S. Onofrio

Gaukler

Caesar
Stammrömer
Im Hinblick auf die bislang (wie ich es sehe) etwas verstreute Thematisierung von S. Onofrio hier im Forum eröffne ich mal diesen Thread - mit nur wenigen Photos; aber davon gibt es welche bei Tacitus (und vermutlich noch bei weiteren Foristi), die ja dann in lockerer Folge hier hinzugesellt werden könnten. ;)



S. Onofrio (die Legende seines Schutzpatrons erzählen die Fresken in den Lünetten des Kreuzgangs) ist ein sehr sehenswertes Kirchlein, in seinen Ursprüngen aus dem 14. Jh. datierend, vatikanseitig am Fuße des Gianicolo (Salita di S. Onofrio) gelegen; vgl. auch Romeartlover.​


Konkret diskutiert haben wir soeben in Tacitus' jüngstem Reisebericht die Öffnungszeiten; diese liest man am Eingangsgitter ...​


... und diese neben dem Kirchenportal:​



Sollte trotzdem noch nicht geöffnet sein, so kann man ganz hinten rechts im Kreuzgang an dieser Türe klingeln und höflich fragen:​




Jedenfalls auf Italienisch hatte meine diesbezügliche Frage bzw. höfliche Bitte (konkret: am 21.2.2012) vollen und prompten Erfolg; inwieweit die Franziskaner dort auch anderer Sprachen mächtig sind, vermag ich natürlich nicht zu beurteilen. ;)

Ergänzung: S. Onofrio al Gianicolo :idea: ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Tacitus' Beitrag zu S. Onofrio liest man übrigens hier: Un fine settimana sempre più lungo a Roma: Zumeist abseits aller Trampelpfade - Seite 4 :idea:



(...) kommen wir zur Piazza della Rovere. Etwas weiter oben finden wir vor der Ausfahrt aus der Tiefgarage des Terminal Gianicolo und vor dem Tor des Collegio Urbano „De Propaganda Fide“ die Endhaltestelle der Buslinie 115, die den Gianicolo erschließt, der nicht zu den sieben eigentlichen Hügeln Roms zählt, obwohl er unübersehbar ist, wenn man auf dem Petersplatz steht.







Ihn wollen wir heute Vormittag ein wenig erkunden und nach kurzer Wartezeit bringt uns der Bus, der uns einen ersten steilen Anstieg erspart, zu unserem ersten Ziel, der Kirche Sant’Onofrio al Gianicolo (Öffnungszeiten: Sant'Onofrio al Gianicolo / Catholic / Historic places of worship / Culture and leisure - 060608.it, vgl. auch Sant'Onofrio al Gianicolo). Mit dieser Kirche entdecken wir ein Kleinod der Renaissance-Architektur, von der wir gleich zu Beginn so angetan sind, dass ein Photo vom Äußeren der Kirche ganz vergessen wird, daher vgl. Piazza di Sant'Onofrio, Roma, Italia - Google Maps. Der Vorhof der Kirche gewährt schönste Aussichten auf Rom:





In den Säulenarkaden des Vorhofs kann man Fresken von Domenichino mit Szenen aus dem Leben des Hl. Hieronymus betrachten:




Es schließt sich ein Kreuzgang an,


in dessen Arkaden-Lünetten Fresken mit Szenen aus dem Leben des Schutzpatrons der Kirche (Onuphrios - Ökumenisches Heiligenlexikon) zu sehen sind:



Die detailreiche Innenausstattung der Kirche zwingt zu einem konzentrierten Rundgang.

links: Hauptaltar mit Gemälde von Baldassare Peruzzi; rechts: Onofrio-Kapelle




links: Wandgrabmal für Kardinal Cristoforo Madruzzo (1512–1578, vgl. REQUIEM - DATENBANK);


Mitte: Wandgrabmal für Kardinal Nicola Canali (1874–1961, vgl. Nicola Canali);

rechts: Altar Pius X.’ (1853, Papst 1903–1914, 1954 heiliggesprochen)







Von großer Bedeutung für die italienische Kulturgeschichte ist der Umstand, dass Sant’Onofrio al Gianicolo Grablege des 1544 in Sorrent am Golf von Neapel geborenen Dichters Torquato Tasso ist, der am 25. April 1595 hier starb, einen Tag vor der für ihn vorgesehenen Dichterkrönung.

links: Tod Torquato Tassos, Fresko von Filippo Baldi (1806–1890);


rechts: Epitaph aus dem Jahr 1608 für Torquato Tasso




Fast an einem gleichen Wintertag wie wir, nämlich am 2. Februar 1787, hat denn auch Goethe während seines ersten römischen Aufenthalts die Kirche besucht.
Goethe schrieb:
Darauf [nämlich nach dem Besuch der Sixtinischen Kapelle, wo er sich „gleich sehr unbehaglich“ fühlte, weil „gerade die Kerzen“ geweiht wurden, „welche seit dreihundert Jahren diese herrlichen Gemälde verdüstern“] suchten wir das Freie und kamen nach einem großen Spaziergang auf St. Onofrio, wo Tasso in einem Winkel begraben liegt.
An diesen Besuch erinnert seit 2003 eine Gedenktafel (vgl. AsKI e.V. | KULTURBERICHTE 2/2003: Goethe und Sant Onofrio) an der Außenwand der Kirche:



Im Kloster gibt es ein kleines Tasso-Museum, das man nur auf Voranmeldung besuchen kann (vgl. Museo Tassiano / Museums / Cultural heritage / Culture and leisure - 060608.it).
 
Zuletzt bearbeitet:
S. Onofrio im Juni 2012

Ich hoffe diesen Thread mit meinen Bildern ein wenig weiter zu bereichern. Gemeinsam mit Gaukler besuchte ich S. Onofrio zum ersten, aber sicher nicht zum letzten Mal im Juni 2012.




Der Brunnen ist der Zwilling (fontana gemella) eines weiteren römischen Brunnens. Das Original Giacomo della Portas stand seit 1593 an der Piazza Giudia im römischen Ghetto. Teile desselben zeitweise auch hier im kleinen Park vor S. Onofrio. :nod:​

Die Geschichte beider Brunnen habe ich hier (Fontana di Piazza Giudia) im Thread Die Brunnen Giacomo della Portas erzählt:​

Die Piazza Giudia gibt es nicht mehr. 1880 fiel der Platz städtebaulichen Veränderungen des Viertels zum Opfer. Der Brunnen wurde abgebaut und eingelagert.​

1924 wurden der Baluster und die runde Schale gebraucht um einen Brunnen im Vorhof der Kirche Sant’Onofrio al Gianicolo am Fuss des Gianicolo zu schmücken.​

Der Brunnen im baumbestandenen Hof wurde 1924 aus mehreren in den kommunalen Museen gelagerten historischen Fundstücken zusammengesetzt.
Sehr schnell hat man Kopien beider Teile angefertigt, denn noch heute steht dort ein Brunnen, dessen Verwandschaft mit den oberen Teilen der Fontana di Piazza Giudia auf den ersten Blick zu erkennen ist.​

1930 wurden Schale und Baluster mit dem grossen Brunnenbecken wiedervereint und der Brunnen della Portas neu errichtet. Sein neuer Standort befand sich wenige Meter von der alten Piazza Giudia entfernt an der Piazza del Progresso, wie sie damals hiess, der heutigen Piazza delle Cinque Scole.​

Seither trägt der Brunnen an einer Seite eine Inschrift zur Erinnerung an den Wiederaufbau und wird oft Fontana delle Cinque Scole genannt.​



Wenden wir uns nun vom kleinen Brunnen ab und den Kunstwerken von S. Onofrio zu. Die beiden letzten Bögen der Vorhalle wurden 1620 zugemauert um Platz für eine Kapelle der Familie Vaini zu schaffen, die Kapelle der Madonna del Rosario. Das erkennt man auf dem Photo oben. Sie ist fest verschlossen, aber über ihrem Eingang kann man ein herrliches Fresko mit zwei Sybillen von Augusto Tassi bewundern.​



Überhaupt gibt es auffallend viele Darstellungen von weiblichen Gestalten aus der Mythologie und weiblichen Heiligen in dieser Kirche, wie wir noch sehen werden.​

Doch werfen wir zunächst einen Blick in den Chiostro mit seinem Freskenzyklus zum Leben des Heiligen Onofrio.​



Die Fresken in den Lünetten erzählen die Onophrios-Legende (s. oben) - und zwar zum Glück mit nicht nur lateinischen Beschriftungen (die sind für Tacitus ;)), sondern auch mit italienischen, so dass wir Bären alles lesen und verstehen konnten. :proud:Diesen Texten zufolge wurde der Heilige als Kind von seinem Vater, dem König von Persien, verstoßen, weil dieser an seiner Vaterschaft zweifelte, und sollte verbrannt werden; jedoch konnten ihm die Flammen nichts anhaben. Er trat in's Kloster ein und sollte trotz seines jugendlichen Alters Abt werden, da der damalige Abt die Heiligkeit des Jungen erkannte; jedoch sprach sich die Konventsmehrheit dagegen aus. In der Folge ging Onophrios als Einsiedler in die Wüste, wo Paphnutius von Ägypten ihn aufsuchte und später seine Vita schrieb.





Nun betraten wir die Kirche selbst, in der wir unerwartet in den Genuss einer improvisierten Führung kamen, die uns noch lange in Erinnerung bleiben wird. :nod: :thumbup: 8)​

Die Bilder folgen dem Plan des höchst interessanten Kircheninnern mit unzähligen schönen Details, die eines genaueren Studiums bedürften.​

In der Apsis befinden sich Malereien von Bernardino Pinturicchio (1454-1513) und Schülern sowie Baldassare Peruzzi (1481-1536) und Schülern. Zu sehen sind u.a. die Anbetung der hl. drei Könige, die Flucht nach Ägypten und die Marienkrönung. Im oberen Bereich musizierende Engel und über allem Gottvater.​




Gegenüber der Apsis im Eingangsbereich befindet sich auf der einen Seite dieses Fresko unterhalb einer Empore,​



auf der anderen Seite ein aus antiken Teilen zusammengesetztes Weihwasserbecken. Vor allem natürlich eine Gedenktafel und das Grab (eine schlichte Marmorplatte) des Dichters Torquato Tasso, der 1595 im Kloster von S. Onofrio starb.​

Auch die erste Seitenkapelle im Kirchenschiff links, die Kapelle des Heiligen Gerolamo, erinnert an Torquato Tasso. Sie enthält u.a. ein aufwendiges Grabmonument zu Ehren des Dichters (Bild unten rechts).​


Seine Gebeine ruhten ursprünglich an anderer Stelle, wie diese lateinische Inschrift besagt



und wurden im 19. Jh. in das Grabmal in der Kapelle verbracht.

Die nächste Kapelle ist Papst Pius X. geweiht.​


Von der dritten Seitenkapelle links (Cappella del Crocifisso) habe ich keine Bilder. Sie ist im Stil des 19. Jahrhunderts gehalten und ziemlich schmucklos wenn ich mich recht erinnere.​

Folgt uns nun ins rechte Kirchenschiff. Nahe dem Eingang befindet sich die Kapelle von S. Onofrio mit zwei sehr dunklen Darstellungen aus seinem Leben, die der Schule von Leonardo da Vinci zugeschrieben werden.​


Der Altar mit einer Statue von Onofrio und einer herrlichen Verkündigungsszene von Antoniazzo Romano, dem wir auch eine Verkündigung in Santa Maria sopra Minerva zu verdanken haben.​




Die dritte Seitenkapelle rechts enthält den reichsten Schmuck. Es ist die Kapelle der Madonna von Loreto.​



Das Gemälde der Madonna von Loreto aus der Schule von Annibale Carracci wurde kürzlich für eine Ausstellung restauriert, ein gütiges Geschick, das man anderen Kunstwerken hier ebenfalls wünschen würde.​

Diese Kapelle ist von einer Kuppel überwölbt, deren schöne kleine Laterne mit einem Fresko von Gottvater ausgemalt ist.​



Nun sind wir auf unserem Rundgang durch die Kirche fast wieder beim Altarraum angelangt, als wir noch dieses Grabmal eines Kardinals und in der Lünette darüber eine sehr schöne Darstellung der Hl. Anna mit der lesenden Maria als Kind entdecken.​


Wir treten wir nun wieder hinaus in den Vorhof der Kirche und lassen uns drei Fresken mit Darstellungen von Domenichino aus dem Leben von San Gerolamo (San Girolamo) (347 bis 420) in den Portikus-Lünetten erklären.​




Das linke Fresko zeigt die Taufe des Heiligen Hieronymus (= S. Gerolamo), wobei im Bildhintergrund eine Rekonstruktion des alten Rom zu sehen ist.​


Mittlers Fresko: Vision des Hl. Hieronymus​

Rechts: Versuchung des Hieronymus​


Details​

Dieser Grabstein aus der Schule Donatellos zeigt Nicola da Forca Palena (1349 bis 1449), den Kirchengründer.​


Einen Besuch von S. Onofrio kann man jedem Gläubigen und Kunstinteressierten wärmstens empfehlen. Eine Fülle interessanter Details warten hier nur darauf entdeckt zu werden. :nod:​

 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo liebe Gauki und Simone,
es ist immer wieder höchst erfreulich, Eure Berichte zu lesen, die mit hervorragenden Bildern ausgestattet sind.

Herzlichen Dank sagt
SPQR

:thumbup::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup:
 
Liebe Simone,

herzlichen Dank für diese wunderbaren Ergänzungen zu Gaukis Thread! :thumbup::thumbup::thumbup:
Wieder ein Ziel mehr für die nächste Romreise - offenbar ein sehr lohnendes! :nod:

Liebe Grüße

Angela
 
Oh ja - und nicht zuletzt für deinen BEVA, der doch, wenn ich recht informiert bin, für Renaissance-Bauten ganz besonders etwas übrig hat.
 
@ Angela und SPQR

Vielen Dank für Euer Interesse und das nette Lob.
 
Liebe Simone,

auch von mir ganz herzlichen Dank für diesen tollen Beitrag. :thumbup: :thumbup: :thumbup: Leider war ich auch noch nicht in dieser interessanten Kirche, ist nun aber für den September fest eingeplant!

Liebe Grüße
dentaria
 
Oh ja - und nicht zuletzt für deinen BEVA, der doch, wenn ich recht informiert bin, für Renaissance-Bauten ganz besonders etwas übrig hat.

Genau, er hat deshalb gestern auch schon wieder über einen Rombesuch nachgedacht ... ;)
 
Leider blieb mir ein Besuch von S. Onofrio verwehrt, da schon geschlossen war, als ich gegen drei Uhr hinkam. Aber Deine interessanten und umfangreichen Ausführungen, Simone, gewähren einen vielseitigen Eindruck, und die Kirche bleibt auf meiner To-Do-Liste.

 
@ Gaukler
@ Simone

Hallo liebe Gauki und Simone,
es ist immer wieder höchst erfreulich, Eure Berichte zu lesen, die mit hervorragenden Bildern ausgestattet sind.

:thumbup::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup:

Ich schließe mich meinen Vorrednern an: besten Dank für diese Ausführungen und die schöne Bebilderung zu San Onofrio. Ich habe den Bericht mit Interesse nach- und weitergelesen. :nod: Ich muss gestehen, so genau habe ich mir diese Kirche mit Garten noch gar nicht angeschaut, obwohl ich oft dort oben vorbei gekommen bin... eigentlich schade :cry:, aber was noch nicht war kann ja noch werden :~
Gruß
Pasquetta

@ Angela

Oh ja - und nicht zuletzt für deinen BEVA, der doch, wenn ich recht informiert bin, für Renaissance-Bauten ganz besonders etwas übrig hat.

Genau, er hat deshalb gestern auch schon wieder über einen Rombesuch nachgedacht ... ;)

:lol: :~ :lol:
 
Deine interessanten und umfangreichen Ausführungen, Simone, gewähren einen vielseitigen Eindruck, und die Kirche bleibt auf meiner To-Do-Liste.

Es freut mich, dass die Impressionen von S. Onofrio auch bei Dir Gefallen gefunden haben. Die Kirche schliesst um 13 Uhr.

@ Gaukler
@ Simone

... besten Dank für diese Ausführungen und die schöne Bebilderung zu S. Onofrio. Ich habe den Bericht mit Interesse nach- und weitergelesen. :nod: Ich muss gestehen, so genau habe ich mir diese Kirche mit Garten noch gar nicht angeschaut, obwohl ich oft dort oben vorbei gekommen bin... eigentlich schade :cry:, aber was noch nicht war kann ja noch werden :~

Genau! Das schaffst Du bestimmt. Ich wünsche Dir, dass die Rom-Sehnsucht so bald wie möglich gestillt wird. :nod:

@ Angela

Oh ja - und nicht zuletzt für deinen BEVA, der doch, wenn ich recht informiert bin, für Renaissance-Bauten ganz besonders etwas übrig hat.

Genau, er hat deshalb gestern auch schon wieder über einen Rombesuch nachgedacht ... ;)

:lol: :~ :lol:​

Wir haben Euren Besuch schon angekündigt! :nod: :D
 
Besten Dank für den erhellenden Bericht und die schönen Bilder von S. Onofrio. Schade, dass die Öffnungszeiten so restriktiv sind und im August gar kein Besuch möglich ist, denn meine Neugier ist geweckt.

Viele Grüße
Claude
 
S. Onofrio


Elegie


Wahrlich, o Roma, du bist an bezauberndem Wechsel ein Wunder,
Nur wer dich siehet, erkennt, was du dem Glücklichen bist.
Selbst der schweigende Gott, wenn der staunende Wandrer ihn fraget,
Deutet aufs ewige Buch, das die Geschichte sich nennt,
Denn, was der Schöpfung er ist, das ist Roma der Welt, und ihr Schicksal
Fiel aus der Urne, wie nur Einer Kronion es gab.
Schaue die Tempel nur an, und die mächtigen Säulen, die herrlich
Unterm erhabenen Schutt zweier Jahrtausende stehn!
Tritt nur ins Pantheon ein, da lächelt’s ins heilige Dunkel,
Oben voll heiterem Licht, schön wie der Himmel herab.
Und kein verwegenes Wort, das empfindende Herz nur erreicht es;
Aber das schönste ist Rom, was mir in Rom noch gefiel.
Darum erwählet mein Herz mit deiner Pinienhügel
Blühenden Gärten so gern, süßer Gianicolo, dich!
Und ich entwandle dem Schwarm der rauschenden Straßen am Abend,
Bis dein erquickendes Bild über dem Tiber erscheint.
Dann erglüht mir das stumme Gemüth, und ich fliege dir sehnend,
Wie der Mutter das Kind, heil’ger Onofrio, zu.
Und du labst mich mit friedlichem Grün und einsamen Schatten,
Wo ich so selig dich einst, Kloster und Kirche, begrüßt.
Da ist Ruhe, da lispelt es kaum im zitternden Laube,
Still, wie des Dichters Grab breitet das Plätzchen sich aus.
Da mit unendlicher Lust eil’ ich ans moos’ge Gemäuer,
Feuer und Nebel im Blick – Himmel und Roma vor mir!
Und ich knie auf die steinerne Bank, und hinunter, hinunter
Schau’ ich wie Zeus im Olymp, über die Herrliche hin.
O weß Auge das Meer nie erblickt, weß Auge nicht Rom sah,
Der hat die Welt und in ihr auch nicht den Schöpfer gesehen.
Schweiget, ihr Worte, mir ist als erständen die Geister vom Grabe,
Die ihr erhabenes Werk hier für die Nachwelt gebaut,
Als erbraust’ ihr rauschendes Lied hoch über den Trümmern,
Als erhübe die Zeit selber den Schicksalsgesang!
Und doch lächelt der Himmel so voll unaussprechlicher Liebe,
Ueber dem blühenden Kind, über der süßen Natur,
Wie er’s, das blaue Auge voll tief wollüstigem Lichte
Selig am Schöpfungstag einst auf die Stirne geküßt.
Sieh nur hinunter, wie hold aus dem Laub die Limonien lachen,
Wie aus dem Lorbeergesträuch marmorne Bilder erstehn!
Wie mit unsäglicher Pracht die Villen Zypressen beschatten,
Wie die Pinie so stolz über dem Kloster sich wölbt,
Wie der Tiber am Schattengewölb von Adrians Grabe
Trauernd sich schlängelt und dort Berge von Häusern durchirrt!
Ueber der Rebe St. Peter sich thürmt in den glühenden Himmel,
Ueber Palästen sich dort Reihen von Kuppeln erhöhn,
Wie die gewaltigen Säulen und Obelisken sich heben
Fern bis zu Cestius Grab, über der flammenden Stadt,
Fremd in der fremden Welt Agrippa’s ernste Rotunda,
Nero’s düsterer Thurm, Jupiter, dein Capitol,
Romulus Hügel und grausig die Trümmer der stolzen Cäsare,
Furchtbar, wie Felsen, die Gott strafend mit Blitzen zerschellt;
Ueberall Tempel im Grün und entlang die unendlichen Gründe
Bögen, in rosige Fluth himmlisch vom Abend getaucht.
Götter, was all’? und das duft’ge Gebirg in verschämtem Erröthen,
Zart und herrlich, wie nur Claud’ und der Schöpfer gemalt!
O wie ein glühender Seufzer der liebenden seligen Schöpfung
Dieser unsägliche Hauch über dem schmachtenden Bild.
Blendend die glänzenden Höhen, vom bläulichen Haupt des Sorakte,
Dünn, wie ein schwellend Gewand, dem sich ein Busen vertraut,
Immer reiner und zärter hinab zum elysischen Tibur
Bis wo der Cavo sich hold über Albano verklärt.
Auf in die Lüfte! welch strahlendes Meer von fluthendem Golde,
Alles unendliche Licht, Himmel, mit dem du entzückst!
Auf in die Lüfte! da fällt’s mir aufs Haupt wie heiliger Wahnsinn,
Und ich drücke das Aug’ stumm mit den Händen mir zu,
Und ich lege die brennende Stirn ans kalte Gemäuer,
Und der entfesselte Geist ringt im vergehenden All,
Und mir ist, als sänk’ ich hinab in den ewigen Abgrund,
Ueber mir brauste das Meer, und mich verschlänge die Nacht!

Siehe: Wilhelm Friedrich Waiblinger - Das Goethezeitportal
 
Oh ja - und nicht zuletzt für deinen BEVA, der doch, wenn ich recht informiert bin, für Renaissance-Bauten ganz besonders etwas übrig hat.
Genau, er hat deshalb gestern auch schon wieder über einen Rombesuch nachgedacht ... ;)
Nachdem wir ja nun wissen, dass dieser Besuch in wenigen Tagen beginnen wird und ich mich darum mit euch freue, dass nun auch ihr S. Onofrio werdet kennenlernen können, sehr bald schon, erlaube ich mir, aus dieser Mit-Vorfreude heraus ;) hier die Vollversion des im ersten Postings dieses Threads schon mal verlinkten Beitrages einzustellen. Zumal darin auch die Erinnerung steht, wie man sich helfen kann, falls sich die morgendliche Öffnung der Kirche ein wenig verzögern sollte.





Oft und oft schon waren wir vorbeigefahren am (zumeist geschlossenen) Eingangs-Gitter ...



... stets dabei uns denkend: "Da hat ja noch Zeit ... bis zum nächsten Mal ..." - und hatten auf diese Weise eine nicht eben geringe Zahl "nächster Male" verstreichen lassen. :~ Nun aber wollten wir die dem hl. Onophrios geweihte Kirche, vatikanseitig am Gianicolo gelegen, endlich doch einmal besuchen - nicht lange übrigens nach Tacitus, mit dem wir unser Versäumnis ;) bis dato teilten und dessen Reisebericht eine Reihe von lesenswerten Details zu S. Onofrio enthält.

Die Klosteranlage mit Kirche und Kreuzgang datiert in ihren Ursprüngen von 1419/20 und zählt damit zu den frühesten Bauwerken der Renaissance in Rom. Eingelassen in die hohe Stützmauer im Garten finden sich einige Erinnerungstafeln, u.a. zu den Besuchen von Goethe und Chateaubriand.




1945 übernehmen die Ritter vom heiligen Grab Kirche und Kloster; ihre Fahne weht an der Vorhalle.



Seit 1946 teilen sie sich in die Gebäude mit den Franziskaner-Terziaren Frati Francescani dell'Atonement, deren Generalat sich hier befindet.

Weitere Bilder von der Vorhalle:




An diesem Portal kann man den Franziskanern Post einwerfen - oder hindurchgehen und den Kreuzgang betreten.








Die Fresken in den Lünetten erzählen die Onophrios-Legende (s. oben) - und zwar zum Glück mit nicht nur lateinischen Beschriftungen (die sind für Tacitus ;)), sondern auch mit italienischen, so dass wir Bären alles lesen und verstehen konnten. :proud:
Diesen Texten zufolge wurde der Heilige als Kind von seinem Vater, dem König von Persien, verstoßen, weil dieser an seiner Vaterschaft zweifelte, und sollte verbrannt werden; jedoch konnten ihm die Flammen nichts anhaben. Er trat in's Kloster ein und sollte trotz seines jugendlichen Alters Abt werden, da der damalige Abt die Heiligkeit des Jungen erkannte; jedoch sprach sich die Konventsmehrheit dagegen aus. In der Folge ging Onophrios als Einsiedler in die Wüste, wo Paphnutius von Ägypten ihn aufsuchte und später seine Vita schrieb.





Mittlerweile ging es auf 9.30 h zu, so dass auch die Basilika bäreits hätte geöffnet sein sollen ... invece no. :?



Darum - nachdem wir zuvor noch kurz die Wappen am Eingang betrachtet hatten, welche (natürlich) Papst Benedikt XVI. sowie Carlo Kardinal Furno ...



... gehören - begaben wir uns nochmals in den Kreuzgang, um an der hinteren Türe zu klingeln und freundlich wegen der Öffnung nachzufragen.


Schon wenige Minuten später war es dann so weit:




Die Apsis-Malereien werden Bernardino Pinturicchio (1454-1513) und Baldassare Peruzzi (1481-1536) zugeschrieben; zu sehen sind u.a. die Anbetung der hl. drei Könige, die Flucht nach Ägypten und die Marienkrönung.


Darüber hinaus machten wir, wie bei uns üblich, keine weiteren Photos vom reich und sehr interessant gestalteten Kircheninneren (weitere Details bei Tacitus, s. oben).

Ebenfalls wunderschön ist der Ausblick auf die Stadt :thumbup::thumbup::thumbup:, wie er sich einem vom Vorhof aus bietet ...



... und die schön gestaltete Grünanlage lädt zum Verweilen ein. Wobei, so erfuhren wir zwischenzeitlich, speziell zum Brunnen es irgendwann später noch nähere Informationen seitens der Bockfelsenbande geben wird; denn - man höre und staune! - einmal mehr hat auch hier unser alter Freund Giacomo seine Pfote ;) im Spiel. :eek: :~
Edit: Hier die Brunnen-Recherche der Bockfelsenbande. :idea:






Gennaro flüstert unserem neuen Freund in's Ohr, was wir alle uns ganz fest vorgenommen haben: Hier waren wir bestimmt nicht zum letzten Mal ... sondern wir kommen wieder! :nod::nod:
Was wir ja dann auch im Juni, gemeinsam mit Simone, in die Tat umgesetzt haben.

Gerade schreibe ich Signora Emiliana eine Mail und kündige das Kommen von Angela und ihrem BEVA - als ganz besonderem Renaissance-Liebhaber - an. :nod:
 
Oh ja - und nicht zuletzt für deinen BEVA, der doch, wenn ich recht informiert bin, für Renaissance-Bauten ganz besonders etwas übrig hat.
Genau, er hat deshalb gestern auch schon wieder über einen Rombesuch nachgedacht ... ;)
Nachdem wir ja nun wissen, dass dieser Besuch in wenigen Tagen beginnen wird und ich mich darum mit euch freue, dass nun auch ihr S. Onofrio werdet kennenlernen können, sehr bald schon, erlaube ich mir, aus dieser Mit-Vorfreude heraus ;) hier die Vollversion des im ersten Postings dieses Threads schon mal verlinkten Beitrages einzustellen.

Gerade schreibe ich Signora Emiliana eine Mail und kündige das Kommen von Angela und ihrem BEVA - als ganz besonderem Renaissance-Liebhaber - an. :nod:

Vielen Dank, das wird dann ja ein bestens geplanter Besuch. :nod:
Wir haben übrigens vor, das nach einem sehr frühen Besuch des Petersdoms zu machen. Was würdest Du denn da für einen Weg vorschlagen?
Ich hatte gedacht durchs Parkterminal (mit Aufzug) nach oben zu gelangen, von dort zu Fuß oder eine Station mit der 115, je nachdem, ob sie gerade da steht.
Alternative wäre ja wohl die Treppe - was mir als momentan leider mit etwas Knieproblemen belastet als nicht so günstig erscheint.
Weiter wollen wir dann Richtung Tempietto mit dem 115er fahren.
 
Gerade schreibe ich Signora Emiliana eine Mail und kündige das Kommen von Angela und ihrem BEVA - als ganz besonderem Renaissance-Liebhaber - an. :nod:
Vielen Dank, das wird dann ja ein bestens geplanter Besuch. :nod:
Mail ist gerade 'raus. ;)



Wir haben übrigens vor, das nach einem sehr frühen Besuch des Petersdoms zu machen. Was würdest Du denn da für einen Weg vorschlagen?
Ich hatte gedacht durchs Parkterminal (mit Aufzug) nach oben zu gelangen, von dort zu Fuß oder eine Station mit der 115, je nachdem, ob sie gerade da steht.
Ja, das würde ich dann auch so machen an eurer Stelle - allerdings: Von Terminal Gianicolo aus (also direkt gegenüber dem Tunnelausgang des Parkhauses; mal unter seiner Adresse Via Urbano VIII, 16 auf den Streetview klicken: Unmittelbar gegenüber der - vom Betrachter aus gesehen - rechten Tunnelöffnung liegt die Haltestelle) sind es zwei Haltestellen bis S. Onofrio/Bambin Gesú. :idea:
Zwischen 7.00 und 10.30 h verkehrt die 115 alle 10 Minuten.
 
Zurück
Oben