Rom: Rom zerfällt

Nun, was den Zerfall im wörtlichen Sinne betrifft, so beabsichtigt die Stadtverwaltung dazu beizutragen durch Untertunnelung des centro storico:
Metro C.
 
Nun, was den Zerfall im wörtlichen Sinne betrifft, so beabsichtigt die Stadtverwaltung dazu beizutragen durch Untertunnelung des centro storico:
Metro C.

Warum nur fällt mir da so ganz spontan der Kölner U-Bahn-Bau ein? :rolleyes:

Guten Morgen,

bitte jetzt keine self fullfilling prophecys ;)

Eine Metro unterhalb des centro storico wäre das beste, was Rom passieren könnte, um den überirdischen Verkehr dort zu entzerren. Hoffentlich beaufragt man solche damit, die sich mit so etwas auskennen.

Grüsse
Rainer
 
Also es bedarf natürlich bei Weitem nicht erst eines derartigen worst case wie in Köln, um den Untergrund des centro storico nachhaltig zu schädigen.
 
Wie ich meine, sollte man einfach mal das geniessen, was einem zur Verfügung steht, anstatt das zu betonen, was fehlt resp. was nicht mehr da ist.

Meine erste Romreise liegt nunmehr auch fast ein Vierteljahrhundert zurück. Alles verändert sich - das ist halt der Lauf des Lebens, und ich könnte nicht sagen, dass es früher "besser" war. Es war anders; viele Dinge haben sich zum Postiven entwickelt, und insbesondere das Reisen selbst und die Unterkunftsmöglichkeiten sind bedeutend vereinfacht worden. Müll hat es immer schon gegeben, bloss hat man ihn im ersten Enthusiasmus einfach nicht wahrgenommen. Erst mit der Zeit und vieler Romreisen blickt man hinter die Fassade, die ob ihrer "Verblendung" eben auch den unschönen Schund einer Großstadt mitbringt.

Und wer in Rom den blitzsauberen Marmor der Kaiserpaläste und Tempel vergangener Zeit erblickt, sollte sich klarmachen, dass gleich nebenan auch das Elend und Leid und mit ihnen der ganze "Zerfall" zuhause war. Damals wie heute, und im Grunde wird sich daran auch nichts wesentliches verändern (lassen).

"Rom zerfällt" - ein Artikel einer "Genuß-Redakteurin"... :D

Grüsse
Rainer
 
Wie ich meine, sollte man einfach mal das geniessen, was einem zur Verfügung steht, anstatt das zu betonen, was fehlt resp. was nicht mehr da ist.

Was einem ja auch nur nach einer gewissen Anzahl von Lebensjahren möglich ist.

Es wäre spannend zu erfahren, was Jugendliche in 50 Jahren über das heutige Rom schreiben. Aber dann weile ich wohl nicht mehr auf diesem Planeten und Rom wird wohl immer noch da sein.
 
Ich habe vor gar nicht langer Zeit noch einen interessanten Artikel über die schon jahrtausendealte Tradition des "FrüherWarAllesBesser-Jammerns" gelesen... ;)

Müsste ich heute einen Artikel über Rom verfassen, hiesse er nicht "Rom zerfällt"...

Er hiesse

"Rom im Ausverkauf"

Grüsse
Rainer
 
Wie ich meine, sollte man einfach mal das geniessen, was einem zur Verfügung steht, anstatt das zu betonen, was fehlt resp. was nicht mehr da ist.
Dem schließe ich mich gerne an.


Hingegen diesbezüglich ging es mir genau umgekehrt:
Müll hat es immer schon gegeben, bloss hat man ihn im ersten Enthusiasmus einfach nicht wahrgenommen. Erst mit der Zeit und vieler Romreisen blickt man hinter die Fassade, die ob ihrer "Verblendung" eben auch den unschönen Schund einer Großstadt mitbringt.
Gerade bei der ersten Reise (Mai/Juni 2000) waren wir sehr geschockt beim Anblick von so viel Verwahrlosung und Dreck. Erst im Laufe der Zeit habe ich gelernt, diese Zustände hinzunehmen mit der Gelassenheit des Außenstehenden.

Allerdings denke ich schon, dass die Verwahrlosung seitdem merklich größer geworden sei. Aber im Allgemeinen stört mich das wenig oder gar nicht.
 
Hier und da ist der römische Zerfall auch richtig gefährlich: Piazza Re di Roma, si stacca un pezzo di cornicione, ferita una ragazza.
In piazza Re di Roma all'altezza del civico 14, intorno alle 13.30, si è staccato un pezzo di cornicione, andando a colpire una passante, una ragazza che è stata poi ricoverata in codice rosso.
Von diesem Haus an der Piazza Re di Roma stürzte heute Mittag gegen 13.30 h ein Teil des Gesimses auf ein junges Mädchen herunter. Sie musste schwer verletzt ins Krankenhaus transportiert werden.
 
Ich habe mit Interesse die Diskussion zum Thema "Rom zerfällt" nachgelesen und möchte nun als "römisches Urgestein"gar keinen weiteren, eigenen Kommentar dazu abgeben. Aber wie es sich so ergibt: passend finde ich was schon Ingeborg Bachmann 1954 in ihrem Essay „Was ich in Rom sah und hörte“ schreibt und gerade vor einigen Tagen in Vatican News - Aktenzeichen zu lesen war.
„In Rom sah ich, dass dem Palazzo Cenci, in dem die unglückliche Beatrice vor ihrer Hinrichtung lebte, viele Häuser gleichen. Die Preise sind hoch und die Spuren der Barbarei überall. Auf den Terrassen morschen die Oleanderkübel zu Gunsten der weißen und roten Blüten. Sie möchten fortfliegen, denn sie kommen gegen den Geruch von Unrat und Verwesung nicht an, der die Vergangenheit lebendiger macht, als Denkmäler es vermöchten. ... Ich sah auf dem Campo de’ Fiori, dass Giordano Bruno noch immer verbrannt wird. Jeden Sonnabend, wenn um ihn herum die Buden abgerissen werden, und nur noch die Blumenfrauen zurückbleiben, wenn der Gestank von Fisch, Klo und verfaultem Obst auf dem Platz verebbt, tragen die Männer den Abfall, der geblieben ist, nach dem alles gefeilscht wurde, vor seinen Augen zusammen und zünden den Haufen an. ... In Rom sah ich, dass alles einen Namen hat und man den Namen kennen muss. Selbst Dinge wollen gerufen werden. Der ludowistische Thron ist nicht mit dem letzten Gekrönten gefallen. Säulen sind vom Tempel der Venus stehengeblieben - von diesem Tempel und keinem anderen. ... Die Geschlechter heißen Ruspoli und Odescalchi, Farnese und Barberini, Aldobrandini. Sie heißen noch so, wenn in einem Campagna-Schloss die Obdachlosen ihre Eisenbetten aufstellen und die Wasserbehälter auf den Sarkophagen stapeln. Der letzte der Familie ist längst weggezogen.“
 
Ein wirklich passender Artikel zu diesem Thema!
Vielen Dank dafür, liebe Pasquetta!
 
"Roma in rovina", la cartolina dall'Italia del New York Times

Von Jason Horowitz, seines Zeichens Rom-Korrespondent der NYT, kommt eine melancholische roemische Weihnachtskarte:
Rome in Ruins. My Christmas postcard (with love!) from a city in danger of becoming a dump.
Wobei ich allerdings sagen kann, dass wenigstens hier bei uns in Monteverde Ende letzter Woche der Muell ganz regulaer abgeholt wurde.
Also das ist hier - zum Glueck - noch kein Vergleich mit Bildern, die man aus anderen Teilen der Stadt sieht.

Aber in einem der beruechtigten Loecher bin ich richtig heftig gestolpert (allerdings gluecklicherweise nur beinahe zu Fall gekommen; und sogar die Knoechelschmerzen waren nach nur ca. 30 Minuten wieder weg), auf der Via Garibaldi, als wir am Freitagvormittag zum Tempietto gingen und ich gerade die Kanonenkugel an S. Pietro in Montorio zeigte bzw. erklaerte - ohne dabei auf meine Fuesse zu achten. :rolleyes:
 
Im Oktober beobachteten wir in der Villa Sciarra eine große Gruppe von Nachbarn/Anliegern, die dort klaar Schiff machten (aufräumen, Wildwuchs zurückschneiden etc.). Wir fanden das sehr löblich. Es zeigte und aber, dass die Anwohner sehr unzufrieden sind mit dem Zustand in ihrem Viertel. Die Villa Sciarra bietet ja eigentlich wenigstens etwas Grün und Platz zum Spielen im Freien.

Ansonsten, wenn mann nicht nur auf den Touristenautobahnen verkehrt, bleibe ich bei meiner früheren Aussage. Wer die Augen offen hält sieht am Rand und in den Ecken sehr viel Dreck.
 
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