Streit über Italiens vernachlässigten Gasschatz

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Die Förderung dessen, was früher das schwarze Gold genannt wurde, hat die Wirtschaft von Ravenna mit seinen 160.000 Einwohnern dominiert, seit in den Fünfzigerjahren vor der Küste erhebliche Vorkommen gefunden wurden.
Doch dann gerieten Öl und Gas in Verruf; die italienische Regierung verhängte vor drei Jahren einen Bohrstopp. Der wurde später zwar wieder aufgeweicht, es blieb aber viel rechtliche Unsicherheit. So beschleunigte sich der Rückzug der Branche. „Unsere Mitgliedsunternehmen beschäftigen heute 4000 bis 5000 Mitarbeiter.

Jetzt aber schöpft die Industrie neue Hoffnung. Denn angesichts der gestiegenen Energiepreise will die italienische Regierung die einheimische Gasproduktion verdoppeln. Das Öl soll im Boden bleiben, doch nicht das Erdgas, über das Italien in erheblichem Umfang verfügt. Von den Fünfzigerjahren an war die Produktion fast kontinuierlich gestiegen und erreichte 1994 einen Höhepunkt bei 21 Milliarden Kubikmeter Gas im Jahr.

Die Lage ist einigermaßen absurd: Die eigenen Bodenschätze bleiben unangetastet, dafür kommt das Gas von weit her, was wegen des zu erzeugenden Pumpdrucks und wegen der Verluste beim Transport erheblich mehr Energie erfordert und das Klima belastet. „Wir bezahlen Putin, und er stellt damit Waffen her. Wir bezahlen Libyen, und sie schicken uns dafür Migranten“, klagt Davide Tabarelli, Präsident des Beratungsunternehmens Nomisma Energia in Bologna, der auch an der Ingenieursfakultät der Universität Bologna lehrt.

Nach seiner Schätzung könnte Italien jährlich rund fünfmal so viel Gas produzieren wie heute. Die Vorkommen finden sich in der Adria, vor Sizilien und im Golf von Tarent vor der Küste der süditalienischen Region Basilicata. „Nicht wir, sondern die Kroaten bohren vor unserer Küste. Es ist, wie wenn Sie ein Glas mit zwei Strohhalmen haben, aber nur mit einem Halm daraus trinken“, sagt Tabarelli.
 
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