Ludovico ROB

Magnus
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Erste Spaziergänge in Catania

Schon für den April 2021 hatten wir 8 Tage Sizilien gebucht. Wegen Corona wurde diese vom Veranstalter storniert. So nahmen wir in diesem Jahr einen neuen Anlauf. Wir wählten diesmal die 14 tägige Version mit ähnlichem Verlauf aber deutlich mehr Freizeit. Nachträglich stellte sich dies als die für uns bessere Variante heraus.
Heute vor zwei Wochen hob die Maschine der Lufthansa kurz nach 7 in Frankfurt nach Catania ab. So waren wir schon vor 11 Uhr in unserem Hotel. Das Zimmer war noch nicht bezugsfähig. So starteten wir einen ersten Spaziergang.


In der Nähe des Hotels steht auf einem Platz an der Via Etnea ein Denkmal des großen Sohnes der Stadt, des Musikers Vincenzo Bellini.


Die Via Etnea ist die Promenierstraße Catanias. Sie führt vom Zentrum direkt nordwärts Richtung Ätna. Wenn man dies weiß, kann man den Vulkan auf dem linken Foto ganz am Ende erahnen. Es war sehr heiß. So suchten wir noch etwas Kühlung unter den Bäumen der Villa Bellini. Zurück auf der Prachtstraße nahmen wir im Schatten der Häuser in einem kleinen Lokal einen Begrüßungsdrink und einen Imbiss ein. Nun ging es zurück zum Hotel auf unser inzwischen gereinigtes Zimmer. Nach ausgiebiger Mittagsruhe wollten wir noch weiter bummeln.


Durch einige Gassen sahen wir uns zunächst das berühmte Teatro Massimo Bernini an. Dies ist eines der besten Opernhäuser Italiens. Auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel waren wir teilweise gut beschirmt.


Zentraler Platz Catanias ist die Piazza del Duomo. Geprägt wird dieser Platz natürlich von der Fassade des Domes und dem Elefantenbrunnen.


Die Kathedrale Sant´ Anna auf der linken Seite rundet das Bild ab. Am südlichen Ende des Platzes steht die Fontana dell´Amenano. Dahinter findet an Werktagen der berühmte Fischmarkt statt. Wir setzten uns am Rande des Platzes an einer Bar und genossen unsere erste Granita und einen Eiskaffee. Nachdem wir das Geschehen auf dem Platz ausgiebig genossen hatten, zogen wir die Via Crociferi entlang Richtung Norden. Diese Straße ist von zahlreichen Kirchen gesäumt, die an diesem Sonntag Nachmittag aber alle geschlossen waren.


Am Ende der Straße führt eine bunte Treppe hinunter ins ebenso bunte Gassengewirr.


Überall lag am Rand der Straßen kleinkörniger, schwarzer, offenporiger Kies. Diesen stößt der nahe Ätna derzeit regelmäßig aus. Der Wind trägt ihn hier in die Stadt. Auf dem rechten Foto kann man erkennen, dass der Mann auf der linken Seite diese Körner vor seinem Haus wegfegt.


Wir umrundeten die Reste des antiken Amphitheaters


und spazierten über den Platz mit dem Bellini Denkmal Richtung Hotel. Da es noch früh war, beschlossen wir an diesem düsteren Gebäude einen Umweg zu gehen.



Diese Entscheidung war goldrichtig. Wir genossen die bunten Farben dieses Straßenmarktes. Die Keramikköpfe eines schnurrbärtigen Sarazenen und einer hübschen Frau begegneten uns überall auf Sizilien.


Schließlich ging es aber doch an dieser orthodoxen Kirche vorbei zum Hotel. Dort machten wir uns frisch für das Essen mit unserer Reisegruppe. Unser Reiseleiter begrüßte uns im Hotelfoyer. Zusammen mit unserem Busfahrer und weiteren 11 Reiseteilnehmern nahmen wir Begrüßungsdrink und Abendessen in einem Lokal um die Ecke ein. Nach der Einstimmung auf unseren ersten Reisetag gingen wir zu Bett.​
 
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8 Tage Sizilien wären eine Qual gewesen... 2 Wochen sind ok... 3 besser. Vielen Dank für den Start deines Reiseberichtes, auf den ich mich sehr freue, weil ich doch einige Orte kenne und auf ein Wiedersehen freue.
 
Stadtführung Catania
Das Frühstück im Hotel sollte bei einem geführten Spaziergang durch die Stadt verdaut werden. Wir erfuhren etwas über die Stadtgeschichte. Das Viertel rund um unser Hotel war einmal das größte Rotlichtviertel Europas. Diese Aktivitäten wurden in den letzten Jahren stark reduziert und an den Rand des Stadtteils zurückgedrängt. In den engen Gassen wurden nach und nach kleine Geschäfte und Restaurants eröffnet. Viele Gebäude wurden abgerissen und ersetzt.



Wir folgten unserem Reiseleiter durch die engen Gassen und hörten interessiert seinen Erläuterungen zu.


Schon bald standen wir vor dem Teatro Massimo Bellini. Dieses weltberühmte Opernhaus wurde 1890 mit Vincenzo Bellinis Oper Norma eröffnet. Es zählt mit seiner hervorragenden Akustik zu den schönsten Opernhäusern Europas.


Beim Gang durch die schattigen Gassen erfuhren wir die enge Verknüpfung der Stadt mit dem Ätna. Besonders im 17. Jarhrhundert sorgten ein Ausbruch und ein starkes Erdbeben für die weitgehende Zerstörung der Stadt. Die Balkonfigur auf dem rechten Foto erinnerte uns etwas an Rom (Coppede).


Weiter ging es zum barocken Dom. Nach dem Erdbeben von 1693 wurde die Stadt im barocken Stil wieder aufgebaut. So auch der Dom. Auf den Baustrukturen des alten normannischen Domes errichtete der Architekt Girolamo Palazzotto die heutige Kathedrale, die der Heiligen Agata gewidmet ist. Wesentlicher Gestalter der Barockstadt war Vaccarini.


Die prächtige Via Etna läuft von hier aus direkt auf den Ätna im Norden zu. Über der Brüstung ist links die Barockkuppel der Abteikirche Sant´Agata zu sehen.


Das Innere des Domes ist weit weniger prächtig als die großen Barockkirchen in Rom. Selbst der barocke Stuck wurde bei der letzten großen Renovierung entfernt. Leider ist das relativ bescheidene Grabmal für Vicenzo Bellini, den großen Komponisten der Stadt, etwas unscharf geworden.



Im Schatten des Domplatzes erzählte unser Reiseleiter noch etwas über das Leben der Catanier, besonders auch über die sizilianische Küche, die auch stark von den Arabern beeinflusst wurde. Die arabischen Gewürze sind das I-Tüpfelchen auf der ansonsten italienischen Küche. Kus Kus findet man z.B. oft auf der Speisekarte.
Nun hatten wir freie Zeit, um uns noch etwas umzusehen. Ich umrundete den Elefantenbrunnen. Der kleine Schwarze mit dem Obelisken auf dem Rücken ist das Wahrzeichen Catanias. Als Vorbild soll unser Beli gedient haben.


Obwohl das Angebot am Montag reduziert ist, beschlossen BEVA und ich einen Bummel über den Fischmarkt. Ich wollte das Marktgeschehen festhalten.


Natürlich wird hier nicht nur Fisch angeboten. Ein großer Gewürzstand hält die Zutaten für ein leckeres Essen bereit. Auch Fleisch inklusive Innereien sind im Angebot.


Der Junge zeigt, dass auch Männer durchaus multi-tasking-fähig sind. Der Fischmarkt wird von Männern dominiert.


Sardinen sind sehr begehrt. Uns fiel beim Spaziergang über den Markt auf, dass die Verpackung in Plastiktüten üblich ist. So findet man auf Wegen und Straßen, besonders an den Rändern Plastikmüll ohne Ende. Das gilt für ganz Sizilien. Entgegen der landläufigen Meinung finde ich aber, dass nicht das Produkt Plastik sondern das Schwein in den Genen des Menschen das Problem ist. Wie einfach wäre doch eine umweltschonende Entsorgung bzw. Wiederverwertung.


Das Geschehen war auch an diesem Montag bunt und lebendig. Allerdings ging es deutlich ruhiger zu, als in manchen Youtubes und Reportagen versprochen wird. Da ist wohl doch Einiges inszeniert.


Wo wir bei Bunt sind, hier ein passendes Foto.


In Sizilien ist auch heute noch das Puppenspiel zu Hause. Es gibt da wohl immer ein heftiges Gemetzel. Das ist bei der bunten Geschichte auch kein Wunder. Phönizier, Griechen, Römer, Araber, Normannen, Staufer, Spanier und schließlich Italiener kämpften schließlich um diese Insel.


An einer Fassade des Fischmarktes hat jemand die Heilige Agata mit den Brüstchen auf dem Tablett verewigt. Unser Busfahrer Reiseleiter überraschte uns mit den süßen Brüstchen der Heiligen beim Warten auf den Bus. Dieser brachte uns nach Cefalu, unserem nächsten Ziel. Doch dazu später.​
 
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Lieber Ludovico, vielen Dank für die vielen stimmungsvollen Bilder und die Anekdoten und Anekdötchen dazu. Sizilien ist auch so ein Traum von mir, wie viele andere Gegenden auch.

Eine Frage_ auf deinem Foto vom Fleischstand wirbeln so weisse Streifen herum . Sind das Därme?
 
Ja, das sind Kutteln, die da offenbar maschinell geschnitten werden.. Kutteln sind ja in ganz Italien, aber auch beispielsweise in Frankreich sehr beliebt und werden auch in meiner süddeutschen Heimatregion gern gegessen. Kutteln sind übrigens keine Därme sondern Teile des Magens von Rindern und Schafen. Därme werden als Wursthaut und in Rom auch als Pajata gegessen. Alles natürlich Geschmackssache aber ich mags gern
 
@gordian, richtig, Kutteln werden im Schwabenland gerne gegessen. Mein Vater aß die immer wenn er mit seinen Kollegen im Außendienst war. Obgleich meine Mutter an vielen schwäbischen Rezepten interessiert war, aber Kutteln hat sie NIE gemacht. Mein Vater erzählte derbe Witze über das Gericht. Ich hab sie in Rom das erste Mal gegessen. Die Bestellung war mehr oder weniger ein Versehen. Sie waren geschmacklich sehr gut aber ich war vom Mittagessen satt bis zum nächsten Tag.
 
Früher wurde ja alles vom geschlachteten Tier verwendet. Nachhaltig und sinnvoll. Ein Tier besteht ja nicht nur aus Kotelettes und Steak. Bei vielen wirkt bestimmt die Vorstellung Innereien zu essen, als mentale Sperre. Bei mir übrigens auch. Aber probiert habe ich auch schon und es war schmackhaft.
Was ich absolut nicht runterbringe ist Hirn oder Thymus. Aber auch das sind Teile des Tieres.
 
Ich habe mal bei meiner römischen Freundin Trippa probiert. Geschmeckt haben sie, aber eine ganze Portion wollte ich dann doch nicht davon bestellen.
 
Früher wurde ja alles vom geschlachteten Tier verwendet. Nachhaltig und sinnvoll. Ein Tier besteht ja nicht nur aus Kotelettes und Steak. Bei vielen wirkt bestimmt die Vorstellung Innereien zu essen, als mentale Sperre. Bei mir übrigens auch. Aber probiert habe ich auch schon und es war schmackhaft.
Was ich absolut nicht runterbringe ist Hirn oder Thymus. Aber auch das
Früher wurde ja alles vom geschlachteten Tier verwendet. Nachhaltig und sinnvoll. Ein Tier besteht ja nicht nur aus Kotelettes und Steak. Bei vielen wirkt bestimmt die Vorstellung Innereien zu essen, als mentale Sperre. Bei mir übrigens auch. Aber probiert habe ich auch schon und es war schmackhaft.
Was ich absolut nicht runterbringe ist Hirn oder Thymus. Aber auch das sind Teile des Tieres.
Hirn gab es bei uns zuhause. Und Thymus glaube ich auch. Wenn es das gleiche wie Bries ist. Meine Mutter konnte das sehr gut zubereiten auch wenn es von der Materie etwas wabbelig war.
 
Schlachttiere werden auch heute noch vollständig verwertet,, wenn auch nicht alles für den menschlichen Verzehr. Borsten,Knochen , Blut, alle Innereien, sogar die Klauen der Tiere werden verwendet, teilweise sogar für medizinische oder kosmetische Zwecke. Weggeworfen wird so gut wie nichts. Und ja, Bries ist die Thymusdrüse von Jungtieren.
 
Lieber Ludwig,
deine ersten Berichte machen Hunger auf mehr, sowohl kulinarisch wie auch kulturell.

Ich bin auch interessiert daran, wie es ist mit einer Gruppe zu reisen. Sizilien steht ja schon lange auf meiner Wunschliste, aber so ganz alleine ist es vielleicht auch keine gute Idee. Von daher wäre so eine Bus-Tour eine alternative, allerdings weiß ich nicht so recht, ob es das Richtige für mich ist.

Ich liebe ja immer die Freiheit und die sehe ich bei so einer Tour in Gefahr. Natürlich ist es auch immer von den Mitreisenden abhängig, ob die Tour als angenehm, oder stressig empfunden wird und darauf hat man ja keinen Einfluss.
 
Weiter Richtung Palermo über Cefalu
Nach all den Ergänzungen zu Essbarem wollen wir weiter ziehen Richtung Palermo. Zunächst ging es über Enna im Inselzentrum nach Cefalu.


Ich habe mir bewusst im Bus einen Platz auf der rechten Seite ausgesucht. So hatte ich etwa eine halbe Stunde einen guten Blick auf den Ätna, der an diesem Tag auch aus der Ferne gut zu sehen war. Leider ist das Fotografieren durch spiegelnde Autoscheiben schwierig. So begnüge ich mich mit diesem einen Bild von unterwegs.
Die Vegetation auf Sizilien ist sehr unterschiedlich. Das Gebiet um den Ätna ist sehr fruchtbar und es können pro Jahr zwei Ernten eingefahren werden. Sizilien war ja einmal die Kornkammer für Rom. Der Norden der Insel ist steil und steinig.


Am Tyrrhenischen Meer angekommen, ging es an der Küste noch ein Stück ostwärts.


Vom Bushalteplatz aus spazierten wir am Meer entlang Richtung Cefalu Zentrum.


Durch malerische Gassen schlendernd


erblickten wir schließlich den Normannendom von der Seite. Die normannischen Stilelemente sind unverkennbar. Roger II. plante den Dom als seine Grabstätte. Allerdings starb er vor dessen Vollendung. So wurde er in Palermo beigesetzt. Dennoch ist die Kathedrale die Top-Sehenswürdigkeit in Cefalu . Der Platz vor dem Dom lädt zum Verweilen und Genießen ein.


Der Dom steht direkt unterhalb der Rocca, von der man einen tollen Blick in die Umgebung haben soll. Wir hatten für eine Ersteigung des Felsens aber zu wenig Zeit. Außerdem wäre es mir zu heiß gewesen.


Aus der kühlen Atmosphäre des schlichten Innenraumes sticht das prunkvolle Goldmosaik des Altarraumes hervor. In dessen Zentrum steht der segnende Pantokrator, der Weltenherrscher. Die Engel darunter mit den prächtigen Gewändern und langen Flügeln sind auch mehr als einen Blick wert.


Kunstvoll gestaltete Ornamente betrachte ich immer wieder gerne.


Wieder draußen warf ich noch einmal einen Blick nach oben auf die Fassade mit den beiden Türmen.


Ob sich diese Beiden vom Spaziergang auf den Felsen erholen?


Gemeinsam schlenderten wir durch die malerischen Gassen und lauschten unserem Reiseleiter. Da wir mit einem Audio System ausgestattet waren, konnte ich in meinem Tempo schauen und fotografieren.


Plötzlich bog eine Gasse mit Treppenstufen ab.


Die wassergefüllten Becken sind ein Lavatoio, ein Waschplatz der noch aus der normannischen Zeit stammt und bis 1980 genutzt wurde.


Der Schuster dieses Geschäftes macht deutlich, dass er auch einige Zeit in Deutschland gelebt hat.


Der Strand in Cefalu ist nur ein schmaler, enger Sandstreifen, was für Sizilien fast Standard ist. Da sind die Sandstrände auf Gran Canaria schon etwas ganz anderes. Für die italienische Art des Badens sind sie aber ausreichend. Sonnen, bis zu den Knien ins Wasser und Palavern kann man hier auch ganz gut. Ausgiebiges Schwimmen ist ungewöhnlich. Auch Steine sind für diese Art des Badens geeignet.


Frischen Fisch gibt es auf Sizilien überall.


Wir beschlossen aber auf dem Domplatz ein Eis zu genießen. Das kremige Pistazieneis schmeckte hervorragend. Ich genoss es auf einer schattigen Bank am Rande des Platzes.


Schließlich ging es wieder am Meer entlang zurück zum Bus.


Von einem Aussichtspunkt durften wir noch ein paar Fotos von der malerischen Stadt schießen. Auf den beiden linken Fotos habe ich am Computer bei Himmel und Licht etwas nachgeholfen. Das rechte Foto zeigt die Stimmung, wie sie war.
Nun ging es auf der Autobahn nach Palermo. Im Hotel machten wir uns noch frisch fürs gemeinsame Abendessen in einem nahen Lokal. Es wurde ein lockerer, stimmungsvoller Abschluss des Tages.​
 
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Wie ich sehe hat sich seit 1973 relativ wenig verändert am Stand von Cefalù ;) .



Von einem Aussichtspunkt durften wir noch ein paar Fotos von der malerischen Stadt schießen. Auf den beiden linken Fotos habe ich am Computer bei Himmel und Licht etwas nachgeholfen. Das rechte Foto zeigt die Stimmung, wie sie war.
Wieder einmal sehr eindrucksvolle Bilder - und interessant die "bearbeitete Stimmung"; complimenti.

@Ludovico ROB

Besten Dank für den stimmungsvollen Bericht über eure Sizilienrundfahrt, den ich bisher mit Interesse verfolgt habe und auf dessen Fortsetzung ich gespannt - und natürlich geduldig - schon warte. So viele schöne Erinnerungen an diese Insel sind bereits wieder wachgerufen worden und viele Ansichten mit Freude wiedererkannt. Da wird Sehnsucht geweckt :).
 
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Lieber Ludwig,

von Sizilien kennen wir ja nur Cefalu und Palermo. Das Wiedersehen mit so schönen Bildern hat mich sehr gefreut, gleichzeitig wurde wieder einmal der Wunsch wach, doch mehr von der Insel sehen zu wollen. Zwei Wochen mit einer Gruppe (wenn sie denn gut geführt und zusammengesetzt ist) scheint mir ein gutes Ziel zu sein.
Verrätst Du uns, welche Organisation Ihr gewählt habt für die Reise?
 
Palermo, Teil 1
Unser Hotel lag in der Nähe der Porta Felice. An diesem Dienstag war eine Führung durch Palermo vorgesehen. Das geplante Treffen mit sozial engagierten Frauen musste coronabedingt ausfallen. Dadurch hatten wir mehr Zeit für die Stadtführung.


Von unserem Hotel an der Porta Felice kamen wir auf dem Spaziergang zunächst zum Giardino Garibaldi. Dort steht an einer Ecke dieser grandiose Gummibaum. Die Luftwurzeln des Ficus Macrophylla bilden mit den Jahren immer neue Stämme.


Gegenüber befindet sich der Palazzo Steri. Der spätgotische Palast wurde im 14. Jahrhundert von der Adelsfamilie Chiaramonte erbaut. Von außen stechen die grazil gearbeiteten Bogenfenster ins Auge.


An dieser Straße steht auch dieser prächtige Prozessionswagen. Aufwändige Prozessionen, besonders an Karfreitag, gibt es in vielen sizilianischen Städten.


In den Seitenstraßen Palermos machen viele Häuser einen heruntergekommenen Eindruck. Dabei soll auch die Mafia mitwirken.


An den größeren Straßen stehen oft prächtige Paläste und Kirchen. Das Lokal auf dem rechten Foto wurde uns von unserem Führer empfohlen.


Weiter ging es mit Ausführungen zu Stadt und Leuten durch viele Gassen. An vielen Häusern findet man originelle Graffiti.


Die Kirche San Cataldo mit den drei roten Kuppeln wurde im 12. Jdt. errichtet. Wir hatten Glück, dass die linke Kirche, die Admiralskirche besichtigen werden konnte. Beide kunsthistorische bedeutende Kirchen sind Weltkulturerbe der UNESCO.


Diese Normannenkirche ist bekannt für ihre byzantinischen Mosaike. Das Hauptmotiv ist Christus als Pantokrator umgeben von den vier Erzengeln. Die Messen werden hier nach dem byzantinischen Ritus für die italo-griechischen Gläubigen gelesen.


Daneben stellen die Mosaiken Apostel, Heilige und Märtyrer dar. Das Bild am Hauptaltar malte Vincenzo degli Azani.


In der Barockzeit wurden Fresken hinzugefügt. So ergibt sich ein buntes Mix aus normannischen und barocken Stilelementen.


Auf dem Mosaik auf der linken Seite wirft sich Georg von Antiochien betend der Gottesmutter zu Füßen.


Ganz in der Nähe steht die Fontana Pretoria. Dieser Brunnen sollte ursprünglich in Florenz aufgestellt werden. Als der Auftraggeber Don Pedro noch vor der Fertigstellung starb, verkaufte dessen Sohn die riesige Anlage an die Stadt Palermo. Der prächtige Brunnen wird derzeit restauriert.


Über die schmucke Kreuzung Quattro Canti ging es nun entlang der Via Vittorio Emanuele, vorbei am Dom zum Normannenpalast.


Hier ist die Architektur allerdings weniger interessant. Durch spätere Änderungen sieht man heute ein buntes Mix von Stilelementen. Das Interesse der Besucher gilt der berühmten Cappella Palatina. Hier wurde nicht nur der Impfnachweis geprüft. So wie vor Betreten des Petersdomes gibt es auch hier umfangreiche Sicherheitskontrollen. Da ich ein Taschenmesser dabei hatte, musste ich diese Kontrolle zweimal durchlaufen. So verpasste ich leider den Anfang der Führung.


Die "Hofkapelle" wurde unter Roger II im normannisch-arabisch-byzantinischen Stil errichtet. Fertiggestellt wurde die Kirche jedoch erst nach dem Tod Rogers II. Die Kirche weist viele Besonderheiten auf. Elemente des byzantinischen und des römischen Ritus mussten verknüpft werden. Auch hier steht wieder Christus als Pantokrator im Zentrum. In der Kuppel ist Christus umgeben von Engeln. Die Darstellung Mariens in der Apsis wurde später hinzugefügt und passt sich nicht sehr harmonisch in das Gesamtbild ein.


Im vorderen Teil stellen die Mosaike Szenen aus dem neuen Testament,


an den Seitenwänden aus dem alten Testament dar.



Vervollständigt werden diese durch Apostel und Heilige.


Auch ein Blick an die Decke lohnt sich. In die geschnitzte arabische Holzdecke sind auch Personen eingearbeitet. Diese ungewohnte Art bildet für mich einen harmonischen Abschluss dieser prachtvollen Kirche. Hierzu ein Link.


Die Rückwand zeigt wiederum Christus zwischen Petrus und Paulus.


Beim Verlassen des Palastes kamen wir noch an dieser Prachtkarosse vorbei. Vor der Besichtigung des Domes erhielten wir Zeit für Erfrischung und Mittagessen.​
 
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Palermo, Teil 2

Die Mittagspause verbrachten wir im Schatten eines Straßenrestaurants neben dem Dom. Nachdem Hunger und Durst gestillt waren, blieb noch etwas Zeit den Dom von außen zu fotografieren.



An der Stelle eines Vorgängerbaus ließ Bischof Walter im 12. Jahrhundert die heutige Kirche als Antwort auf den Dom in Monreale errichten. In späteren Jahrhunderten erfolgten weitere An- und Umbauten. So ist auch hier das heutige Aussehen ein Stilmix. Trotzdem ist das Äußere durchaus eine nähere Betrachtung wert.


Die hohen Türme und die Fassade wirken filigran. Lediglich die Kuppel, die beim radikalen Umbau Ende des 18. Jahrhunderts hinzugefügt wurde, passt nicht ins Gesamtbild. Manchmal wird der Bau als Flickschusterei bezeichnet. So weit würde ich nicht gehen.


Der Innenraum im Stil des klassizistisch angehauchten Spätbarock ist etwas langweilig. Wahrscheinlich war der normannische Ursprung wesentlich interessanter.


Die sogenannten Königs- und Kaisergräber in einer linken Seitenkapelle sind historisch interessant. Vorne steht der Sarkophag von Friedrich II. Daneben jener seines Vaters Heinrich VI. Hinter diesem wurde der Sarkophag von dessen Ehefrau aufgestellt, der normannischen Prinzessin Konstanze. Daneben, links ruhen die Gebeine ihres Vaters Roger II. Der Löwe unter Friedrichs Sarg symbolisiert Macht und Gerechtigkeit.


Die Ostseite gibt eine Vorstellung, wie der Dom vor der letzten großen Umgestaltung wohl ausgesehen hat.


Nach dem Dombesuch schlenderten wir noch durch einige Stadtviertel. Palermo hat vier große Märkte. Der bekannteste ist wohl der Balaro. Dagegen soll der Mercato del Capo der bunteste sein.


Die Tücher vor den Balkonen spenden in der Sommerhitze etwas Schatten. Ab und zu trifft man auch auf ein italienisches "Touristen Idyl", die Wäsche vor dem Fenster.


Sind gerade keine Kunden da, unterhalten sich die Markthändler untereinander. Die Kapern auf dem mittleren Foto sollen absolute Spitze sein. Jedenfalls deckt unser Reiseleiter, ein Hobbykoch, dort regelmäßig seinen Bedarf.


Dass sich Zweiradfahrer zwischen Marktständen und Passanten hindurchzwängen ist nicht ungewöhnlich. Allerdings begegneten uns nur rücksichtsvolle Fahrer. Überhaupt wird der Verkehr in der beruhigten Innenstadt seinem üblen Ruf seit Jahren nicht mehr gerecht.


Dieser Händler erledigte für uns das wohl nicht ganz einfache Schälen der Kaktusfeigen. Für 2€ insgesamt konnten wir alle eine Feige kosten. Meine war frisch und saftig und hatte einen angenehmen, leicht süßlichen Geschmack.


Palermos Opernhaus im Stil des Klassizismus hat einen hervorragenden Ruf. 1974 musste es wegen baulicher Mängel geschlossen werden. Aufgrund mafiöser, korrupter Baupolitik blieb es über 20 Jahre geschlossen. Erst 1997 wurde es zum 100 jährigen Bestehen wieder eröffnet. Seither ist es ein Anti-Mafia-Symbol für kulturelle Wiederauferstehung.


Diese Jungen drehten auf ihren Knatterkisten, kleinen Motorrädern mit Verbrennungsmotor, ihre Runden auf öffentlichen Straßen und Plätzen.


Überall in den Gassen waren Bänke, Stühle und Tische aufgestellt, wo Menschen speisten, tranken oder sich einfach unterhielten. Es war einfach ein buntes Treiben.


Manche Gassen machten doch einen etwas verwahrlosten Eindruck.


Punto Pizzo ist ein zentraler Ort der Anti Mafia Bewegung in Palermo. Hier kann man Waren aller Art von Geschäften kaufen, die sich weigern Schutzgelder zu bezahlen. Die Mafia hat aber inzwischen ganz andere Einnahmequellen gefunden. Die anschließende Zeit nutzten wir zur Regenerierung in unserem Hotelzimmer. Die große Hitze machte mir doch zu schaffen.


Nach der Siesta spazierten wir zum nahen Yachthafen.


Auf der Suche nach einer Bar kamen wir an diesen Blickfängen vorbei. Die Campingfreunde hier im Forum dürften begeistert sein.


Bei einem Drink genossen wir das Rauschen der Meereswellen. Nebenan tummelten sich viele junge Menschen in einem öffentlichen Sportgelände. Dort gab es sogar so etwas wie einen Trimmdichpfad. Diese waren ja auch einmal in Deutschland in.


Auf dem Rückweg zum Hotel trafen wir dieses frisch vermählte Paar. Drei Fotografen drückten fortlaufend den Auslöser, um ja alles festzuhalten. Küsschen, Umarmung und so weiter. Ob die Braut einen Vertrag mit der Straßenreinigung hat?

Mit anderen Reiseteilnehmern aßen wir in einem nahe gelegenen Lokal zu Abend. Die Empfehlung des Reiseleiters war wirklich ein Erfolg.​
 
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Monreale und Segesta


König Wilhelm II. ließ 1172 nur 8km entfernt von Palermo auf dem Monte Caputo eine Kathedrale und einen Klosterkomplex errichten. Schon bald kürte der Papst Monreale zum Erzbistum. Von den ursprünglichen Gebäuden stehen heute noch die Kathedrale und der Kreuzgang als Teil des Klosters. Das Foto oben zeigt Palermo und soll verdeutlichen wie nahe Monreale und die sizilianische Hauptstadt beieinander liegen.


Die Kathedrale wurde im normannisch-arabisch-byzantinischen Baustil errichtet. Später wurden auf Süd- und Nordseite jeweils ein Portikus vorgesetzt. Dadurch werden viele Elemente des ursprünglichen Gebäudes verdeckt.



Auch die Westseite erhielt einen Portikus. Dahinter versteckt sich eine imposante Bronzetüre, auf der Bonannus von Pisa 42 Szenen aus der Bibel dargestellt hat. Diese Türe ist kunstvoll eingefasst. Leider kann man dieses Werk nur aus mehreren Metern Entfernung betrachten, da das Gitter verschlossen ist. Um die Kirche zu betreten passiert man die Dame auf dem rechten Foto und


steht dann staunend vor diesem Werk. Die Wände sind mit mehr als 6000m² Goldmosaik kunstvoll überzogen. Ähnlich beeindruckt war ich vor 47 Jahren beim Betreten der Sixtinischen Kapelle.


Auch hier wird in der Hauptapsis Christus als Pantokrator über seiner Mutter dargestellt. Der übergroße Kopf wirkt sogar plastisch. Eingerahmt werden diese von Engeln und Heiligen. Die südliche Apsis ist mit Szenen aus dem Leben von Petrus, die nördliche mit jenen von Paulus geschmückt.


Chorraum und Querschiff zieren Szenen aus dem neuen Testament.



Im Mittelschiff sind Szenen aus dem Alten Testament zu sehen. Ich erkenne Gottes Bund mit den Menschen, darüber den Regenbogen. Noahs Arche und den Turmbau zu Babel.

Um alle Szenen gründliche zu betrachten müsste man hier sicher zahlreiche Stunden verbringen.



Nicht vergessen sollte man die kunstvollen Kapitelle der Säulen und die Decke. Das Sternenzelt ist von herrlichen Mosaiken durchsetzt.


Nach diesen gewaltigen Eindrücken war eine Pause angesagt. Ich durchstreifte die Hauptstraße mit hübschen Restaurants und Geschäften. Am Ende der Straße blickt man auf Palermo (siehe Eingangsfoto).


Neben dem Dom ist der Kreuzgang ein Muss für Monreal Besucher. Der quadratische Wandelgang ist von 228 Säulenpaaren umgeben. Kein Säulenpaar gleicht dem anderen.


Da der Kreuzgang errichtet wurde, bevor alle Säulen fertiggestellt waren, musste der Überbau mit den Bögen anders abgestützt werden. Das kann man bei genauerem Hinsehen bemerken.



Die Säulenkapitelle zeigen Alltagsszenen, Tiere, Blattwerk, biblische Geschichten und Szenen aus der Antike.


Auch einige Säulenbündel sind behauen. Die meisten Schäfte aber sind glatt oder tragen Mosaikschmuck. War das für die wandelnden Mönche nun Meditationsobjekt oder Ablenkung?

Wir wurden nun von unserem Fahrer Mimo zum Süden der Insel gefahren. Zwischenstation machten wir in Segesta.


Vom Bushalt aus galt es noch einige Höhenmeter zurückzulegen. Einige blühende Pflanze und Mitorajs Pferd waren da willkommene Ruhestellen.


Oben wartete das antike Theater auf uns. Die 20 Sitzreihen boten bis zu 3200 Zuschauern Platz. Heute lauschten nur wenige Besucher der Akustikprobe unseres Reiseleiters. Obwohl er leiser als normal sprach, konnten wir ihn gut verstehen.


Während des Abstieges hatten wir mehrfach Gelegenheit unser nächstes Ziel zu fotografieren.



Der 426 bis 416 v.Chr. errichtete Tempel wurde nie fertiggestellt. Zum Warum gibt es mehrere Hypothesen. An den 36 Säulen fehlen die für dorische Tempel üblichen Rillen, Cella und Dach wurden nie errichtet. Die Stadt ging in der vorchristlichen Zeit wechselnde Bündnisse mit ebenso wechselnden Erfolgen ein. Schließlich wurde die Stadt vom römischen Prätor Verres 73-71 v.Chr. geplündert. Danach zerfiel Segesta.


Am späten Nachmittag erreichten wir unser Hotel westlich von Trapani. In den Komplex am Meer wurden auch die beiden Windmühlen der ehemaligen Saline integriert. Den Pool nutzten während unseres Aufenthaltes nur die Möwen. Die Tische und Stühle draußen wurden aber gerne für einen Drink in der Runde angenommen.


Ich wartete auf einen stimmungsvollen Sonnenuntergang. Die zunehmende Bewölkung verhinderte mehr.


Wand an Wand mit dieser Windmühle war unser Zimmer. Nach diesem eindrucksvollen Tag schliefen wir bald ein.​
 
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Lieber Ludwig,
Monreale steht schon so lange auf meiner Liste und dein Bericht macht einen Besuch in Palermo immer dringlicher.

Mal sehen, ob ich es im Frühjahr endlich schaffe.
 
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