Roma im Regen, Schnee und Sonnenschein

Montag-Nachmittag

Das Wetter klarte auf und es wurde ein strahlend schöner Wintertag, allerdings wirklich eisig. Ich war froh, meine Mütze über die Ohren ziehen zu können.

Auch die Römer und die Touristen trauten sich nun auf die Strassen und Plätze.

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Manches Verkehrsvehikel blieb heute allerdings ausser Betrieb:

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Ganz vorsichtige Verkehrsteilnehmer fuhren so: 8O


Die Cafes waren wieder geöffnet, wobei es schwierig war, sich draussen nieder zu lassen. In der Sonne waren alle Plätze schon besetzt. :lol:



Im Schatten dagegen war noch nicht geräumt:

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Alle bekannten Monumente zeigten ganz neue Ansichten:


Und einige schienen sich leicht verkühlt zu haben:

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Wann hat man schon mal die Treppenstufen auf dem Dach des Pantheon wahrgenommen?


Im Patio des Palazzo Doria Pamphilj bekamen die Zitrusfrüchte Gänse-, bzw. Apfelsinenhaut :

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Wir bummelten durch die verschneiten Gassen bis wir in der Kirche San Ignazio Zuflucht suchten, um uns aufwärmen zu können! Beeindruckende Deckengemälde, die man auch über einen grossen Spiegel betrachten kann ohne sich den Hals zu verrenken:

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Platzsparende Scheinkuppel:

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Nachdem wieder das Blut durch die Füsse zirkulierte, begaben wir uns wieder in die sibirische Kälte alla Romana und bewegten uns mit Schlenkern gen Norden. Wir kreuzten hinter dem Palazzo di Montecitorio über die Piazza del Parlamento in die Via Marzio del Leoncino, um nicht über den vollen Corso laufen zu müssen. Eine steile Treppe hinter dem Palast liess uns aber wie auf rohen Eiern gehen, da wir den Eindruck bekamen: hier war nicht geräumt und alles vereist und zumal auch noch im Schatten gelegen.


Die " Eissplitter" knirschten unter unseren Schuhen, während wir uns krampfhaft am Geländer festhielten. Die Verkrampfung löste sich aber schnell, als wir bemerkten, dass die vermeintlichen Eisplacken in Wirklichkeit aus Salzkristallen bestanden... Die römische Strassenreinigung hatten eine ganze Saline über die Treppenstufen gekippt.:roll:

Wir kamen am Mausoleo des August vorbei, sahen auch kurz von aussen die Ara Pacis Augustae an, bevor wir uns entlang des Tibers auf der Ripetta gen Piazzo di Popolo bewegten. An den Uferbäumen hingen noch die Weihnachtskugeln: :~


In den Gassen lag der Schnee zu Hauf:

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Einige Figuren waren unterdessen schneeblind geworden...:D



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Verfrorene An- und Durchblicke:

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Wir waren wieder so ausgekühlt, dass wir notfallmässig ein bekanntes Cafe an der Via Babuino aufsuchten. Der Capuccino an der Bar war lecker und normalpreisig mit 1.30 Euro.


Da aber unsere Beine den Dienst versagten und wir bei der 2. Capuccino-Runde Platz nahmen, wurde es ziemlich teuer. Das Tiramisu für 9,00 Euro verursachte vor Schreck ein saures Aufstossen, aber immerhin mit Aussicht auf die Gipsabdrücke von Canova und Tardolini.


Ihn aber liess das alles kalt, im wahrsten Sinne des Wortes, die sprechende Statue Babuino:



 
Liebe Nihil,

da ich vor nicht allzu langer Zeit ganz ähnliche Wege wie ihr gegangen biń, ist es schön soviel vertrautes wiederzusehen. Allerdings stelle ich immer wieder fest dass die vielen Gässchen im Centro Storico doch tausend Alternativen zulassen und ich mich ab und an frage, wo das denn nun sei :idea:

Ich favorisiere wie Angela das verschneite Rad vor dem schönen Tor.

Aber auch all deine anderen Fotos mit den gelungenen Texten dazu gefallen mir gut und lassen mich schmunzeln.

Ich warte jedenfalls schon neugierig und mit Vorfreude auf deinen nächsten Berichtsteil.

Viele Grüße

Tizia
 
Ich kenne Rom mit Temperaturen um den Gefrierpunkt und vereisten Brunnen, aber Schnee habe ich noch nicht erlebt.
 
Piazza di Popolo

Wir gingen nun über die Via Margutta auf die Piazza di Popolo. Ja, Letztere kann man auch direkt erreichen über den sogenannten Dreizack, eine Strassenanlage, die von verschiedenen Päpsten angelegt wurde, um die Pilgerströme aus dem Norden besser und direkter zu den grossen Kirchen zu leiten. Aber wir lieben ja das " Kreiseln". Diese Fahrräder in einem Hof in der Via Margutta hatten heute aber frei und kreiselten nicht.

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Die Piazza lag schön in der Abendsonne, auf dem Pinzio Schnee und auch sonst eine unterkühlte Atmosphäre:

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Wir gingen in die Kirche S. Maria di Popolo, wo ich mich fotographisch ohne Erfolg an den ersten Groteskmalereien versuchte, die dort nach der Entdeckung der Domus Aurea gemalt worden sind.
Schön die Darstellung der Anbetung, gemalt von Pinturicchio:


Auch in einer weiteren Kapelle ein schönes Bild von Maria Himmelfahrt:

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Erstaunen der Anwesenden über dem leeren Sarg, während Maria schon von Engeln in den Himmel getragen wird. Oft wird bei dieser Art der Darstellung ein " blühender " Sarg dargestellt. Hier also passend zum heutigen Wetter eher die Winterversion ;).

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Die Sonne strahlte so schön durch das Fenster und sorgte für nette Hell-Dunkel-Effekte.


Die gibt es auch gemalt von Caravaggio in dieser Kirche. Aber vor der Bekehrung des Paulus und der Kreuzigung des Petrus drängelte sich so viel Publikum, dass man nicht so viel sehen konnte.

Im linken Seitenschiff steht ein ungewöhnliches Grabmahl für Prinz Agostino Chigi von 1915, von Adolfo Apolloni:


Natürlich ist mir auch wieder viel entgangen in dieser übervollen Kirche, was ich nun beim Nachlesen merke, aber das kann ich beim nächsten Rombesuch wiederholen und vertiefen. :roll: Und dann sind die beiden anderen Marien (S.Maria dei Miracoli und in Montesanto) auch auf dem Besuchsplan!
Wir bummelten gen Zuhause, wo uns schon beim Gedanken an die warme Wohnung und das verdientes Nachtmahl ein Wohlgefühl durchrieselte.



 
Liebe Angela und Tizia

Das Schneefahrrad vor dem Zaun der Kirche Santa Agnese in Agone ist auch mein Lieblingsbild und ziert nun meinen Computerbildschirm.
Das Centro Storico ist in der Tat ein Labyrinth mit vielen schönen, auch ratzigen Ecken. Ich muss öfter mal anhalten und mich neu orientieren.
 
Liebe Nihil, vielen Dank für deinen winterlichen Bericht aus Rom. Auch wenn du sicherlich nicht mit der weißen Pracht in Rom gerechnet hast, so ist es schön, dass du uns mit all deinen netten und auch witzigen Detailaufnahmen daran teilhaben lässt.

Das schneebedeckte Fahhrad gehört, dicht gefolgt von der Città del Sole, auch zu meinen Favoriten.
 
Liebe Nihil,

trotz der vielen schönen Kunstwerke bin ich mit der Kirche Santa Maria del Popolo noch nicht richtig warm geworden. Aber deine Bilder gefallen mir gut.

Und die Piazza del Popolo mit ihrem ganzen Flair war sicher auch an diesem winterlichen Tag schön. Die wasserspeienden Löwen sind sooo lebendig!

Viele Grüße

Tizia
 
Dienstag, 27.02. Vatikanische Museen

Nach dem winterlichen Tag, der Rom eine wirkliche Verkehrsberuhigung gebracht hatte, da so ziemlich alles an öffentlichem Fahruntersatz ausfiel, traf dann auch endlich gegen 22:00 Uhr unser letztes Familienmitglied ein. Der Schneeeinbruch hatte auch zu einem Zugchaos im restlichen Italien geführt. Auch unser Anhang hatte nach ausgefallenem Zug diverse Nahverkehrszüge kombinieren müssen, um nach stundenlangen Irrfahrten schliesslich in Roma Termini anzukommen. Das Schöne ist, dass sich in solchen Situationen dann sehr lebendige Notgemeinschaften bilden über alle Sprachbarrieren hinweg.

Aber an dem heutigen Morgen gab es kein Ausschlafen und auch kein Morgenspaziergang. Wir hatten die Vatikanischen Museen für 9:00 Uhr gebucht. Wie aus den diversen Reiseberichten und Ratschlägen zu entnehmen, lohnt es sich vor der offiziellen aufgedruckten Einlasszeit am Eingang der Vatikanischen Museen zu sein. Auch in unserem Fall wurden wir schon kurz nach Acht durchgewunken. Diesmal hatten wir auch Audioguides gebucht. Sehr empfehlenswert!

Wir schlugen den kürzesten Weg zur Sixtina ein und teilten uns dieses Wunderwerk mit wenigen anderen Besuchern. Es war still, kein Aufseher brauchte herumzubrüllen, wir liessen uns vom Audioguide alles erklären. Nach ca. einer halben Stunde in Ruhe und Besinnlichkeit in dieser heiligen Halle, brach sich die erste grosse Touristenwelle Bahn, sodass wir uns schnell durch den schmalen Ausgang verabschiedeten. Anschliessend liessen wir uns gemächlich durch die verschiedenen Gänge und Säale treiben und genossen die Kunstwerke, ohne dass die Massen dieses Erlebnis getrübt hätten. Das kam erst später...


Die Ausblick in die vatikanischen Gärten waren ungewöhnlich schneeig :]:


Wir schauten uns um, entdeckten wieder den " ewigen" Sommer in Form von schönen Mosaiken an der Wand:

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Und herrliche Bodenmosaike mit geometrischen Mustern oder mythischen Erzählungen. Und wie bei meinem letzten Besuch, bei dem ich festgetretenes Kaugummi auf den antiken Belägen entdeckt hatte, war jetzt ein Mitarbeiter auf Knien rutschend beschäftigt, die klebrige Masse mit einem Spatel zu beseitigen...8O Zu dem schlechten Benehmen einiger Besucher fällt einem nichts mehr ein.:(


Wir kamen durch in den Hof mit der Laokoon-Skulptur. Das war nun eine ziemlich vereiste Angelegenheit! Die Besucher schlitterten und rutschten von Sarkophag zu Statue zu Monument.


Die ewige Verdammnis macht auch im Winter keine Pause, denn dieses Reptil ist nicht wechselwarm und beisst auch bei der Kälte zu. Als göttlich gesandte Schlange ist sie in jedem Klima bissfest.


Auch andere Bewohner des Hofes zeigten Appetit:


Den hatten wir nun auch, denn das frühe Frühstück war viel zu kurz und kalorienmässig ungenügend ausgefallen. Wir gingen in die Cafeteria des Museums und genossen Cornetti und Capucchino mit Tisch und Sitzgelegenheit! Irgendwie hatten wir dieses Mal ein zufällig günstiges Zeitfenster gewählt, gegen die allgemeine Lauf- und Esszeiten des Publikums.
Danach brachen wir wieder auf, verschiedene Teile des Museums anzuschauen, z.B. die Pinakothek. An meinen Lieblingsengeln kam ich wieder nicht vorbei...

und ihr auch nicht :]:

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Flügel- und Federstudien:

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Dann ging es in den Bracchio Novo : Medusenköpfe ohne Schlangen im Haar und der bukolische Herbstkopfschmuck.


Der Nil ist umlagert von aufdringlichen ungeflügelten Puti:

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Andere Statuen kamen eher seriös und staatstragend daher:

Und dann natürlich die steinernden Portraits der Staats- und Zivilgesellschaft.


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2.Reihe, linkes Bild, 4.Kopf, soll Cicero sein.

Marcus Tullius Cicero (106-43 v. Chr.), war ein glänzender Redner, Politiker, Anwalt und Konsul, der unter anderem wegen der Aufdeckung der Verschwörung des Catilina und der damit verbundenen vorläufigen Rettung der römischen Republik 63 v. Chr. mit dem Titel des Pater Patriae geehrt wurde. Viel genutzt hat ihm das nichts. Nach der Ermordung des Julius Cäsars wurde er auf die schwarze Liste des Triumvirats ( Octavian, der spätere Augustus; Antonius und Lepidus) gesetzt und auf der Flucht getötet.

Mit fortschreitender Zeit wurden die Museen immer voller und es wurde quetschig auf den Treppenzugängen. Da half nur Luftanhalten und meditativ gegen den Strom den Ausgang zu suchen: Nein, ich gerate jetzt nicht in Panik....gleich bin ich draussen...gleich ist es geschafft! x(
Interessant war es zu beobachten, dass die gleichen Symptome auch die Touristenguides befielen. So sah ich eine Führein mit ihrem Fähnchen in der Hand, gefolgt von einer Riesentruppe Asiaten beim Anblick der vollen Treppe in Richtung Sixtina, mit aufgerissenen Augen einen Stoss-Seufzer herauspressend, ein sich selbst beruhigendes " OK" murmelnd und dann gottergeben in die sixtinische Richtung einschwenkend. Später erfuhren wir " aus erster Hand", dass sich Führung durch den Vatikan bei den Guides nicht gerade grosser Beliebtheit erfreuen. Die Massifizierung fordert auf allen Seiten grosse Opferbereitschaft.

Endlich wieder an der frischen Luft kauften wir Pizza al Taglio für das verspätete heimische Mittagessen und machten in unseren eigenen Wänden ein Päuschen von so viel Kultur und Kälte.




 
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Die VM sind immer wieder eine große Herausforderung. Schön, dass ihr es geschafft habt. Irgendwann werde ich es wohl auch wieder wagen; möglichst ohne Begleitung. Na ja, zwei Fotoapparate werden es dann wohl doch sein, aber die drängeln ja nicht, sondern machen in der Regel das, was ich will 8).
 
Hallo Ludovico

Ja, die VM erfordern Nervenstärke und Gelassenheit und frühes Aufstehen, um einigermassen mit den Massen, die sich dort drängeln, umgehen zu können oder sie zu umgehen. ;)
Und es gibt ja gottseidank auch die Ecken, die nicht so auf dem Besichtigungsplan der Touris stehen.
 
Interessant, dass sogar schon kurz nach 8 eingelassen wird, die offiziell erste Zeit ist doch 8.30, wenn ich mich recht erinnere. :thumbup:

Auf die Engel von Melozzo da Forli freue ich mich auch immer sehr, wenn ich die Pinacoteca besuche, was nicht sehr oft der Fall ist, da wir, wenn irgend möglich, die Abendöffnung wählen.
 
Eisige Nacht:

Nach den vatikanischen Museen war bei uns eine dermassene kulturelle Sättigung eingetreten, dass wir sogar das eigentlich vorgesehene Konzert sausen liessen. Wir liessen uns bekochen, diese Taberne in der Govern Vecchio verdient aber keine lobende Erwähnung. Kurz: wir wurden satt, aber das war es auch.
Dann drehten wir noch eine Runde im mittlerweile eisigen Rom. Die Meldung, der Trevi-Brunnen sei zugefroren, konnten wir nicht bestätigen. Die Wassermassen rauschten wie eh und je.

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Anders sah es bei den kleineren Brunnen aus:

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Und bei einigen floss sogar das Wasser garnicht mehr, ob zugefroren oder abgestellt?!?


Ihm hing der Rotz an der Tröte, und uns an den roten Nasen :], weshalb wir den Rückzug in die warme Wohnung antraten.

 
Hallo Angela

Als ich die Eintritt für die VM buchte, gab es nur für 9:00 Uhr Tickets. Ob die 8:30 -Tickets schon weg waren, weiss ich nicht. Wir fuhren jedenfalls vor 8:00 Uhr schon mit dem Taxi zum Museum. Wir hätten die Strecke von der Entfernung her auch gut laufen können, aber bei dem VM-Programm gilt es Kräfte zu schonen. Jedenfalls waren wir kurz nach 8:00 schon auf dem Weg in die Sixtina. :nod:
Die Melozzo-Engel sind meine Lieblinge!
 
Hallo Nihil, dein Reisebericht macht sehr viel Spaß, sowohl deine humorvolle Art zu schreiben als auch die tollen Fotos.
Die Eisfotos bei Nacht finde ich besonders schön!
 
Eiszapfen an römischen Brunnen. Die haben wirklich Seltenheitswert. Mir ist es erst einmal gelungen. Das war wohl vor etwa 40 Jahren.
 
Hallo Nihil, dein Reisebericht macht sehr viel Spaß, sowohl deine humorvolle Art zu schreiben als auch die tollen Fotos.
Die Eisfotos bei Nacht finde ich besonders schön!


Da schließe ich mich doch gerne an. Mir gefallen all die schönen Fotos mit teilweise amüsanten Ausschnitten dazu sehr und ebenso deine Art die Dinge zu sehen und zu beschreiben :thumbup::thumbup::thumbup:
 
Liebe Colle Marina, lieber Ludovico, liebe Pecorella und alle Anderen

Ganz herzlichen Dank für euer Mitlesen und eure netten Kommentare. :blush:
Das unerwartete Winterwetter sorgte für ungewöhnlich Fotos und Situationen. Und schön, dass ich nicht 40 Jahre darauf warten musste.:D Naja, und schreiben tue ich so, wie ich es halt auch erzählen würde. Mir macht es aber auch viel Spass, die Menschen still zu beobachten und diese Beobachtungen dann zu beschreiben. Es freut mich jedenfalls sehr, dass ihr euer Spässchen beim Lesen habt.
 
Mittwoch, 28.02. Bummel durch das Centro Storico

Da erst für den Nachmittag unser Termin bei den Farneses feststand, hatten wir den Vormittag zum Verbummeln. Das Wetter war wie in der Nacht eisig, aber wunderbar sonnig.
Auch andere Brunnen waren in Eis gehüllt.

Wir zogen Richtung Ghetto. Die Piazza Mattei mit dem Schildkrötenbrunnen bot einen selten schönen Anblick:

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Auch mit der eisigen "Haarverlängerung" wirken die Jüngelchen sehr attraktiv.

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Ob die Schildkröte im oberen Brunnenbecken auf Eis ausglitschen würde oder doch ins Wasser plumpst, konnten wir nicht sehen.

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Die Porta Octavia sieht mit Sonne natürlich noch fiel schöner aus als unter grauen Regenwolken.

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Im Schatten hinter dem Kirchlein Sant Angelo in Pescheria gab es aus tropfenden Regenrinnen die seltsamsten Eisformationen.

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Bei einem Besuch des Kirchleins gelang es mir diesmal tatsächlich das Fresko zu sehen, was dem Renaissancemaler Benozzo Gozzoli zugeschrieben wird. Es ist ziemlich gross, jedenfalls grösser als man von den Fotos vermuten könnte, mit denen mir bei meinem letzten Reisebericht Rom im Februar 2017 Lukasi und Simone Clio ausgeholfen haben. Leider ist das Fresco in keinem guten Zustand.

Wir zogen weiter in Richtung Tiberinsel,


die wir allerdings nicht überquerten, sondern gleich über die Treppe hinunter zum sonnigen Tiberufer stiegen. Das die Zugänge eigentlich von der Stadt gesperrt waren, wurde uns erst viel später bewusst. Wir ignorierten die lose im Lüftchen flatternden Absperrbänder, wie wohl auch die meisten anderen Spaziergänger.


Von unten sahen die Brücken viel beeindruckender aus. Die Pons Fabricius ist die älteste erhaltengebliebene Brücke Roms. Eine Inschrift erinnert an den Mann, der als oberster Strassenverwalter, als Curator viarum den Brückenbau im Jahre 62 v. Chr. veranlasste, der seit nunmehr 2000 Jahren das linke Tiberufer mit der Tiberinsel verbindet.

L.(ucius) FABRICIVS C.(aii)F.(ilius) CUR.(ator)VIAR.(um) FACIVNDUM COERAVIT.

Lucius Fabricius, Sohn des Gaius, mit dem Strassenbau beauftragt, hat das gebaut.

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EIDEMQVE PROBAVIT
und er - Lucius Fabricus- hat das genemigt.

Zwei antike vierköpfige Hermenstelen stehen am linken Tiberufer zu beiden Seiten auf dem Geländer der Brücke eingemauert. Man stellte diese Stelen, von denen man vermutet, dass sie aus dem nahen Janustempel auf dem Forum Holitorium stammen, erst im 19.Jahrhundert dort auf.

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Wir spazierten entlang des Ufers stromabwärts, besahen uns aus der Ferne die Tiberinsel, wo man an der Spitze tatsächlich noch die Marmorverkleidungen sehen kann, die der Tiberinsel die Anmutung eines Schiffes gaben.

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Auch an Sicherheitsmassnahmen war gedacht in Form von Rettungsringen :D


Beim Umschauen stach mir dieser Blick ins Auge, den ich doch schon mal im Reisebericht von nummis durensis gesehen hatte.

Rom wurde nicht an einem Tag gebaut und schon garnicht repariert.:lol:


Einige Jahre später als die Pons Fabricius entstand die Pons Cestius, die die Tiberinsel mit dem rechten Tiberufer verbindet.

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Bei der Ponte Rotto, der alten Pons Aemilius, stiegen wir wieder auf den Lungotevere di Pierleoni herauf und sahen schon das Forum Boarium


mit dem Portunustempel und dem Tempel des Hercules Victor liegen.

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Die Säulen und Friese des rechten Bildes sind aber bei einem anderen Gebäude eingelassen, könnte es die Casa dei Crescenzi sein?

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Nun wandten wir uns in Richtung Santa Maria in Cosmedin, die man schon am anderen Ende der Parkanlage liegen sah, allerdings sah man auch schon die Menschenschlange vor der Bocca della Veritá.


 
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Santa Maria in Cosmedin:

Die Bocca della Veritá würdigten wir keines Blickes...d.h. wir hätten es auch nicht gekonnt bei der Schlange an Menschen, die ihre Hand in den Mund des Gullydeckels legen wollten. Der Grusel, ob der Wahrheitsprüfung scheint besser zu funktionieren als so manche Geisterbahn. Als Lügendetektor ist der Gullydeckel nicht tauglich, gottseidank :roll:. Bei unserem verlogenen Menschengeschlecht wären dann 90 % der Touristen einhändig...:evil:

Wir gingen in das schöne Kirchlein hinein, welches im 19. Jahrhundert all seines barocken Inventars befreit wurde und nun eher dem Anblick eines schichten Baus aus dem 12. Jahrhundert entspricht.


Santa Maria in Cosmedin, dass klingt schon " geschmeidig" und genau das bedeutet es auch: geschmückt. S. Maria in Cosmedin, auch S. Maria in Schola Graeca genannt, wurde um 580 als Diakonie in einem schon bestehenden Gebäude aus dem 1. Jahrhundert im ehemaligen Griechenviertel gegründet. Die Kirche " benutzte" sozusagen den antike Säulenportikus der Statio Annonae (der staatlichen Getreideverwaltung) als Wand, was man nun an den eingemauerten Säulen im linken Seitenschiff sehen kann.


Unter Papst Hadrian (772-780) wurde die Kirche auf ihre heutige Grösse erweitert mit 3 Schiffen, 3 Apsiden, einem Narthex und einer Vorhalle. Ebenfalls wurde eine winzige 3- schiffige Krypta unter der Kirche eingebaut, um die zahlreichen Heiligenreliquien aus den Katakomben aufzunehmen, die Hadrian bei den politisch unsteten Zeiten in Sicherheit bringen wollte. Diese Krypta wurde in das Tuffsteinfundament eines antiken Tempels gegraben.

Die Kirche wurde unter Papst Hadrian reich ausgestattet und trägt seither den Namen " in Cosmedin". Die antiken Spoliensäulen wurden gleich wieder ihrer tragenden Bestimmung zugeführt.


Man erkennt alte Fresken, einiges daran wurde allerdings auch erst im 19. Jahrhundert ergänzt.


Die Fresken stellen Szenen aus dem Leben der Jungfrau Maria dar, aber auch aus dem Leben von Karl dem Grossen.weiterhin Szenen aus dem Buch Daniel, sowie der Einzug Jesu in Jerusalem. Leider schwer zu fotographieren, da die Beleuchtung dürftig ist.

Das Ziborium, signiert 1295 von Deonato, einem Künstler der Cosmatenfamilie:



die Chorschranken, der Osterleuchter , der schöne Cosmatenboden


kamen im 12.- 13. Jahrhundert hinzu. Santa Maria in Cosmedin hat den höchsten und elegantesten romanische Campanile Roms und ist wirklich ein Funkelsteinchen unter den zahlreichen Kirchen Roms.
 
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