Seltener archäologischer Fund an der Piazza Augusto Imperatore

Simone-Clio

Augustus
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An der Piazza Augusto Imperatore haben die Archäologen einen der seltenen erhaltenen cippi entdeckt. Cippi (Einzahl: Cippus) sind antike Grenzsteine, in diesem Fall einer, der die Grenze des römischen Pomerium markierte:

Das pomerium war keine Mauer, sondern eine gesetzlich und vor allem religiös definierte und durch weiße Steine (cippi) markierte Linie, teils wurde die Grenze (z. B. mit einem Pflug) als Linie in den Boden gezogen, die im Übrigen auch keineswegs das gesamte Gebiet der Stadt umfasste: Der Palatin lag innerhalb, der Aventin außerhalb des Pomeriums, die Curia Hostilia und der Comitia-Brunnen auf dem Forum Romanum, zwei besonders wichtige Orte der städtischen Regierung, lagen innerhalb, der Tempel der Kriegsgöttin Bellona und das Marsfeld (Campus Martius) außerhalb. In den beiden letzten Fällen hing dies damit zusammen, dass alles, was mit Krieg verbunden war, normalerweise außerhalb des Pomeriums zu bleiben hatte. Desgleichen hatte schon das Zwölftafelgesetz festgelegt, dass keine Toten innerhalb des Pomeriums bestattet werden dürften. Hieran hielt man sich (mit wenigen Ausnahmen wie Trajan) bis in die Hohe Kaiserzeit.

Das pomerium blieb offenbar bis zur Diktatur Sullas, um 80 v. Chr., unverändert. Einige Grenzsteine, die von Kaiser Claudius (41 bis 54 n. Chr.) herrühren, der das pomerium erweitern ließ, wurden in situ (d. h. am ursprünglichen Ort) gefunden, manche abseits ihrer ursprünglichen Position. Diese Steine markierten die Grenzen und relativen Dimensionen der Ausdehnung des Pomeriums unter Claudius, die durch Tacitus und die Lex de imperio Vespasiani aufgezeichnet wurde. Aulus Gellius berichtet daneben über Erweiterungen durch die Kaiser Augustus, Nero, und Trajan,[1] wozu es allerdings keine weiteren literarischen oder archäologischen Hinweise gibt. Erweiterungen des Pomeriums wurden offenbar mit Erweiterungen des Herrschaftsgebiets des römischen Volkes begründet.

Artikel der Repubblica über den Fund des Cippus an der heutigen Piazza Augusto Imperatore. Er stammt aus der Zeit von Kaiser Claudius.
Der Artikel steht leider hinter der Bezahlschranke, aber ein Foto des Cippus ist zu sehen.

... iazza. In buono stato di conservazione era posizionato esattamente dove era stato sistemato in origine.

D.h. sinngemäss: Eine außergewöhnliche Entdeckung, die vor etwa anderthalb Monaten bei Arbeiten an einem neuen Abwassersystem für den Platz gemacht wurde. In gutem Zustand wurde der Grenzstein genau dort aufgefunden, wo er immer gestanden hatte.

Mehr Fotos hier: Rinvenuto un cippo pomeriale in piazza Augusto imperatore a Roma, è del 49 dopo Cristo

il grande reperto – che misura 193 centimetri di altezza per 74,5 di larghezza per uno spessore di 54 centimetri – è stato sistemato all’Ara pacis nella sala Paladino del museo, ma verrà poi valorizzato all’interno del Mausoleo di Augusto.

Augenblicklich und bis zum 30. September ist der 193 cm hohe Grenzstein in der Sala Paladino des Ara-Pacis-Museums ausgestellt, später wird er ins Innere des kürzlich wiedereröffnten Augustus-Mausoleums umziehen.


Video von der Präsentation im Ara-Pacis-Museum:


Ein solcher Grenzstein befindet sich in den Vatikanischen Museen. Siehe: Grenzstein des Pomeriums von Kaiser Claudius

Ein weiterer Cippus auch im Portikus von S. Cecilia in Trastevere:

 
Zusatz: Grenzstein aus der Zeit von Kaiser Claudius bei Ausgrabungen in Rom entdeckt

"Dies ist ein außergewöhnlicher Fund: Im Laufe der Zeit wurden nur zehn weitere Steine dieser Art aus der Zeit des Claudius gefunden, und der bisher letzte wurde 1909, also vor über 100 Jahren, entdeckt", erklärte die römische Bürgermeisterin Virginia Raggi bei der Vorstellung des Grenzsteins.


(...) la decisione di asportarlo (era lì da 200o anni con la sua intatta «sacralità»: i cippi venivano collocati solo dopo aver consultato gli auspici augurali), è stata giudicata «necessaria e inevitabile». In quel punto (dove sarà messa comunque un’indicazione del ritrovamento) stanno infatti costruendo il collettore fognario della nuova piazza. La conservazione in situ avrebbe perciò richiesto una «complicata variante di progetto». (...)
Si ritiene che i cippi in pietra fossero in origine 140/150, a circa 70 metri l’uno dall’altro, a delimitare il sacro perimetro di cui ancora oggi si ignora l’intero tracciato. Una storia, millenaria, cui ora si aggiunge un nuovo, importante tassello.
 
Zitat aus obigem Artikel:

Das dürfte auch daran liegen, dass sich auf dem Stein uralte Buchstaben gefunden haben, die wohl im ersten Jahrhundert nach Christus erfunden wurden. Claudius selbst soll diese mysteriösen Zeichen eingeführt und sogar ein Buch über ihre Verwendung geschrieben haben. Die Buchstaben konnten sich aber wohl nicht durchsetzen und gerieten in Vergessenheit. Bis jetzt.

Das klingt interessant!

Mehr Rückschlüsse soll ein Bericht zu dem Fund bringen, der in Kürze veröffentlicht werden soll.

Darauf darf man gespannt sein.
 
Zu den Buchstaben von Kaiser Claudius siehe: Claudian letters - Wikipedia

Dass sie bis heute vergessen gewesen sein sollen, stimmt, entgegen der Behauptung des Verfassers obigen Artikels, nicht.

Ein Foto des Wikipedia-Artikels zeigt z.B. einen anderen Grenzstein des römischen Pomerium mit solchen Zeichen.

Siehe auch hier: Claudius – Wikipedia

Neben seinen schriftstellerischen Tätigkeiten plante er eine Reform des Lateinischen Alphabets durch Hinzufügung dreier neuer Buchstaben.[77] Der erste – Ɔ (antisigma) – entsprach einem gespiegelten lunaren Sigma und stand sehr wahrscheinlich für den Lautwert des griechischen Psi.[78] Der zweite – Ⅎ (digamma inversum) – war dem archaischen griechischen Digamma nachempfunden, jedoch gedreht; er sollte zur Kennzeichnung des Lautes [⁠v⁠] im Gegensatz zu [⁠u⁠] und [⁠w⁠] (durch den Buchstaben V) dienen.[79] Der dritte – Ⱶ – ähnelte einem halben H und diente für den Laut zwischen [⁠u⁠] und [⁠i⁠], analog zum griechischen Ypsilon.[80] Die Reform führte er während seiner Zensorschaft ein, doch sie konnte sich nicht durchsetzen. Da das klassische Latein ohne Wortabstand geschrieben wurde, versuchte er, die alte Sitte des Setzens von Punkten zwischen den Wörtern wieder einzuführen.
 
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