-Rom ist ein 2,5-Millionen-Moloch
-Rom ist dreckig
-Rom ist zum Teil ganz schön marode
-Rom ist laut
-Roms Verkehr ist chaotisch
-Rom ist teuer
Das hört man immer wieder. Wenn Dich das abschreckt, fahr lieber nicht hin.
-Rom hat ein reiches antikes Erbe
-Rom hat weiterhin ein überreiches Erbe aus Renaissance und Barock
-Rom ist seit mehr als 2000 Jahren Weltstadt (mit Unterbrechungen) und kulturelles sowie politisches Zentrum
-Rom ist eine der schönsten Städte der Welt
-Viele meinen, Rom IST die schönste Stadt der Welt
Wenn Du über manches hinwegsehen kannst und eher die zuletzt genannten Punkte schätzst, fahr auch lieber nicht hin. Wenn Du nämlich hinfährst, besteht die Gefahr, daß Du von einer Krankheit befallen wirst, die hier im Forum auch schon mal ‚Romitis’ genannt wird. Symptome: Du kommst von Rom nicht mehr los und willst immer wieder hin.
Wir haben es gewagt. Wir, meine Frau (noch keine 65) und ich (mittlerweile 65), sind am 2. Mai 2007 nach Rom geflogen und am 10. Mai 2007 zurück. Wir hatten also volle 7 Tage zur Verfügung. Warum ich das mit dem Alter erwähne, wird nachher klar werden.
Der Bericht, den ich jetzt abliefere, ist dem Forum geschuldet. Wir haben nämlich bei der Reisevorbereitung eine Menge an Informationen und Tipps dem Forum entnehmen können und bedanken uns dafür bei allen Foristen. Ich werde keine Fotos einstellen, denn erstens sind wir keine Vielfotografen, schon gar keine systematischen, und zweitens gibt es hier im Forum bereits Tausende von Fotos, auf die man zurückgreifen kann. Die Filterung mit Schlüsselwörtern ist ja auch realisiert. - Vielleicht wird es ein Bericht von Senioren für Senioren – ich werde jedenfalls einige spezielle Dinge anführen, die natürlich auch für Nicht-Senioren interessant sein können.
Fazit schon jetzt: Wir haben uns die Romitis eingefangen!
Vorbereitung
Zunächst solltest Du die beim Großen Latinum erworbenen Geschichtskenntnisse aus dem Langzeit- in das Kurzzeitgedächtnis zurückrufen. Falls das nicht möglich ist: Grundlegende Kenntnisse der Geschichte des antiken Roms sind auf jeden Fall von Vorteil: Also ein wenig studieren. Du solltest auch etwas über die weitere Entwicklung nach dem Untergang des Römischen Reichs wissen: Über das päpstlich geprägte Rom, die Niederungen und Blüten im Mittelalter, die Niederungen während des Papst-Exils, dann die konsequente Wiederaufrichtung unter den Renaissance-Päpsten und die kulturelle Hochblüte im Barock. Die Entwicklung des Kirchenstaates solltest Du kennen und dessen Ende im Rahmen der italienischen Einigung 1870. Du solltest auch etwas wissen über die Geschehnisse um die italienische Einigung, ich nenne nur Garibaldi und Victor Emanuele II, sowie über das Ende des italienischen Königreichs.
Wenn Du Dich dann entschließt, Rom zu besuchen, wirst Du vielleicht ein halbes Jahr vorher die Flugreise buchen. Damit wäre die Dauer des Aufenthalts festgelegt. Dann geht es an die Grob- und Feinplanung. Wir benutzen dazu seit vielen Jahren die Führer der Reihe DUMONT Kunst Reiseführer, in diesem Fall den über Rom, verfaßt von Heinz-Joachim Fischer. Die einzelnen Besichtigungstouren planen wir in enger Anlehnung an diesen Führer, die zeitliche Abfolge nicht unbedingt. Zum Schluß der Feinplanung gilt es, das Ganze in den Zeitrahmen einzupassen. Und schon gibt es Probleme: Du hast mit Sicherheit viel zu viel geplant. Also muß was raus. Das erste, was wir rausgenommen haben, war der Tagesausflug nach Tivoli. War aber immer noch zu viel! Ich wollte dann die Wanderung entlang der Via Appia Antica streichen, aber da hat meine Frau geschimpft: Es sei doch so schön da, und da wolle sie unbedingt hin. Also habe ich die Gegend um die Caracalla-Thermen rausgenommen, sodaß wir für den verbleibenden Rest (Rest ist gut!) genügend Zeit hatten.
Das solltest Du sowieso und unbedingt beherzigen: Plane genügend Zeit ein, damit Ihr ohne Stress und Hetze Rom genießen könnt (Rom in 3 Tagen geht nicht). Dazu gehören auch Pausen an schönen Ecken, wo man einfach nur dem Geschehen zuschaut und sich mit den Römern (und Touristen) des Lebens freut, vielleicht mit einem Eis auf der Faust.
Jetzt hast Du die Feinplanung also fertig und auch ein Hotel gebucht. Die FAQs in diesem Forum hast Du studiert und Dich daraufhin nicht nur mit Roms Stadtstruktur, sondern vor allem auch mit Roms Nahverkehr beschäftigt. Insbesondere musst Du erst mal wissen, wie Du zum Hotel kommst. Du findest alle Informationen dazu in den allgemeinen Teilen des Forums. Ich werde das etwas ergänzen und vor allem beschreiben, wie wir es gemacht haben. Du kannst zwei Nahverkehrspläne herunterladen. Entpackt erhältst Du dann die Dateien romacentro.pdf und romacitta.pdf. Die erstere sieht man sich im Acrobat Reader am besten mit dem Skalierungsfaktor 200% an, die letztere mit 400%. Die Pläne (Bus und Metro) zeigen sehr schön, wo die verschiedenen Linien entlangfahren, wo die Endhaltestellen sind usw. Wir sind meistens Bus gefahren, Metro eher selten. Rom hat nur mickrige 2 Metrolinien, das Busnetz ist dagegen sehr dicht, und im Bus sieht man mehr! - Übrigens gehört zur Vorbereitung auch wochenlanges Training im Pflastertreten, und zwar mit den Schuhen, die Ihr in Rom anziehen werdet. Nehmt 2 eingelaufene Paar Schuhe mit. Ach ja, bei Euren Wanderungen durch Rom müßt Ihr mindestens soviel Blicke auf den Bürgersteig werfen wie auf die Sehenswürdigkeiten, es besteht akute Stolpergefahr.
Ihr fliegt also jetzt los.
Wir sind mit dem Billigflieger easyJet von Dortmund aus geflogen. Unser Auto haben wir dort auf einem der Flughafen-Parkplätze abgestellt (P7, der billigste, aber auch der weiteste zum Terminal, kostete für unsere Reisedauer 24 Euro). Es gibt einen kostenlosen Shuttle-Bus zum Terminal. easyJet hat ein interessantes Boarding-System: Beim Check-in werden keine Sitzplätze zugeteilt, sondern man wird einer Gruppe zugeordnet. Es gibt zunächst die Gruppe für Behinderte und Leute mit Kindern, dann die Gruppen A bis D. Die erste Gruppe ist klar. In die nächsten Gruppen kommt man je nach Check-in-Zeit. Wer früh kommt, gelangt in Gruppe A, wenn die voll ist, in Gruppe B usw. In Dortmund geht man zu Fuß zum Flugzeug, und es gibt 5 abgeteilte Stege. Beim Boarding läßt man zuerst die erste Gruppe durch, dann Gruppe A usw. Im Flugzeug kann man sich dann die besten noch vorhandenen Plätze aussuchen. Wir waren Gruppe A und hatten (fast) die freie Auswahl. Etwas anders war es übrigens beim Rückflug. In Rom fuhren wir mit einem Bus zum Flugzeug. Wir waren jetzt Gruppe B (warum, beschreibe ich später). Es gab dort nur 2 abgeteilte Stege: Einen für die erste Gruppe und den zweiten für die Gruppen A bis D. Da war ich natürlich gespannt, wie das mit der Reihenfolge gehen würde. Und so ging’s: Sie setzten mehrere Busse ein, zunächst fuhr die erste Gruppe, anschließend jeweils mit einem eigenen Bus Gruppe A, Gruppe B usw. Die Regelung im Flieger war dann wie gehabt. Genial!
Unser Zielflughafen war Ciampino, von dort nahmen wir den Zubringerbus zur Metro-Endstation Anagnina, das kostet 1 Euro pro Person und 1 Euro für ein großes Gepäckstück. In Anagnina ist man im Bereich des römischen Nahverkehrstarifs und kann mit der Metro und nach einem eventuellen Umstieg in einen Bus für 1 Euro 75 Minuten lang im römischen Nahverkehrsnetz herumfahren. Damit ist es kein Problem, das Hotel zu erreichen: Für 3 Euro pro Person (wenn jeder einen Koffer hat). Der Zubringerbus fährt ohne Zwischenstop direkt nach Anagnina. Er fährt also nicht mehr ‚über die Dörfer’, wie vor einiger Zeit hier im Forum beschrieben wurde.
[hotel]157[/hotel]Wir hatten das Hotel Giotto Flavia, Via Flavia 84, sind mit der Metro bis Repubblica gefahren (eine Station weiter als Termini) und waren dann zu Fuß 10 Minuten später im Hotel. Für die weiteren Unternehmungen hatten wir uns günstige Buslinien herausgesucht, deren Haltepunkte direkt vor dem Finanzministerium sind (also fast vor der Hoteltür). Es waren dies die Linien 16, 60, 61 und 62, mit denen wir überall hingekommen sind. Im Hotel angekommen ist die erste Tat für mich immer die Programmierung des Zimmersafes. Bevor Du da etwas reintust, solltest Du ausprobieren, ob auch alles funktioniert. Dann kommen da rein: Führerschein, Kraftfahrzeugschein, Hausschlüssel, Autoschlüssel (brauchst Du ja alles nicht), Schmuck der Ehefrau, große Geldbeträge usw.
Übrigens: Du hast Kopien Eurer Ausweise (beide Seiten) hergestellt (mit dem Scanner jpg-Dateien erzeugen und anschließend in ein Word-Dokument einfügen), der Kreditkarte mit der Service-Nummer (zum eventuellen Sperren), die Mitglieds-Nummer der Auslandsreise-Krankenversicherung und deren Telefonnummer notiert. Das alles paßt auf eine DIN-A4-Seite (doppelt bedrucken) und gehört in die Umhängetasche. Wenn Du den Ausweis nicht brauchst (s.u.), gehört er in den Safe, die römische Polizei akzeptiert bei eventuellen Kontrollen die Kopie.
Wie bewegt man sich in Rom? Wenn Du die allgemeinen Informationen hier im Forum studierst, stellst Du fest, daß es alle möglichen Kombinationen gibt: BIT, das ist das normale Bus/Metro-Ticket für eine Fahrt, kostet 1 Euro und gilt 75 Minuten bei beliebig häufigem Umsteigen. Dann gibt es das Tagesticket, das 3-Tage-Ticket usw. Es gibt den Roma Pass mit allerlei Vergünstigungen, z.B. Nachlaß bei der beliebten 110open-Stadtrundfahrt (informieren!), und freiem Eintritt in den 3 ersten Tagen bei Museen etc.
Dazu mußt Du folgendes wissen: Als EU-Bürger, 65 Jahre alt oder älter, kommst Du in die meisten öffentlichen (nicht in die kirchlichen! Die Kirchen selbst sind aber sehr wohl frei) Museen/Sehenswürdigkeiten umsonst rein! Die Rundfahrt mit dem 110open kannst Du Dir sparen, wenn Du Dich gut vorbereitet hast (hast Du ja!), d.h. Du weißt, wo das Kolosseum ist usw. Mit anderen Worten: Diese ganzen Sachen mit Mehrtages-Tickets, Roma Pass, Antiqua Pass usw kannst Du glatt vergessen. Ist ja in jedem Fall eine Milchmädchenrechnung. Wenn Du z.B. ein 3-Tages-Ticket für 11 Euro kaufst, lohnt sich das erst, wenn Du 12 Fahrten in 3 Tagen machst, das sind 4 Fahrten pro Tag. Das kommt eher selten vor. Wenn dann Deine Begleiterin – anders als bei uns – auch EU-Bürgerin und 65 Jahre alt oder älter ist, dann machst Du es erst recht wie wir:
Wir haben ausschließlich mit den Einzelfahrscheinen (BIT) gearbeitet und Eintrittsgebühren bei Museen/Sehenswürdigkeiten voll bezahlt. In den Museen/Sehenswürdigkeiten, wo dies gilt, lautete meine Bestellung immer ‚Two tickets please, one for free’, und ich habe meinen Ausweis gezeigt. Wir bekamen dann immer ein normal bezahltes Ticket und ein ‚umsonstenes’, das ist deswegen nötig, weil häufig Eingangsschranken wie Drehkreuze damit geöffnet werden. Wenn Du es auch so machst, bist Du völlig unabhängig von 3-Tages-Fristen o.ä. Du hast daher immer einen gewissen Vorrat an BITs bei Dir.
Und wo bekommst Du die BITs? In Tabakläden (erkenntlich an einem weißen T auf blauem Grund) oder an Automaten in den Metro-Stationen. Diese Dinger sind unheimlich intelligent. Wenn Du beispielsweise 10 BITs kaufen willst, dann drückst Du zunächst den ersten Knopf für 1 BIT. Rechts gibt es einen Plus- und einen Minus-Knopf, mit denen kannst Du die Anzahl der zuvor gewählten Tickets einstellen. Du drückst den Plus-Knopf bis 10, legst einen 10-Euro-Schein ein, und der Automat spuckt 10 BIT-Tickets aus. Das funktioniert auch für andere Ticket-Arten, Du könntest beispielsweise zuerst das 3-Tages-Ticket anwählen, dann mit dem Plus-Knopf bis 4 ticken, 44 Euro einwerfen, und Du bekämest 4 3-Tages-Tickets. Ach ja, zu Anfang einer solchen Prozedur kannst Du die Sprache der Bedieneroberfläche einstellen, darunter auch deutsch.
Die BITs müssen immer vor Antritt der Fahrt entwertet werden. Dazu steckst Du das Ticket mit dem Pfeil nach unten und mit dessen Gesicht zu Dir in den entsprechenden Entwertungsautomaten. Es kommt dann aus demselben Schlitz entwertet zurück (Aufdruck auf der Rückseite). In Bussen ist man damit fertig. In den Metros kann es sein, daß das entwertete Ticket aus einem anderen Schlitz zurückkommt, in jedem Fall ist dann das Drehkreuz freigegeben, und Du kannst durchgehen, mit Deinem Koffer musst Du gegebenenfalls etwas jonglieren. Ist aber kein wirkliches Problem. Du musst das BIT bis zum Ende der Fahrt aufbewahren, bei der Metro bis zum Verlassen des Zielbahnhofs.
Als Fußgänger in Rom
Das ist kein besonderes, sondern ein ganz normales Kapitel. Es gibt in Rom Zebrastreifen mit Fußgängerampel und solche ohne Fußgängerampel – genauso wie bei uns. Bei Zebrastreifen mit Fußgängerampel machst Du es genauso wie in Deutschland: Du gehst nur bei grün. Die Fußgängerampel schaltet ziemlich bald auf gelb (kennen wir nicht!), dann gehst Du zügig weiter. Die Römer gehen auch bei rot über den Zebrastreifen, laß das um Gottes willen sein, die Römer haben da den besseren Überblick. Bei Zebrastreifen ohne Ampel wartest Du einen günstigen Augenblick ab, vielleicht wollen mehrere Fußgänger dort herüber, gehe mit ihnen. Wenn es dann soweit ist, gehe entschlossen und ohne Angst zu zeigen los. Die Autos halten garantiert, die Mofas/Vespas/Motorräder kurven u.U. elegant um Dich herum, keiner jedoch wird Dich gefährden. Daß Du den Verkehr dabei beobachtest, ist ja klar. Du wirst sehen: Das klappt vorzüglich. An Kreuzungen fahren die Zweiräder – aber auch Autos – häufig auf den Fußgänger-Zebrastreifen und darüber hinaus, um sich eine günstige Startposition zu sichern. Das stört aber nicht wirklich. Darüber hinaus kommt es vor, daß Zweiräder, die sich jenseits des Zebrastreifens positioniert haben, bei rot losfahren, wenn der Querverkehr es zuläßt. Auch das ist keine wirkliche Gefahr für Fußgänger.
Dann ergibt sich manchmal die Notwendigkeit, eine Straße ohne Zebrastreifen überqueren zu müssen. Das machst Du genau so wie bei einem Zebrastreifen ohne Ampel.
So, nun habe ich – hoffentlich – die wesentlichen Vor-Informationen geliefert, falls mir noch etwas Wichtiges einfällt, werde ich es nachsteuern.
Es folgen dann unsere römischen Unternehmungen.
-Rom ist dreckig
-Rom ist zum Teil ganz schön marode
-Rom ist laut
-Roms Verkehr ist chaotisch
-Rom ist teuer
Das hört man immer wieder. Wenn Dich das abschreckt, fahr lieber nicht hin.
-Rom hat ein reiches antikes Erbe
-Rom hat weiterhin ein überreiches Erbe aus Renaissance und Barock
-Rom ist seit mehr als 2000 Jahren Weltstadt (mit Unterbrechungen) und kulturelles sowie politisches Zentrum
-Rom ist eine der schönsten Städte der Welt
-Viele meinen, Rom IST die schönste Stadt der Welt
Wenn Du über manches hinwegsehen kannst und eher die zuletzt genannten Punkte schätzst, fahr auch lieber nicht hin. Wenn Du nämlich hinfährst, besteht die Gefahr, daß Du von einer Krankheit befallen wirst, die hier im Forum auch schon mal ‚Romitis’ genannt wird. Symptome: Du kommst von Rom nicht mehr los und willst immer wieder hin.
Wir haben es gewagt. Wir, meine Frau (noch keine 65) und ich (mittlerweile 65), sind am 2. Mai 2007 nach Rom geflogen und am 10. Mai 2007 zurück. Wir hatten also volle 7 Tage zur Verfügung. Warum ich das mit dem Alter erwähne, wird nachher klar werden.
Der Bericht, den ich jetzt abliefere, ist dem Forum geschuldet. Wir haben nämlich bei der Reisevorbereitung eine Menge an Informationen und Tipps dem Forum entnehmen können und bedanken uns dafür bei allen Foristen. Ich werde keine Fotos einstellen, denn erstens sind wir keine Vielfotografen, schon gar keine systematischen, und zweitens gibt es hier im Forum bereits Tausende von Fotos, auf die man zurückgreifen kann. Die Filterung mit Schlüsselwörtern ist ja auch realisiert. - Vielleicht wird es ein Bericht von Senioren für Senioren – ich werde jedenfalls einige spezielle Dinge anführen, die natürlich auch für Nicht-Senioren interessant sein können.
Fazit schon jetzt: Wir haben uns die Romitis eingefangen!
Vorbereitung
Zunächst solltest Du die beim Großen Latinum erworbenen Geschichtskenntnisse aus dem Langzeit- in das Kurzzeitgedächtnis zurückrufen. Falls das nicht möglich ist: Grundlegende Kenntnisse der Geschichte des antiken Roms sind auf jeden Fall von Vorteil: Also ein wenig studieren. Du solltest auch etwas über die weitere Entwicklung nach dem Untergang des Römischen Reichs wissen: Über das päpstlich geprägte Rom, die Niederungen und Blüten im Mittelalter, die Niederungen während des Papst-Exils, dann die konsequente Wiederaufrichtung unter den Renaissance-Päpsten und die kulturelle Hochblüte im Barock. Die Entwicklung des Kirchenstaates solltest Du kennen und dessen Ende im Rahmen der italienischen Einigung 1870. Du solltest auch etwas wissen über die Geschehnisse um die italienische Einigung, ich nenne nur Garibaldi und Victor Emanuele II, sowie über das Ende des italienischen Königreichs.
Wenn Du Dich dann entschließt, Rom zu besuchen, wirst Du vielleicht ein halbes Jahr vorher die Flugreise buchen. Damit wäre die Dauer des Aufenthalts festgelegt. Dann geht es an die Grob- und Feinplanung. Wir benutzen dazu seit vielen Jahren die Führer der Reihe DUMONT Kunst Reiseführer, in diesem Fall den über Rom, verfaßt von Heinz-Joachim Fischer. Die einzelnen Besichtigungstouren planen wir in enger Anlehnung an diesen Führer, die zeitliche Abfolge nicht unbedingt. Zum Schluß der Feinplanung gilt es, das Ganze in den Zeitrahmen einzupassen. Und schon gibt es Probleme: Du hast mit Sicherheit viel zu viel geplant. Also muß was raus. Das erste, was wir rausgenommen haben, war der Tagesausflug nach Tivoli. War aber immer noch zu viel! Ich wollte dann die Wanderung entlang der Via Appia Antica streichen, aber da hat meine Frau geschimpft: Es sei doch so schön da, und da wolle sie unbedingt hin. Also habe ich die Gegend um die Caracalla-Thermen rausgenommen, sodaß wir für den verbleibenden Rest (Rest ist gut!) genügend Zeit hatten.
Das solltest Du sowieso und unbedingt beherzigen: Plane genügend Zeit ein, damit Ihr ohne Stress und Hetze Rom genießen könnt (Rom in 3 Tagen geht nicht). Dazu gehören auch Pausen an schönen Ecken, wo man einfach nur dem Geschehen zuschaut und sich mit den Römern (und Touristen) des Lebens freut, vielleicht mit einem Eis auf der Faust.
Jetzt hast Du die Feinplanung also fertig und auch ein Hotel gebucht. Die FAQs in diesem Forum hast Du studiert und Dich daraufhin nicht nur mit Roms Stadtstruktur, sondern vor allem auch mit Roms Nahverkehr beschäftigt. Insbesondere musst Du erst mal wissen, wie Du zum Hotel kommst. Du findest alle Informationen dazu in den allgemeinen Teilen des Forums. Ich werde das etwas ergänzen und vor allem beschreiben, wie wir es gemacht haben. Du kannst zwei Nahverkehrspläne herunterladen. Entpackt erhältst Du dann die Dateien romacentro.pdf und romacitta.pdf. Die erstere sieht man sich im Acrobat Reader am besten mit dem Skalierungsfaktor 200% an, die letztere mit 400%. Die Pläne (Bus und Metro) zeigen sehr schön, wo die verschiedenen Linien entlangfahren, wo die Endhaltestellen sind usw. Wir sind meistens Bus gefahren, Metro eher selten. Rom hat nur mickrige 2 Metrolinien, das Busnetz ist dagegen sehr dicht, und im Bus sieht man mehr! - Übrigens gehört zur Vorbereitung auch wochenlanges Training im Pflastertreten, und zwar mit den Schuhen, die Ihr in Rom anziehen werdet. Nehmt 2 eingelaufene Paar Schuhe mit. Ach ja, bei Euren Wanderungen durch Rom müßt Ihr mindestens soviel Blicke auf den Bürgersteig werfen wie auf die Sehenswürdigkeiten, es besteht akute Stolpergefahr.
Ihr fliegt also jetzt los.
Wir sind mit dem Billigflieger easyJet von Dortmund aus geflogen. Unser Auto haben wir dort auf einem der Flughafen-Parkplätze abgestellt (P7, der billigste, aber auch der weiteste zum Terminal, kostete für unsere Reisedauer 24 Euro). Es gibt einen kostenlosen Shuttle-Bus zum Terminal. easyJet hat ein interessantes Boarding-System: Beim Check-in werden keine Sitzplätze zugeteilt, sondern man wird einer Gruppe zugeordnet. Es gibt zunächst die Gruppe für Behinderte und Leute mit Kindern, dann die Gruppen A bis D. Die erste Gruppe ist klar. In die nächsten Gruppen kommt man je nach Check-in-Zeit. Wer früh kommt, gelangt in Gruppe A, wenn die voll ist, in Gruppe B usw. In Dortmund geht man zu Fuß zum Flugzeug, und es gibt 5 abgeteilte Stege. Beim Boarding läßt man zuerst die erste Gruppe durch, dann Gruppe A usw. Im Flugzeug kann man sich dann die besten noch vorhandenen Plätze aussuchen. Wir waren Gruppe A und hatten (fast) die freie Auswahl. Etwas anders war es übrigens beim Rückflug. In Rom fuhren wir mit einem Bus zum Flugzeug. Wir waren jetzt Gruppe B (warum, beschreibe ich später). Es gab dort nur 2 abgeteilte Stege: Einen für die erste Gruppe und den zweiten für die Gruppen A bis D. Da war ich natürlich gespannt, wie das mit der Reihenfolge gehen würde. Und so ging’s: Sie setzten mehrere Busse ein, zunächst fuhr die erste Gruppe, anschließend jeweils mit einem eigenen Bus Gruppe A, Gruppe B usw. Die Regelung im Flieger war dann wie gehabt. Genial!
Unser Zielflughafen war Ciampino, von dort nahmen wir den Zubringerbus zur Metro-Endstation Anagnina, das kostet 1 Euro pro Person und 1 Euro für ein großes Gepäckstück. In Anagnina ist man im Bereich des römischen Nahverkehrstarifs und kann mit der Metro und nach einem eventuellen Umstieg in einen Bus für 1 Euro 75 Minuten lang im römischen Nahverkehrsnetz herumfahren. Damit ist es kein Problem, das Hotel zu erreichen: Für 3 Euro pro Person (wenn jeder einen Koffer hat). Der Zubringerbus fährt ohne Zwischenstop direkt nach Anagnina. Er fährt also nicht mehr ‚über die Dörfer’, wie vor einiger Zeit hier im Forum beschrieben wurde.
[hotel]157[/hotel]Wir hatten das Hotel Giotto Flavia, Via Flavia 84, sind mit der Metro bis Repubblica gefahren (eine Station weiter als Termini) und waren dann zu Fuß 10 Minuten später im Hotel. Für die weiteren Unternehmungen hatten wir uns günstige Buslinien herausgesucht, deren Haltepunkte direkt vor dem Finanzministerium sind (also fast vor der Hoteltür). Es waren dies die Linien 16, 60, 61 und 62, mit denen wir überall hingekommen sind. Im Hotel angekommen ist die erste Tat für mich immer die Programmierung des Zimmersafes. Bevor Du da etwas reintust, solltest Du ausprobieren, ob auch alles funktioniert. Dann kommen da rein: Führerschein, Kraftfahrzeugschein, Hausschlüssel, Autoschlüssel (brauchst Du ja alles nicht), Schmuck der Ehefrau, große Geldbeträge usw.
Übrigens: Du hast Kopien Eurer Ausweise (beide Seiten) hergestellt (mit dem Scanner jpg-Dateien erzeugen und anschließend in ein Word-Dokument einfügen), der Kreditkarte mit der Service-Nummer (zum eventuellen Sperren), die Mitglieds-Nummer der Auslandsreise-Krankenversicherung und deren Telefonnummer notiert. Das alles paßt auf eine DIN-A4-Seite (doppelt bedrucken) und gehört in die Umhängetasche. Wenn Du den Ausweis nicht brauchst (s.u.), gehört er in den Safe, die römische Polizei akzeptiert bei eventuellen Kontrollen die Kopie.
Wie bewegt man sich in Rom? Wenn Du die allgemeinen Informationen hier im Forum studierst, stellst Du fest, daß es alle möglichen Kombinationen gibt: BIT, das ist das normale Bus/Metro-Ticket für eine Fahrt, kostet 1 Euro und gilt 75 Minuten bei beliebig häufigem Umsteigen. Dann gibt es das Tagesticket, das 3-Tage-Ticket usw. Es gibt den Roma Pass mit allerlei Vergünstigungen, z.B. Nachlaß bei der beliebten 110open-Stadtrundfahrt (informieren!), und freiem Eintritt in den 3 ersten Tagen bei Museen etc.
Dazu mußt Du folgendes wissen: Als EU-Bürger, 65 Jahre alt oder älter, kommst Du in die meisten öffentlichen (nicht in die kirchlichen! Die Kirchen selbst sind aber sehr wohl frei) Museen/Sehenswürdigkeiten umsonst rein! Die Rundfahrt mit dem 110open kannst Du Dir sparen, wenn Du Dich gut vorbereitet hast (hast Du ja!), d.h. Du weißt, wo das Kolosseum ist usw. Mit anderen Worten: Diese ganzen Sachen mit Mehrtages-Tickets, Roma Pass, Antiqua Pass usw kannst Du glatt vergessen. Ist ja in jedem Fall eine Milchmädchenrechnung. Wenn Du z.B. ein 3-Tages-Ticket für 11 Euro kaufst, lohnt sich das erst, wenn Du 12 Fahrten in 3 Tagen machst, das sind 4 Fahrten pro Tag. Das kommt eher selten vor. Wenn dann Deine Begleiterin – anders als bei uns – auch EU-Bürgerin und 65 Jahre alt oder älter ist, dann machst Du es erst recht wie wir:
Wir haben ausschließlich mit den Einzelfahrscheinen (BIT) gearbeitet und Eintrittsgebühren bei Museen/Sehenswürdigkeiten voll bezahlt. In den Museen/Sehenswürdigkeiten, wo dies gilt, lautete meine Bestellung immer ‚Two tickets please, one for free’, und ich habe meinen Ausweis gezeigt. Wir bekamen dann immer ein normal bezahltes Ticket und ein ‚umsonstenes’, das ist deswegen nötig, weil häufig Eingangsschranken wie Drehkreuze damit geöffnet werden. Wenn Du es auch so machst, bist Du völlig unabhängig von 3-Tages-Fristen o.ä. Du hast daher immer einen gewissen Vorrat an BITs bei Dir.
Und wo bekommst Du die BITs? In Tabakläden (erkenntlich an einem weißen T auf blauem Grund) oder an Automaten in den Metro-Stationen. Diese Dinger sind unheimlich intelligent. Wenn Du beispielsweise 10 BITs kaufen willst, dann drückst Du zunächst den ersten Knopf für 1 BIT. Rechts gibt es einen Plus- und einen Minus-Knopf, mit denen kannst Du die Anzahl der zuvor gewählten Tickets einstellen. Du drückst den Plus-Knopf bis 10, legst einen 10-Euro-Schein ein, und der Automat spuckt 10 BIT-Tickets aus. Das funktioniert auch für andere Ticket-Arten, Du könntest beispielsweise zuerst das 3-Tages-Ticket anwählen, dann mit dem Plus-Knopf bis 4 ticken, 44 Euro einwerfen, und Du bekämest 4 3-Tages-Tickets. Ach ja, zu Anfang einer solchen Prozedur kannst Du die Sprache der Bedieneroberfläche einstellen, darunter auch deutsch.
Die BITs müssen immer vor Antritt der Fahrt entwertet werden. Dazu steckst Du das Ticket mit dem Pfeil nach unten und mit dessen Gesicht zu Dir in den entsprechenden Entwertungsautomaten. Es kommt dann aus demselben Schlitz entwertet zurück (Aufdruck auf der Rückseite). In Bussen ist man damit fertig. In den Metros kann es sein, daß das entwertete Ticket aus einem anderen Schlitz zurückkommt, in jedem Fall ist dann das Drehkreuz freigegeben, und Du kannst durchgehen, mit Deinem Koffer musst Du gegebenenfalls etwas jonglieren. Ist aber kein wirkliches Problem. Du musst das BIT bis zum Ende der Fahrt aufbewahren, bei der Metro bis zum Verlassen des Zielbahnhofs.
Als Fußgänger in Rom
Das ist kein besonderes, sondern ein ganz normales Kapitel. Es gibt in Rom Zebrastreifen mit Fußgängerampel und solche ohne Fußgängerampel – genauso wie bei uns. Bei Zebrastreifen mit Fußgängerampel machst Du es genauso wie in Deutschland: Du gehst nur bei grün. Die Fußgängerampel schaltet ziemlich bald auf gelb (kennen wir nicht!), dann gehst Du zügig weiter. Die Römer gehen auch bei rot über den Zebrastreifen, laß das um Gottes willen sein, die Römer haben da den besseren Überblick. Bei Zebrastreifen ohne Ampel wartest Du einen günstigen Augenblick ab, vielleicht wollen mehrere Fußgänger dort herüber, gehe mit ihnen. Wenn es dann soweit ist, gehe entschlossen und ohne Angst zu zeigen los. Die Autos halten garantiert, die Mofas/Vespas/Motorräder kurven u.U. elegant um Dich herum, keiner jedoch wird Dich gefährden. Daß Du den Verkehr dabei beobachtest, ist ja klar. Du wirst sehen: Das klappt vorzüglich. An Kreuzungen fahren die Zweiräder – aber auch Autos – häufig auf den Fußgänger-Zebrastreifen und darüber hinaus, um sich eine günstige Startposition zu sichern. Das stört aber nicht wirklich. Darüber hinaus kommt es vor, daß Zweiräder, die sich jenseits des Zebrastreifens positioniert haben, bei rot losfahren, wenn der Querverkehr es zuläßt. Auch das ist keine wirkliche Gefahr für Fußgänger.
Dann ergibt sich manchmal die Notwendigkeit, eine Straße ohne Zebrastreifen überqueren zu müssen. Das machst Du genau so wie bei einem Zebrastreifen ohne Ampel.
So, nun habe ich – hoffentlich – die wesentlichen Vor-Informationen geliefert, falls mir noch etwas Wichtiges einfällt, werde ich es nachsteuern.
Es folgen dann unsere römischen Unternehmungen.
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