Spaziergang durch Rom - Addenda et Corrigenda

Der Jupitertempel auf dem Kapitol

ist einer der Bauwerke, von dem so gut wie nichts mehr erhalten ist ausser einem Stück Podiumsmauer aus schweren Quadersteinen im Garten des Konservatorenpalastes sowie einiger Dekorationsreste, die allerdings vom Neubau unter Domitianus stammen. Dabei war er einer der ältesten Tempel der Stadt und geht auf die letzte Epoche der Königszeit zurück. Der Überlieferung nach hat ihn Tarquinius Priscus gelobt und Tarquinius Supberbus im 6. Jh. v. Chr. fertiggestellt. Eingeweiht wurde er 509 v. Chr., also am Anfang der Republik. Mehrfach wurde der Tempel zerstört, zuerst durch einen Brand im Jahre 83 v. Chr., worauf Sulla mit der Wiederherstellung begann, so dass der Konsul Q. Lutatius Catulus den Neubau 69 v. Chr. einweihen konnte. Aber auch dieser Bau fiel den Flammen zum Opfer: Bei den Kämpfen zwischen Vitellius und Vespasianus im Vier-Kaiser-Jahr 69 n. Chr. brannte auch er nieder. Vespasian machte sich gleich an den Wiederaufbau, aber schon 80 n. Chr. loderten die Flammen erneut. Titus, aber vor allem Domitian mussten den Tempel schon wieder erneuern, jedoch überlebte dieser Bau dann bis auf wenige Ausbesserungen durch Blitz und Feuer das Ende des weströmischen Reiches.

Der Tempel wird auch als Tempel des Jupiter Optimus Maximus Capitolinus bezeichnet. Optimus Maximus: Bester und Grösster - in Anlehnung an die Bezeichnung für den griechischen Zeus seit den Zeiten Homers. Wenn auch die Personifizierung der Götter von den Etruskern zu den Römern gelangt ist, so waren diese wiederum von den Griechen beeinflusst. Doch nicht Jupiter als Hauptgott der Römer allein wurde in seinem Tempel verehrt, sondern mit ihm auch Juno und Minerva. Alle drei wachten über die Stadt Rom als die sogen. Kapitolinische Trias, und jede Gottheit hatte ihre eigene Cella.

Ganz nach Etruskerart war der Jupitertempel auf einem Podium angelegt, und eine Freitreppe führte in die Vorhalle. Ein tiefes Giebelfeld, ein ausladendes Dach, reiches, buntfarbiges Terrrakottaornament an hölzernem Gebälk sowie eine Quadriga auf dem First gaben ihm eine fast malerische Wirkung. So stand er herrschend und schützend über dem Forum Romanum und verkündete den Ruhm und die Grösse Jupiters. Bedingt durch die zahlreichen Neu- und Umbauten ist eine genaue Rekonstruktion schwierig. Die Münzen zeigen mal einen vier-, mal einen sechssäuligen Bau mit unterschiedlichen Beiwerken, und sogar unter den Prägungen Domitianus kommen unterschiedliche Darstellungen vor. Gerade bei den Münzabbildungen muss man jedoch bedenken, dass sie in den wenigsten Fällen realistische Darstellungen bieten, sondern symbolischen Charakter vermitteln sollen.


Versuchte Rekonstruktion des Jupitertempels


Die älteste Darstellung des Tempel auf Münzen trägt ein Denar der Republik unter M. Volteius von ca. 78 v. Chr. Er wird hier als viersäuliger Bau auf dreistufigem(?) Podium mit geschlossenen Türen dargestellt. Der Blitz im Giebelfeld weist unmissverständlich darauf hin, dass es sich um den Jupitertempel handelt.


M. Volteius
Denar
c. 78 v. Chr.
Rom
Av.: Kopf des Jupiter mit Lorbeerkranz n.r. - kleine Punzen (darauf werde ich noch ein andermal genauer eingehen)
Rev.: Viersäuliger Tempel auf dreistufigem(?) Podium.
Türen geschlossen, im Giebelfeld Blitz. Giebel mit flammenförmigen Antefixen,
Im Abschnitt: M VOLTEI M F
3,14 Gr.
Syd. 774
Cr. 385/1

Eine weitere, höchst interessante Abbildung finden wir auf einem Relief aus dem 2. Jh. n. Chr. Es zeigt den Kaiser Marcus Aurelius mit Toga und verschleiertem Kopf, während er ein Opfer an einem Altar darbringt. Im Hintergrund erkennt man den viersäuligen(!) Jupitertempel mit anschliessendem Portikus. Die Szene mit ihren Kultgegenständen und Attributen lässt auf ein Dankesopfer anlässlich eines Sieges schliessen und unterstreicht die wichtige und zentrale Position des Jupitertempels.



Auf einem anderen Relief aus dem Thermenmuseum findet man die ganze Sippe der kapitolinischen Trias nett vereint: In der Mitte thront Jupiter mit dem Adlerszepter, neben ihm Juno sowie Minerva mit ihrem Schild. Eingerahmt werden die drei von den beiden Dioskuren Castor und Pollux. Höchstwahrscheinlich basiert das Relief auf einer Darstellung am kapitolinischen Tempel nach der Neuerrichtung durch Domitianus.

Die Skulpturengruppe der Kapitolinischen Trias aus dem Museo Civico Archeologico Rodolfo Lanciani stammt aus einer reichen Villa in Guidonia und wird auf Ende 2./ Beginn 3. Jh. n. Chr. datiert. Es handelt sich um den ersten Fund seiner Art und dürfte sich um eine Nachbildung des Originals auf dem Kapitol für private Zwecke handeln. Die Götter sind hier mit ihren teils noch vorhandenen Attributen dargestellt: Minerva und die Eule, Jupiter mit Blitzbündel und Adler und der Pfau zu Füssen der Juno. Letztere wird in ihrer Linken ein Szepter gehalten haben; hier erkennt man den Befestigungspunkt am Knie noch deutlich. Ebenso wie Jupiter, dessen Szepter in seiner Linken auch nicht mehr vorhanden ist, aber als sicher gelten kann. Bei Minerva kann ich nur spekulieren: Vielleicht ein Schild in der linken Hand und in der rechten einen Speer? Es würde auf jeden Fall zum Helm passen, denn hier wird sowohl die kluge wie gleichermassen auch die kriegerische Minerva dargestellt.


Foto mit freundlicher Genehmigung von @Simone-Clio


Weiterhin sind die Darstellungen auf alten Kupferstichen bemerkenswert. Von Marcus Fabius Calvus aus Basel stammt eine schematische Darstellung des antiken Roms ohne Anspruch auf topographische Genauigkeit. Die Arbeit wurde 1527 veröffentlicht und zeigt den ersten Versuch, die vorhandenen Ruinen Roms zu erfassen, um sie vor weiteren sinnlosen Zerstörungen zu bewahren - übrigens eine Anregung Raffaels. Dabei hielt sich Calvus an die Beschreibung Plinius, nach der Rom 34 Tore gehabt habe, die Calvus in stilisierter Form wiedergibt.


Eine andere Darstellung stammt von Giacomo Lauro, der von 1584 - 1638 in Rom als Kupferstecher und Verleger tätig war. Hier werden wiederum nur Idealveduten ohne Anspruch an die archäologische Genauigkeit dargestellt; wie Calvus stützt sich der Künstler auf die Beschreibungen antiker Autoren und auf das, was er selbst sieht. Lauros Werk ist aber deswegen interessant, weil hierin die barocken Vorstellungen von den alten Bauwerken erkennbar sind.




Grüsse
Rainer

PS. Ich werde die "Intensivierungen" auch wieder in meinen Spaziergang einbinden.
 
Gerne habe ich deine interessanten Ausführungen zum Jupitertempel gelesen und die Bilder betrachtet.

Auf einem anderen Relief aus dem Thermenmuseum findet man die ganze Sippe der kapitolinischen Trias nett vereint: In der Mitte thront Jupiter mit dem Adlerszepter, neben ihm Juno sowie Minerva mit ihrem Schild. Eingerahmt werden die drei von den beiden Dioskuren Castor und Pollux. Höchstwahrscheinlich basiert das Relief auf einer Darstellung am kapitolinischen Tempel nach der Neuerrichtung durch Domitianus, ist aber nicht das Original vom Kapitol, sondern eine Kopie oder spätere Imitation. (Nach meinen bisherigen Erkenntnissen stammt das Relief aus einer reichen Villa in Guidonia, die der Besitzer für private Kultzwecke anfertigen liess... da muss ich noch eben nachforschen).


Vielleicht darf ich eine Kleinigkeit zu diesem Thema beitragen. Dass das abgebildete Relief aus Guidonia stammt ist möglich, aber der Begleittext zum Relief im Thermenmuseum erwähnt das nicht. Man findet ihn hier: The Capitoline triad. Rome, Roman National Museum, Baths of Diocletian (Museo nazionale romano, Terme di Diocleziano)

Hingegen habe ich im Juni 2018 bei einem Besuch der Antikensammlung des Kunsthistorischen Museums in Wien eine wunderschöne vollplastische Darstellung (die einzig erhaltene) der kapitolinischen Götter Jupiter, Juno und Minerva gesehen. Sie wurde mit weiteren Objekten im Rahmen der Sonderausstellung Recovered Treasures gezeigt. Siehe: Recovered Treasures

Die Ausstellung Recovered Treasures wurde im Rahmen des italienischen OSZE-Vorsitzes in Kooperation mit der „Carabinieri-Dienststelle zum Schutz des Kulturerbes“ organisiert, um das Engagement Italiens im Kampf gegen den illegalen Handel mit Kulturgütern zu zeigen.

Ich habe die Trias fotografiert und ebenso den Begleittext, in dem deren Herkunft aus Guidonia Montecelio vermerkt ist. Inzwischen ist das schöne Kunstwerk sicher wieder zurück im Museo Civico Archeologico Rodolfo Lanciani. Siehe: Museo Civico Archeologico Rodolfo Lanciani | Beni Archeologici e Storico-Artistici
 
Super, ganz lieben Dank, Simone. Ich hatte in einem meiner Bücher nur einen kurzen Vermerk (ohne Abb.) zu einem Objekt aus Guidonia gefunden, und war mich nicht sicher, ob es das von mir gezeigte ist. Da ich mich erst wieder durch tausende Fotos wühlen muss, um den Begleittext zu finden, kann ich mir jetzt sicher sein, dass es nicht das erwähnte Objekt ist.

Thanks again

PS. Wenn du ein Foto dieser einzigartigen Plastik hast, würde ich sie gerne hier mit deiner Erlaubnis verwenden.
 
Bitte sehr, gern geschehen! Freut mich, dass ich behilflich sein konnte Zeit zu sparen. Leider zeigt das schöne Ojekt, das ich in Wien gesehen habe, "nur" die Götter und zu ihren Füssen die ihnen heiligen Tiere, aber keine architektonischen Elemente, die auf den Jupitertempel verweisen könnten.
 
Mittlerweile habe ich eine Abb. in einem Buch gefunden: "Archäologischer Reiseführer Rom - Antike Bauwerke der Ewigen Stadt. Sofia Pescarin, C 2003 Vercelli, Italien, C 2004 Verlag Karl Müller GmbH, Köln"

Verblüffend: Auf dem Foto, dass ich natürlich wegen Copyright nicht einstellen darf, fehlt der Adler zu Füssen Jupiters.
 
Vielen Dank, ich werde es morgen in Ruhe ergänzen. Eine echt tolle Figurengruppe in fantastischer handwerklicher Qualität, Hammer. Den Adler hat man wohl ergänzt, weil er auf meinem Bild völlig fehlt.
 
Der Tempel des Divus Iulius

Am 20. März 44 v.Chr. wurde bereits der Grundstein für den Tempel des vergöttlichten Julius Caesar gelegt. Nur wenige Tage zuvor hatten es die Mörder des Diktators versäumt, dessen Leichnam gleich nach der tödlichen Attacke zu beseitigen; ein nachteiliger und folgenschwerer Umstand für die Verschwörer, die die Leiche nicht wie ursprünglich geplant in den Tiber geworfen, sondern achtlos in der Kurie des Pompeius zurückgelassen hatten. Erst fünf Tage nach der Ermordung brachte L. Calpurnius Piso den toten Körper seines Schwiegervaters auf das Forum. Die Aufbahrung war effektvoll inszeniert und reichte vom elfenbeinernen Leichenbett mit dem blutverschmierten Gewand bis hin zu einem vergoldeten Modell des Tempels der Venus Genetrix, der Stammmutter des Verstorbenen. Hinzu kam eine Ehrenformation von Soldaten und die kondolierende Trauergemeinde der Caesarianer, die klagend und jammernd ihren ganz Grossen auf seinem letzten Weg begleiten wollten. In dieser emotional aufgeladenen Atmosphäre betrat der Konsul Marcus Antonius, der vom Senat als Trauerredner bestimmt war, die Rostra und begann seine berühmte Leichenrede.

Der griechische Geschichtsschreiber Appian von Alexandria berichtet in seinem Bellum Civile von dieser eindrucksvollen Rede, in der es Antonius meisterlich verstand, einerseits die Trauer der Bevölkerung anzusprechen und zu verstärken, andererseits die Wut gegen die Mörder Caesars zu lenken. Während der Vorbereitungszeit für die Feierlichkeiten war Antonius ein Juwel in die Hände gefallen, das ihm im bevorstehenden Kampf für die Gunst des Volkes von grossem Nutzen sein sollte. Auf Ersuchen des Piso wurde im Hause Antonius Caesars Testament eröffnet. Die darin vermachten grosszügigen Schenkungen an das Volk, aber insbesondere auch Vermächtnissse und Ehrungen zu Gunsten der Verschwörer liessen diese als "Befreier" in ein äusserst ungünstiges Licht rücken.

Der Mob tobte und der Sturm der Entrüstung, der losbrach, entlud sich in einer spontanen Gewaltorgie. Die Menge stürmte in alle Richtungen aus, um der Mörder habhaft zu werden. Nach dem die erste Hasswelle abgeebbt war, kehrte man zum aufgebahrten Leichnam auf dem Forum zurück. Nun entbrannte ein heftiger Streit, wo man die sterblichen Überreste Caesars einäschern sollte, der jedoch ein schnelles Ende fand, da zwei mit Schwertern bewaffnete Personen die Totenbahre einfach anzündeten und die Unschlüssigen somit vor vollendete Tatsachen stellten. Darauf hin suchten die Anwesenden alles Brennbare, das in Reichweite zu finden war, zusammen und schichteten es um die Bahre; Frauen opferten ihren Schmuck und die Veteranen Caesars übergaben ihre Waffen und militärischen Auszeichnungen, die sie einst aus der Hand ihres geliebten Feldherren empfangen hatten, den Flammen. Dank der perfekt durchchoreographierten Inszenierung der Begräbnisfeierlichkeiten und der emotionalen Leichenrede hatte es Antonius verstanden, die Initiative an sich zu reissen und die ohnehin schon angeheizte Stimmung zum Kochen zu bringen. Es war klar: Wer hier zu Grabe getragen wurde, war kein herrschsüchtiger Tyrann, sondern ein typischer Familienangehöriger des republikanischen Adels, der das Füllhorn des Glücks über das Volk ausgeschüttet hatte.


Büste des Julius Caesar - Mattei Coll./Rom

An der Stelle, wo man den Diktator verbrannt hatte, wurde ein Altar errichtet. Die ebenfalls aufgestellte zwanzig Fuss hohe Säule entfernte man kurze Zeit später jedoch wieder. Im Jahre 42 v.Chr. beschlossen die Triumvirn Oktavian, Antonius und Lepidus schliesslich den Bau eines Tempels. Der Kult des vergöttlichten Caesar wurde damit öffentlich anerkannt und zugelassen; dieser Akt der Vergöttlichung einer historischen Person war zu dieser Zeit in Rom ein Novum. Der Tempel des Divus Iulius war somit der erste Kultbau in der Stadt, der nicht nur einem verstorbenen Machthaber, sondern vor allem dessen Divinisierung galt. Er wurde mit sechs frontalen und zwei seitlichen Säulen errichtet; in der Cella befand sich das Standbild des vergöttlichten Caesars, der den Mantel über den Kopf gezogen hatte. Im Giebelfeld des Tempels erstrahlte ein Stern, das sogenannte Sidus Iulium. Das Himmelszeichen, das der Überlieferung nach vom Tag des Begräbnisses an als Komet eine Woche lang am Himmel sichtbar blieb, tat jedermann in Rom kund, dass der Julier tatsächlich ins Reich der Götter eingegangen war. Weitere Elemente waren eine geflügelte Viktoria auf einer Weltkugel und ein von Delphinen flankiertes Schiffsteil unter einem Tropaion. Ferner befand sich im Inneren des Tempels das Gemälde des berühmten hellenistischen Malers Apelles, dessen Thema, die aus den Meeresfluten auftauchende Venus Anadyonene, auf die göttliche Stammmutter des julischen Geschlechts anspielte. Vor dem Tempel, wo auch der Altar stand, legte man eine Rednertribüne an. Ihre Front war mit Schiffsschnäbeln verziert, die von Oktavian in der Schlacht von Actium erbeutet worden waren. Eingeweiht wurde der Tempel erst am 18. August des Jahres 29 v. Chr.. Dieser Zeitpunkt wurde mit Bedacht gewählt, denn er fiel in die Feierlichkeiten des zeitgleich abgehaltenen dreifachen Triumphs über Illyrien, Ägypten und für den Sieg bei Actium. Damit wurde die zu Stein gewordene kultische Verehrung des vergöttlichten Caesars mit dem politisch-ideologischen Programms des divi filius Oktavian geschickt verknüpft.

Der Sakralbau diente aber nicht nur der Vergöttlichung des verstorbenen Diktators, sondern manifestierte gleichzeitig die Herrschaftslegitimation für Augustus, der sich dabei selbst in die Tradition der gens iulia einreiht. Somit verweist der Bau gleich auf drei Bedeutungsebenen: Die Kultstatue des Caesar deklariert das Bauwerk als Tempel eines neuen Gottes, das Gemälde verleiht dem Monument einen dynastischen Charakter, und letztendlich bezeugen die Viktoria nebst der erbeuteten Schiffsschnäbel den Sakralbau als Siegesmonument für Oktavian. Der Bau des Tempels für Divus Iulius markierte einen Wendepunkt in der Bedeutung des Forum Romanums, so wie auch nach der Machtübernahme des Augustus nach der Schlacht von Actium im Jahre 31 v. Chr. ein tiefgreifender Wandel des politischen Systems stattfand: An der Stelle der republikanischen Verfassung trat das Prinzipat, in dem der Kaiser nach und nach alle Gewalten in sich vereinigte und zum zentralen Leitbild wurde.


Im Bild die Reste des Divus-Iulius-Tempels direkt hinter dem Vesta-Tempel


Vom Bau selbst ist nur das Gussmauerwerk der Substruktionen erhalten, die einst das Podium trugen. In unmittelbarer Nähe hat man Reste von einem Fries gefunden, die vermutlich zur Cella gehörte. Die Bruchstücke zeigen u.a. Ranken, Gorgoneien und geflügelte Mädchen und werden im z. Zt. geschlossenen Antiquarium des Forums aufbewahrt. Weiterhin ist auf Wikipedia ein Konsolengesims bildlich festgehalten, das in unmittelbarer Nähe des Tempels am Weg zu finden ist.



Wie man an den Münzen und Blumen auf dem Altar sieht, ist der Kult um Caesar noch allgegenwärtig...



Eine sehr schöne Rekonstruktion stammt von Simon Solovev auf ARTSTATION.




Rekonstruktion des Tempels

Der Sakralbau ist auf einer Münze des Oktavian belegt. Der Denar wurde im Jahre 33 oder 32 v. Chr. in einer unbekannten (Heeres)münzstätte in Süditalien geprägt und zeigt auf seiner Rückseite den (stilisierten) Tempel selbst, den Altar und die Statue des vergöttlichten Caesar. Crawford hat die Münze fälschlicherweise auf 36 v. Chr. datiert, jedoch schliesse ich mich neuen Erkenntnissen an, die den Prägezeitraum auf 33/32 n. Chr. legen.

Die Übersetzung der Inschrift: IMP CAESAR DIVI F III VIR ITER RPC (Imperator Cæsar Divi Filius Triumvir Iterum Rei Publicæ Constituandæ) = Imperator Oktavian, Sohn des göttlichen Julius, Triumvir zum zweiten Mal für die Wiederherstellung der Republik. COS ITER ET TER DESIG (Consul Iterum et Tertium Designatus) = Konsul zum zweiten Mal, vorgesehen für eine dritte Amtszeit.



Oktavianus
Denar
ca. 33/32 v. Chr.
südital. (Heeres)münzstätte
Av.: IMP CAESAR DIVI F III VIR ITER RPC
Kopf mit leichtem Bart n. r.
Rev.: COS ITER ET TER DESIG
Viersäuliger Tempel des Divus Julius, im Innern verschleierte Figur von vorne, Lituus in der Linken haltend; auf dem Architrav DIVO. IVL,
im Giebel Stern (Sidus Iulium); im Feld links brennender, girlandengeschmückter Rundaltar
3,78 g.
Cr. 540/2
Syd. 1338
 
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Sehr spannend geschrieben - vielen Dank, Rainer!
Dass ein so unscheinbarer Überrest so viel zu erzählen anbietet! Es hat Spaß gemacht, das alles zu lesen.

Und du scheinst dich gut von deiner OP erholt zu haben?
 
Ich finde die Ereignisse des 20. März auch weitaus spannender als die "Iden des März". Der Tempel ist weitaus wichtiger (gewesen), wie man das vermutet. Und gerade diese Geschichte wollte ich selbst aufarbeiten, und natürlich anderen auch ein wenig nahelegen. Die entsprechende Münze, die ich kürzlich ergattern konnte, hilft dabei natürlich ungemein... :cool:

Noch ein Wort bzw. eine Bitte an die Schwarmintelligenz des Forums:

In unmittelbarer Nähe hat man Reste von einem Fries gefunden, die vermutlich zur Cella gehörte. Die Bruchstücke zeigen u.a. Ranken, Gorgoneien und geflügelte Mädchen (Lt. Herbert Alexander Stützer "Das alte Rom" waren diese im Antiquarium des Forums aufbewahrt). Weiterhin ist auf Wikipedia ein Konsolengeison bildlich festgehalten.

Diese "Reste" sind mir bisher nie aufgefallen. Anscheinend handelt es sich um verschiedene Fragmente, die erhalten sind. Aber wo sind sie abgeblieben?

Grüsse
Rainer


Und du scheinst dich gut von deiner OP erholt zu haben?

Ja, ich kann wieder halbwegs gerade sitzen. War aber heftig. Fast anderthalb Stunden haben die mich zwischengehabt... es war allerhöchste Zeit für den Eingriff.
 
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Vielen Dank für deinen interessanten Bericht. Ich bin im November dort wieder vorbei gekommen . Zwar wusste ich einiges über den Tempel, aber dein Bericht hat es erweitert. Nun werde ich auch diesen "Steinhaufen " mit noch anderen Augen sehen.

Schön, dass deine OP geklappt hat und der baldigen Romreise wohl nichts im Wege steht.
 
Noch ein Wort bzw. eine Bitte an die Schwarmintelligenz des Forums:

In unmittelbarer Nähe hat man Reste von einem Fries gefunden, die vermutlich zur Cella gehörte. Die Bruchstücke zeigen u.a. Ranken, Gorgoneien und geflügelte Mädchen (Lt. Herbert Alexander Stützer "Das alte Rom" waren diese im Antiquarium des Forums aufbewahrt). Weiterhin ist auf Wikipedia ein Konsolengeison bildlich festgehalten.

Diese "Reste" sind mir bisher nie aufgefallen. Anscheinend handelt es sich um verschiedene Fragmente, die erhalten sind. Aber wo sind sie abgeblieben?

Auf die Wiedereröffnung des Antiquarium warte ich seit Jahren mit Schmerzen. Eigentlich sollte es noch dieses Jahr soweit sein, aber jetzt hat man schon wieder lange nichts mehr davon gehört. "Antiquarium" - neues Museum des Forum Romanum Wenn es endlich soweit ist, wirst du die Bruchstücke hoffentlich dort entdecken können.

Das Konsolengeison (Geison – Wikipedia) findest du in Tempelnähe gleich neben dem Weg. Ich habe einen Teil davon im Dezember 2009 fotografiert und auch im Oktober 2019 gesehen ohne zu fotografieren:

 
Auf die Wiedereröffnung des Antiquarium warte ich seit Jahren mit Schmerzen. Eigentlich sollte es noch dieses Jahr soweit sein, aber jetzt hat man schon wieder lange nichts mehr davon gehört. Museum des Forum Romanum - Eröffnung für 2019 geplant Wenn es endlich soweit ist, wirst du die Bruchstücke hoffentlich dort entdecken können.

Na da bin ich doch wieder ein Stück schlauer. Ich konnte mit dem "Antiquarium" nichts anfangen. Da der Stützer von 1971 ist, folgerte ich, dass es ein altes Museum war, das mittlerweile aufgelöst ist, und die Exponate verteit wurden... evtl. ins Kapitol. oder Palat. Museum.

Vielen Dank, Simone.

...und auch Danke für euere guten Wünsche. :)

Grüsse
Rainer
 
Vielen Dank Nummis, für diese spannenden Geschichten aus dem Forum. Wenn man die Steine und Münzen zu lesen versteht, wird Geschichte daraus. Ich werde mir deine Notizen für den nächsten Besuch ausdrucken!
 
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