süden der Stadt, war dicht belegt. Schließlich fanden wir doch noch einen Platz ganz hinten. Nun, es war Samstag. Entsprechend mussten wir uns auf etwas Gedränge in den engen Straßen einrichten. Wir hielten immer unsere Maske bereit.


Auf der Via San Giovanni, die ins Zentrum führt, gibt es einige edle Läden.


Immer waren irgendwelche Geschlechtertürme zu sehen, der die Stadt ja ihren Bekanntheitsgrad verdankt. Die Türme entstanden Ende des 12. Jahrhunderts sowohl als Schutz vor Angriffen wie auch als Statussymbol der reichen Besitzer. 1348 führten Pest und Bürgerkrieg zu einem abrupten Ende der Glanzzeit San Gimignano. Florenz übernahm die Herrschaft. Für große Veränderungen fehlte danach das Geld. So blieben uns doch einige Türme erhalten.


Bald erreichten wir die Piazza della Cisterna, die von mittelalterlichen Türmen, Häusern und Bars umrahmt ist. Zentrum ist der schmucke Brunnen.


Wir wollten hier später verweilen. Zunächst ging es um die Ecke zum Dom. Auch hier sind Aus- und Eingang wegen Corona getrennt.


Während BEVA die Eintrittskarten besorgte, betrachtete ich dieses Bild mit Maria Verkündigung. Die frühere Bischofskirche Santa Maria Assunta betraten wir durch den Seiteneingang.


Die 1148 geweihte Kirche wurde von 1466 bis 1468 erweitert. Der Blick durchs Mittelschiff fällt auf das mächtige Kruzifix vorne auf dem Altar.


Die Kirche wird von drei Freskenzyklen dominiert. Hier zeige ich Ausschnitte von Fresken zum Alten Testament.


Der zweite Zyklus zeigt Szenen aus dem Neuen Testament. Das jüngste Gericht, hinten neben dem Haupteingang habe ich nicht fotografiert. Von meinem letzten Besuch weiß ich aber, dass es mit dem Meisterwerk Michelangelos nicht konkurrieren kann und wohl auch nicht will.


Noch ein Blick auf die Orgel


und in den Raum,


dann verließen wir die Kirche wieder. Wir bogen von der Hauptstraße ab und schlenderten nahe der Stadtmauer Richtung Norden. Vor einem unauffälligen Lokal studierten wir die Speisekarte und traten ein. Wir sollten den Schritt nicht bereuen. Zwar konnte ich die edlen Weine nicht genießen, doch bekam ich das leckerste Risotto meines Lebens serviert. Da ich nur glutenfreie Nudeln vertrage, habe ich während der Tage in der Toskana fünf mal Risotto bestellt. Sie schmeckten sehr unterschiedlich und waren alle wirklich gut. In diesem Lokal war der Risotto überragend.

Danach folgten wir weiter der Stadtmauer und fanden schließlich auch die Stelle, die einen weiteren hübschen Blick auf die Turmlandschaft bietet. Auch wenn die Sonne einige Stunden später günstiger gestanden hätte, wollte ich nicht auf die nächsten Fotos verzichten.


Die Türme sind wirklich anziehend.


Noch ein Blick in die Landschaft,


dann gehen wir weiter Richtung Zentrum.



Auf der Piazza della Cisterna weitet sich der Blick nach oben zu den hohen Turmspitzen.



Wir finden auf der Treppe des Domes Platz, um von unserem Spaziergang auszuruhen. Da wir um drei Uhr weiterfahren wollen, beschließen wir noch ein Viertelstündchen auf dem benachbarten Platz zu verbringen.


Da entdecken wir diese drei jungen Musiker und nehmen im Schatten unter den Arkaden wartend platz.


Nach dem Pläuschchen packt schließlich der Bassist sein riesiges Instrument aus.



Die Drei machten wirklich sehr gute Musik. Wir genossen die Viertelstunde und verabschiedeten uns beide mit einem Wurf in den bereitstehenden Geigenkasten.


Während der Musikdarbietung beobachtete ich auch die Dohlen, die die Löcher im Turm anflogen.


Für den Platz mit dem Brunnen war nun nur noch Zeit für ein Foto. Wir spazierten zum Parkplatz zurück und fuhren über Volterra zu unserem Domizil für die nächste Woche.


Querceto ist ein winziger Ort mit 37 ständigen Einwohnern. Es gibt noch einige Bewohner, die nur in der warmen Jahreszeit hier wohnen. Das Dörfchen hat aber ein Schloss. Die Accademia Libera Natura e Cultura hat hier Räume angemietet und bietet Kurse verschiedener Art an, wie Malerei, Bildhauerei, Musik und Gesang, Kochen und Fotografie. Außerdem veranstaltet sie Sommerkonzerte.

Wir waren mit Dozentin und Veranstalterin 10 Fotografen plus drei Nichtfotografen die zusammen eine Woche verbringen wollten. Um 18 Uhr trafen wir uns, um uns bekannt zu machen und das Wochenprogramm zu besprechen. Dann wurde das Abendessen serviert.


Mit einem Sonnenaufgang begann dieser Tag. Mit dem Sonnenuntergang geht er zu Ende.

Bis auf einen Tag konnten wir es immer im Garten mit Blick in die Landschaft und auf den Sonnenuntergang einnehmen. Mit der Köchin Rebecca hatte ich mich schon per Email bezüglich meiner Unverträglichkeiten ausgetauscht. Als wir nach Ankunft in Querceto einmal die Straße hochliefen, trat eine Frau lächelnd aus der Tür und fragte mich, ob ich Ludwig sei. Ich antwortete: dann bist du Rebecca. Wir zogen uns kurz in die Küche zurück und besprachen das Essen für den Abend und den nächsten Tag. Diese Prozedur wiederholte sich täglich. Rebecca habe ich es mit zu verdanken, dass ich die Woche körperlich sehr gut meistern konnte. Am nächsten Tag sollte es früh los gehen, um die Morgenstimmung in der Toskana einzufangen. Entsprechend suchten wir relativ früh unsere geräumige "Schlosswohnung" auf.

In den folgenden Beiträgen werde ich einen Teil meiner Fotoausbeute zu den verschiedenen Themen vorstellen.
 
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@Ludovico ROB
Phantastisch deine Siena Bilder!
Bewundernswert, wie es dir gelingt, den Eindruck von der wunderschönen Libreria Piccolomini auf Fotos zu bannen.

Wer sich für Pinturicchios Bildprogramm zu Pius II. interessiert, findet in der Wikipedia einen ausführlichen Artikel. Piccolomini-Bibliothek – Wikipedia. Die Bilder kommen zwar nicht an die von Ludovico heran, bieten aber zum jeweiligen Bild gute Hintergrundinformationen, wie auch zur Entstehung der Libreia Piccolomini.

Für die Rom-Besucher: Beide Piccolomini Päpste sind in Sant Andrea della Valle begraben.
 
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