Roma Aeterna ist Theatrum aeternum

So dann spazieren wir Weiter zu

4. Akt, 2.Szene, Besuch der Kirche San Nicola in Carcere, Bummel übers Ghetto und ein netter Einkauf im Haushaltswarengeschäft.

Um 14:00h traf die Familie wieder zusammen, und damit das auch klappt und alle das ausgewählte Denkmal finden, entschieden wir uns fürs Monumentale, nämlich die Schreibmaschine. Da gibt es natürlich so viel Möglichkeiten aneinander vorbei zulaufen, dass wir uns konkret unterm Schwanz des Pferdes von König Vittorio Emanuele II verabredeten. Daran erkennt man unseren Bezug zur Landeshauptstadt von Niedersachsen, denn der Hannoveraner verabredet sich immer 150 Jahre Treffpunkt „unterm Schwanz“ – HAZ – Hannoversche Allgemeine , indem Fall unter dem Schwanz des Pferdes von König Ernst August)

Pünktlich waren alle da und dann ging es zur Kirche San Nicola in Carcere, welche ja ziemlich nah , um die Ecke zu erreichen ist. Dort erwartete uns schon unsere Francesca, die uns schon bei den letzten Rom-Aufenthalten immer wieder zu schönen römischen Ecken geführt hatte.
Zunächst folgte eine Erklärung zur Struktur der Kirche und der sie umgebenden und darunter liegenden Tempelanlagen. Aber gegen den Krach der Via del Teatro di Marcello anzuschreien, war entnervend. Sehr interessant war allerdings ein Foto aus den 20er/ 30er Jahren des letzten Jahrhundert. San Nicola und das angrenzende Marcello-Theater waren vollständig umbaut mit Häusern. Diese wurden vom Duce Mussolini abgerissen und eine Strasse hindurchplaniert, ähnlich wie bei der Via dei Fori Imperiali.

Wir befinden uns über dem antiken Forum Holitorium. Das antike Strassen-Niveau liegt wie überall in Rom etliche Meter unter der heutigen Buckelpiste. San Nicola in Carcere wurde über drei Tempeln errichtet, nämlich den Tempeln der Spes, der Iuno Sospita und des Janus. Wir befinden uns in der Ecke, wo Rom seinen Anfang nahm, denn der alte Tiberhafen lag unmittelbar benachbart. Hier gab es schon vor den Römern Handel und Wandel , sei es durch die Etrusker, die griechischen und phönizischen Händler.
Immer wieder vernichteten grosse Stadtbrände das Viertel und ebenso viel Überschwemmungen durch den Tiber. Es herrschte jedenfalls über Jahrhunderte hinweg eine geschäftige Bautätigkeit, sei es nun Wiederaufbau, Neubau, Renovationen.
Die drei Tempel unter San Nicola in Carcere stammen aus republikanischen Zeiten. San Nicola wurde in den Tempel der Iuno Sospita gesetzt. wobei in die südliche Längsseite der Kirche, die dorischen Säulen der nördlichen Peristase des Tempel der Spes eingearbeitet wurden. Genauso kompliziert für die Vorstellungskraft sind die unterirdischen Gewölbe, in denen man sozusagen von Tempel zu Tempel wechselt und wahrscheinlich auch die urspüngliche Gassen zwischen den Tempeln kreuzt. Die Tempel waren ja keine Reihenhäuschen , sondern standen jeder für sich, allerdings sehr eng bei einander.

Das Personal in der Kirche ist übrigens sehr nett, und freut sich über jeden interessierten Gast. Aussen wurde die Kirche renoviert und strahlt hell über den Platz. Innen strahlt es weniger, da muss irgendwann eine Renovation stattfinden. Zumindest die Seitenkapellen sahen traurig aus.
Man knipste und die Beleuchtung an und wir stiegen über die Confessio hinunter in die Krypta.

Also wie man an den Fotos sehen kann, sehr komplizierte Strukturen, von denen man wenig versteht, es sei denn sie werden einem erklärt. Es ist kalt und feucht da unten, und auch die Beleuchtung dürftig. Also wirklich einem Gefängnis angemessen. Und da kommen wir zum Namen der heutigen Kirche. Sancti Nicolai in carcere Tulliano.


Ein Kerker ist in den alten Gewölben belegt, stammt aber erst aus byzantinischer Zeit. " Tulliano" ist eine Fehlzuschreibung, denn der sogenannte Carcer Tullianum, auch Mamertinischer Kerker genannt, in dem der Apostel Petrus gefangen gehalten wurde, befindet sich unter der Kirche San Giuseppe dei Falegnami.
Die Nutzung des Ortes als Kirche begann erst ca. ab dem 8. Jahrhundert.


Papst Urban II. liess die Kirche 1088 dem beliebten Heiligen Nikolaus weihen, vielleicht auch weil das Viertel dort vorallem von Griechen bewohnt war. Und da der Heilige Nikolaus auch der Patron der Gefangenen ist, bot sich das bei der Geschichte auch gut an. Die Kirche hatte übrigens das Recht am Nikolaustag die Freiheit eines Gefangenen zu erbitten.

Eine andere interessante Geschichte ist, dass im Mittelalter hier junge Mütter und Ammen eine Art soziale Milchküche einrichteten, um Findelkinder oder unterernährte Kinder mit zu stillen. Diese Caritas Romana geht auf eine alte schon antike Sage zurück , nämlich Cimon und Pero.
Cimon war zum Tode durch Verhungern verurteilt worden, Seine Tochte besuchte ihn täglich in seiner Zelle und stillte ihn mit gehaltvoller Muttermilch. In der Renaissance und im Barock wurde die Caritas Romana zu einem beliebten Sujet, manchmal auch mit anderen Untertönen als karitativen...:cool:

Ein echtes Schmuckstück ist ein Marienfresko von Antoniazzo Romano, welches ursprünglich im Kerker hing, aber gottseidank vor Feuchte und Zerfall in die Kirche gebracht wurde.

Ein kleiner Blick in die Sakristei und durch den gotischen Hinterausgang auf den Palazzo Orsini, das Macellotheater und römische Bruchstücke schlossen den Rundgang ab.

 
Zuletzt bearbeitet:
Sehr schön! Danke! Wir waren letztes Jahr auch das erste Mal in San Nicola in Carcere und waren recht beeindruckt. Eindrucksvoll sind auch die „Tempelwände“. Allerdings war sie bei uns noch eingerüstet.

... Schwanz des Pferdes ...
Ja, das kenne ich! Habe in Hannover studiert.
 
Theater- Programm-Ablauf:

1. Akt : Sonntag, 09.02.2020 ist ja nun schon schon fast durch: Nach der Basilica sotteranea zur Basilica Santa Croce di Gerusalemme und weiter zur Basilika San Giovanni in Laterano, und da gleich gegenüber auch ein erster Anlauf auf die Heilige Stiege.
2.Akt:
Montag, 10.02.2020 Villa Adriano in Tivoli
3.Akt:
Dienstag, 11.02.2020 Heilige Stiege, 2. Anlauf, nachmittags Villa Giulia, Bummel über den Petersplatz und durch das Centro Storico
4.Akt: Mittwoch, 12.02.2020 vormittags jeder nach seinem Gusto, Nachmittags: San Nicola in Carcere, Bummel durch´s Ghetto
5.Akt: Donnerstag 13.02.2020 Forum Romanum mit dem Superticket, abends Konzert im Oratorium Gonfalone
6.Akt:
Freitag,14.02.2020, Freie Verfügung, bei mir Spaziergang über den kleinen Aventin, Busfahrt zur Ponte Milvio, Aussicht über Rom von der Dachterrasse des Hotels Atlante.
7.Akt: Samstag, 15.02.2020, erste Abreisende, morgens für einige die Domus Aurea, für andere die Cestio-Pyramide. Nachmittag Trastevere mit Santa Maria Trastevere und den Kreuzgängen von San Cosimato. Abends Konzert in der Aula magna der Universität Sapienza
8.Akt: Sonntag 16.02.2020, Führung in die Tempel des Portunus und des Hercules Victor, Eisessen in Trastevere ,Führung durch den Quirinalpalast und Sonnenuntergang am Kapitol.
9.Akt: heroisch frühes Aufstehen für den Sonnenaufgang am Forum Romanum, San Sylvestre en Capite, Spanische Treppe, Santa Maria Trinita dei Monte, Pincio, Santa Maria de Populo, Galleria Doria Pamphilij, Abendessen in Trastevere,
10.Akt: Abschied von Rom in Etappen, letzter Ausflug nach San Lorenzo fuori le Mura

Ein Aufenthalt von geradezu wagnerischen Ausmassen....:cool:
Carus Nihil, diese Inszenierung gefällt mir ausgesprochen gut, da sind einige Inspirationen für meine eigenen kleinen Theaterstücke mit dabei.
 
Vielen Dank für diesen - mal wieder - sehr informativen und interessanten Bericht. Eine Kirche, die ja nicht so häufig besucht und beschrieben wird, hast du sehr kurzweilig dargestellt und auch mit schönen Fotos bebildert.
(Ein kleines Trostpflaster für unseren stornierten Rom-Urlaub)
 
Ach, meine lieben ForümslerInnen, auch wenn manchmal die realen Ereignisse jeden Reisebericht überhole, eine Tragödie werde ich auf der römische Theaterbühne nicht aufführen... Wollen wir hoffen, dass der Shutdown von unserer Lieblingsstadt bald aufgehoben wird und ihr alle wieder am römische Livetheater teilhaben könnt. So lange füttere ich euch aus der " Konserve". ;) Es freut mich wenn Teile meiner Entdeckungen für eigene Inszenierungen gereichen. Danke allen fürs Mitlesen.
 
4.Akt, 2.Szene, Ghetto

Als wir wieder ans Tageslicht traten, beschlossen wir gleich nebenan ins Ghetto zu spazieren.


Durch das wehende kühle Lüftchen und die unterkühlte Kerkeranlage in San Nicolai in Carcere war uns nach heisser Schokolade. Und die bekamen wir in einer sehr netten Cafeteria/ Bar / Ristorante namens Le Tartarughe. Natürlich auch ein paar stärkende Beilagen in Form von köstlichen Kuchen. In Roma kann man seine Bella Figura an der Garderobe abgeben....:rolleyes:

Wie man sehen kann, wurde es dann doch schnell dunkel, wir verabschiedeten uns von unserer Francesca bis nächstes Jahr und bummelten durch die netten schmalen Gassen der Via della Reginella, Via del Portico d´Ottavia und der Piazza Costaguti. Wie immer machten die Jünglinge am Tartarughe - Brunnen und selbst die dicken römischen Säulen eine perfekte Bella Figura.


Überall gibt es so nette, kleine Geschäfte, deren Reizen man allzugerne erliegt.


Es wurden Schuhe gekauft, bei den Bildern und Lederwaren konnten wir uns gerade noch zurückhalten

und nein, die Haare auf meinen Zähnen überliess ich nicht dem Barbier...:D:cool:

und dann fanden wir den ultimativen Haushaltswarenladen, der so ziemlich alles hat, was es für eine italienische Küche braucht.


Dabei aber so vollgepackt, dass nur schmale Gänge zwischen den Regalen ein vorsichtiges Gehen erlaubten. Bei Gegenverkehr war kein Ausweichen möglich. Man musste sich irgendwie verständigen und in einer etwas weniger vollen Ecke aneinander vorbeiquetschen. Es kam natürlich zu kleineren "Unfällen", irgendwas fiel immer herunter oder wurde umgerissen, da unsere "Bella Figura" für die Breite dieser Durchgänge nicht mehr verkehrstauglich war. Ich fand endlich die Grundausstattung für die heimische Pastaherstellung ! Eine nette ältere Dame, erklärte mir genau den Gebrauch der verschiedenen Instrumente, auf Italienisch versteht sich.
Während meine Familie nicht aus dem Laden herausfand oder vielleicht auch steckengeblieben war zwischen den Regalen,...:rolleyes:, fand ich ein Plätzchen auf einer der vielen Bänke und hatte den Logenplatz, zum stillen Beobachten der abendlichen Gewohnheiten der hiesigen Anwohner.

 
Zuletzt bearbeitet:
Und weiter geht´s , gegen Corona-Frust hilft nur eins: "Send in the clowns."

5.Akt. 1.Szene, Forum Romanum, Casa die Livia, Donnerstag, 13.02.

Heute würde es ein sehr langer Tag werden. Früh aus den Federn, ein kurzes Frühstück und mit der Metro die 2 Stationen bis zur Haltestelle Colosseum. Es war schon früh, aber nicht soooo früh, genauer es war gegen 9:00h. Kaum Mitpassagiere in der Metro, vor dem Colosseum viel Platz, noch keinerlei Warteschlange. Und das noch zu Prä-Corona-Zeiten an einem Wochentag.
Wir hatten das Super-7-Ticket mit den reservierten Einlässen zu Casa di Livia und Augustus. Ich hatte mich in dem schönen Reisebericht von Arator belesen, wie lange man mit dem Wechsel von Casa zu Casa rechnen muss. Kann man in einer Minute hinkriegen. Also hatte ich beide Besichtigungen hintereinander gebucht. Erste Feststellung am Eingang ins Forum beim Titusbogen:


Nur mit den ausgedruckten Tickets wurden wir nicht durchgelassen. Ich wurde zurück zu den weiter unter stehenden Ticketpavillons geschickt, um die Voucher für die Besichtigung der Häuser zu holen. Also trotz Superticket mit den Besichtigungsterminen, braucht es auch noch den Voucher. Dann am Kassen-Häuschen kam die nächste Überraschung, und da wurde ich dann doch etwas dysphorisch, Casa di Livia um 09:30 geht in Ordnung, Casa di Augusto um 10:00h wurde aus irgendwelchen Gründen auf 12:00h verschoben. Ehhh, das war immerhin 4 Wochen vorher fest gebucht. Gründe für die Verschiebung wurden nicht genannt. Naja, dann muss man halt die anderen Besichtigungen ein bisschen verrücken. Wir trippelten alleine auf den Palatin hoch,

Kein Tourist schob sich vor das Panorama. Dann ein Brunnen, den ich noch nie wahrgenommen habe.

Wir folgten der gut ausgeschilderten Route zur Casa di Livia. Dort stand das gesamte Personal in der Sonne am Rauchen, wir gesellten uns ebenfalls dazu, auch die Nichtraucher. Mit einer der Aufsichtdamen begannen wir ein Gespräch auf Deutsch. Es fiel mir wieder einmal auf, wie viele Italiener richtig gut Deutsch sprechen. Und dann ging es hinein in die Empfangsräume der First Lady im römischen Imperium. Darauf hatte ich jetzt Jahre gewartet und ich war einfach nur beeindruckt und dankbar...

Die Farben wirken wie frisch aufgepinselt, die Malerei ist so modern, so perspektivisch. Unfassbar, dass diese Kunst, dieses handwerkliche Können über Jahrhunderte so verloren ging und die Künstler sich alles wieder mühsam neu angeeignen mussten.

Viel zu schnell waren wir nach einer knappen halben Stunde schon wieder am Ausgang:
 
Zuletzt bearbeitet:
Wunderschöne Farben! Wir waren beim Erstbesuch 1996 in der Casa di Livia, damals noch ohne Reservierung möglich.
 
5. Akt, 2. Szene, Palatin-Museum und Casa di Augusto

Nachdem es nun nicht wie geplant nahtlos zur Casa di Augusto ging, trabten wieder ganz auf den Hügel hinauf, wo das Palatin-Museum und die Loggia Mattei liegen. Meinen Programm-Ablauf hatte ich zu dem Zeitpunkt nicht mehr ganz im Griff. Das Palatin-Museum hat den ganzen Tag geöffnet, die Loggia Mattei nur am Vormittag. Also ein Tip: zuerst in die Loggia, die auch ganz klein und fein ist, und erst danach ins Museum. Ich konnte leider die Loggia nicht besuchen, was wiederum nicht so tragisch war, hatte ich sie doch erst im letzten Jahr bei einer ausserordentlichen Öffnung gesehen.


Das Palatin-Museum ist überschaubar , aber bietet wirklich viele schöne Kleinigkeiten, die in den grossen Museen wie die Vatikanischen oder kapitolinischen Museen, viel zu kurz kommen.
Man sieht in die Ferne und erkennt, dass an der Kuppel gewerkelt wird.:

Das Leben dieses Mümmelmannes hätte vor 2000 Jahren bestimmt in der Bratröhre in Lidias Küche geendet. Von uns liess sich das Kerlchen nicht stören und hoppelte irgendwann über antike Mosaike davon.

Im Museum " Kleinkunst": Wunderbare Fresken, geschmückt mit ? Edelsteinen?

Der schöne Apoll lümmelt lasziv leiernd auf seiner Liege

Und hier ein paar herrenlose, ehm... engellose Flügel aus weissem Marmor. Die Federn wirken wirklich federleicht.


Nihil kann es nicht lassen und eignet sich das Flügelpaar an..., aber ein Engel wird nicht aus ihr, zu schwer wiegt das Sündenregister:

Punkt, Punkt , Komma , Strich, fertig ist das Mondgesicht.:cool: Nihil entdeckt gerade die künstlerische Bearbeitung im Fotoshop. :eek:
 
Und nun machen wir diesen Akt auch noch fertig: Das Haus des Augustus

Wir hatten nun ja den 12:00 Uhr Termin, liessen aber nichts unversucht, um vielleicht schon um 11:00 hinein zu schlüpfen. Fast wäre es uns gelungen, aber im letzten Moment kam eine rabiate italienische Fremdenführerin , die ihre Riesenschar englische oder amerikanische Jugendliche an uns vorbei hineinbuxierte. Wir guckten etwas verkiffen..., aber die deutschsprachige Aufseherin ( die Aufseher wechseln von Casa zu Casa jeweils mit den italienisch/ englischen Animationen) meinte, später wäre es entspannter, wo mit sie auch Recht hatte.

So richtig reibungslos funktioniert das Super-Ticket irgendwie nicht. Ich hatte den Eindruck, die Leute waren im Besitz des Ticket, hatten aber die Casas nicht reserviert und mussten dann auf gut Glück warten, ob Plätze frei sind. Oder wie bei mir: mit einer Reservation wird man versetzt, weil vielleicht gerade zu dem Zeitpunkt eine grosse Reisetruppe hinein will und dann die Plätze nicht mehr reichen. Kryptisch wie die eigentliche Casa. :oops:

Das Haus des Augustus ist nämlich eigentlich die Kellerabteilung für den Apollon-Tempel. Ursprünglich Wohn - oder Empfangsräume des Triumvir in seinem weitverzweigten Palastareal, wurden diese Räume zugeschüttet und sind nur deshalb in ihrer Pracht auf uns gekommen.

Octavian, zu diesem Zeitpunkt noch nicht Alleinherrscher, aber im Zwist mit den Kollegen im Triumvirat, wäre bei einem Gewitter 36 v. Chr. fast von einem Blitz getroffen worden, der in sein Haus auf dem Palatin hineinfuhr. Verunsichert konsultierte Octavian die Seher und Priester. Scheinbar kam beim Sehen und Interpretieren der Eingeweidekonstellation ( Kaffeesatzleserei kam erst später auf) heraus, das Apollon beleidigt war, weil die Römer ihm, dem Gott des Lichtes, der Weissagung, der Musik noch keinen Tempel zur Verehrung gebaut hatten. Und wie diese griechischen Götter so sind, kaum fühlen sie sich gekränkt und zurückgesetzt, werfen sie mit Blitzen um sich.

Der Palast wurde neu gebaut und enthielt selbstverständlich auch einen grossen Apollon-Tempelbezirk. Von weiteren Blitzeinschlägen ist nichts bekannt, Apollon war wohl zufrieden gestellt. Aber viel blieb von dem ganzen Areal im Verlauf der Jahrtausende auch nicht über. Ausser den vergessenen Räumen im Keller.

Diese sind wunderbar erklärt und werden in der ca. halbstündigen Begehung durch die Animationen lebendig. Sogar Augustus selber empfing seine Besucher mit einem kaiserlichen Salve.

Pünktlich begann die Vorstellung zu dramatischer Musik
Ich genoss, die wunderbaren Orginalfresken wie auch die Animationen, die einen Mosaikfussboden unter unseren Füssen entstehen liessen. Räume gestalteten sich wie von Geisterhand , die Fresken gewannen an Tiefe und Ausdruck. Es war die perfekte Ilusion.

Man würde gerne länger verweilen in den Räumen, gerne nochmal zur Vertiefung Video-Audio- Animation wiederholen, man fasst es einfach nicht mit einem zeitlich so begrenzten Rundgang. Ich bin jetzt noch sprachlos , wenn ich die Fotos betrachte. Mit dem Knipsen muss man natürlich auch schnell sein, denn sonst verdunkelt sich der Anblick, und das Spotlicht wandert zum nächsten Highlight. Es ist ein bisschen wie Kulissenschieberei, ein grosses gelungenes Spektakel.

Die deutschsprachige Aufseherin fragte uns, wie es uns denn gefallen habe und entschuldigte sich noch einmal für unsere Wartezeit. Ich kann nur sagen, diese Unterbrechung zwischen Casa di Livia und Casa di Augusto, hat den Genuss noch gesteigert, denn so wurde wir nicht erschlagen von der geballten Schönheit dieser Orte. Effizient war es vielleicht nicht, aber das braucht es auch nicht bei diesem Spaziergang in die Antike.




 
Zuletzt bearbeitet:
... Mit dem Knipsen muss man natürlich auch schnell sein, ...
Ich war froh, dass mein Mann fotografiert hat. So konnte ich „nur“ schauen! Vielen Dank! Du hast meine Erinnerungen an tolle Besichtigungen schön heraus gelockt („wachgeküsst“ fiel mir dazu zuerst ein, würde zum Theater ja passen, aber wohl nicht zu Zeiten von Corona ;) )
 
Ja, die Romantik bleibt auf der Strecke in Zeiten der Coronawelle. Wie macht man das jetzt...füsseln oder mit dem Ellbogen titschen...
Es freut mich, wenn das Theater wenigstens in deinen Erinnerungen wieder aufflackert.
 
Herzlichen Dank für die neuesten Berichtsteile, liebe Nihil.
Ich war zwar in San Nicola, aber nicht im Untergrund. Es ist seltsam wie der gleiche Ort aus einem anderen Blickwinkel wirkt. Ich mußte erst einmal meine Fotos und Streetview ansehen, um die beiden Säulen neben der Kirche zu finden. Ich habe sie auch fotografiert.
Dein Gang durch das Ghetto weckt Erinnerungen, und die voll besetzte Bank, die du zeigst, war immer so voll besetzt, wenn ich dort vorbei kam.
Die Fotos aus dem Haus der Livia und des Augustus sind für mich besonders interessant, denn bisher habe ich eine Besichtigung immer aufgeschoben.
Ich freue mich darauf wie es weiter geht.
 
Mir geht es genauso, da war man doch auch schon, aber erkennt es nicht wieder....Ich finde es immer schön, die Eindrücke in anderen Reiseberichten zu sehen, manchmal sind sie ganz nah, manchmal ganz entfernt von den Eigenen.
Und gleich geht es weiter...
 
5.Akt, 3 Szene, und ewig währt das Forum Romanum

Das ist die Crux, die an dem tollen Superticket hängt...., es ist zuviel für einen Tag, jedenfalls, wenn man nicht alles nur im Überflug mitnehmen, sondern vielleicht auch noch geniessen möchte. Viel besser wäre eine Spanne über 2 Tage im Forum. Unser Zeitlimit war begrenzt und unsere geistige Aufnahmefähigkeit auch. Ein Teil der Familie verliess uns und das Forum, um sich in einem Restaurant zu stärken. Der harte Kern machte Picknick im Angesicht des Stadion.


Wir standen unter scharfer Beobachtung:

Ein gewisser Rahmen gibt Halt bei Aussichten :

wie auch beim Programm:
Da die Loggia Mattei mit der Aula Isiaca mittlerweile geschlossen, dafür aber ab 13:00h die Santa Maria Antiqua öffnet, machte ich mich auf in die Richtung mit einem Schlenker auf die Aussichtsterrasse und durch die Farnesischen Gärten.

Die Goldfische glänzeten, die Kamelien blühten und sogar die Fassaden passten sich farblich an:

Wir stiegen ab gen Forum. Aber nicht genug, irgendwie verirrte ich mich auf die Kaiserrampe, die man zwar hochsteigen und der Santa Maria sozusagen auf´s Dach spucken kann, allein, man kommt nicht ans Ziel. Es gibt eine Tür, die aber strikt nur als Ausgang gehandhabt wird. :(

Auf halber Höhe:


Also wieder die Strecke zurück und dann über die Via Sacra

in die frühchristliche Kirche:

Mehr Bilder mute ich euch besser nicht zu. Da gab es schon so viele schöne Berichte hier im Forum.
Meine Aufnahmefähigkeit liess merklich nach und das Hirn machte eher einen solchen Eindruck: drunter und drüber, ungeordnet und vergessen:


und meine Füsse drohten mit Dienstverweigerung.....:eek: Kann man ihnen auch nicht verdenken bei der Pflasterung:

Doch die Rettung in Form von Toiletten und Cappuccino ist nah, fast ist man schon da, wenn man diesen schönen Bogen sieht: :D

 
Liebe @Nihil, dein herzerfrischender Beitrag hat mir besonders gut gefallen. Hoffentlich war die Rettung auch in Wirklichkeit so nah, wie sie auf dem Foto aussieht. Solche Zustände kenne ich aus eigener Erfahrung ...
 
Vielen Dank für den unterhaltsamen und witzigen Bericht aus dem Forum Romanum. Obwohl ich schon oft da gewesen bin, ist es ein Ort der mir nicht langweilig wird. Es gibt immer wieder Neues zu entdecken.

und meine Füsse drohten mit Dienstverweigerung.....:eek:
Liebe Nihil, ein Zustand der auch mir in Rom nicht fremd ist. Ich erinnere mich immer noch amüsiert daran, dass ich einmal so platt war, dass ich mich bei der Villa Borghese in die Tram 3 gesetzt habe und einfach bis Trastevere gefahren bin um dann mit der Tram 8 Ricjtung Centro zu fahren. Selbst da fiel mir das Aufstehen schwer.
 
Zurück
Oben