Roma Aeterna im Februar 2017

Nihil

Consul
Stammrömer
Liebe Rom-Reisende, und auch Rom-Leidende, gespannt wartet die Gemeinde des Roma-Antiqua- Forums auf neue Berichte, Reportagen, Erlebnisse aus unserer Lieblingsstadt.

Uns trieb die Sehnsucht auch wieder in ihre Fänge, und wieder müssen wir nach einer Woche in ihren Strassenschluchten, ihren Piazzas, den Museen und Kirchen, ober-und unterirdischen Sehenswürdigkeiten, den Begegnungen im römischen Alltag einmal mehr feststellen, dass unsere Sehnsucht keineswegs gestillt wurde. Eine Woche in Rom reicht nicht aus, stattdessen wird die Sehnsucht auf Schritt und Tritt neu entfacht!!!

So hocken wir nun zu Hause und haben den Roma-Blues! :cry: Trösten können uns vielleicht die Fotos und das Erzählen unserer bestandenen Abenteuer: "Weisst du noch....", aber auf Dauer wird es wieder zum Wälzen der Romreiseführer kommen, die Planung des gemeinsamen Urlaubs und die wachsende Vorfreude auf Roma Aeterna, das ewige Rom, das uns diese immerwährende Krankheit eingebracht hat, unheilbar, aber durch wohldosierte Reisen zu therapieren: die Romitis.

Aber nun hinein in den Alltag des Romtouristen, wobei wir ja viel lieber als zeitweiliger Civis romanus erscheinen möchten: zunächst eine Übersicht über unseren Reiseplan. Ursprünglich stand viel mehr darinnen, aber wurde je nach Lust und Laune umgestellt, abgespeckt, erweitert, geteilt und verteilt, und auf das nächste Jahr vertagt. ;)

Anreise am Freitag, 24.02.2017 zunächst nur zu Dritt, ab Sonntag war dann unser Sextett komplett.

Freitag, 24.02.2017 Kleiner Rundgang durch die Stadt

Samstag, 25.02. S. Maria della Pace, S. Maria Anima, Dauerlauf durch das Centro storico zum Palazzo Doria Pamphilij mit morgendlichem Konzert, nachmittäglicher Führung durch die Domus Aurea.

Sonntag, 26.02. S. Balbina, Via Appia Antica mit dem Fahrrad, Konzert in S. Eustacchio

Montag, 27.02. Morgens Führung durch die Katakombe SS. Marcellino e Pietro, nachmittags Forum Romanum

Dienstag, 28.02. Kapitolinische Museen

Mittwoch, 01.03. Centrale Montemartini, S. Paolo fuori le Mura, S. Maria sopra Minerva, Pantheon

Donnerstag, 02.03. Wanderung über den Gianicolo mit S. Onofrio, S.Pietro en Montorio, Tempietto, dann Trastevere mit diversen Kirchen, Abends Konzert in der S.Agnese in Agone

Freitag, 03.03. Postkartenschreiben als Relaxprogramm und dann leider der Abschied von Rom :(, aber nur für dieses Jahr! :nod:
 
Erster Abend in Rom:

Rom empfing uns gegen Mittag am Flughafen FCO aus dem frostigen Norden Germaniens kommend wie auch aus der regnerischen Provinz Hispania über das graue Mare Mediterraneum gesegelt, mit bewölktem Himmel, garniert mit schwärzlichen Regenwolken. Dazu pfiff ein kühles Lüftchen. Mein Koffer kreiste schon einsam auf dem Kofferband, als ich von der Toilette kam. Und nach einigem Wirrwar durch die verschiedenen Terminals fanden wir uns zu einem Wiedersehens- Begrüssungscappuccino zusammen.
Wie immer hatten wir unsere Ferien-Wohnung in der Via delle Fornaci gemietet und da um die Ecke die Stazione S.Pietro liegt, fuhren wir diesmal mit dem Zug. Von den 3 Schaltern im Bahnhofsbereich schlossen gerade zwei, als wir die Fahrkarten kaufen wollten und am einzig Verbliebenen gab es komplizierte Verhandlungen über diverse Reiserouten, was sich dermassen in die Länge zog, dass ich fürchtete, unseren Zug nur noch von hinten zu sehen. Die Automaten wollten kein Bargeld, Kartenzahlung wollten wir nicht, aber da war sie, die Rettung in Form eines Tabacci, wo wir problemlos und flott unsere Fahrkarten kaufen konnten. Für 8 Euro also in die FL1 gestiegen und bis Trastevere gekommen, Umsteigen in die F3, die uns in kürzester Zeit bis S.Pietro brachte. Dank der hilfsbereiten Römer fanden wir auch immer rechtzeitig das richtige Gleis. Die Infrastruktur am Bahnhof liess jedoch zu wünschen übrig: der Aufzug lag weit entfernt am Ende des Bahnsteigs, wo wir dann feststellen mussten, dass der Lift ausser Betrieb war. :x Naja, dann halt über die ausgetretenen Stufen runter und wieder raufgeschnauft. Nach der Wohnungsübergabe, die Vermieterin hatte uns zur Begrüssung 2 gute Tropfen Wein hingestellt, kauften wir erstmal Proviant für die nächsten Tage ein, und brachen dann auf, Rom mit einem kleinen Abendspaziergang zu erkunden. Mittlerweile hatte es doch einen ordentlichen Schauer gegeben und es blies ein kalter Wind. Was uns aber nicht die Laune verhagelte, waren wir doch endlich wieder in Roma Aeterna.

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Wir schlugen den Weg durch den Borgo ein, passierten den schönen Brunnen am Borgo Pio,


sahen aber auch ausgefallene Bekleidungsgeschäfte mit ganz besonderen Schaufensterpuppen.

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Draussen wehten Priestergewänder in allen Farben im Wind, innen probierte ein junger Mann seine zukünftige Berufskleidung an.

So bummelten wir über die Engelsbrücke gen Centro storico,


verloren uns in den Gassen, aber immer mit Einblick und Ausblick,


fanden uns plötzlich vor der Kirche S. Maria della Pace wieder, die wir am nächsten Tag mit einem ausführlichen Besuch beehren würden,



und beschlossen unseren Rundgang über die Piazza Navona und Pantheon


Vorbei an offenen Türen und altertümlichen Wandöffnungen


wieder in Richtung S. Pietro.

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Dort wurde gerade eine heisse Suppe für die Obdachlosen ausgegeben. Der Platz, wie aber auch alle anderen Sehenswürdigkeiten, war übrigens schwer bewacht von Polizei und Militär.




 
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Eine Woche in Rom reicht nicht aus, stattdessen wird die Sehnsucht auf Schritt und Tritt neu entfacht!!!

Wem sagst du das liebe Nihil!

Vielen Dank für deinen ersten Spaziergang durch die schon dunkle Urbs, ich bin gespannt was ihr alles erlebt habt :nod:
 
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Sonntag, 26.02. S. Balbina, Via Appia Antica mit dem Fahrrad, Konzert in S. Eustacchio
Auf diesen Bericht freue ich mich sehr, da ich Santa Balbina aufgrund der geringen Öffnungszeiten bis jetzt noch nie unterbringen konnte.

Da schließe ich mich gleich mal an - auch wir haben an einem Sonntagvormittag im Mai vergeblich darauf gewartet, dass die Kirche geöffnet wurde.

Liebe Nihil, der Anfang deines Berichtes mit den stimmungsvollen Abendfotos gefällt mir schon mal sehr gut!
 
Liebe Nihil, der Anfang deines Berichtes mit den stimmungsvollen Abendfotos gefällt mir schon mal sehr gut!

Mir auch! Ich bin schon sehr gespannt wuf die weiteren Programmpunkte, wobei auch für mich S. Babina neu ist.
 
Danke für die Vorschusslorbeeren und schön, dass es sogar noch blinde Flecken bei Euch Rom-Spezialisten gibt.

So, nun folgt der 1. Tag. Endlich konnten wir aufgrund unser freitäglichen Anreise auch mal das Samstagsangebot ausschöpfen. Das hatte bisher nie geklappt. Wir fuhren mit dem 64- Bus direkt vor unserer Haustür in Richtung Zentrum, stiegen am Corso beim Palazzo della Cancilleria aus und stolperten gleich in die Kirche S. Lorenzo in Damaso hinein. Dies soll mal eine dreischiffige Basilika gewesen sein, doch ist davon leider nichts mehr zu sehen, da die alte, frühchristliche Kirche abgerissen und durch einen Neubau als Palastkirche in den Palazzo della Cancelleria hinein gesetzt wurde. Die alten antiken Säulen des Vorgängerbaues wurden, wie in Rom üblich, gleich im Arkadenhof weiterverwendet. Beim Eingang erwartet einen ein grosses Memento mori.

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Und auch am Ausgang, ein wenig anheimelndes Sujet mit verrutschter Perücke.

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Wir zogen es vor, in den Renaissance-Arkadenhof zu wechseln, der einem doch die leicht bedrückte Stimmung aufhellte:

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Anschliessend ging es zu einem Kurzbesuch in S. Maria della Pace, die wir gestrigen Abend nur von aussen betrachtet hatten. Beim letzten Rombesuch hatte ich viele Bilder von dieser Kirche mitgebracht, drum hier nur ein paar zur Orientierung.




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Neben der wunderschönen Capella Ponzetti mit den Fresken von Baldassare Peruzzi, die ich aufgrund der Rundung der Kapellenwand noch nie scharf auf ein Foto bannen konnte, dann die Fresken der Sybillen von Rafael der Capella Chigi und weitere sehr schöne Renaissance-Epitaphe. Anschliessend schauten wir ultrakurz in die Kirche S. Maria dell´Anima, wo gerade professionelle Fotos gemacht wurden, so dass man dort nicht weiter in den Kirchenraum vordringen konnte. Allerdings findet man auch dort zahlreiche Hinweise auf unser begrenztes Erdenleben.

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Dann sausten wir, weil schon wieder spät dran quer durch die Altstadt. Wir verkniffen uns die Kirchen und das Betrachten der Plätze, um pünktlich zum Termin zu erscheinen. An ihm, dem Pasquino, kam ich aber doch nicht ohne Foto vorbei:


Den antiken Statuen ist doch ein wesentlich längeres Erden-Dasein beschieden, meistens jedenfalls, als dem gemeinen Homo sapiens.

Wir hatten nun eine Stelldichein in hochwohlgeborener Umgebung. Nach einem anstrengenden Ankämpfen gegen die allgemeine Laufrichtung des Publikums auf der Via del Corso in abgassgeschwängerter Luft, erreichten wir den vor lauter Luftverschmutzung schwarz verfärbten Palazzo Dori Pamphilij. Man erwartete uns: Olimpia und Innozenz X.

Hinter dem Eingangstor ein kleines grünes Idyll:

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Im ersten Stockwerk dann solch ein Anblick:

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Um 11:00 Uhr hatten wir eine musikalisch unterlegte Kunstführung gebucht: Sounds and Visions of Caravaggio.
Wir bekamen eine tolle Kunstführung durch die Säle und Gallerien, und die Musik wanderte mit. So gab es wunderbare Barockmusik unter dem jeweils passenden Bild. Die uns führende Kunsthistorikerin sprach ein sehr gutes Englisch ( und Deutsch, wie sich nachher herausstellte) und das Musiker-Duo waren " alte Bekannte", denn wir hatten die Mitglieder der Schola Romana schon im letzten Jahr bei Konzerten getroffen. So dürft ihr jetzt fototechnisch ein bisschen durch die Gänge und Säle dieses tollen Palazzos wandeln. Leider kann ich die wunderbaren Lieder nicht mitliefern.

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Nach dem Konzert und der Führung stärkten wir uns in dem netten kleinen Cafe im Palazzo, um danach auf eigene Faust den Palast und seine Kunstwerke zu entdecken. Es waren kaum Besucher unterwegs, so dass man ruhig und gemächlich herumschlendern konnte.



Velasquez und Bernini versuchten sich an derselben Person, jeder mit seinen Mitteln. Daneben gibt es Werke von Dürer, Breughel, Lippi, und natürlich Caravaggio, und viele weitere.


Auch die Hauskapelle durfte nicht fehlen, wo übrigens ein Teil des Konzertes stattfand. Eine schöne Scheinkuppel sorgt für noch mehr Grandezza:

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Und dann hiess es Abschied nehmen von den Doria Pamphiliji, die die Taube im Wappen führen und auch unter der Decke als Fresko:

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Nun ging es für uns über die Via Fori Imperiale, hinter das Colosseum, wo uns die Führung durch die Domus aurea erwartete. Die Entdeckung dieser seit Jahrhunderten unterirdisch gelegenen Gänge und Säle im 16.Jahrhundert gab der Malerei und Architektur entscheidende Anstösse, denn die erhaltenen antiken Fresken führten zu einer Blüte der Groteskenmalerei, die wir zuvor schon im Palazzo Doria Pamphilij bewundern durften.


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Vielen Dank für den stimmungsvollen Einstieg in deinen Reisebericht und die tollen Impressionen vom Palazzo Doria Pamphili. Als ich vor ein paar Jahren dort war galt noch ein Photografierverbot. Deshalb ist es umso schöner die Erinnerung dank deiner Bilder auffrischen zu können.

Nun freue ich mich auf die weiteren Berichtsteile.

Viele Grüße

Tizia
 
Hallo Tizia, ja dieser Palast ist herrlich und zumindest war er an diesem Samstagmorgen fast leer. :) Fotografieren ist schon länger erlaubt, denn ich meine ich hätte schon beim Erstbesuch 2012 Fotos von dort mitgebracht.
 
1.Tag, nachmittags:

Nun folgte also die Führung in der Domus aurea, die wir auf Englisch gebucht hatten. Hinter dem Colosseum geht es leicht bergauf in eine autofreie Parkanlage hinein und dann zweigt nach links der Weg zum Eingang in die Domus aurea ab.
Wir holten unsere Tickets ab und mussten vor dem Tor auf den Beginn der Führung warten. Dann ging es los, zunächst mit dem Anziehen einer Haarhaube und dann ein gelber Schutzhelm, da es sich durchaus um bröckelige Anlagen handelt, wo jederzeit auch Steine herabfallen könnten.

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Die Dame, die uns führte sprach ein etwas schwer verständliches Englisch mit italienischem Zungenschlag, dafür aber sehr schnell....:twisted: Der Plan, mit dem sie herumfuchtelte, war für den Laien ziemlich unverständlich, bis aber gleich zu Beginn der galerienartigen Zugänge ein Video an die Ziegelwand geworfen wurde, die die Entstehung und Veränderungen der Domus aurea erklärten. Den Palast liess Nero nach dem grossen Brand von Rom 64 n. Chr. bauen und diese Domus aurea wurde dann von den Nachfolgern Nero´s zugeschüttet und überbaut als eine Art architektonische Damnatio memoriae.

Der Zugang zur Domus aurea erfolgte über die Bauten die Traian als Substruktionen für seine Thermen bauen liess. Ich war froh, nicht einen Zugang zur Domus aurea wählen zu müssen, wie damals die Renaissance-Maler, die sich an Seilen und mit Fackeln in die dunklen Tiefen herabliessen. Nun folgen Schnappschüsse aus der Videoanimation zu Beginn der Führung.


Der Plan: der dicke schwarze Punkt zeigt unseren Standpunkt an.


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Die Animation versucht zu vermitteln, wie dieser Palast ausgesehen haben könnte, denn nur aus den nackten Steinen kann man sich das nicht vorstellen.

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Der Brand von Rom, der dazu führte, dass Nero sein goldenes Haus überhaupt bauen konnte. " Endlich kann ich leben wie ein Mensch", soll Nero gesagt haben.

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Wir wandelten also in seine goldenen Hallen, die allerdings nichts mehr von ihrer einstigen Pracht haben. Spuren vermitteln nur noch ein wenig vom Glanz vergangener Tage und sind doch sehr eindrücklich. Vielleicht konnten die Renaissancemaler, die sich damals in diese teilweise verschütteten Verliesse begeben haben, die Fresken noch in ihrer ganzen Farbenpracht besser betrachten. Uns blieb die Animation

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Wir wandelten nun zum Original durch beeindruckend hohe Gänge und Kammern. Immer wieder sahen wir Fenster, die ins Dunkel blickten, da unter Kaiser Trajan der Palast total zugeschüttet worden war.

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Trotz der verblassten Farben, starken Zerstörungen, es war ein eindrückliches Erlebnis. Dieses wurde dann in einem Saal durch eine fantastische 3 -D- Animation fast Wirklichkeit. Vor unserem Auge erblühte digital die Palastanlage mit ihren Säulenanlagen, dem Atrium, den Wasserspielen und Gartenterrassen, durch die der Wind wehte und wo man fast die Blumen zu riechen glaubte. Eine unglaublich schöne Rekonstruktion, auch wenn es nur für die Dauer von ca. 15 min war.



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Schliesslich kamen wir in den Achteckigen Saal, dessen Funktion nicht ganz klar ist. Tageslicht kommt durch ein mit Glas abgedecktem Oculus.

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Dies war wirklich ein ganz tolles Erlebnis, was ich Antike-Interessierten wirklich empfehlen kann.



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Vielen Dank für den interessanten Bericht zu diesem recht selten angesteuerten Ziel! :nod:
 
Hallo, Nihil,
nun bin ich auch dazu gekommen den Beginn Deines neuen Reiseberichts zu lesen.

Fotografieren ist schon länger erlaubt, denn ich meine ich hätte schon beim Erstbesuch 2012 Fotos von dort mitgebracht.

Bei meinem Erstbesuch des Palazzo Doria Pamphilj im Dezember 2014 mußte ich noch eine Fotolizenz für 4 Euro erwerben.

Edit Mai 2016: Inzwischen besteht eine generelle Fotografiererlaubnis (natürlich ohne Blitzlicht). Die folgenden Bilder veröffentliche ich hier mit ausdrücklicher, am 9.5.2016 erteilter Genehmigung der Verantwortlichen der Galleria Doria-Pamphilj. Einzige Bitte, die ich sehr gerne erfülle, war, dass ich unter den Bildern "Galleria Doria Pamphilj, Roma" vermerke!

Ich freue mich darauf, Eure weiteren Wege durch unser geliebtes Rom mitzuverfolgen.
 
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Hallo Pehda

Danke für dein Lob. Ich finde diese Begehung der Domus aurea sehr gut und informativ gestaltet. Vielleicht wirkt die Animation etwas hollywoodmässig, aber hilft, diesen alten Gemäuern das Leben einzuhauchen, was sie vor 2000 Jahren tatsächlich einmal besessen haben. Die Führung dauert ca 1 1/2 Stunden und ist ihr Geld wirklich wert. Wir waren ja nun im Februar dort, wenn nicht gerade die Massen anstürmen, aber ich glaube, die Gruppenstärke ist auch begrenzt, weil nur eine gewisse Anzahl an diesen digitalen Vorführplätzen vorhanden ist.

Hallo Simone,

Vielleicht täusche ich mich in meiner Euphorie über die Fotografiemöglichkeit im Palazzo Doria Pamphilij. Also im Februar 2016 hat meine Schwester Fotos von diesem Ort mitgebracht. Leider kann ich im Moment nicht auf ältere Fotos zurückgreifen, aber werde demnächst mal die alten Bestände sichten. In jedem Fall ist es schön, fotogene Andenken aus dem Palast mit nach Hause zu nehmen.
Demnächst mehr aus dem katholischen und antiken Rom.
 
1. Tag Abends:

Als die Führung im Domus aureus zu Ende war und wir wieder in das quirlige Rom von Heute entlassen wurde, dunkelte es schon leicht. Wir umrundeten das Colosseum, streiften an den Fori Imperiali vorbei, nahmen die steile Treppe hinter der Kirche S.Maria Aracoeli und kamen bei der Polizeistation etwas atemlos auf der Piazza dei Campidoglio an.

Angesichts der Öffnungszeiten der Kirchen, vorallem der Kleinen, beeilten wir uns in Richtung Forum Boarium, um die Kirche S. Giorgio in Velabro zu sehen. Dieses Glück war uns beschieden und zwar ganz alleine, denn kein Mensch war in der heiligen Halle zu sehen. Die Kirche war ziemlich dunkel, einzig die Apsis mit dem schönen Fresko und das Ziborium waren beleuchtet, was einen sehr schönen und ruhigen Raumeindruck vermittelte.

Im 5./6. Jahrhundert entstand an diesem Ort eine frühchristliche Diakonie, die sich um die Belange der Gläubigen kümmerte, wie auch soziale Funktionen wahrnahm. Die Urkirche, erstmals erwähnt im 7. Jahrhundert war den Heiligen S. Georg und S. Sebastian geweiht, wobei die Verehrung des heiligen Georgs aus Osteuropa kommend, sich in Rom und dann im übrigen Westeuropa im 8.Jahrhundert verbreitete und " angefeuert" wurde durch die Kopfreliquie des Heiligen Georgs, die in dieser Kirche gezeigt wird.
Um 830 wurde unter dem Papst Gregor IV. eine neue 3-schiffige Säulenbasilika erbaut und verschönert mit römischem Spoliengut, was sich in den unterschiedlichen Säulen und Kapitellen zeigt.

Das Fresko von 1295, geschaffen von Pietro Cavallini, ersetzte ein früheres Apsismosaik. Von diesem sollen noch Reste im rechten Seitenschiff eingemauert sein, wurden von mir aber leider, vielleicht auch wegen der zunehmenden Dunkelheit, nicht gesichtet. Auch ein Brunnen namens Aqua Argentina soll dort zwischen den Säulen erhalten sein, der zu dem Beinamen der Kirche S. Giorgio in Fonte führte.
Das Fresko zeigt in der Mitte Christus auf einer blauen Weltkugel, mit Maria und dem heiligen Georg als Ritter mit Pferd und Fahne zu seiner Linken. Rechts ist Petrus dargestellt und der Heilige Sebastian als Soldat mit Schwert, Lanze und Schild.


Die Kirche ist äusserst schlicht gehalten. Ein Teil einer Chorschranke dient als Lesepult.

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Das Ziborium stammt von einem Meister Nicola und dessen Söhnen und wurde gegen 1150 geschaffen.


Und in der Zone vor / unter dem Altar befindet sich die Confessio mit dem Reliquienschrein, der die Schädelplatte des heiligen Georg enthalten soll. Andere Schädelteile wanderten dann im Gefolge von Königen und Bischöfen auch in die nördlichen Gefilde und lösten dort eine Verehrung des Heiligen aus.

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Dann ging es über S. Nicola in Carcere, wo sie uns aber das Licht ausschalteten, an der schon geschlossenen archäologischen Zone um das Teatro di Marcello vorbei ins Ghetto. Bei der Porta Octavia, leider immer noch eingerüstet, wollte ich einen Blick in die Kirche S. Angelo in Pescheria werfen, wo ein Fresko von Benozzo Gozzoli zu sehen sein soll. Dort war aber gerade ein Art marianische Erweckungsfeier zu Gange, die doch irgendwie sehr befremdlich auf mich wirkte. Vor ein paar Jahren hatten wir dort auch mal eine Art Geistheilung durch einen Priester gesehen. Irgendwie ist diese Kirche sonderbar, ein Fall für Dan Brown...und seine Iluminati. Wir verliessen die Kirche mit einem leichten Schaudern.

Ein ursprünglich geplantes Abendessen im Ghetto war dann wegen Sabbath nicht möglich. Naja, man kann ja nicht immer alle Feiertage im Kopf behalten.


 
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Ein ursprünglich geplantes Abendessen im Ghetto war dann wegen Sabbath nicht möglich. Naja, man kann ja nicht immer alle Feiertage im Kopf behalten.
Nun ja, so überraschend kommt der wöchentliche Schabbat nicht ;)

Vielen Dank für den schönen Bericht!

Gruß
tacitus

Ich danke auch für den schönen Bericht. Vielleicht ergeht es Nihil zuweilen ähnlich wie mir in Rom: man vergisst jegliches Tagesgefühl und da fällt dann auch ein Sabath oder Sonntag darunter ;)
 
Hallo Tacitus und Tizia,

Überraschend kommen ja so feste Feiertage in der Tat nicht, aber wie bei Tizia, hebelt Rom bei mir auch die zeitliche Orientierung aus. Macht ja nichts, das nächste Mal werde ich vorsorglich schauen, wie es sich mit den religiösen Ruhetagen verhält. :]
 
Nun aber ein Feiertag, an den auch ich mich erinnerte: :p Sonntag, unser 2. Tag in Rom und drumherum.

Das Wetter bescherte uns einen strahlend sonnigen Tag, allerdings immer noch frisch windig, was aber einem frostresistenten Germanen nichts anhaben konnte.

Dieser Morgen war für das Kirchlein S.Balbina reserviert. Aber wie das manchmal so ist: das morgendliche Frühstück war so gemütlich, dass sich unser Tüppchen mal wieder etwas spät auf den Weg machte :uhoh:. Diesmal wollten wir mit der Metro von der Piazza del Risorgimento fahren, hatten aber nicht bedacht, dass der Petersplatz voll mit Menschen war, die zum Angelusgebet eintrafen und damit der Platz auch weiträumig gesperrt war. Zudem war der letzte Sonntag im Monat und somit freier Eintritt in den Vatikanischen Museen, was zur Folge hatte, dass man die Schlange der Museumsbesucher kaum von den Gläubigen auf dem Platz trennen konnte. Man traf sozusagen unter den Kolonnaden zusammen. 8O Feiertage sind manchmal auch schwer einschätzbar! :~Wir waren also gezwungen, den Massen und sonstigen Hindernissen durch den Borgo auszuweichen. Schliesslich gelangten wir zur Metro A, fuhren bis Termini, wo wir in die Metro B wechselten und beim Circus Maximus an der Viale Aventino wieder ans Tageslicht kamen. Direkt hinter einem von Militär schwer bewachten Gebäude, bogen wir in die Via delle Terme di Caracalla ein und nach ein paar Metern nach rechts, wo wir schon den Komplex der S. Balbina am Hügel liegen sahen.


Wir kamen kurz vor 11:00 Uhr an, die Tür stand offen


und kurz darauf begann eine Messe, der wir beiwohnten. Den Fototermin musste ich also etwas verschieben. In S. Balbina gibt es eine phillipinische Schwesternkongregation, die auch das angeschlossene Altenheim betreut. Aufgrund eines Jubiläums gab es anschliessend noch eine Mini-Prozession durch die Kirche mit Weihrauch und Ansprache und anschliessend noch...:eek: ( siehe weiter unten)

S.Balbina selber ist eine der alten Titelkirchen, erstmals erwähnt um 595. Eine Vorgängerkirche wurde allerdings schon früher gegen 350 in einer alten römischen Aula eingerichtet. Da diese Aula in ihrer Gestalt den Bedürfnissen einer christlichen Kirche entgegen kam, wurde diese Apsidenhalle ohne grosse bauliche Veränderungen in eine Kirche umgewandelt. Obwohl von ihrer einst wahrscheinlich prachtvollen Ausstattung nichts mehr geblieben ist, so kann man heute trotzdem noch den antiken Zuschnitt des Raumes gut erkennen mit Apsis ( im Westen), einschiffiger Saal und im Wechsel halbrunde und quadratische Nischen entlang der Seitenwände.

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Die Alabasterfenster lassen ein sehr schönes weiches Licht in den Raum. In der Apsisnische erkennt man den Bischofssitz aus Marmor mit aufwändiger Kosmatenarbeit.

Das Apsisfresko ist natürlich nicht antik:

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Auch andere Zutaten sind etwas jünger:



Wunderschön ist der Mosaikfussboden, der aus antiken Bauten geborgen wurde und hier wieder eingesetzt ist.

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Rechts vom Eingang gibt ein sehr schön gestaltetes Grabmal mit Kosmatenarbeiten:


In einer der Rundnische ist ein noch einigermassen erhaltenes Fresko zu sehen:

Darüber in der Nischenkuppel der segnende Christus:

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über andere Fresken war leider der Zahn der Zeit hinweg gegangen und fast nichts mehr erkennbar:

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Nach der Messe und meiner Fotorunde, die von den Nonnen etwas beschleunigt wurde :lol:, gab es aufgrund des besonderen Feieranlasses einen Stehempfang mit starkem Kaffee und selbstgebackenem Kuchen in der Vorhalle. Und die Nonnen kannten kein Erbarmen ;), mindestens ein Stück Kuchen musste jeder essen und dazu den Kaffee aus Mini-Plastik-Espresso-Tässchen. So grandios versorgt, konnten wir daraufhin den weiteren Weg fortsetzen, der uns entlang der Caracalla Thermen in Richtung Via Appia Antica führte.


 
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