Roma Aeterna im Februar 2017

Habe mittlerweile eine kurze Mail gesendet an die Soprintendenza: Mal schauen, ob und wann sie mir antworten werden.
Sooo ... also gerade soeben antwortet mir ein gewisser Stefano R., dass die Biglietteria am Palatin-Eingang stets und ohne jede Unterbrechung operativ gewesen sei sowie auch in Zukunft sein werde.
 
Der Torre Selce taucht vor allem in den Beschreibungen der Tourismus Agenturen unter diesem Namen auf. Google Maps kennt ihn unter der Bezeichnung "Mausoleo di Pompeo Magno". Was davon historisch akkurat ist, müsste ich nachlesen.

Vielen Dank auch für die Beschreibung der Katakomben von Marcellinus und Petrus. Schon lange spiele ich mit dem Gedanken dorthin zu gehen. Vor allem da ich vor 2 Jahren an einem Buchprojekt über die beiden Heiligen mitwirken durfte. Da wäre es natürlich schön, das Ganze einmal in natura zu sehen. Vielleicht melde ich mich noch an, ich bin ja in 2 Wochen mal wieder in der Stadt :nod:
 
Hallo Amator_antiquitatis

Den Besuch der Katakombe solltest du wirklich einplanen besonders mit dem persönlichen Bezug zu den beiden Heiligen. Und wahrscheinlich ist bei einem Besuch in 2 Wochen auch noch kein so ein grosser Andrang wie vielleicht um Ostern herum.
 
Hallo Gaukler

Gut, dass du Fotos vom " offiziellen" Palatin-Eingang zeigst, denn da standen wir nicht an. Wir gingen beim Colosseum/ Konstantinbogen ins Forum Romanum, aber da ist man auch gleich auf dem Palatin. Deswegen meine "schlampige" Beschreibung. Es hingen übrigens alle paar Meter Zettel am Zaun, wo erklärt wurde, dass nur Einlass für Besucher mit Ticket gilt. Die Schlange war auch nicht 450 Meter lang, sondern ca. 100m.

Bzgl Nahverkehr: Normalerweise bin ich zeitlich flexibel und auf ein paar Minuten kommt es mir nicht an. Aber wenn man einen so wichtigen Termin hat wie die Katakombe, da wollte ich lieber kein Risiko eingehen. Der 64-Bus fährt zwar vor der Haustür ab als 2. Haltestelle, ist aber morgens zur Rush-Hour knallvoll. Und ich habe auch schon erlebt, dass der 64 im Morgenverkehr steckenblieb. Da erscheint mir die Metro doch ein besser einschätzbares Vehikel zu sein. Der Weg zur Metro am Morgen ist ein netter Spaziergang, zumal man zu dem Zeitpunkt noch frisch ist, voller Energie und die Füsse auch noch normal gross sind( im Gegensatz am Abend, wenn die Füsse gefühlt 2 Schuhnummern breiter geworden sind.) Natürlich hast du Recht: die Metrostation befindet sich nicht an der Piazza di Resorgimento, aber geradeaus die Strasse weiter kann man das Schild ja fast schon erahnen.
 
Gut, dann vielen Dank für die allseitige Aufklärung. :nod: :]

Vor allem bzgl. dessen, was du mit "Palatin-Eingang" bezeichnet hast. Denn diese Bezeichnung ist niemals angewendet worden - weder hier bei uns im Forum noch auf sämtlichen einschlägigen römischen Websites - für einen anderen Ort als das große Tor an der Via di San Gregorio, 30.
Also genau derjenige, den ich auch in meinem ersten Beitrag heute morgen verlinkt hatte - als ich so entsetzt war über die sich aus deiner Beschreibung ergebende Warteschlangenlänge:
Tram 3 (...), Hst. Colosseo/Salvi. Dort hättet ihr euch "eingereiht in die Warteschlange zum Palatin-Eingang"?!? Derselbe ist normalerweise so gut wie völlig warteschlangenfrei - und nun auf einmal eine Schlange von ca. 450 m Länge?!? 8O
:] ;)
 
... als ich so entsetzt war über die sich aus deiner Beschreibung ergebende Warteschlangenlänge:
Tram 3 (...), Hst. Colosseo/Salvi. Dort hättet ihr euch "eingereiht in die Warteschlange zum Palatin-Eingang"?!? Derselbe ist normalerweise so gut wie völlig warteschlangenfrei - und nun auf einmal eine Schlange von ca. 450 m Länge?!? 8O
:] ;)

Dazu wollte ich nur kurz anmerken, dass es zwar wohl meistens am Palatineingang keine Schlangen gibt, aber auch diese Regel durchaus Ausnahmen hat. So ist es uns passiert am 18. Mai letzten Jahres.

Mittwoch, 18. Mai 2016

Wir stiegen die Stufen hinab zum Ein-/Ausgang an der Via di San Gregorio und wunderten uns, diesen Eingang, der hier im Forum immer als relativ ruhig beschrieben wird, unter großem Andrang zu erleben. Kaum dass es uns gelang, uns an den langen Schlangen vorbei hinauszudrängen, auch noch Richtung Colosseo reichte die Menschenschlange weit zurück!


 
Ach so, heute Morgen vergessen - also kurz auch noch hierzu:
Bzgl. Nahverkehr: Normalerweise bin ich zeitlich flexibel und auf ein paar Minuten kommt es mir nicht an. Aber wenn man einen so wichtigen Termin hat wie die Katakombe, da wollte ich lieber kein Risiko eingehen. Der 64-Bus fährt zwar vor der Haustür ab als 2. Haltestelle, ist aber morgens zur Rush-Hour knallvoll. Und ich habe auch schon erlebt, dass der 64 im Morgenverkehr steckenblieb. Da erscheint mir die Metro doch ein besser einschätzbares Vehikel zu sein.
Das mit der Einschätzbarkeit stimmt.

Hingegen "knallvoll" :twisted: ist die Metro mindestens :!: ebenso wie der Bus. Und meine persönliche Erfahrung lehrt: Wenn ich einen Sitzplatz habe, dann kann es mir sowas von pieps sein, wie viele Leute sich auf den Stehplätzen drängeln. :p

Übrigens auch unter diesem Aspekt: Auf einem solchen Sitzplatz genügt es, sein Hab und Gut nach einer einzigen Seite hin zu bewachen. Hingegen von allen Seiten bedrängt stehend in der "Sardinenbüchse" Metro x( stellt sich einem die Situation ganz und gar anders dar. :idea:
 
Immer noch im Forum Romanum:

Schön sind die ungewohnten Perspektiven, die sich einem nun in der Ecke der S. Maria Antiqua bieten.

Das Heiligtum der Juturna:


Die Kaiserrampe führt nur bis zu einem schönen Ausguck, aber vielleicht geht es bald nach ganz oben hinauf wie zu kaiserlichen Zeiten. Auf dem Palatin selber kamen wir dann bis in die hinterste Ecke, wo ich noch nie gewesen bin. Am Stadio Palatino vorbei mit seinem Sammelsurium an Steinen und Säulenresten.



Hinter S. Sebastiano al Palatino vorbei :



bis zu den Terme Severiane



mit schönen Ausblicken auf den Circus Maximus und auch dorthin:






Nicht nur wir genossen die frühlingshaften Temperaturen, auch die Eidechsen tankten Licht und Wärme auf den antiken Unterlagen.



Dann, ca. eine Stunde vor Schliessung des Forums wurde dann die Touristenherde aus den Ecken und Winkeln gesammelt und es folgte langsam der "Alm-Abtrieb" . Wir bewegten uns gemächlich zum Ausgang an der Via Fori Imperiali, nicht ohne immer wieder schöne Ansichten zu geniessen.

Akute Schwäche liess uns in einem Pizzaladen an der Treppe bei den Mercati Traianei innehalten und so konnten der knurrende Magen und die schmerzenden Plattfüsse mit Essen, Getränken und Sitzgelegenheiten beruhigt werden.

Hier Einsichten ins Traian-Forum:

Nachdem Leib und Seele wieder mit einer grossen Pizza-Auswahl ins Gleichgewicht gekommen waren, drehten wir eine Runde in dem Rom des Touri-Wahnsinns. Vorher kreuzten wir noch dieses hübsche Jugendstilgebäude:

Und dann der Trevibrunnen,ächz. Es ist ja nun nicht der schönste Brunnen von Rom, wobei Geschmäcker durchaus verschieden sind. Wir folgten der Herde und kamen an die Tränke bzw. auch nicht, denn die Massen stauten sich auf den Treppen, sodass man garnicht heran kam an das frische Nass:



Da zogen wir es vor, lieber früh nach Hause zu fahren und ein gemeinsames Abendessen zu kochen. Davor war aber dann die Fahrt mit dem 64-Bus. Leider gestopft voll, so dass wir wie die Sardinen eingezwängt in der Mitte der Dose, nein im Bus, standen. Während der Fahrt versuchte ein Fahrgast, der weiter vorne stand, mir irgendetwas mit Gesten und Augenrollen mitzuteilen, was ich leider zunächst nicht verstand. Bis er sich schliesslich sein Portemonaie an die Stirne klatschte und da war dann auch mir Trottel klar, um was es sich handelte. :x Ich arbeitete mich schiebend und drängelnd in eine andere Richtung und musste feststellen, dass alle drei Reissverschlüsse meines Rucksacks offenstanden. Aber die Taschendieb war erfolglos geblieben. Meine Geldbörse war noch da! Ob das nun die vielen Bücher im Rucksack waren oder der Zeitpunkt des Wegdrängelns...Mein ewiger Dank geht jedenfalls an den unbekannten, umsichtigen italienischen Fahrgast mit seiner eindeutigen Gebärdensprache.
















 
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Vielen Dank für den munteren Bericht mit den wunderschönen Bildern. Die Perspektiven, die sich euch geboten haben sind echt toll aber auch der Trevibrunnen ist so aufgenommen als gäbe es keinen einzigen Touristen :lol:
 
... drehten wir eine Runde in dem Rom des Touri-Wahnsinns. Vorher kreuzten wir noch dieses hübsche Jugendstilgebäude:



Schau mal an, da hat wieder mal jemand die Galleria Sciarra entdeckt; die hatten wir ja schon lange nicht mehr "auf dem Schirm";).

Hallo Nihil, vielen Dank für diesen flotten und doch auch immer wieder profunden Rom-Reisebericht, der mir gut gefällt - vor allem auch die schönen Bilder dazu!

Und dann der Trevibrunnen,ächz...:uhoh:. Es ist ja nun nicht der schönste Brunnen von Rom, wobei Geschmäcker durchaus verschieden sind. ...


:lol: Dafür hast Du ihn aber sehr gut in Szene gesetzt, so dass Du Deine eigenen Worte Lügen strafst :lol:.
 
Liebe Tizia, Paquetta und Gaukler

Ja, durch geschicktes Jonglieren ohne über den Brunnenrand zu fallen....so elegant wie Anita Ekberg im Nass hätte das dann nicht ausgesehen :D, konnte ich immerhin vermeiden, Touristen mit auf das Foto zu bekommen. Ich finde, die nächtens angestrahlten Brunnen haben eine spezielle Aura, viel geheimnisvoller und oft attraktiver als unter der strahlenden Sonne von Rom.

Die Galeria Sciarra ist ein kleines Bonmots abseits meiner etwas antikenlastigen Spaziergänge. Und um diese Abendstunde auch leer! :roll: Ich wunderte mich schon, dass keiner dieses Juwel zu bemerken scheint, aber dass ändert sich bei Tageslicht, wenn ich mir die Bilder im Link von Paquetta bzw. bei Ludovico anschaue.
 
Dienstag, 28.02. Kleine Kirchen, grosses Museum:

Während meine Familie sich zur Besichtigung in den Petersdom begab, fuhr ich mit dem 64-Bus ins Stadtzentrum( den Rucksack gut gesichert vor dem Bauch). Ich stieg wieder die schöne Treppe zum Campidoglio hinauf, kreuzte zwischen Palazzo Conservatori und Palazzo Senatorio hindurch und stieg den Hügel über die Via Campidoglio herab und kam über die Via di Foro romano und Via di S. Teodoro zu eben der Kirche selbigen Namens. Oben vom Palatin schaut man ja immer auf diesen hübschen Rundbau und dieses Mal wollte ich mir auch mal das Innenleben dieser Kirche anschauen.

S. Teodoro zählt auch zu den alten Titelkirchen, errichtet Ende des 6. Jahrhunderts über den Resten antiker Gebäude. Letzteres ist in Rom ja nicht ungewöhnlich. Das Viertel war damals vorwiegend von Griechen bewohnt; und S. Teodoro von Amaseia ein Martyrer, der vor allem in der Ostkirche verehrt wurde. Auch eine Diakonie wird um 590 erwähnt. Überhaupt befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft die Kirchen S. Giorgio in Velabro, S.Maria in Cosmedin, S.Maria Antiqua und S. Anastasia, lauter ostkirchlich geprägte Gemeinden.

Im 8. Jahrhundert erfolgten Restaurierungen und Umbauten, im 15 Jahrhundert wurde der kuppelgewölbte Zentralbau mit 3 Apsiden neu auf den alten Fundamenten errichtet. 1702 wurde die Kirche und der Vorhof durch Carlo Fontana renoviert und neu gestaltet, so wie wir sie heute sehen können. S.Teodoro dient heute der griechisch-orthodoxen Gemeinde in Rom.

So sieht das Kirchlein im Wesentlichen heute noch aus, wie sie S.Teodoro in der Hand hält.( Ich bitte, die schlechte Qualität des Fotos zu entschuldigen, aber ich habe keine Aufnahme vom Gesamt-Gemäuer gemacht.)

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Innen wäre in der Apsis noch ein gut erhaltenes Mosaik aus dem 6. Jahrhundert zu sehen, wenn denn ein wenig Licht ins Dunkel fallen täte. Ich sah nur Konturen, mein Fotoapparat nicht mal diese. Ein Beleuchtungsapparat scheint nicht zu existieren. Vor der Apsis ist auch alles zugestellt mit grosse Ikonen, so dass man trotz des kleinen Raumes nicht wirklich etwas sehen kann. Ich begnügte mich mit S. Teodoro:

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Und fand die Ritzereien zu beiden Seiten der Pforte viel interessanter:

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Dann stieg ich den selben Weg wieder hinauf auf das Kapitol und stattete meiner Lieblingskirche S. Maria Aracoeli einen Besuch ab. Eigentlich ist es ja keine kleine Kirche, aber gegen die wirklich grossen Patriachalskirchen wirkt sie doch bescheidener.

Im 13. Jahrhundert wurde die Kirche vom Franziskanerorden neu errichtet im romanischen Stil, mit wenigen frühgotischen Anklängen. Natürlich gab es auch einen Vorgängerbau, und zu den römischen Zeiten war hier die Arx, die Fluchtburg und spätere Münzprägestelle, der Ort des Tempels der obersten Göttin im Götterhimmel, der Juno Moneta. Es ranken sich Legenden und Geschichten um diesen heiligen Bezirk, sei es diejenige der wachsamen schnatternden Gänse, die die Römer mit ihrem Krach vor einem Angriff der Feinde bewahrten oder der christliche Mythos, der Weissagung der tiburtinischen Sibylle an Kaiser Augustus, dass ein Kind kommen werde, grösser als der Kaiser und die alten Götter stürzen werde. Worauf Kaiser Augustus einen Himmelesaltar dort errichten liess, Ara`Coeli.

Dieser Altar soll auch noch in der Kirche zu sehen sein, unter dem Grab der Heiligen Helena, die auch nicht mehr in ihrem Mausoleum an der Via Casilina liegt. Im Laufe der Jahrhunderte kamen dann auch noch die anderen Stilrichtungen dazu, aber trotz Stilvermischung im Inneren strahlt diese Kirche etwas Archaisches aus. Vielleicht liegt das an den völlig verschiedenen Säulen und Kapitellen, die auf dem Forum zusammen geklaubt wurden.


Der zunächst 3-schiffige Kirchenbau( 1 grosses, breites Hauptschiff, 2 schmale Seitenschiffe) wurde dann durch den Anbau der Grabkapellen zu einer 5-schiffigen Kirche.

Ich betrat die Kirche durch den Seiteneingang hinter dem Palazzo Nuovo durch die kleine Pforte mit dem Marien-Mosaik, dass aber erst 1564 an diese Stelle verlegt wurde. Man nimmt an, dass es ursprünglich von Jacopo Torriti oder aus der Schule um Pietro Cavallini stammt:


Die Kirche wurde im Laufe der Jahrhunderte als Grablege benutzt und so steht, läuft, sieht man an allen Orten auf Grabsteine, Epitaphen, Memento mori, Grabkapellen.

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Es geht auch grösser, wie die vielen pompösen Grabkapellen und Epitaphen zeigen: Hier nur kurz und knapp die Bufalini-Kapelle


Hier rechts vom Hauptportal das Grabmal des Lodovico d´Albret von 1465, geschaffen von Andrea Bregno, der hiermit sein erstes Werk in Rom zeigte, eine neue Formensprache demonstrierte und nachhaltigen Einfluss auf nachfolgende Bildhauer hatte.
Zum Kardinal gibt es wenig Information. Geboren 1422, wurde er auf französischen Druck durch König Louis XI auf Papst Pius II ( Borromini) zum Kardinalpriester ernannt und bekam die Titel-Kirche SS. Marcellino e Pietro... wo wir noch am Vortag in der Katakombe gewesen waren.

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Manche Epitaphe sind so riesig, dass man sie garnicht auf ein Bild bekommt. Daher nur das Wesentliche :evil::


Im Querschiff, eigentlich ein Stummelchen, was kaum über die Seitenschiffe hinausreicht, sieht man links ein schönes gotisches Grabmal des Kardinal Matteo d´Acquasparta von 1302, gestaltet von Giovanni da Cosma.

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Kardinal Matteo d´Acquasparta ( um 1240 geboren) war Franziskaner und ein gelehrter, sehr einflussreicher Mann, der auch die Ordensregeln der Franziskaner veränderte, was nicht immer die Zustimmung aller Brüder fand. Dante verewigte ihn in seiner Divina Comedia.

Im Fresko darüber Maria mit Kind, begleitet vom Heiligen Matthäus und Heilgen Franziskus, eine Arbeit, die Pietro Cavallini zugeschrieben wird.

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Wenn man sich nach links dreht in Richtung Hauptschiff, steht man vor der Marmorfigur des Papst Leo X, die einen ob ihrer Hässlichkeit recht verschreckt. Eigentlich sieht Leo X. aus wie eine glubschäugige dicke Kröte.
Das Bambino Sancto mag Wunder wirken, so recht ästhetisch ist es auch nicht. Deswegen keine Bilder weder von Leo, noch vom Bambino.

Es gibt viel Schönes in der Kirche zu sehen, so viel, dass ich mal wieder ganz viel auch übersehen habe.

In der Kapelle im rechten Seitenschiff gleich beim Seiteneingang ist die Kapelle des S. Pasquale Baylon, vielfarbiger Marmor mit schönsten barocken Verformungen und im Hintergrund eine kleines gotisches Fresko, Maria mit Kind, zwischen Johannes dem Täufer und Johannes Evangelist. Auch dieses könnte von Pietro Cavallini stammen.


Und im linken Seitenschiff ein Grabmal eines italienischen Afrikaforschers, was dessen Taten und die Umstände seines dramatischen Ablebens beschreibt: Eugenio Prinz Ruspoli aus vornehmer römischer Familie stammend, tummelte sich gerne in Afrika, sowohl als Forscher, wohl auch als politischer Emisär, gerne in militärischer Begleitung, um die italienischen Interessen in Afrika durchzusetzen und wohl auch als begeisterter Grosswildjäger. Die Jagd auf einen grossen Elefanten ging aber sehr ungünstig für den Prinzen aus, denn er wurde von dem Elefante infuriato totgetrampelt.

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Nun scheine ich ja wirklich eine sehr jenseitslastige Vorstellung von der Kirche gegeben zu haben... :twisted:

Als Trost und Zuflucht für die betrübten Seelen ;) :An einer Säule ist das wunderschöne Fresko der S. Maria di Rifugio aus dem 15. Jahrhudert zu sehen, mit einer kleinen kapellenartigen Umbauung:

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Eine Säule weiter sieht man den Heiligen Lukas aus dem 14. Jahrhundert. Wahrscheinliche waren alle Säulen im Mittelalter bemalt:

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Der Fussboden ist ein ganz eigenes Kunstwerk und fasziniert durch seine mäandernden Muster. Hier nur ein winziger Ausschnitt aus dem vielfältigen Bodenbelag:

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Nach diesem alten, aber nicht antiken Augenschmaus ging es dann hinüber in die Kapitolinischen Museen, um die Kunstwerke früherer Epochen zu erleben.






 
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:thumbup: Sehr schön - für mich wieder etliche neue Einsichten in mehr oder weniger nicht so gut Bekanntes "neben der Straße". Auch die "Grablege-Schau" gefällt mir gut; 8O was sich doch da so in einer Kirche entdecken lässt!
Folgendes ist mir aufgefallen:
Hier rechts vom Hauptportal das Grabmal des Lodovico d´Albret von 1465, ... Zum Kardinal gibt es wenig Information. ... zum Kardinalpriester ernannt und bekam die Titel-Kirche SS. Marcellino e Pietro... wo wir noch am Vortag in der Katakombe gewesen waren.



Die Titel-Kirche war die Kirche Santi Marcellino e Pietro al Laterano, die den beiden Heiligen aus besagter Katakombe geweiht ist, und nicht die Kirche Santi Marcellino e Pietro ad Duas Lauros an der Via Casilina. ;)
 
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Danke Pasquetta für die Aufklärung! Wie hast du das mit dem Kardinal und der richtig zugeordneten Titelkirche herausgefunden ?

Ich muss schon sagen, die Reliquien machen ja ziemliche Odyseen von einem Ort zum Anderen. Mir war garnicht klar, dass die Gebeine von Marcellino und Pietro aus den Katacomben nach SS. Marcellino e Pietro al Laterano überführt worden waren, andrerseits erklärt das nun aber den Namen der Kirche...:roll:. Ich hatte mir vorgestellt, die Reliquien wären geradewegs aus der Katacombe nach Seligenstadt " versetzt" worden.
 
Danke Pasquetta für die Aufklärung! Wie hast du das mit dem Kardinal und der richtig zugeordneten Titelkirche herausgefunden ?
Das habe ich (über diesem Umweg: Chiesa dei Santi Marcellino e Pietro al Laterano ;)) hier gelesen: Santi Marcellino e Pietro (titolo cardinalizio)
Ich muss schon sagen, die Reliquien machen ja ziemliche Odyseen von einem Ort zum Anderen. Mir war garnicht klar, dass die Gebeine von Marcellino und Pietro aus den Katacomben nach SS. Marcellino e Pietro al Laterano überführt worden waren, andrerseits erklärt das nun aber den Namen der Kirche...:roll:. Ich hatte mir vorgestellt, die Reliquien wären geradewegs aus der Katacombe nach Seligenstadt " versetzt" worden.

Nein, ich denke, Du hast das schon richtig verstanden: die Gebeine der Beiden waren in den Katakomben und darüber die Basilika (noch unter Konstantin erbaut) und dann wurden sie im 9. Jh. - via Steinbach im Odenwald - an den Main "entführt" und der Ort dann "Seligenstadt" genannt. Ehre wem Ehre gebührt ;) (obwohl, es geht auch die Legende, dass Karl d.Gr. dort seine Tochter wiedergefunden hat und ausgerufen haben soll: Selig sei die Stadt genannt, da ich meine Tochter wieder fand", so noch zu lesen am Erker des Einhardhauses) :D.
 
Vielen Dank für den schönen Bericht. Diese "Umrundung" des Forums mit der verbundenen Besichtigung dieser etwas "versteckten" Kirchen wie S. Teodoro, habe ich auch einmal gemacht. Du hast viele Erinnerungen wecken können.

Danke Pasquetta für die Aufklärung! Wie hast du das mit dem Kardinal und der richtig zugeordneten Titelkirche herausgefunden ?
Hinzu kommt, dass Santi Marcellino e Pietro in der Via Casilina niemals römische Titularkirche war.
 
Grosses Museum

So, nun stolz geschmückt mit den neuen Rang eines Centurio, nehme ich Euch mit hinüber zum Kapitol bzw. in das Museum.

Auf der Piazza Capitolini hatte sich ein Trüppchen römischer Plebejer versammelt und protestierte lautstark mit Tröten und Sprechchören gegen irgendwas, bewacht von ein paar Polizisten. Ich zog es vor, in die Stille des Museums zu verschwinden. Es war wirklich sehr ruhig, es gab kaum Besucher, ausser einer Schulklasse, die sehr diszipliniert besondere Kunstwerke anschaute oder vor sich hin "schlief".
Ich war alleine mit der Lupa 8O.


Endlich kann ich mal den wunderschönen Mosaikfussboden betrachten und ohne " Beifuss" fotographieren.

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Im nächsten Saal erkannte ich die Medusa von Bernini, natürlich nicht antik, sondern barock, aber das Sujet eines antiken Mythos.


Medusa, eine sterbliche Schönheit aus der inzestuösen Verbindung von Bruder und Schwester, den Meeresgottheiten Phorkys und Keto, verdrehte vielen Männern und auch Göttern den Kopf, u.a. Poseidon. Als Pallas Athene die beiden beim Techtelmechtel überraschte, war sie darüber so erzürnt, dass sie Medusa in das bekannte Monster verwandelte mit Schlangen statt Haaren auf dem Kopf und einem Blick, der alle Lebewesen, die sie schauten, versteinern liess.


Das Haupt der Medusa wurde von vielen Künstlern dargestellt, meistens in dekapitiertem Zustand. Bernini porträtiert stattdessen Medusa in dem Moment, wo sie sich gewahr wird, dass der Fluch der Palas Athene sie in ein Monster verwandelt hat. Die herrlichen Haare sind zu sich windenen Schlangen geworden, ihr Blick und ihr Gesicht zeigen den Ausdruck des Entsetzen und der Fassungslosigkeit.

Im nächsten Saal Archaisches: die vielbrüstige Diana efesina. Von der griechischen Artemis übernommen, verehrten die Römer nahtlos unter anderem Namen die Göttin der Fruchtbarkeit, der Jagd und des Krieges.


Dann die Reste eines Bronzepferdes, vielleicht ein Vorbild für die Bronzeskuplturen im Trajan-Forum?

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Ein paar Stufen hinauf, gilt der Spruch: ein schöner Rücken kann entzücken :] Die Venus vom Esquilin zeigt dem Besucher zunächst den Allerwertesten. Nackt, nur mit Sandalen bekleidet, das Badehandtuch über eine Vase drapiert. Auf der Vase schlängelt sich eine Uräus-Schlange, Symbol für den Pharao, was zu Diskussionen unter den Forschern führt, ob die Venus vielleicht die ägyptische Pharaonin Kleopatra darstellt.



Nun befinden wir uns in den Horti Maecenatenari, natürlich nicht im Grün, sondern was an Statuen und Skulpturen aus dem Garten des Freundes des Kaiser Augustus, Maecenas, geborgen wurde.

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Der abgebildete Satyr in der Mitte ist die bildhafte Darstellung der Häutung des Marsyas. Ein griechischer Mythos um eine Art Sängerstreit, ausgetragen von Apollo auf seiner Kythara und Masyas auf seiner Panflöte. Masyas spielte so gut auf seinem Instrument, dass es den Gott Apollo herausforderte. Mit einer grausamen List entschied dieser den Wettstreit für sich, indem er ( in einer von vielen Variationen der Geschichte) Marsyas aufforderte sein Instrument verkehrt herum zu spielen, was wohl auf der Kythara aber nicht auf der Flöte möglich ist. Zur Strafe für die göttlich Beleidigung liess Apollo den armen Satyr an einem Baum aufhängen und bei lebendigem Leibe häuten. Dies scheint bei den Römern ein beliebtes Thema gewesen zu sein, denn es begegnete uns im Palazzo Doria Pamphilij, in den kapitolinischen Museen und in der Centrale Montemartini.

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Eine hübsche Brunnenschale steht vor den Stelen der Carytiden. Bei näherem Hinsehen vergeht einem aber die Lust die Hand ins imaginäre kühlende Nass zu tauchen. 8O Allerdings schlängeln auch die Reptilien auf dem Trockenen.

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Die so traurig guckende Amazone wurde ebenfalls im Garten des Gaius Cilnius Maecenas gefunden. Wo genau die Gärten lokalisiert waren, weiss man nicht genau, da Nero sie später in seine Domus transitoria einfügen liess. An der Via Merolana gibt es einen kleinen unscheinbaren Rundbau, das sogenannte Auditorium des Maecenas. Ob dort vielleicht Dichterlesungen des Vergil und Horaz stattgefunden haben, die sich der Förderung durch Maecenas erfreuten? Jedenfalls haben nicht nur seine Gartenschönheiten die Jahrtausende überlebt und natürlich auch die Schriften der genannten Dichter, sondern auch sein Name wurde der Wortstamm von Mäzen, als grosszügiger Förderer der Kunst und Kultur.

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Nun brauchten wir erstmal eine Erfrischung, die wieder im Cafe Capitolinum eingenommen wurde. Während wir gemütlich bei Cappucchino und Kuchen sassen, kamen von draussen erst ein paar der Streikenden, um sich für weitere Proteste zu stärken, und etwas später auch die Polizisten, die auf die Streikenden aufgepasst hatten und nahmen gemeinsam den Kaffee an der Bar ein. :]


 
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