Spaziergang durch Rom

nummis durensis

Censor
Stammrömer
Kein anderer Ort dieser Erde hat mich bisher so gefesselt wie die ewigste aller ewigen Städte. Das liegt zum einen daran, dass dort die Wiege einer meiner Leidenschaften, die römische Geschichte, vergraben (als auch ausgebuddelt) liegt, zum anderen kann ich mich, auch wenn meine Wurzeln eher in ländlichem Boden stecken, sehr gut mit dem römischen Stadtleben arrangieren.

In einer Stadt, die 24 Stunden mit sich selbst beschäftigt ist, ihre Wunden leckt, ihre Leiden pflegt und ihre Exzesse auskostet, verändert sich nicht wirklich etwas, aber ich bin jedes Mal erstaunt, welche neuen Augenblicke sich auftun.



. . .



I. Circus Maximus
II. Sant'Anastasia al Palatino, San Giorgio in Velabro, Argentarierbogen
III. Forum Boarium, Santa Maria in Cosmedin, Bocca della Verità
IV. Pons Aemilius, Pons Fabricius

IVa.Tiberinsel (Tempel des Asklepios)
V. Teatro di Marcello, Portico d'Ottavia, Ghetto
VI. Fontana delle Tartarughe, Crypta Balbi
VII. Largo di Torre Argentina
VIII. Campo di' Fiori, Via Gulia
IX. Castel Sant’Angelo, Ponte Vittorio Emanuelle II, Via dei Coronari
X. Piazza Navona
XI. Palazzo Altemps / Museo Nazionale Romano
XII. Pantheon
XIII. Fontana di Trevi, Piazza di Spagna, Piazza del Popolo, Via del Corso, Piazza Colonna
XIV. Piazza Venezia, Capitolium

XIVa. Capitolium (Tempel des Jupiter)
XV. Capitolium (Musei Capitolini) - (Sonderausstellung I) -(Sonderausstellung II)
XVI. Kaiserforen
XVII. Piazza della Madonna dei Monti
XVIII. Forum Romanum (Einführung)
XIX. Forum Romanum (Basilica Aemilia, Sacellum der Venus Cloacina)
XX: Forum Romanum (Curia Iulia, Lapis Niger, Triumphbogen des Septimius Severus, Rostra, Mundus)

XXa. Forum Romanum (Statue des Marsyas)
XXI. Forum Romanum (Concordiatempel & Tempel des vergöttlichten Vespasian)
XXII. Forum Romanum (Saturntempel)
XXIII. Forum Romanum (Basilica Iulia)
XXIV. Forum Romanum (lacus curtius, Phokas-Säule)
XXV. Forum Romanum (Dioskurentempel, S. Maria Antiqua)

XXVIa. Forum Romanum (Quelle der Iuturna)
XXVI. Forum Romanum (Tempel der Vesta, Haus der Vestalinnen)
XXVII. Forum Romanum (Tempel des vergöttlichten Caesars)
XXVII. Forum Romanum (Tempel des Antoninus und der Faustina)
XXVIII. Forum Romanum (Tempel des Romulus, Santi Cosma e Damanio)
XXIX. Forum Romanum ( Basilika des Maxentius, Tempel der Venus und der Roma)
XXX. Forum Romanum (Titusbogen)
XXXI. Forum Romanum (Via Nova)
XXXII. Palatin (Einführung)
XXXIII. Palatin (Vigna Barberini, San Sebastiano al Palatino)
XXXIV. Palatin (Coenatio Rotunda)
XXXV. Palatin (Aqua Claudia)
XXXVI. Palatin (Bauten des Septimius Severus)
XXXVII. Palatin (hippodromus palatii, domus augustiana, domus flavia)
XXXVIII. Palatin (Haus des Augustus, Haus der Livia, Tempel des Apollon)
XXXIX. Palatin (Museo Palatino)
XXXX. Palatin (domus tiberiana, cryptoporticus neronianus)
XXXXI. Kolosseum - Sonderausstellungen
XXXXII. Triumphbogen des Konstantin, Meta Sudans

XXXXIII. Monte Oppio, domus aurea
XXXXIV. ludus magnus
XXXXV. San Clemente
XXXXVI. "Päpstin Johanna"



I.


Gewöhnlich beginne ich meine Zeit mit einem eher unspektakulären Spaziergang durch den Circus Maximus (Circo Massimo).Dort werde ich nicht gleich von Horden fotowütiger Touristen erschlagen; ich habe Zeit und Raum, mich langsam auf die "tollen Tage", die kommen werden, einzustimmen.



Aegidius Sadeler
c. 1606




















2014/2015. Unglaublich, aber wahr: Am südöstlichen Ende hat man endlich die blickdichten Zäune abgerissen. Die Ausgrabungs- und Restaurationsarbeiten nähern sich wohl langsam ihrem Ende, obwohl einiges - typisch römisch eben, noch etwas unaufgeräumt aussieht. Ein strenger Blick der street-art mahnt jedoch, diesen Zustand baldmöglichst zu ändern. Jedenfalls bekommt das Kopfende ein schickes Aussichtsplateau.


2016. Neuer Glanz für die antike Rennbahn. Endlich ist es soweit, und bekanntlich dauert in Rom ja alles etwas länger als anderswo. Man kann nun für einen Obolus von fünf Euro die Ausgrabungen durchschreiten und den Turm besteigen. Die alten Steine sind wirklich nur etwas für echte Antikenfans, die sonst schon jedes Marmorfragment beim Namen kennen. Der Turm allerdings erfreut sich einer interessanten Geschichte, die auch noch dem Romkenner ein Aha abringen: Nach dem die glorreichen Gespanne längst in Vergessenheit geraten waren, diente er der Getreideversorgung der Stadt, denn in ihm wurde Korn gemahlen. Die Mühlsteine zu seinen Füssen zeugen heute von diesem unerwarteten Ereignis.













Kurz eingeschoben... Der Obelisk von Axum:
Besucher vergangener Tage erinnern sich vielleicht noch. Bis zum Jahre 2005 stand vor dem Circo Massimo ein im doppeldeutigen Sinne besonders langes Stück Stadtgeschichte, der Obelisk von Axum. Einst als Kriegsbeute von Mussolini aus Äthiopien gemopst, wachte die 26 Meter hohe und 160 Tonnen schwere Säule über 60 Jahre lang als "stiller Polizist" über den tosenden Verkehr an einem der verkehrsreichsten Plätze der Stadt. Auf Geheiß der UN versicherte Italien 1947 die baldige Rückgabe des als Weltkulturerbe der UNESCO beschirmten Obelisken, aber Rom hatte es damit dann gar nicht mehr so eilig. Der Obelisk sei mittlerweile "eingebürgerter Bewohner Roms", erklärte vor einigen Jahren Kultur-Staatssekretär Vittorio Sgarbi, eine Rückreise nach Äthiopien sei viel zu gefährlich. So musste erst der Blitz einschlagen, bis sich Rom bewegte. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Bei seiner Aufstellung 1937 wurden aus Stabilitätsgründen Stahlstäbe in der Säule verankert; 2002 schlug dann ein Blitz ein und beschädigte den Obelisken stark und letztendlich wurde der Druck auf Rom so gross, um die längst überfällige Rückgabe voranzutreiben. Zu Wasser kam sie her, und in der Luft ging sie. Fünf Flüge mit russischen Antonov-Frachtmaschinen waren nötig, um alle Teile wieder an ihren ursprünglichen Platz zu bringen. In Axum wurde eigens dafür ein neuer Flugplatz gebaut.





Und ich lauf' dann mal weiter zu einem meiner vielen Lieblingsplätze, dem Forum Boarium...

Roma bella mi apare


Anm.: Ich werde nach und nach ein paar meist weniger bekannte Orte beschreiben. Mein Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Antike, insbesondere der Severerzeit. Daher mag man mir verzeihen, wenn ich da manchmal ein wenig ausschweifend werden kann. Und da ich mich durch ca. 2500 Fotos wühlen muss, ausserdem Abhandlungen für das numismatische Forum schreibe, einen Garten mit vielen Tomaten und italienischen Gemüssorten pflege und "nebenbei" noch Vollzeit arbeite, können die zeitlichen Abstände zwischen den Spaziergängen etwas dauern. :)
 
Zuletzt bearbeitet:

Vielen Dank für den Beginn Deines Reiseberichts. :thumbup:

Unglaublich, aber wahr: Am südöstlichen Ende hat man endlich die blickdichten Zäune abgerissen.

Nun, das wurde ja auch Zeit! :~

...können die zeitlichen Abstände zwischen den Spaziergängen etwas dauern. :)

Kein Problem, wir sind sehr geduldig. :nod:​
 
Vielen Dank für den kurzweiligen Beginn deines Reiseberichtes. Und vielen Dank für die Fotos vom Circus Maximus. Ich hab mich schon gefragt was dort entsteht.

Ehrlich gesagt bin ich dort noch nie spazieren gegangen. Werde ich unbedingt nachholen. Der Blick von unten auf den Palatin ist toll.

Viel Spass beim Gemüseanbau und bei der Arbeit. Ich habe einen Schrebergarten und ernte die unterschiedlichsten Beeren
 
An dem hier so verschmähten Circus Maximus kann man ja doch einige nette Ecken entdecken, wie Du beweist. Ich bin schon gespannt, welche Ecken Du uns noch zeigst und wie viele Wissenslücken Du noch schließen wirst.
 
Ein vielversprechender Auftakt des Berichts. :thumbup:

Ich bin auch ganz gerne mal am Circo Massimo, um die Nachmittagssonne zu genießen.

Dass man jetzt allmählich fertig wird, die Tribünenreste am Südende zu restaurieren, ist natürlich eine gute Nachricht. Ob es da gleich ein Aussichtsplateau braucht, ist die Frage.
 
.

VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für den Beginn des Reiseberichtes

:thumbup::thumbup::thumbup:

Ich bin schon gespannt wie es weitergeht ...
 
II.

Nie habe ich erleben dürfen, dass beim Durchwandeln des Circo Massimo mal nicht die Sonne geknallt hätte. Aber ich möchte auch nicht im Schatten der Bäume an der Strasse, sondern in der Mitte daherlaufen, weil dies tatsächlich den Blick auf die Gebäude der Westflanke des Palatins freigibt. Übrigens sind zur Zeit dort die Severus-Thermen und das Stadion des Domitianus geöffnet!

Auf jeden Fall bin ich froh, wenn ich gleich hinter dem Circo rechts abgebogen auf die kleine Piazza vor der Kirche Sant'Anastasia al Palatino treffe. Die 20 Marmor- und Granitsäulen sind antik, und auch wegen ihrer Nähe liegt die Vermutung nahe, dass sie von einem Tempel des Palatin stammen. Aber, viel wichtiger: Am Brunnen dort kann ich erstmal meine Trinkflasche neu auffüllen.




Gleich die nächste Strasse links liegt die Kirche San Giorgio in Velabro; ein Kleinod unter den römischen Gotteshäusern, wie ich meine. Dieses Kirchlein ist bisher vom Massentourismus verschont geblieben, aber verdient doch eine Menge Aufmerksamkeit. Ich möchte auch nicht mit "technischen Daten" langweilen - die kann man man prima bei wikipedia & Co. nachlesen, sondern die Bilder sprechen lassen. Erwähnenswert ist, dass das Innere aus vielen Resten antiker Gebäude gestaltet wurde. So sind die Granit- und Marmorsäulen einerseits im Fussboden versenkt, andererseits auf einem Sockel errichtet - ein interessantes Detail. Gerade diese urige Atmosphäre macht die Kirche auch für diejenigen beliebt, die sich "trauen" möchten.




In den Kirchenbau einbezogen entdeckt man links den Argentarierbogen (Arco degli Argentari), den Bogen der Geldwechsler. Ganz korrekt müsste es nach der Inschrift 'argentarii et negotiantes boarii huius loci' heissen: Bogen der Geldwechsler und (Vieh)händler, und es ist auch kein Bogen im eigentlichen Sinne, sondern ein rechteckiges Portal. Dieses im ersten Moment unscheinbare Denkmal weist jedoch einige Besonderheiten auf. Errichtet wurde er im Jahre 204 n.Chr. als private Stiftung und nicht, wie die meisten anderen Ehrenbauwerke, von staatlicher Seite, zu Ehren der Kaiserfamilie des Septimius Severus. Das gut erhaltene Relief zur rechten zeigt den Kaiser nebst seiner Gattin Julia Domna bei einer Opferzeremonie (gut erkennbar an der verschleierten "Büsten"). Auf der linken inneren Seite erkennt man den ältesten Sohn des Kaiserpaares, Caracalla.




Kurz eingeschoben... die 'damnatio memoriae':
Es fällt auf, dass beiden Reliefdarstellungen Figuren entfernt wurden und auch die Inschrift wurde zweimal(!) umgestaltet. Was war los? 205 n.Chr. war ein turbulentes Jahr für das Kaiserhaus. Gut drei Jahr zuvor hatte Severus sein ältesten Sohn Caracalla mit Plautilla verheiratet, der Tochter seines besten Freundes und wahrscheinlich sogar Blutsverwandten Plautianus. Caracalla sah als Heranwachsender besorgt das Machtstreben seines Schwiegervaters, dem Prätorianerpräfekten. Wahrscheinlich nicht ganz zu Unrecht, denn wie Cassius Dio bezeugt, erlangte Plautianus eine Machtposition, die alle anderen Menschen übertraf und eigentlich nur einem Kaiser zustand. Letztendlich war Caracalla die ständigen Einmischungen seines Schwiegervaters in seine Unternehmungen leid und brachte ihn beim Kaiser in Misskredit, indem er ein geplantes Attentat vorlog. Septimius war durch seinen angeschlagenen Gesundheitszustand und den kürzlichen Tod seines Bruders so weit sensibilisiert, dass er selbst schliesslich die Ermordung Plautianus befahl. Plautilla wurde verschont, aber auf die Insel Lipari verbannt und über beide wurde die 'damnatio memoriae' belegt, d.h. Bildnisse und Inschriften wurden getilgt. So zeigt der Argentarierbogen neben Caracalla nur noch zwei leere Plätze, wo sich wohl die Bildnisse Plautillas und Plautianus' befunden haben. Ebenfalls wurden die Inschriften mit ihren Namen gelöscht. Es sollte bis Ende 211 n.Chr. dauern, bis der Bogen eine zweite Rasur erfuhr. In seinem Kampf um die Alleinherrschaft tötete Caracalla seinen Bruder Geta; Severus selbst war ein knappes Jahr vorher verstorben, die Kaiserwürde war gleichermassen auf die beiden Söhne übergegangen. Im Blutrausch des Brudermordes liess Caracalla viele Anhänger Geta's beseitigen (wobei ich die angegebene Opferzahl Dio's von 20000 Menschen für übertrieben halte) und auch Plautilla wurde nicht verschont. Das Andenken Geta's wurde ausradiert und dem kleinen Argentarierbogen wiederfuhr eine weitere Überarbeitung: Geta's Bildnis und Name wurden entfernt. So schrieb die Geschichte selbst einen blutrünstigen aber wahren Krimi im alten Rom.


Nur ein paar Meter weiter stösst man unweigerlich auf den Janusbogen (ianus quadrifons), den man früher irrtümlich für einen Janustempel hielt. Doch hat sich herausgestellt, dass es sich um eine überdachte Strassenkreuzung auf der Via del Velabro handelte. Er markierte das nördliche Ende des Forum Boariums, dem Viehmarkt des antiken Roms, der an einer flachen Stelle am Tiberufer lag, wo die Hirten ihr Vieh durch den Fluss trieben. Übrigens ist das Forum Boarium das älteste des alten Roms; dort wurde nicht nur die erste Brücke über den Tiber errichtet, sondern beheimatete auch den damals wichtigsten Hafen der Stadt, den Portus Tiberinus, bis im 3. Jh. n.Chr. der Seehandel nach Ostia Antica verlegt wurde.









Nun, ich schau' dann mal, ob auf dem Forum noch ein paar "Ochsen" zu finden sind...


Roma bella mi apare
 
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San Giorgio in Velabris und den Janusbogen hast Du ja schön aufgearbeitet. Nummis durensis danke dafür.

Nach den vielen Barockkirchen genieße ich gerne das einfache Innere von San Giorgio. Leider komme ich nicht so oft an der Kirche vorbei. Den Janusbogen habe ich häufig vor Augen. Da gibt es ein Familienbild mit meiner heutigen BEVA in Schwarz/Weiß vor dem Janusbogen. Es müsste Ende der 60er Jahre aufgenommen sein. Das erste mal habe ich mir den Bogen angesehen, um einmal den Original-Drehort zu erleben :D, wirklich.
 
Danke für die versteckten Orte. Da werde ich mich beim nächsten Rom-Aufenthalt mal auf die Suche machen...

Zumal ich das Gebiet um das Forum Romanum besonders liebe. Dort ist ein weiter Himmel über der großen antiken Fläche mit all seiner Geschichte.

Bin gespannt ob du Ochsen findest ;)
 
Sehr schöner Bericht(sbeginn) :thumbup: mit neuen bzw. vertiefenden Einblicken :nod:. Gefällt mir sehr gut und ich warte (natürlich mit der nötigen Geduld ;)) gerne auf mehr!

Danke sagt
Pasquetta
 
vielen Dank! Du schreibst seh rinteressant.
Ich war auch am Circo Massimo, unsere erste Romreise, Frühlingsgrün auf dem Circo Massimo, herrlich.

Danke!

Qing
 
III.

Auf dem ältesten Forum Roms, dem Forum Boarium hat sich in den letzten Jahren doch so einiges getan. Noch vor drei Jahren hab' ich mich dort auf die Wiese gleich neben dem Brunnen gepflanzt, um angelehnt im Schatten der Bäume an meiner Wasserflasche zu nuckeln. Nun ist alles mit Hecken und Bänken und 'Rasen nicht betreten' neu gestaltet worden. Den Brunnen an der Mauer gibts zum Glück noch. Ehrlich gesagt, mir gefiel's vorher besser... ein Grossteil der 'vita' von damals ist damit verschwunden. Schade eigentlich.

So sah' es damals aus:




Und so jetzt:



Übrigens, der kleine Rundtempel des Hercules Victor, der früher fälschlicherweise für einen Vesta-Tempel gehalten wurde, weil er so schön rund ist, ist der älteste marmorne Tempel des Stadt. Er ist deswegen noch so schick erhalten, weil er schon im 12. Jh. in eine Kirche umgewandelt wurde.

Gleich nebenan findet sich der rechteckige Tempel des Portunus. Die wenigsten werden diesen Namen je vernommen haben, aber Portunus war tatsächlich eine römische Gottheit und zuständig für Häfen, Anlegestellen und die Schifffahrt. Dargestellt wurde er im Wasser stehend, mit blauschimmerndem Bart sowie einem Schlüssel.



Tja, und Ochsen hab' ich natürlich nicht entdecken können, dafür gab's erwartungsgemäss die übliche Schlange anderer Herdentiere, die geduldig darauf wartete, der Wahrheit ins Auge sehen zu dürfen. Wenn die wüssten, dass sie ihre Hand gleich in einen antiken Gullideckel der Cloacina Maxima stecken würden... Mich jedenfalls blickte der Bocca della Verità bedrohlicher an als jemals zuvor.



Quasi in Einbahnstrassenrichtung wird man nach der Wahrheitsfindung durch die Kirche Santa Maria in Cosmedin zurückgeleitet; wahrscheinlich deswegen, weil sich das Gotteshäuslein sonst kaum jemand ansehen würde. Dabei ist ihr Innenleben schlicht und ergreifend im wahrsten Sinne des Wortes einen tieferen Blick wert. Und wer weiss, vielleicht steht man gerade genau an der Stelle, wo sich einst der Altar des Herkules befand.



Kleiner Exkurs: Der Ara Maxima
Der Altar des Herkules, der 'grosse Altar' befand sich auf dem Forum Boarium wohl in unmittelbarer Nähe der Kirche Santa Maria in Cosmedin. Fast könnte man ihn als die erste Börse der Welt bezeichnen, denn bereits in
archaischer Zeit wurde dort gehandelt, gefeilscht, übers Ohr gehauen und geopfert. Angeblich von Herkules persönlich gestiftet schlossen die Kaufleute dort ihre Geschäfte ab, wobei es üblich (und sicherer) war, den Stifter mit einem zehnprozentigen Gewinnanteil zu beteiligen. Da der Halbgott aber keine Geldgeschenke annahm, sondern nur Opfergaben in Naturalien und Vieh, war es sinniger, selbige an Ort und Stelle gleich selbst zu verzehren. So uferte manches Opfermahl aus und es wird sogar von einem Gelage eines Marcus Licinius Crassus berichtet, der tatsächlich ein Zehntel seines nicht unerheblichen Vermögens stiftete und damit die römischen Bürger drei Monate bei Laune hielt.


Roma bella mi apare
 
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Schöne Fortsetzung! :thumbup:
Mir gefällt der neugestaltete Vorplatz des "Vestatempels" sehr gut. Im hinteren Bereich (am Portunustempel) kann man sich ja immer noch in die Wiese setzen. Eine starke Lärmresistenz des Verkehrs wegen ist leider auch notwendig.
 
Da hast du nicht ganz unrecht... am hinteren Teil des Portunustempels kann man zur Zeit den Restauratoren sogar über die Schulter schauen. Leider hatte ich es versäumt, ein Foto zu machen.

Beim Einschlafen heute nacht kamen mir noch ein paar Randbemerkungen in den Sinn, die ich dem interessierten Leser nicht vorenthalten möchte.

Dass es schwer in Mode war, am Forum Boarium gerade Hercules zu verehren, hatte seinen Grund wie so oft in der Gründungsmythologie. Von ihr berichtet u.a. Livius in seinem Geschichtswerk. Hercules strandete mit der Rinderherde des Riesen Geryoneus an genau dieser Stelle, wo sich damals eine Hirtensiedlung befand. Ein Einwohner mopste nachts einige der Tiere, die der Held natürlich zurückeroberte und (nach Properz) mit den folgenden Worten zurücktrieb: "Zieht hin, ihr Rinder und weiht durch langgezogenes Gebrüll diese Rindergefilde: Eure Weideplätze werden einst in Rom ein berühmter Markt sein."

Übrigens war Weibsvolk bei den Kulthandlungen unerwünscht, was Properz so beschreibt: Nach dem Kampf um seine Rinder verspürte Hercules grossen Durst und bat eine Priesterin der Bona Dea, an einer heiligen Quelle trinken zu dürfen. Allerdings hatten dort Kerle nichts verloren, was den Helden aber nicht daran hinderte, sich gewaltsam zu bedienen. Als er später dann den Ara Maxima errichtete, rächte er sich und verwehrte den Frauen den Zugang, damit "der Durst des Hercules auf ewig geahndet sei." (Herculis aeternum ne sit inulta sitis)
 
Mir gefällt der neugestaltete Vorplatz des "Vestatempels" sehr gut. Im hinteren Bereich (am Portunustempel) kann man sich ja immer noch in die Wiese setzen.
Dem schließe ich mich an: Ich mag das Forum Boarium in seiner heutigen Gestalt. :nod:

Aber natürlich: De gustibus ... ;)
 
Ach so, und das hätte ich jetzt fast vergessen:
Den Janusbogen habe ich häufig vor Augen. Da gibt es ein Familienbild mit meiner heutigen BEVA in Schwarz/Weiß vor dem Janusbogen. Es müsste Ende der 60er Jahre aufgenommen sein.
Dieses "müsste" lässt darauf schließen, dass es nicht anlässlich einer Hochzeit dort aufgenommen wurde (denn sonst wäre zumindest ja Jahr bekannt) ... und schon gar nicht der deiner B. :D
 
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Ach so, und das hätte ich jetzt fast vergessen:
Den Janusbogen habe ich häufig vor Augen. Da gibt es ein Familienbild mit meiner heutigen BEVA in Schwarz/Weiß vor dem Janusbogen. Es müsste Ende der 60er Jahre aufgenommen sein.
Dieses "müsste" lässt darauf schließen, dass es nicht anlässlich einer Hochzeit dort aufgenommen wurde (denn sonst wäre zumindest ja Jahr bekann) ... und schon gar nicht der deiner B. :D

Du lässt mich ja schnell altern :~:blush:; ich ziehe gleich los und besorge mir einen Krückstock.
 



:lol: 8O :lol:


Aber doch ganz im Gegenteil :!: .... wenn ich doch schreibe, dass ihr beide eben noch nicht Ende der 60-er Jahre geheiratet haben könnt (deine BEVA dürfte doch kaum viel älter sein als ich, wenn überhaupt - also 56). ;)
 
Übrigens, das hatte ich gestern vor lauter Krückstock ganz vergessen:
Forum Boarium (...) Ochsen hab' ich natürlich nicht entdecken können; dafür gab's erwartungsgemäss die übliche Schlange anderer Herdentiere, die geduldig darauf wartete, der Wahrheit ins Auge sehen zu dürfen.
Sehr gut formuliert! :lol: :twisted: :lol:
 
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